wird das Quecksilber viel vollständiger aus den Retorten herausgebracht und die Arbeiter werden beim Einschmelzen des Silbers vor den so schädlichen Einwirkungen der Quecksilberdämpfe geschützt. H. S. Myers befreit auf chemischem Wege die Silbererze (auch Golderze) von den die Amalgamation so erschwerenden, ihnen anhaftenden Stoffen. Nach seiner Methode wird das zerstampfte oder gepulverte Erz vor dem Rösten mit einer Lösung von Salmiak und nach dem Rösten mit einem Gemisch von Schwefelsäure und Wasser befeuchtet, wodurch die Metall- partikel für vollkommene Amalgamation geeignet werden. Für die Amalgamation reinerer Erze (Silber und Gold) empfiehlt Mühlenberg einen Cyankaliumzusatz bis 5 %, da dadurch alle Gold- und Silber- salze besser gelöst werden.
Es sollen nun diejenigen Methoden der Silberdarstellung auf nassem Wege besprochen werden, bei welchen das Silber durch Auf- lösen und Fällen gewonnen wird.
Nach Augustin werden die durch Pochen und Mahlen in ein feines Pulver verwandelten Silbererze geröstet, wobei sich schwefel- saures Silberoxyd bildet. Dieses wird von neuem unter Zusatz von Kochsalz d. i. Chlornatrium geröstet, wodurch das schwefelsaure Silber- oxyd in Silberchlorid übergeführt wird. Das so gewonnene Chlor- silber wird durch Ausziehen des Röstgutes mit heißer, konzentrierter Kochsalzlösung aufgelöst und aus der Lösung mittels metallischen Kupfers als metallisches Silber gefällt. Aus der zurückbleibenden kupferchlorürhaltigen Lauge wird das Kupfer durch Eisen gefällt. Die von Ziervogel angegebene Methode ist der Augustinschen ähnlich, nur unterläßt Ziervogel das zweite Rösten mit Kochsalz und zieht das sich beim ersten Rösten bildende schwefelsaure Silberoxyd direkt mit heißem Wasser aus, in welchem sich dieses und das schwefelsaure Kupferoxyd auflösen. Aus dieser Lösung wird gleichfalls durch metallisches Kupfer das Silber niedergeschlagen und Kupfersulfat als Nebenprodukt erhalten. Dieses Verfahren erfordert weniger Röstkosten und Arbeitslöhne, als das vorstehende, aber es ist nur für reichere Erze verwendbar, und auch die Rückstände sind silberhaltiger. Ein Bleigehalt der Erze erschwert wegen der leicht eintretenden Sinterung das Rösten nach diesem Verfahren sehr, und Arsen wie Antimon in den Erzen machen es überhaupt unanwendbar, weil sich dann die be- treffenden Arsen- und Antimonverbindungen des Silbers bilden, und diese in Wasser unlöslich sind. Patera und v. Hauer schlagen vor, das Silber aus mit Kochsalz gerösteten Erzen mittels unterschweflig- sauren Natrons zu lösen und dann das Silber aus der Lösung -- wie vorher gesagt -- niederzuschlagen.
Die Schwefelkiese oder Pyrite, welche bei der Schwefelsäure- fabrikation zur Darstellung der schwefligen Säure benutzt werden, ent- halten häufig Kupfer und geringe Mengen Silber, weshalb die Röstrückstände dieser Fabrikation, Kiesabbrände genannt, auch auf
Das Silber.
wird das Queckſilber viel vollſtändiger aus den Retorten herausgebracht und die Arbeiter werden beim Einſchmelzen des Silbers vor den ſo ſchädlichen Einwirkungen der Queckſilberdämpfe geſchützt. H. S. Myers befreit auf chemiſchem Wege die Silbererze (auch Golderze) von den die Amalgamation ſo erſchwerenden, ihnen anhaftenden Stoffen. Nach ſeiner Methode wird das zerſtampfte oder gepulverte Erz vor dem Röſten mit einer Löſung von Salmiak und nach dem Röſten mit einem Gemiſch von Schwefelſäure und Waſſer befeuchtet, wodurch die Metall- partikel für vollkommene Amalgamation geeignet werden. Für die Amalgamation reinerer Erze (Silber und Gold) empfiehlt Mühlenberg einen Cyankaliumzuſatz bis 5 %, da dadurch alle Gold- und Silber- ſalze beſſer gelöſt werden.
Es ſollen nun diejenigen Methoden der Silberdarſtellung auf naſſem Wege beſprochen werden, bei welchen das Silber durch Auf- löſen und Fällen gewonnen wird.
