Darstellung. Die Gewinnung des Goldes geschieht auf sehr verschiedene Arten und richtet sich nach dem Vorkommen desselben. Das in dem Goldsande und den verwitterten Felsarten vorkommende Gold wird aus diesen ausgewaschen, indem man viel Wasser durch auf schiefen Tafeln stehende sog. Wiegen, welche die goldführende Gesteinsart enthalten, fließen läßt, oder auch in hölzernen Näpfen, welche man so lange mit Wasser schüttelt, bis die größte Menge des Sandes fortgewaschen ist. Das so erhaltene "Waschgold" enthält noch Körner von Titaneisen und Magneteisen.
Auch durch Quecksilber wird das Gold aus dem goldhaltigen Sande, nachdem dieser aufgeschwemmt ist, unter Bildung von Gold- amalgam ausgezogen. Es geschieht dies in den sog. Quick- oder Goldmühlen, in welchen durch Herumschleudern die Goldkörnchen mit dem Quecksilber in Berührung gebracht werden. In Beuteln von Leder oder dergleichen, wird dann durch Pressen das Goldamalgam von dem überschüssigen Quecksilber getrennt und schließlich das Queck- silber aus dem Amalgam nach denselben Methoden entfernt, welche bereits beim Silberamalgam beschrieben sind. Nach H. Wurtz wird durch Zusatz von Natrium zum Quecksilber unter Bildung von Natrium- amalgam das Ausziehen des Goldes erleichtert und auch viel voll- ständiger erreicht. Einen sehr vollkommen arbeitenden Amalgamotor hat H. Mc. Dougall konstruiert. Bei demselben gelangen der gold- führende Sand oder die Erze durch einen Trichter in die innere Pfanne eines Systems konzentrischer Pfannen, welche sich in rascher Umdrehung befinden und deren Seitenwände geneigt und amalgamiert sind. Die Centrifugalkraft schleudert das Erz von der innersten Pfanne an der Seitenwand derselben aufsteigend in die zweite, von hier aus in die dritte u. s. w., bis es alle Pfannen passiert hat. Der Amalgamüberzug der Seitenwände hat dann auch alles Gold amalgamiert.
Bei weitem rationeller als die Methode des Auswaschens und Amalgamierens ist diejenige des Ausschmelzens. Nach derselben wird das Gold mit Flußmitteln in Hochöfen auf goldhaltiges Roheisen ver- schmelzt und aus diesem dann mittels Schwefelsäure abgeschieden. G. Sweanor stellt bei 315° C. durch Zusammenschmelzen eine leicht schmelzbare Legierung von vier Teilen Wismut, zwei Teilen Blei, einem Teile Zinn und einem Teile Kadmium dar, hält sie bei ca. 88° C. flüssig und trägt in dieses Metallbad den gepulverten goldführenden Quarz etc. ein. Das Gold sinkt in demselben unter, während die Gangart auf der Legierung schwimmt.
Die Kupfer- und Bleierze, in welchen Gold eingesprengt vorkommt, werden, wie bei ihrer Verarbeitung angegeben worden, geröstet und gewaschen, und sind es goldreiche Erze, so werden sie durch Amalga- mation weiter behandelt, während aus goldarmen Erzen das Gold mittelst der "Eintränkungsarbeit" gewonnen wird. Dieselbe besteht darin, daß man die goldhaltigen Schwefelmetalle, nach dem Rösten und
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Das Gold.
Darſtellung. Die Gewinnung des Goldes geſchieht auf ſehr verſchiedene Arten und richtet ſich nach dem Vorkommen desſelben. Das in dem Goldſande und den verwitterten Felsarten vorkommende Gold wird aus dieſen ausgewaſchen, indem man viel Waſſer durch auf ſchiefen Tafeln ſtehende ſog. Wiegen, welche die goldführende Geſteinsart enthalten, fließen läßt, oder auch in hölzernen Näpfen, welche man ſo lange mit Waſſer ſchüttelt, bis die größte Menge des Sandes fortgewaſchen iſt. Das ſo erhaltene „Waſchgold“ enthält noch Körner von Titaneiſen und Magneteiſen.
Auch durch Queckſilber wird das Gold aus dem goldhaltigen Sande, nachdem dieſer aufgeſchwemmt iſt, unter Bildung von Gold- amalgam ausgezogen. Es geſchieht dies in den ſog. Quick- oder Goldmühlen, in welchen durch Herumſchleudern die Goldkörnchen mit dem Queckſilber in Berührung gebracht werden. In Beuteln von Leder oder dergleichen, wird dann durch Preſſen das Goldamalgam von dem überſchüſſigen Queckſilber getrennt und ſchließlich das Queck- ſilber aus dem Amalgam nach denſelben Methoden entfernt, welche bereits beim Silberamalgam beſchrieben ſind. Nach H. Wurtz wird durch Zuſatz von Natrium zum Queckſilber unter Bildung von Natrium- amalgam das Ausziehen des Goldes erleichtert und auch viel voll- ſtändiger erreicht. Einen ſehr vollkommen arbeitenden Amalgamotor hat H. Mc. Dougall konſtruiert. Bei demſelben gelangen der gold- führende Sand oder die Erze durch einen Trichter in die innere Pfanne eines Syſtems konzentriſcher Pfannen, welche ſich in raſcher Umdrehung befinden und deren Seitenwände geneigt und amalgamiert ſind. Die Centrifugalkraft ſchleudert das Erz von der innerſten Pfanne an der Seitenwand derſelben aufſteigend in die zweite, von hier aus in die dritte u. ſ. w., bis es alle Pfannen paſſiert hat. Der Amalgamüberzug der Seitenwände hat dann auch alles Gold amalgamiert.
