Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.Die Trennungsarbeiten. Bohren von Löchern benutzt man den bekannten Drillbohrer oder dieBohrknarre, schneller kommt man mit der Bohrmaschine vorwärts. Fig. 386 zeigt eine einfache Vertikal-Handbohrmaschine, wie sie vielfach in mechanischen Werkstätten Benutzung findet. Bei größeren Arbeits- stücken, genügen dieselben natürlich nicht, und so fing man seit Anfang dieses Jahrhunderts, namentlich in England, von wo ja fast alle neueren Werkzeugmaschinen herstammen an, Lochbohrmaschinen für Elementar- kraft-Betrieb herzustellen. Bewegt man das Werkstück während des Bohrens, so entsteht kein Loch, sondern ein beliebig langer Einschnitt, und die Maschinen heißen Langloch- oder Schlitzbohrmaschinen. Besondere Schwierigkeiten treten [Abbildung]
Fig. 386. Maritz 1740 die Geschütze massiv und bildete die Höhlung gänzlichHandbohrmaschine. durch Bohren. Die Schwierigkeiten liegen darin, daß aus dem Vollen angefangen werden muß, und daß das eine Ende geschlossen bleibt, der Bohrer muß also freistehend so lang sein wie die Höhlung. Wie leicht kann ein solcher Bohrer ins Zittern oder Schwanken geraten und die Arbeit, bei der es ja gerade hierbei auf äußerste Gleichförmig- keit ankommt, zu einer verfehlten machen. Verschiedene Kanonen- bohrmaschinen sind daher in Anwendung gekommen. Bei den wage- rechten, die wohl den Vorzug verdienen, ist der Bohrer fest und das wagerecht liegende Kanonenrohr dreht sich ganz langsam, nur zwölf- mal in einer Minute, um seine Achse; durch Schrauben, Gewinde oder Zahnstangen wird der Bohrer allmählich vorwärts gerückt, ab und zu zieht man ihn heraus, um die Bohrspähne zu beseitigen. Man stellt den Bohrer aber auch senkrecht auf und läßt die Kanone, während sie oder der Bohrer sich dreht, durch ihre eigene Schwere über den letzteren herunterrutschen. Bei den senkrechten Maschinen fallen die Spähne von selbst heraus. Für kleinere Geschütze genügen 3 Bohrer- größen um den Lauf fertig zu machen, bei größeren aber ist oft eine bedeutende Anzahl von Bohrern nacheinander in Anwendung zu bringen. Das Buch der Erfindungen. 43
Die Trennungsarbeiten. Bohren von Löchern benutzt man den bekannten Drillbohrer oder dieBohrknarre, ſchneller kommt man mit der Bohrmaſchine vorwärts. Fig. 386 zeigt eine einfache Vertikal-Handbohrmaſchine, wie ſie vielfach in mechaniſchen Werkſtätten Benutzung findet. Bei größeren Arbeits- ſtücken, genügen dieſelben natürlich nicht, und ſo fing man ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts, namentlich in England, von wo ja faſt alle neueren Werkzeugmaſchinen herſtammen an, Lochbohrmaſchinen für Elementar- kraft-Betrieb herzuſtellen. Bewegt man das Werkſtück während des Bohrens, ſo entſteht kein Loch, ſondern ein beliebig langer Einſchnitt, und die Maſchinen heißen Langloch- oder Schlitzbohrmaſchinen. Beſondere Schwierigkeiten treten [Abbildung]
Fig. 386. Maritz 1740 die Geſchütze maſſiv und bildete die Höhlung gänzlichHandbohrmaſchine. durch Bohren. Die Schwierigkeiten liegen darin, daß aus dem Vollen angefangen werden muß, und daß das eine Ende geſchloſſen bleibt, der Bohrer muß alſo freiſtehend ſo lang ſein wie die Höhlung. Wie leicht kann ein ſolcher Bohrer ins Zittern oder Schwanken geraten und die Arbeit, bei der es ja gerade hierbei auf äußerſte Gleichförmig- keit ankommt, zu einer verfehlten machen. Verſchiedene Kanonen- bohrmaſchinen ſind daher in Anwendung gekommen. Bei den wage- rechten, die wohl den Vorzug verdienen, iſt der Bohrer feſt und das wagerecht liegende Kanonenrohr