Nach Auguſtin werden die durch Pochen und Mahlen in ein feines Pulver verwandelten Silbererze geröſtet, wobei ſich ſchwefel- ſaures Silberoxyd bildet. Dieſes wird von neuem unter Zuſatz von Kochſalz d. i. Chlornatrium geröſtet, wodurch das ſchwefelſaure Silber- oxyd in Silberchlorid übergeführt wird. Das ſo gewonnene Chlor- ſilber wird durch Ausziehen des Röſtgutes mit heißer, konzentrierter Kochſalzlöſung aufgelöſt und aus der Löſung mittels metalliſchen Kupfers als metalliſches Silber gefällt. Aus der zurückbleibenden kupferchlorürhaltigen Lauge wird das Kupfer durch Eiſen gefällt. Die von Ziervogel angegebene Methode iſt der Auguſtinſchen ähnlich, nur unterläßt Ziervogel das zweite Röſten mit Kochſalz und zieht das ſich beim erſten Röſten bildende ſchwefelſaure Silberoxyd direkt mit heißem Waſſer aus, in welchem ſich dieſes und das ſchwefelſaure Kupferoxyd auflöſen. Aus dieſer Löſung wird gleichfalls durch metalliſches Kupfer das Silber niedergeſchlagen und Kupferſulfat als Nebenprodukt erhalten. Dieſes Verfahren erfordert weniger Röſtkoſten und Arbeitslöhne, als das vorſtehende, aber es iſt nur für reichere Erze verwendbar, und auch die Rückſtände ſind ſilberhaltiger. Ein Bleigehalt der Erze erſchwert wegen der leicht eintretenden Sinterung das Röſten nach dieſem Verfahren ſehr, und Arſen wie Antimon in den Erzen machen es überhaupt unanwendbar, weil ſich dann die be- treffenden Arſen- und Antimonverbindungen des Silbers bilden, und dieſe in Waſſer unlöslich ſind. Patera und v. Hauer ſchlagen vor, das Silber aus mit Kochſalz geröſteten Erzen mittels unterſchweflig- ſauren Natrons zu löſen und dann das Silber aus der Löſung — wie vorher geſagt — niederzuſchlagen.
Die Schwefelkieſe oder Pyrite, welche bei der Schwefelſäure- fabrikation zur Darſtellung der ſchwefligen Säure benutzt werden, ent- halten häufig Kupfer und geringe Mengen Silber, weshalb die Röſtrückſtände dieſer Fabrikation, Kiesabbrände genannt, auch auf
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Das Silber.
wird das Queckſilber viel vollſtändiger aus den Retorten herausgebracht
und die Arbeiter werden beim Einſchmelzen des Silbers vor den ſo
ſchädlichen Einwirkungen der Queckſilberdämpfe geſchützt. H. S. Myers
befreit auf chemiſchem Wege die Silbererze (auch Golderze) von den
die Amalgamation ſo erſchwerenden, ihnen anhaftenden Stoffen. Nach
ſeiner Methode wird das zerſtampfte oder gepulverte Erz vor dem
Röſten mit einer Löſung von Salmiak und nach dem Röſten mit einem
Gemiſch von Schwefelſäure und Waſſer befeuchtet, wodurch die Metall-
partikel für vollkommene Amalgamation geeignet werden. Für die
Amalgamation reinerer Erze (Silber und Gold) empfiehlt Mühlenberg
einen Cyankaliumzuſatz bis 5 %, da dadurch alle Gold- und Silber-
ſalze beſſer gelöſt werden.
Es ſollen nun diejenigen Methoden der Silberdarſtellung auf
naſſem Wege beſprochen werden, bei welchen das Silber durch Auf-
löſen und Fällen gewonnen wird.
Nach Auguſtin werden die durch Pochen und Mahlen in ein
feines Pulver verwandelten Silbererze geröſtet, wobei ſich ſchwefel-
ſaures Silberoxyd bildet. Dieſes wird von neuem unter Zuſatz von
Kochſalz d. i. Chlornatrium geröſtet, wodurch das ſchwefelſaure Silber-
oxyd in Silberchlorid übergeführt wird. Das ſo gewonnene Chlor-
ſilber wird durch Ausziehen des Röſtgutes mit heißer, konzentrierter
Kochſalzlöſung aufgelöſt und aus der Löſung mittels metalliſchen
Kupfers als metalliſches Silber gefällt. Aus der zurückbleibenden
kupferchlorürhaltigen Lauge wird das Kupfer durch Eiſen gefällt.
Die von Ziervogel angegebene Methode iſt der Auguſtinſchen ähnlich,
nur unterläßt Ziervogel das zweite Röſten mit Kochſalz und zieht das
ſich beim erſten Röſten bildende ſchwefelſaure Silberoxyd direkt mit
heißem Waſſer aus, in welchem ſich dieſes und das ſchwefelſaure
Kupferoxyd auflöſen. Aus dieſer Löſung wird gleichfalls durch
metalliſches Kupfer das Silber niedergeſchlagen und Kupferſulfat als
Nebenprodukt erhalten. Dieſes Verfahren erfordert weniger Röſtkoſten
und Arbeitslöhne, als das vorſtehende, aber es iſt nur für reichere
Erze verwendbar, und auch die Rückſtände ſind ſilberhaltiger. Ein
Bleigehalt der Erze erſchwert wegen der leicht eintretenden Sinterung
das Röſten nach dieſem Verfahren ſehr, und Arſen wie Antimon in
den Erzen machen es überhaupt unanwendbar, weil ſich dann die be-
treffenden Arſen- und Antimonverbindungen des Silbers bilden, und
dieſe in Waſſer unlöslich ſind. Patera und v. Hauer ſchlagen vor,
das Silber aus mit Kochſalz geröſteten Erzen mittels unterſchweflig-
ſauren Natrons zu löſen und dann das Silber aus der Löſung —
wie vorher geſagt — niederzuſchlagen.
Die Schwefelkieſe oder Pyrite, welche bei der Schwefelſäure-
fabrikation zur Darſtellung der ſchwefligen Säure benutzt werden, ent-
halten häufig Kupfer und geringe Mengen Silber, weshalb die
Röſtrückſtände dieſer Fabrikation, Kiesabbrände genannt, auch auf
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/639>, abgerufen am 22.11.2024.
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