Wie Kanonen, werden auch Gewehrläufe gebohrt, aber bei diesen ist nur eine schon vorhandene Höhlung nachzuarbeiten. Bei den Flinten- laufbohrmaschinen dreht sich der wagerechte Bohrer mit großer Ge- schwindigkeit, während man den Lauf vorwärtsschiebt. So entsteht schnell ein genau kreisrundes Loch, das allerdings nicht immer ganz gerade ver- läuft; nachheriges Hämmern richtet dann erst die fertigen Läufe gerade.
Den Sägemaschinen schließen sich die Fräsmaschinen an, hier wie dort ist ein gekerbtes Rädchen das arbeitende Werkzeug. Schon seit sehr langer Zeit benutzt man zum Herstellen der Zähne an kleineren Zahnrädern, namentlich auch solchen, wie sie in Uhrwerken laufen, das sogenannte Räderschneidezeug, eine gekerbte Stahlscheibe, die mit großer Geschwindigkeit um ihre Achse rotiert. Diese bedeuten den Anfang der Fräsmaschinen, die seitdem eine immer noch sich vergrößernde Be- deutung erlangt haben. Man kann sie in ihrer Vielseitigkeit allein mit den Lochmaschinen vergleichen. Wo die Sägemaschine roh vor- gearbeitet hat, arbeitet die Fräse nach, so z. B. beim genaueren Ab- messen der Eisenbahnschienen, ferner ersetzt sie die Feile beim Glätten von Metallflächen, aber auch alle möglichen Formen, die sich früher nur durch Handarbeit herstellen ließen, werden mit Hilfe der Fräse fertig gestellt. Freilich wird für jede besondere Form auch eine be- sondere Fräse benötigt, und so ist denn die Fräsmaschine überall da die nützlichste und wichtigste Werkzeugmaschine, wo eine größere Anzahl
[Abbildung]
Fig. 387.
Fräse.
gleicher Körper hergestellt werden sollen, also für Markt- und Massenartikel. Die Fräsen haben Scheiben-, Cylinder-, Kegel- oder Kugelgestalt. Fig. 387 zeigt eine cylindrische Fräse mit Schneiden auf der Stirn- und Mantelfläche, mit welcher zwei rechtwinklig gegeneinander gerichtete Flächen gleichzeitig bearbeitet werden können, und die daher zur Herstellung rechtwinkliger Ansätze gebraucht wird. Im Konstruieren von Fräsen für besondere Zwecke haben sich besonders die Nordamerikaner hervorgethan.
Alle bisher genannten Maschinen dienten in erster Linie dazu, Werkstücke in ihren Längen- und Breitenausdehnungen zu verändern, und nur die Fräse kann auch eine Dicken- veränderung hervorrufen, sonst aber sind für diesen Zweck die Hobelmaschinen bestimmt. Hier ist das arbeitende Werkstück der Meißel oder der Stichel. Versieht man den Meißel mit einer Vorrichtung, durch welche seine Bewegung gesichert ist, und die das mit jedem Hammerschlage stoßartig erfolgende Vorwärtsgehen und Spanabheben des Meißels in ein stetiges Vorrücken und ununterbrochenes Schneiden längs der ganzen Bahn in geradliniger Richtung verwandelt, so hat man den Hobel. Der Hobel des Tischlers ist ja ein bekanntes Werkzeug. In der Metallbearbeitung kommen Handhobel nicht vor, sondern der Hobel wird stets durch Maschinen geführt. Hebt der Hobel sehr dicke Spähne ab, und ist die einzelne
Die Metallverarbeitung.
Wie Kanonen, werden auch Gewehrläufe gebohrt, aber bei dieſen iſt nur eine ſchon vorhandene Höhlung nachzuarbeiten. Bei den Flinten- laufbohrmaſchinen dreht ſich der wagerechte Bohrer mit großer Ge- ſchwindigkeit, während man den Lauf vorwärtsſchiebt. So entſteht ſchnell ein genau kreisrundes Loch, das allerdings nicht immer ganz gerade ver- läuft; nachheriges Hämmern richtet dann erſt die fertigen Läufe gerade.
Den Sägemaſchinen ſchließen ſich die Fräsmaſchinen an, hier wie dort iſt ein gekerbtes Rädchen das arbeitende Werkzeug. Schon ſeit ſehr langer Zeit benutzt man zum Herſtellen der Zähne an kleineren Zahnrädern, namentlich auch ſolchen, wie ſie in Uhrwerken laufen, das ſogenannte Räderſchneidezeug, eine gekerbte Stahlſcheibe, die mit großer Geſchwindigkeit um ihre Achſe rotiert. Dieſe bedeuten den Anfang der Fräsmaſchinen, die ſeitdem eine immer noch ſich vergrößernde Be- deutung erlangt haben. Man kann ſie in ihrer Vielſeitigkeit allein mit den Lochmaſchinen vergleichen. Wo die Sägemaſchine roh vor- gearbeitet hat, arbeitet die Fräſe nach, ſo z. B. beim genaueren Ab- meſſen der Eiſenbahnſchienen, ferner erſetzt ſie die Feile beim Glätten von Metallflächen, aber auch alle möglichen Formen, die ſich früher nur durch Handarbeit herſtellen ließen, werden mit Hilfe der Fräſe fertig geſtellt. Freilich wird für jede beſondere Form auch eine be- ſondere Fräſe benötigt, und ſo iſt denn die Fräsmaſchine überall da die nützlichſte und wichtigſte Werkzeugmaſchine, wo eine größere Anzahl
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Fig. 387.