dreht ſich ganz langſam, nur zwölf- mal in einer Minute, um ſeine Achſe; durch Schrauben, Gewinde oder Zahnſtangen wird der Bohrer allmählich vorwärts gerückt, ab und zu zieht man ihn heraus, um die Bohrſpähne zu beſeitigen. Man ſtellt den Bohrer aber auch ſenkrecht auf und läßt die Kanone, während ſie oder der Bohrer ſich dreht, durch ihre eigene Schwere über den letzteren herunterrutſchen. Bei den ſenkrechten Maſchinen fallen die Spähne von ſelbſt heraus. Für kleinere Geſchütze genügen 3 Bohrer- größen um den Lauf fertig zu machen, bei größeren aber iſt oft eine bedeutende Anzahl von Bohrern nacheinander in Anwendung zu bringen. Das Buch der Erfindungen. 43
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0691" n="673"/><fw place="top" type="header">Die Trennungsarbeiten.</fw><lb/> Bohren von Löchern benutzt man den bekannten Drillbohrer oder die<lb/> Bohrknarre, ſchneller kommt man mit der Bohrmaſchine vorwärts.<lb/> Fig. 386 zeigt eine einfache Vertikal-Handbohrmaſchine, wie ſie vielfach<lb/> in mechaniſchen Werkſtätten Benutzung findet. Bei größeren Arbeits-<lb/> ſtücken, genügen dieſelben natürlich<lb/> nicht, und ſo fing man ſeit Anfang<lb/> dieſes Jahrhunderts, namentlich in<lb/> England, von wo ja faſt alle neueren<lb/> Werkzeugmaſchinen herſtammen an,<lb/> Lochbohrmaſchinen für Elementar-<lb/> kraft-Betrieb herzuſtellen. Bewegt<lb/> man das Werkſtück während des<lb/> Bohrens, ſo entſteht kein Loch, ſondern<lb/> ein beliebig langer Einſchnitt, und<lb/> die Maſchinen heißen Langloch- oder<lb/> Schlitzbohrmaſchinen.</p><lb/> <p>Beſondere Schwierigkeiten treten<lb/> auf, wo ein ſehr langes und dabei<lb/> doch breites Loch herzuſtellen iſt,<lb/> wie z. B. bei den Kanonen. Früher<lb/> wurden dieſelben hohl gegoſſen; da<lb/> indeſſen beim Gießen immer Blaſen<lb/> und Hohlräume bleiben, die erſt<lb/> dann entdeckt wurden, wenn die<lb/> Kanone zerſprang, ſo goß zuerſt<lb/> der franzöſiſche Marine-Inſpektor<lb/><figure><head>Fig. 386. </head><p>Handbohrmaſchine.</p></figure><lb/> Maritz 1740 die Geſchütze maſſiv und bildete die Höhlung gänzlich<lb/> durch Bohren. Die Schwierigkeiten liegen darin, daß aus dem Vollen<lb/> angefangen werden muß, und daß das eine Ende geſchloſſen bleibt,<lb/> der Bohrer muß alſo freiſtehend ſo lang ſein wie die Höhlung. Wie<lb/> leicht kann ein ſolcher Bohrer ins Zittern oder Schwanken geraten<lb/> und die Arbeit, bei der es ja gerade hierbei auf äußerſte Gleichförmig-<lb/> keit ankommt, zu einer verfehlten machen. Verſchiedene Kanonen-<lb/> bohrmaſchinen ſind daher in Anwendung gekommen. Bei den wage-<lb/> rechten, die wohl den Vorzug verdienen, iſt der Bohrer feſt und das<lb/> wagerecht liegende Kanonenrohr dreht ſich ganz langſam, nur zwölf-<lb/> mal in einer Minute, um ſeine Achſe; durch Schrauben, Gewinde<lb/> oder Zahnſtangen wird der Bohrer allmählich vorwärts gerückt, ab<lb/> und zu zieht man ihn heraus, um die Bohrſpähne zu beſeitigen. Man<lb/> ſtellt den Bohrer aber auch ſenkrecht auf und läßt die Kanone, während<lb/> ſie oder der Bohrer ſich dreht, durch ihre eigene Schwere über den<lb/> letzteren herunterrutſchen. Bei den ſenkrechten Maſchinen fallen die<lb/> Spähne von ſelbſt heraus. Für kleinere Geſchütze genügen 3 Bohrer-<lb/> größen um den Lauf fertig zu machen, bei größeren aber iſt oft eine<lb/> bedeutende Anzahl von Bohrern nacheinander in Anwendung zu bringen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Das Buch der Erfindungen. 43</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [673/0691]
Die Trennungsarbeiten.