Bei weitem rationeller als die Methode des Auswaſchens und Amalgamierens iſt diejenige des Ausſchmelzens. Nach derſelben wird das Gold mit Flußmitteln in Hochöfen auf goldhaltiges Roheiſen ver- ſchmelzt und aus dieſem dann mittels Schwefelſäure abgeſchieden. G. Sweanor ſtellt bei 315° C. durch Zuſammenſchmelzen eine leicht ſchmelzbare Legierung von vier Teilen Wismut, zwei Teilen Blei, einem Teile Zinn und einem Teile Kadmium dar, hält ſie bei ca. 88° C. flüſſig und trägt in dieſes Metallbad den gepulverten goldführenden Quarz ꝛc. ein. Das Gold ſinkt in demſelben unter, während die Gangart auf der Legierung ſchwimmt.
Die Kupfer- und Bleierze, in welchen Gold eingeſprengt vorkommt, werden, wie bei ihrer Verarbeitung angegeben worden, geröſtet und gewaſchen, und ſind es goldreiche Erze, ſo werden ſie durch Amalga- mation weiter behandelt, während aus goldarmen Erzen das Gold mittelſt der „Eintränkungsarbeit“ gewonnen wird. Dieſelbe beſteht darin, daß man die goldhaltigen Schwefelmetalle, nach dem Röſten und
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Das Gold.
Darſtellung. Die Gewinnung des Goldes geſchieht auf ſehr
verſchiedene Arten und richtet ſich nach dem Vorkommen desſelben.
Das in dem Goldſande und den verwitterten Felsarten vorkommende
Gold wird aus dieſen ausgewaſchen, indem man viel Waſſer durch
auf ſchiefen Tafeln ſtehende ſog. Wiegen, welche die goldführende
Geſteinsart enthalten, fließen läßt, oder auch in hölzernen Näpfen, welche
man ſo lange mit Waſſer ſchüttelt, bis die größte Menge des Sandes
fortgewaſchen iſt. Das ſo erhaltene „Waſchgold“ enthält noch Körner
von Titaneiſen und Magneteiſen.
Auch durch Queckſilber wird das Gold aus dem goldhaltigen
Sande, nachdem dieſer aufgeſchwemmt iſt, unter Bildung von Gold-
amalgam ausgezogen. Es geſchieht dies in den ſog. Quick- oder
Goldmühlen, in welchen durch Herumſchleudern die Goldkörnchen
mit dem Queckſilber in Berührung gebracht werden. In Beuteln von
Leder oder dergleichen, wird dann durch Preſſen das Goldamalgam
von dem überſchüſſigen Queckſilber getrennt und ſchließlich das Queck-
ſilber aus dem Amalgam nach denſelben Methoden entfernt, welche
bereits beim Silberamalgam beſchrieben ſind. Nach H. Wurtz wird
durch Zuſatz von Natrium zum Queckſilber unter Bildung von Natrium-
amalgam das Ausziehen des Goldes erleichtert und auch viel voll-
ſtändiger erreicht. Einen ſehr vollkommen arbeitenden Amalgamotor
hat H. Mc. Dougall konſtruiert. Bei demſelben gelangen der gold-
führende Sand oder die Erze durch einen Trichter in die innere Pfanne
eines Syſtems konzentriſcher Pfannen, welche ſich in raſcher Umdrehung
befinden und deren Seitenwände geneigt und amalgamiert ſind. Die
Centrifugalkraft ſchleudert das Erz von der innerſten Pfanne an der
Seitenwand derſelben aufſteigend in die zweite, von hier aus in die
dritte u. ſ. w., bis es alle Pfannen paſſiert hat. Der Amalgamüberzug
der Seitenwände hat dann auch alles Gold amalgamiert.
Bei weitem rationeller als die Methode des Auswaſchens und
Amalgamierens iſt diejenige des Ausſchmelzens. Nach derſelben wird
das Gold mit Flußmitteln in Hochöfen auf goldhaltiges Roheiſen ver-
ſchmelzt und aus dieſem dann mittels Schwefelſäure abgeſchieden.
G. Sweanor ſtellt bei 315° C. durch Zuſammenſchmelzen eine leicht
ſchmelzbare Legierung von vier Teilen Wismut, zwei Teilen Blei, einem
Teile Zinn und einem Teile Kadmium dar, hält ſie bei ca. 88° C. flüſſig
und trägt in dieſes Metallbad den gepulverten goldführenden Quarz ꝛc.
ein. Das Gold ſinkt in demſelben unter, während die Gangart auf
der Legierung ſchwimmt.
Die Kupfer- und Bleierze, in welchen Gold eingeſprengt vorkommt,
werden, wie bei ihrer Verarbeitung angegeben worden, geröſtet und
gewaſchen, und ſind es goldreiche Erze, ſo werden ſie durch Amalga-
mation weiter behandelt, während aus goldarmen Erzen das Gold
mittelſt der „Eintränkungsarbeit“ gewonnen wird. Dieſelbe beſteht darin,
daß man die goldhaltigen Schwefelmetalle, nach dem Röſten und
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/645>, abgerufen am 22.11.2024.
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