Fräſe.
gleicher Körper hergeſtellt werden ſollen, alſo für Markt- und Maſſenartikel. Die Fräſen haben Scheiben-, Cylinder-, Kegel- oder Kugelgeſtalt. Fig. 387 zeigt eine cylindriſche Fräſe mit Schneiden auf der Stirn- und Mantelfläche, mit welcher zwei rechtwinklig gegeneinander gerichtete Flächen gleichzeitig bearbeitet werden können, und die daher zur Herſtellung rechtwinkliger Anſätze gebraucht wird. Im Konſtruieren von Fräſen für beſondere Zwecke haben ſich beſonders die Nordamerikaner hervorgethan.
Alle bisher genannten Maſchinen dienten in erſter Linie dazu, Werkſtücke in ihren Längen- und Breitenausdehnungen zu verändern, und nur die Fräſe kann auch eine Dicken- veränderung hervorrufen, ſonſt aber ſind für dieſen Zweck die Hobelmaſchinen beſtimmt. Hier iſt das arbeitende Werkſtück der Meißel oder der Stichel. Verſieht man den Meißel mit einer Vorrichtung, durch welche ſeine Bewegung geſichert iſt, und die das mit jedem Hammerſchlage ſtoßartig erfolgende Vorwärtsgehen und Spanabheben des Meißels in ein ſtetiges Vorrücken und ununterbrochenes Schneiden längs der ganzen Bahn in geradliniger Richtung verwandelt, ſo hat man den Hobel. Der Hobel des Tiſchlers iſt ja ein bekanntes Werkzeug. In der Metallbearbeitung kommen Handhobel nicht vor, ſondern der Hobel wird ſtets durch Maſchinen geführt. Hebt der Hobel ſehr dicke Spähne ab, und iſt die einzelne
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Die Metallverarbeitung.
Wie Kanonen, werden auch Gewehrläufe gebohrt, aber bei dieſen
iſt nur eine ſchon vorhandene Höhlung nachzuarbeiten. Bei den Flinten-
laufbohrmaſchinen dreht ſich der wagerechte Bohrer mit großer Ge-
ſchwindigkeit, während man den Lauf vorwärtsſchiebt. So entſteht ſchnell
ein genau kreisrundes Loch, das allerdings nicht immer ganz gerade ver-
läuft; nachheriges Hämmern richtet dann erſt die fertigen Läufe gerade.
Den Sägemaſchinen ſchließen ſich die Fräsmaſchinen an, hier wie
dort iſt ein gekerbtes Rädchen das arbeitende Werkzeug. Schon ſeit
ſehr langer Zeit benutzt man zum Herſtellen der Zähne an kleineren
Zahnrädern, namentlich auch ſolchen, wie ſie in Uhrwerken laufen, das
ſogenannte Räderſchneidezeug, eine gekerbte Stahlſcheibe, die mit großer
Geſchwindigkeit um ihre Achſe rotiert. Dieſe bedeuten den Anfang der
Fräsmaſchinen, die ſeitdem eine immer noch ſich vergrößernde Be-
deutung erlangt haben. Man kann ſie in ihrer Vielſeitigkeit allein
mit den Lochmaſchinen vergleichen. Wo die Sägemaſchine roh vor-
gearbeitet hat, arbeitet die Fräſe nach, ſo z. B. beim genaueren Ab-
meſſen der Eiſenbahnſchienen, ferner erſetzt ſie die Feile beim Glätten
von Metallflächen, aber auch alle möglichen Formen, die ſich früher
nur durch Handarbeit herſtellen ließen, werden mit Hilfe der Fräſe
fertig geſtellt. Freilich wird für jede beſondere Form auch eine be-
ſondere Fräſe benötigt, und ſo iſt denn die Fräsmaſchine überall da
die nützlichſte und wichtigſte Werkzeugmaſchine, wo eine größere Anzahl
[Abbildung Fig. 387. Fräſe.]
gleicher Körper hergeſtellt werden ſollen, alſo für Markt-
und Maſſenartikel. Die Fräſen haben Scheiben-, Cylinder-,
Kegel- oder Kugelgeſtalt. Fig. 387 zeigt eine cylindriſche
Fräſe mit Schneiden auf der Stirn- und Mantelfläche,
mit welcher zwei rechtwinklig gegeneinander gerichtete
Flächen gleichzeitig bearbeitet werden können, und die
daher zur Herſtellung rechtwinkliger Anſätze gebraucht wird.
Im Konſtruieren von Fräſen für beſondere Zwecke haben
ſich beſonders die Nordamerikaner hervorgethan.
Alle bisher genannten Maſchinen dienten in erſter Linie
dazu, Werkſtücke in ihren Längen- und Breitenausdehnungen
zu verändern, und nur die Fräſe kann auch eine Dicken-
veränderung hervorrufen, ſonſt aber ſind für dieſen Zweck
die Hobelmaſchinen beſtimmt. Hier iſt das arbeitende
Werkſtück der Meißel oder der Stichel. Verſieht man den
Meißel mit einer Vorrichtung, durch welche ſeine Bewegung
geſichert iſt, und die das mit jedem Hammerſchlage ſtoßartig erfolgende
Vorwärtsgehen und Spanabheben des Meißels in ein ſtetiges Vorrücken
und ununterbrochenes Schneiden längs der ganzen Bahn in geradliniger
Richtung verwandelt, ſo hat man den Hobel. Der Hobel des Tiſchlers
iſt ja ein bekanntes Werkzeug. In der Metallbearbeitung kommen
Handhobel nicht vor, ſondern der Hobel wird ſtets durch Maſchinen
geführt. Hebt der Hobel ſehr dicke Spähne ab, und iſt die einzelne
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/692>, abgerufen am 22.11.2024.
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