Bohren von Löchern benutzt man den bekannten Drillbohrer oder die
Bohrknarre, ſchneller kommt man mit der Bohrmaſchine vorwärts.
Fig. 386 zeigt eine einfache Vertikal-Handbohrmaſchine, wie ſie vielfach
in mechaniſchen Werkſtätten Benutzung findet. Bei größeren Arbeits-
ſtücken, genügen dieſelben natürlich
nicht, und ſo fing man ſeit Anfang
dieſes Jahrhunderts, namentlich in
England, von wo ja faſt alle neueren
Werkzeugmaſchinen herſtammen an,
Lochbohrmaſchinen für Elementar-
kraft-Betrieb herzuſtellen. Bewegt
man das Werkſtück während des
Bohrens, ſo entſteht kein Loch, ſondern
ein beliebig langer Einſchnitt, und
die Maſchinen heißen Langloch- oder
Schlitzbohrmaſchinen.
Beſondere Schwierigkeiten treten
auf, wo ein ſehr langes und dabei
doch breites Loch herzuſtellen iſt,
wie z. B. bei den Kanonen. Früher
wurden dieſelben hohl gegoſſen; da
indeſſen beim Gießen immer Blaſen
und Hohlräume bleiben, die erſt
dann entdeckt wurden, wenn die
Kanone zerſprang, ſo goß zuerſt
der franzöſiſche Marine-Inſpektor
[Abbildung Fig. 386. Handbohrmaſchine.]
Maritz 1740 die Geſchütze maſſiv und bildete die Höhlung gänzlich
durch Bohren. Die Schwierigkeiten liegen darin, daß aus dem Vollen
angefangen werden muß, und daß das eine Ende geſchloſſen bleibt,
der Bohrer muß alſo freiſtehend ſo lang ſein wie die Höhlung. Wie
leicht kann ein ſolcher Bohrer ins Zittern oder Schwanken geraten
und die Arbeit, bei der es ja gerade hierbei auf äußerſte Gleichförmig-
keit ankommt, zu einer verfehlten machen. Verſchiedene Kanonen-
bohrmaſchinen ſind daher in Anwendung gekommen. Bei den wage-
rechten, die wohl den Vorzug verdienen, iſt der Bohrer feſt und das
wagerecht liegende Kanonenrohr dreht ſich ganz langſam, nur zwölf-
mal in einer Minute, um ſeine Achſe; durch Schrauben, Gewinde
oder Zahnſtangen wird der Bohrer allmählich vorwärts gerückt, ab
und zu zieht man ihn heraus, um die Bohrſpähne zu beſeitigen. Man
ſtellt den Bohrer aber auch ſenkrecht auf und läßt die Kanone, während
ſie oder der Bohrer ſich dreht, durch ihre eigene Schwere über den
letzteren herunterrutſchen. Bei den ſenkrechten Maſchinen fallen die
Spähne von ſelbſt heraus. Für kleinere Geſchütze genügen 3 Bohrer-
größen um den Lauf fertig zu machen, bei größeren aber iſt oft eine
bedeutende Anzahl von Bohrern nacheinander in Anwendung zu bringen.
Das Buch der Erfindungen. 43
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |