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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Rohgewinnung der Metalle.
führt, und in welcher sich das verdampfte Quecksilber wieder kon-
densiert, während das andere Ende der Röhre, nachdem sie mit
dem Silberamalgam beschickt ist, luftdicht verschlossen wird. Auch
werden gespannte Wasserdämpfe zur Destillation des Quecksilbers aus
dem Amalgam verwendet.

Das so erhaltene Tellersilber enthält noch fremde Metalle und
wird von diesen mit Ausnahme des Kupfers durch Umschmelzen in
Graphittiegeln, nachdem es mit Kohlenpulver bestreut ist, befreit. Nun
wird es "Raffinatsilber" genannt und enthält nur noch Kupfer, welches
durch Abtreiben oder Affinieren, eine Operation, die später beschrieben
werden soll, entfernt wird.

Nach der in Mexiko, Peru und Chile üblichen amerikanischen
Amalgamation werden hauptsächlich Rotgiltigerz und Fahlerze ver-
arbeitet. Hierbei müssen die zu verarbeitenden Erze sehr gut zer-
kleinert sein, weshalb sie trocken gepocht und dann mit Wasser auf
Erzmühlen, deren Steine aus Porphyr oder Basalt bestehen, sehr fein
gemahlen werden. Das Wasser des so erhaltenen feinschlammigen
Breies läßt man auf schräg liegenden Steinplatten abfließen und setzt
nach einigen Tagen Kochsalz und gerösteten, fein gemahlenen Kupfer-
kies "Magistral" genannt unter innigem Mengen und Kneten und
schließlich Quecksilber in einzelnen Rationen hinzu, eine Manipulation, die
die "Inkorporation" genannt wird. Das Mengen wird hauptsächlich
mittels Durchtretens vorgenommen, was 2 bis 5 Monate lang jeden
zweiten Tag geschehen muß, bis man glaubt, daß die Entsilberung be-
endet ist. Aus dem so erhaltenen "Quickbrei" wird das Amalgam
durch Waschen in ausgemauerten Cisternen geschieden, durch Pressen
in Zwillichsäcken vom überschüssigen Quecksilber befreit und schließlich
das im Silberamalgam befindliche Quecksilber abdestilliert. Der chemische
Vorgang aller dieser Operationen ist folgender. Die Wirkung des
Magistrals beruht auf seinem Gehalt an schwefelsaurem Kupferoxyd
(CuSO4), welches mit dem Kochsalz (NaCl) schwefelsaures Natron und
Kupferchlorid bildet. Dieses wiederum giebt einen Teil seines Chlors
an das Silber ab, indem es Kupferchlorür und Chlorsilber bildet, von
welchem das Chlorsilber in der überschüssigen Kochsalzlösung gelöst
bleibt. Sobald das Chlorsilber mit dem Quecksilber in Berührung
kommt, wird es unter Bildung von Quecksilberchlorür und Silber-
amalgam zersetzt. Diese amerikanische Amalgamation hat die Nach-
teile eines sehr großen Zeitaufwandes und eines sehr hohen Queck-
silberverbrauchs, welchen aber als Vorteile der geringe Brennmaterial-
verbrauch gegenübersteht und vor allen Dingen der Umstand, daß nach
dieser Methode, so silberarme Erze verarbeitet werden können, wie nach
keiner anderen.

F. Gutzkow destilliert das Quecksilber des Silberamalgams im
Vakuum ab und hat einen Apparat konstruiert, der das Retortieren
des Silberamalgams unter vermindertem Druck erlaubt. Hierdurch

Die Rohgewinnung der Metalle.
führt, und in welcher ſich das verdampfte Queckſilber wieder kon-
denſiert, während das andere Ende der Röhre, nachdem ſie mit
dem Silberamalgam beſchickt iſt, luftdicht verſchloſſen wird. Auch
werden geſpannte Waſſerdämpfe zur Deſtillation des Queckſilbers aus
dem Amalgam verwendet.

Das ſo erhaltene Tellerſilber enthält noch fremde Metalle und
wird von dieſen mit Ausnahme des Kupfers durch Umſchmelzen in
Graphittiegeln, nachdem es mit Kohlenpulver beſtreut iſt, befreit. Nun
wird es „Raffinatſilber“ genannt und enthält nur noch Kupfer, welches
durch Abtreiben oder Affinieren, eine Operation, die ſpäter beſchrieben
werden ſoll, entfernt wird.

Nach der in Mexiko, Peru und Chile üblichen amerikaniſchen
Amalgamation werden hauptſächlich Rotgiltigerz und Fahlerze ver-
arbeitet. Hierbei müſſen die zu verarbeitenden Erze ſehr gut zer-
kleinert ſein, weshalb ſie trocken gepocht und dann mit Waſſer auf
Erzmühlen, deren Steine aus Porphyr oder Baſalt beſtehen, ſehr fein
gemahlen werden. Das Waſſer des ſo erhaltenen feinſchlammigen
Breies läßt man auf ſchräg liegenden Steinplatten abfließen und ſetzt
nach einigen Tagen Kochſalz und geröſteten, fein gemahlenen Kupfer-
kies „Magiſtral“ genannt unter innigem Mengen und Kneten und
ſchließlich Queckſilber in einzelnen Rationen hinzu, eine Manipulation, die
die „Inkorporation“ genannt wird. Das Mengen wird hauptſächlich
mittels Durchtretens vorgenommen, was 2 bis 5 Monate lang jeden
zweiten Tag geſchehen muß, bis man glaubt, daß die Entſilberung be-
endet iſt. Aus dem ſo erhaltenen „Quickbrei“ wird das Amalgam
durch Waſchen in ausgemauerten Ciſternen geſchieden, durch Preſſen
in Zwillichſäcken vom überſchüſſigen Queckſilber befreit und ſchließlich
das im Silberamalgam befindliche Queckſilber abdeſtilliert. Der chemiſche
Vorgang aller dieſer Operationen iſt folgender. Die Wirkung des
Magiſtrals beruht auf ſeinem Gehalt an ſchwefelſaurem Kupferoxyd
(CuSO4), welches mit dem Kochſalz (NaCl) ſchwefelſaures Natron und
Kupferchlorid bildet. Dieſes wiederum giebt einen Teil ſeines Chlors
an das Silber ab, indem es Kupferchlorür und Chlorſilber bildet, von
welchem das Chlorſilber in der überſchüſſigen Kochſalzlöſung gelöſt
bleibt. Sobald das Chlorſilber mit dem Queckſilber in Berührung
kommt, wird es unter Bildung von Queckſilberchlorür und Silber-
amalgam zerſetzt. Dieſe amerikaniſche Amalgamation hat die Nach-
teile eines ſehr großen Zeitaufwandes und eines ſehr hohen Queck-
ſilberverbrauchs, welchen aber als Vorteile der geringe Brennmaterial-
verbrauch gegenüberſteht und vor allen Dingen der Umſtand, daß nach
dieſer Methode, ſo ſilberarme Erze verarbeitet werden können, wie nach
keiner anderen.

F. Gutzkow deſtilliert das Queckſilber des Silberamalgams im
Vakuum ab und hat einen Apparat konſtruiert, der das Retortieren
des Silberamalgams unter vermindertem Druck erlaubt. Hierdurch

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[620/0638] Die Rohgewinnung der Metalle. führt, und in welcher ſich das verdampfte Queckſilber wieder kon- denſiert, während das andere Ende der Röhre, nachdem ſie mit dem Silberamalgam beſchickt iſt, luftdicht verſchloſſen wird. Auch werden geſpannte Waſſerdämpfe zur Deſtillation des Queckſilbers aus dem Amalgam verwendet. Das ſo erhaltene Tellerſilber enthält noch fremde Metalle und wird von dieſen mit Ausnahme des Kupfers durch Umſchmelzen in Graphittiegeln, nachdem es mit Kohlenpulver beſtreut iſt, befreit. Nun wird es „Raffinatſilber“ genannt und enthält nur noch Kupfer, welches durch Abtreiben oder Affinieren, eine Operation, die ſpäter beſchrieben werden ſoll, entfernt wird. Nach der in Mexiko, Peru und Chile üblichen amerikaniſchen Amalgamation werden hauptſächlich Rotgiltigerz und Fahlerze ver- arbeitet. Hierbei müſſen die zu verarbeitenden Erze ſehr gut zer- kleinert ſein, weshalb ſie trocken gepocht und dann mit Waſſer auf Erzmühlen, deren Steine aus Porphyr oder Baſalt beſtehen, ſehr fein gemahlen werden. Das Waſſer des ſo erhaltenen feinſchlammigen Breies läßt man auf ſchräg liegenden Steinplatten abfließen und ſetzt nach einigen Tagen Kochſalz und geröſteten, fein gemahlenen Kupfer- kies „Magiſtral“ genannt unter innigem Mengen und Kneten und ſchließlich Queckſilber in einzelnen Rationen hinzu, eine Manipulation, die die „Inkorporation“ genannt wird. Das Mengen wird hauptſächlich mittels Durchtretens vorgenommen, was 2 bis 5 Monate lang jeden zweiten Tag geſchehen muß, bis man glaubt, daß die Entſilberung be- endet iſt. Aus dem ſo erhaltenen „Quickbrei“ wird das Amalgam durch Waſchen in ausgemauerten Ciſternen geſchieden, durch Preſſen in Zwillichſäcken vom überſchüſſigen Queckſilber befreit und ſchließlich das im Silberamalgam befindliche Queckſilber abdeſtilliert. Der chemiſche Vorgang aller dieſer Operationen iſt folgender. Die Wirkung des Magiſtrals beruht auf ſeinem Gehalt an ſchwefelſaurem Kupferoxyd (CuSO4), welches mit dem Kochſalz (NaCl) ſchwefelſaures Natron und Kupferchlorid bildet. Dieſes wiederum giebt einen Teil ſeines Chlors an das Silber ab, indem es Kupferchlorür und Chlorſilber bildet, von welchem das Chlorſilber in der überſchüſſigen Kochſalzlöſung gelöſt bleibt. Sobald das Chlorſilber mit dem Queckſilber in Berührung kommt, wird es unter Bildung von Queckſilberchlorür und Silber- amalgam zerſetzt. Dieſe amerikaniſche Amalgamation hat die Nach- teile eines ſehr großen Zeitaufwandes und eines ſehr hohen Queck- ſilberverbrauchs, welchen aber als Vorteile der geringe Brennmaterial- verbrauch gegenüberſteht und vor allen Dingen der Umſtand, daß nach dieſer Methode, ſo ſilberarme Erze verarbeitet werden können, wie nach keiner anderen. F. Gutzkow deſtilliert das Queckſilber des Silberamalgams im Vakuum ab und hat einen Apparat konſtruiert, der das Retortieren des Silberamalgams unter vermindertem Druck erlaubt. Hierdurch

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/638>, abgerufen am 22.11.2024.