Nach H. H. Schlapp wird das Werkblei mittels Zinks entsilbert, indem man das geschmolzene Werkblei in fein verteiltem Zustande durch das Zinkbad fallen läßt und dann das entsilberte Blei vom Boden des Bades aus abzieht. In der deutschen Gold- und Silberscheide- Anstalt in Frankfurt a/M. endlich wird anstatt des Zinks eine Zink- aluminiumlegierung verwendet, indem dieselbe wiederholt in das flüssige Werkblei eingerührt wird. Das Aluminium verhindert hierbei die Oxydation des Zinks, wodurch die Bildung und Absonderung des Zinksilbers viel leichter und schneller vor sich geht.
Das so erhaltene Blicksilber ist noch nicht vollständig rein, sondern enthält noch geringe Mengen anderer Metalle, welche durch "Fein- brennen", auch Raffinieren genannt, entfernt werden müssen. Dieses Feinbrennen geschieht je nach den Verunreinigungen des Silbers ent- weder in Testen, Schalen oder eisernen Ringen, welche mit Knochenasche ausgefüttert sind, unter Anwendung eines Gebläses, oder unter der Muffel, oder endlich am vorteilhaftesten und einfachsten im Flammen- ofen. Das so gereinigte Silber heißt dann "Brandsilber" und erhält man bei diesen Operationen 96,8 % des Blicksilbers. Zur Reinigung des Blicksilbers von Blei und Wismut wendet die deutsche Gold- und Silber- Scheideanstalt schwefelsaures Silberoxyd an. Dieses wird geschmolzen allmählich in das im Graphittiegel gleichfalls geschmolzene Blicksilber eingerührt. Hierbei entstehen schwefelsaures Bleioxyd und Wismut- oxyd, welche an der Oberfläche des Metallbades eine Schlacke bilden.
Auch der elektrische Strom ist im großen zur Gewinnung des Silbers aus seinen Erzen durch Elektrolyse in neuerer Zeit viel ange- wendet worden. Nach einem Verfahren von Höpfner wird außer dem Kupfer das Silber direkt und sehr rationell aus seinen Erzen gewonnen. Bei dem Kupfer gestattet das Verfahren einschließlich eines 10 prozen- tigen Stromverlustes die Gewinnung von fast 33 kg chemisch reinen Kupfers mit 30 kg Kohle, ein Resultat, das bisher ganz unerreicht dasteht und noch die Verwertung der ärmsten Erze ermöglicht. Für die Silbergewinnung fehlen die diesbezüglichen Zahlenangaben noch. Luckow trennt auf elektrolytischem Wege Silber und Blei in einer 15 % freie Salpetersäure enthaltenden, salpetersauren Lösung, welche mit einigen Tropfen konzentrierter Oxalsäurelösung versetzt ist. Endlich ist der elektrische Strom auch zum Raffinieren des Silbers angewendet worden. In ein gewöhnliches elektrolytisches Bad werden Anoden von dem betreffenden silberhaltigen Metall und als Kathode eine dünne Platte reinen Silbers gebracht. Das Bad besteht aus einer sehr schwachen, etwa einprozentigen Salpetersäure, und die Anoden sind von Mousselinsäckchen umgeben, in welchen das Gold, Platin, Bleisuper- oxyd und andere in dem zu raffinierenden Silber enthaltenen fremden Metalle mit Ausnahme des Kupfers zurückbleiben. War auch Kupfer im Silber enthalten, so wird dieses zwar von der Salpetersäure ge- löst, aber nicht auf der Kathode niedergeschlagen.
Das Buch der Erfindungen. 40
Das Silber.
Nach H. H. Schlapp wird das Werkblei mittels Zinks entſilbert, indem man das geſchmolzene Werkblei in fein verteiltem Zuſtande durch das Zinkbad fallen läßt und dann das entſilberte Blei vom Boden des Bades aus abzieht. In der deutſchen Gold- und Silberſcheide- Anſtalt in Frankfurt a/M. endlich wird anſtatt des Zinks eine Zink- aluminiumlegierung verwendet, indem dieſelbe wiederholt in das flüſſige Werkblei eingerührt wird. Das Aluminium verhindert hierbei die Oxydation des Zinks, wodurch die Bildung und Abſonderung des Zinkſilbers viel leichter und ſchneller vor ſich geht.
Das ſo erhaltene Blickſilber iſt noch nicht vollſtändig rein, ſondern enthält noch geringe Mengen anderer Metalle, welche durch „Fein- brennen“, auch Raffinieren genannt, entfernt werden müſſen. Dieſes Feinbrennen geſchieht je nach den Verunreinigungen des Silbers ent- weder in Teſten, Schalen oder eiſernen Ringen, welche mit Knochenaſche ausgefüttert ſind, unter Anwendung eines Gebläſes, oder unter der Muffel, oder endlich am vorteilhafteſten und einfachſten im Flammen- ofen. Das ſo gereinigte Silber heißt dann „Brandſilber“ und erhält man bei dieſen Operationen 96,8 % des Blickſilbers. Zur Reinigung des Blickſilbers von Blei und Wismut wendet die deutſche Gold- und Silber- Scheideanſtalt ſchwefelſaures Silberoxyd an. Dieſes wird geſchmolzen allmählich in das im Graphittiegel gleichfalls geſchmolzene Blickſilber eingerührt. Hierbei entſtehen ſchwefelſaures Bleioxyd und Wismut- oxyd, welche an der Oberfläche des Metallbades eine Schlacke bilden.
Auch der elektriſche Strom iſt im großen zur Gewinnung des Silbers aus ſeinen Erzen durch Elektrolyſe in neuerer Zeit viel ange- wendet worden. Nach einem Verfahren von Höpfner wird außer dem Kupfer das Silber direkt und ſehr rationell aus ſeinen Erzen gewonnen. Bei dem Kupfer geſtattet das Verfahren einſchließlich eines 10 prozen- tigen Stromverluſtes die Gewinnung von faſt 33 kg chemiſch reinen Kupfers mit 30 kg Kohle, ein Reſultat, das bisher ganz unerreicht daſteht und noch die Verwertung der ärmſten Erze ermöglicht. Für die Silbergewinnung fehlen die diesbezüglichen Zahlenangaben noch. Luckow trennt auf elektrolytiſchem Wege Silber und Blei in einer 15 % freie Salpeterſäure enthaltenden, ſalpeterſauren Löſung, welche mit einigen Tropfen konzentrierter Oxalſäurelöſung verſetzt iſt. Endlich iſt der elektriſche Strom auch zum Raffinieren des Silbers angewendet worden. In ein gewöhnliches elektrolytiſches Bad werden Anoden von dem betreffenden ſilberhaltigen Metall und als Kathode eine dünne Platte reinen Silbers gebracht. Das Bad beſteht aus einer ſehr ſchwachen, etwa einprozentigen Salpeterſäure, und die Anoden ſind von Mouſſelinſäckchen umgeben, in welchen das Gold, Platin, Bleiſuper- oxyd und andere in dem zu raffinierenden Silber enthaltenen fremden Metalle mit Ausnahme des Kupfers zurückbleiben. War auch Kupfer im Silber enthalten, ſo wird dieſes zwar von der Salpeterſäure ge- löſt, aber nicht auf der Kathode niedergeſchlagen.
Das Buch der Erfindungen. 40
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Das Silber.
Nach H. H. Schlapp wird das Werkblei mittels Zinks entſilbert,
indem man das geſchmolzene Werkblei in fein verteiltem Zuſtande durch
das Zinkbad fallen läßt und dann das entſilberte Blei vom Boden
des Bades aus abzieht. In der deutſchen Gold- und Silberſcheide-
Anſtalt in Frankfurt a/M. endlich wird anſtatt des Zinks eine Zink-
aluminiumlegierung verwendet, indem dieſelbe wiederholt in das flüſſige
Werkblei eingerührt wird. Das Aluminium verhindert hierbei die
Oxydation des Zinks, wodurch die Bildung und Abſonderung des
Zinkſilbers viel leichter und ſchneller vor ſich geht.
Das ſo erhaltene Blickſilber iſt noch nicht vollſtändig rein, ſondern
enthält noch geringe Mengen anderer Metalle, welche durch „Fein-
brennen“, auch Raffinieren genannt, entfernt werden müſſen. Dieſes
Feinbrennen geſchieht je nach den Verunreinigungen des Silbers ent-
weder in Teſten, Schalen oder eiſernen Ringen, welche mit Knochenaſche
ausgefüttert ſind, unter Anwendung eines Gebläſes, oder unter der
Muffel, oder endlich am vorteilhafteſten und einfachſten im Flammen-
ofen. Das ſo gereinigte Silber heißt dann „Brandſilber“ und erhält
man bei dieſen Operationen 96,8 % des Blickſilbers. Zur Reinigung des
Blickſilbers von Blei und Wismut wendet die deutſche Gold- und Silber-
Scheideanſtalt ſchwefelſaures Silberoxyd an. Dieſes wird geſchmolzen
allmählich in das im Graphittiegel gleichfalls geſchmolzene Blickſilber
eingerührt. Hierbei entſtehen ſchwefelſaures Bleioxyd und Wismut-
oxyd, welche an der Oberfläche des Metallbades eine Schlacke bilden.
Auch der elektriſche Strom iſt im großen zur Gewinnung des
Silbers aus ſeinen Erzen durch Elektrolyſe in neuerer Zeit viel ange-
wendet worden. Nach einem Verfahren von Höpfner wird außer dem
Kupfer das Silber direkt und ſehr rationell aus ſeinen Erzen gewonnen.
Bei dem Kupfer geſtattet das Verfahren einſchließlich eines 10 prozen-
tigen Stromverluſtes die Gewinnung von faſt 33 kg chemiſch reinen
Kupfers mit 30 kg Kohle, ein Reſultat, das bisher ganz unerreicht
daſteht und noch die Verwertung der ärmſten Erze ermöglicht. Für
die Silbergewinnung fehlen die diesbezüglichen Zahlenangaben noch.
Luckow trennt auf elektrolytiſchem Wege Silber und Blei in einer
15 % freie Salpeterſäure enthaltenden, ſalpeterſauren Löſung, welche
mit einigen Tropfen konzentrierter Oxalſäurelöſung verſetzt iſt. Endlich
iſt der elektriſche Strom auch zum Raffinieren des Silbers angewendet
worden. In ein gewöhnliches elektrolytiſches Bad werden Anoden von
dem betreffenden ſilberhaltigen Metall und als Kathode eine dünne
Platte reinen Silbers gebracht. Das Bad beſteht aus einer ſehr
ſchwachen, etwa einprozentigen Salpeterſäure, und die Anoden ſind von
Mouſſelinſäckchen umgeben, in welchen das Gold, Platin, Bleiſuper-
oxyd und andere in dem zu raffinierenden Silber enthaltenen fremden
Metalle mit Ausnahme des Kupfers zurückbleiben. War auch Kupfer
im Silber enthalten, ſo wird dieſes zwar von der Salpeterſäure ge-
löſt, aber nicht auf der Kathode niedergeſchlagen.
Das Buch der Erfindungen. 40
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/643>, abgerufen am 22.11.2024.
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