Eigenschaften. Das Silber hat von allen Metallen die weißeste Farbe, den stärksten Glanz, und ist sehr politurfähig; es schmilzt bei ca. 1000° C und verflüchtigt sich bei sehr hohen Temperaturen. Es absorbiert während des Schmelzens Sauerstoff, und zwar sein zwei- undzwanzigfaches Volumen, wenn es in reinem Sauerstoff geschmelzt wird; diesen Sauerstoff giebt es beim Erstarren wieder ab, wodurch das noch flüssige Metall umhergeschleudert wird, eine Erscheinung, die man das "Spratzen" des Silbers nennt. Es ist weicher als Kupfer, aber härter als Gold und mit Ausnahme dieses Metalles das ge- schmeidigste und dehnbarste aller Metalle; es läßt sich zu Blattsilber von 0,01 m m Dicke auswalzen und von einem Gramm Silber kann man einen Draht von 2200 m Länge ziehen. Die Dehnbarkeit und Geschmeidigkeit werden aber schon durch geringe Beimischungen anderer Metalle mit Ausnahme des Kupfers sehr verringert; Gold hingegen erhöht dieselben. Salzsäure greift das Silber auch bei höherer Tem- peratur nur sehr wenig an, Schwefelsäure beim Erhitzen, und Salpeter- säure löst es schon bei gewöhnlicher Temperatur schnell auf. Sehr leicht verbindet es sich mit Schwefel, weshalb es sich in schwefelwasser- stoffhaltiger Luft mit einer dünnen Schicht von schwarzem Schwefel- silber überzieht. Sein spezifisches Gewicht ist 10,5, kann aber durch Hämmern bis auf 10,62 erhöht werden.
Geschichtliches. Das Silber ist schon seit den ältesten Zeiten bekannt.
Legierungen. Da das Silber zu weich ist, um rein verarbeitet zu werden, so wird es fast stets mit anderen Metallen, wie Blei, Zink, Nickel, Zinn, Wismut, Aluminium, Gold etc., besonders aber mit Kupfer legiert. Diese Legierungen sind härter und klingender als das reine Silber, und sind die Legierungsverhältnisse derselben in den meisten Ländern gesetzlich vorgeschrieben. Das Silber von dem vorgeschriebenen Feingehalt wird "Probesilber" genannt. Eine neue für die Juweliere bestimmte Legierung heißt Rosein und besteht aus 10 % Silber, 40 % Nickel, 30 % Aluminium und 20 % Zinn. Einige Legierungen, in denen sich Silber in geringerer Menge findet, sind bei den Legierungen der anderen Metalle. beschrieben.
Das Gold.
Vorkommen. Das Gold -- dessen chemische Formel von aurum abgeleitet Au ist -- ist ziemlich verbreitet, findet sich aber fast immer nur in sehr geringer Menge, meist gediegen oder mit etwas Silber in Siebenbürgen, Sibirien, besonders aber in Kalifornien, Mexiko und Australien. Es findet sich entweder auf Gängen und Lagern in den ältesten Gesteinen der Erde oder in den Zersetzungsprodukten derselben, ferner im Flußsande und im angeschwemmten Lande. Auch Eisenkies und die meisten Silber-, Kupfer- und Bleierze enthalten Gold, wenn auch nur in sehr geringen Mengen.
Die Rohgewinnung der Metalle.
Eigenſchaften. Das Silber hat von allen Metallen die weißeſte Farbe, den ſtärkſten Glanz, und iſt ſehr politurfähig; es ſchmilzt bei ca. 1000° C und verflüchtigt ſich bei ſehr hohen Temperaturen. Es abſorbiert während des Schmelzens Sauerſtoff, und zwar ſein zwei- undzwanzigfaches Volumen, wenn es in reinem Sauerſtoff geſchmelzt wird; dieſen Sauerſtoff giebt es beim Erſtarren wieder ab, wodurch das noch flüſſige Metall umhergeſchleudert wird, eine Erſcheinung, die man das „Spratzen“ des Silbers nennt. Es iſt weicher als Kupfer, aber härter als Gold und mit Ausnahme dieſes Metalles das ge- ſchmeidigſte und dehnbarſte aller Metalle; es läßt ſich zu Blattſilber von 0,01 m m Dicke auswalzen und von einem Gramm Silber kann man einen Draht von 2200 m Länge ziehen. Die Dehnbarkeit und Geſchmeidigkeit werden aber ſchon durch geringe Beimiſchungen anderer Metalle mit Ausnahme des Kupfers ſehr verringert; Gold hingegen erhöht dieſelben. Salzſäure greift das Silber auch bei höherer Tem- peratur nur ſehr wenig an, Schwefelſäure beim Erhitzen, und Salpeter- ſäure löſt es ſchon bei gewöhnlicher Temperatur ſchnell auf. Sehr leicht verbindet es ſich mit Schwefel, weshalb es ſich in ſchwefelwaſſer- ſtoffhaltiger Luft mit einer dünnen Schicht von ſchwarzem Schwefel- ſilber überzieht. Sein ſpezifiſches Gewicht iſt 10,5, kann aber durch Hämmern bis auf 10,62 erhöht werden.
Geſchichtliches. Das Silber iſt ſchon ſeit den älteſten Zeiten bekannt.
Legierungen. Da das Silber zu weich iſt, um rein verarbeitet zu werden, ſo wird es faſt ſtets mit anderen Metallen, wie Blei, Zink, Nickel, Zinn, Wismut, Aluminium, Gold ꝛc., beſonders aber mit Kupfer legiert. Dieſe Legierungen ſind härter und klingender als das reine Silber, und ſind die Legierungsverhältniſſe derſelben in den meiſten Ländern geſetzlich vorgeſchrieben. Das Silber von dem vorgeſchriebenen Feingehalt wird „Probeſilber“ genannt. Eine neue für die Juweliere beſtimmte Legierung heißt Roſeïn und beſteht aus 10 % Silber, 40 % Nickel, 30 % Aluminium und 20 % Zinn. Einige Legierungen, in denen ſich Silber in geringerer Menge findet, ſind bei den Legierungen der anderen Metalle. beſchrieben.
Das Gold.
Vorkommen. Das Gold — deſſen chemiſche Formel von aurum abgeleitet Au iſt — iſt ziemlich verbreitet, findet ſich aber faſt immer nur in ſehr geringer Menge, meiſt gediegen oder mit etwas Silber in Siebenbürgen, Sibirien, beſonders aber in Kalifornien, Mexiko und Auſtralien. Es findet ſich entweder auf Gängen und Lagern in den älteſten Geſteinen der Erde oder in den Zerſetzungsprodukten derſelben, ferner im Flußſande und im angeſchwemmten Lande. Auch Eiſenkies und die meiſten Silber-, Kupfer- und Bleierze enthalten Gold, wenn auch nur in ſehr geringen Mengen.
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Die Rohgewinnung der Metalle.
Eigenſchaften. Das Silber hat von allen Metallen die weißeſte
Farbe, den ſtärkſten Glanz, und iſt ſehr politurfähig; es ſchmilzt bei
ca. 1000° C und verflüchtigt ſich bei ſehr hohen Temperaturen. Es
abſorbiert während des Schmelzens Sauerſtoff, und zwar ſein zwei-
undzwanzigfaches Volumen, wenn es in reinem Sauerſtoff geſchmelzt
wird; dieſen Sauerſtoff giebt es beim Erſtarren wieder ab, wodurch
das noch flüſſige Metall umhergeſchleudert wird, eine Erſcheinung, die
man das „Spratzen“ des Silbers nennt. Es iſt weicher als Kupfer,
aber härter als Gold und mit Ausnahme dieſes Metalles das ge-
ſchmeidigſte und dehnbarſte aller Metalle; es läßt ſich zu Blattſilber
von 0,01 m m Dicke auswalzen und von einem Gramm Silber kann
man einen Draht von 2200 m Länge ziehen. Die Dehnbarkeit und
Geſchmeidigkeit werden aber ſchon durch geringe Beimiſchungen anderer
Metalle mit Ausnahme des Kupfers ſehr verringert; Gold hingegen
erhöht dieſelben. Salzſäure greift das Silber auch bei höherer Tem-
peratur nur ſehr wenig an, Schwefelſäure beim Erhitzen, und Salpeter-
ſäure löſt es ſchon bei gewöhnlicher Temperatur ſchnell auf. Sehr
leicht verbindet es ſich mit Schwefel, weshalb es ſich in ſchwefelwaſſer-
ſtoffhaltiger Luft mit einer dünnen Schicht von ſchwarzem Schwefel-
ſilber überzieht. Sein ſpezifiſches Gewicht iſt 10,5, kann aber durch
Hämmern bis auf 10,62 erhöht werden.
Geſchichtliches. Das Silber iſt ſchon ſeit den älteſten Zeiten
bekannt.
Legierungen. Da das Silber zu weich iſt, um rein verarbeitet
zu werden, ſo wird es faſt ſtets mit anderen Metallen, wie Blei, Zink,
Nickel, Zinn, Wismut, Aluminium, Gold ꝛc., beſonders aber mit
Kupfer legiert. Dieſe Legierungen ſind härter und klingender als das
reine Silber, und ſind die Legierungsverhältniſſe derſelben in den meiſten
Ländern geſetzlich vorgeſchrieben. Das Silber von dem vorgeſchriebenen
Feingehalt wird „Probeſilber“ genannt. Eine neue für die Juweliere
beſtimmte Legierung heißt Roſeïn und beſteht aus 10 % Silber, 40 %
Nickel, 30 % Aluminium und 20 % Zinn. Einige Legierungen, in
denen ſich Silber in geringerer Menge findet, ſind bei den Legierungen
der anderen Metalle. beſchrieben.
Das Gold.
Vorkommen. Das Gold — deſſen chemiſche Formel von aurum
abgeleitet Au iſt — iſt ziemlich verbreitet, findet ſich aber faſt immer
nur in ſehr geringer Menge, meiſt gediegen oder mit etwas Silber in
Siebenbürgen, Sibirien, beſonders aber in Kalifornien, Mexiko und
Auſtralien. Es findet ſich entweder auf Gängen und Lagern in den
älteſten Geſteinen der Erde oder in den Zerſetzungsprodukten derſelben,
ferner im Flußſande und im angeſchwemmten Lande. Auch Eiſenkies
und die meiſten Silber-, Kupfer- und Bleierze enthalten Gold, wenn
auch nur in ſehr geringen Mengen.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/644>, abgerufen am 22.11.2024.
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