vermeiden, bei denen zwei um ihren Mittelpunkt bewegliche Scheiben, die übereinandergreifen, sich in entgegengesetzter Richtung drehen, so daß jeder Teil des Umfangs zum Schneiden kommt. Das Werkstück wird den Scheren entgegengeschoben und kann natürlich unbegrenzt
[Abbildung]
Fig. 385.
Kreisschere.
lang sein. Fig. 385 wird die Wirkungs- weise noch weiter verdeutlichen.
Wenn geschlossene Figuren aus- geschnitten werden sollen, so wird die Benutzung der erwähnten Scheren be- schwerlich, man wendet dann eine in sich selbst zurückkehrende Schneide an, den Durchschlag oder den Schneide- stempel, der mit einem Schlage die Form aus dem Blech austrennt. Das Metall liegt auf einer Scheibe, die mit einem Loch versehen ist, das wie der Stempel genau die Umrisse der gewünschten Figur hat, der Loch- scheibe. Die Verwendung der im 17ten Jahrhundert erfundenen Loch- maschinen ist eine fast unbegrenzte. Runde Plättchen schneidet man in Münzen und Metallknopffabriken aus, man benutzt sie ferner zur Herstellung von Sägeblättern, Blechsieben, Scheren- klingen, Stahlfedern, Schnallenringen, Uhrzeigern, Nietlöchern in Kesselwandungen, durchbrochenen Gold- arbeiten etc. etc., kurz unendlich vielseitig sind die Formen, die die Loch- maschine hervorzubringen imstande ist. Alle diese Modifikationen des Durchschlags sind freilich fast ohne Ausnahme Kinder des 19ten Jahr- hunderts.
Schwerere und im Querschnitt größere Metallstäbe, lassen sich mit keiner der genannten Methoden durchteilen, hier tritt die Metallsäge in Thätigkeit. Bei den Metallsägen berühren sich die Gegensätze. Ganz feine Laubsägen, deren Blatt aus einer Uhrfeder hergestellt ist, schneiden aus dünnen Blechen die zierlichsten Figuren aus; geradezu großartig, sowohl in ihren Abmessungen, wie in ihren Wirkungen, sind die Säge- maschinen, welche dazu dienen, die frischgewalzten und noch glühenden Schienen auf die richtige Länge zu bringen. Eine gewaltige Kreissäge von 3/4 bis 1 1/2 m Durchmesser macht, durch Elementarkraft getrieben, 800 bis 2000 Umdrehungen in einer Minute und in 10 bis 15 Sekunden sind die stärksten Schienen und Stabeisen durchgeschnitten; nur bester Stahl vermag solche Arbeit zu verrichten.
Wie die Säge bei starken Metallen die Schere ersetzt, so tritt in gleichem Falle der Bohrer an die Stelle des Durchstoßes. Zum
Die Metallverarbeitung.
vermeiden, bei denen zwei um ihren Mittelpunkt bewegliche Scheiben, die übereinandergreifen, ſich in entgegengeſetzter Richtung drehen, ſo daß jeder Teil des Umfangs zum Schneiden kommt. Das Werkſtück wird den Scheren entgegengeſchoben und kann natürlich unbegrenzt
[Abbildung]
Fig. 385.
Kreisſchere.
lang ſein. Fig. 385 wird die Wirkungs- weiſe noch weiter verdeutlichen.
Wenn geſchloſſene Figuren aus- geſchnitten werden ſollen, ſo wird die Benutzung der erwähnten Scheren be- ſchwerlich, man wendet dann eine in ſich ſelbſt zurückkehrende Schneide an, den Durchſchlag oder den Schneide- ſtempel, der mit einem Schlage die Form aus dem Blech austrennt. Das Metall liegt auf einer Scheibe, die mit einem Loch verſehen iſt, das wie der Stempel genau die Umriſſe der gewünſchten Figur hat, der Loch- ſcheibe. Die Verwendung der im 17ten Jahrhundert erfundenen Loch- maſchinen iſt eine faſt unbegrenzte. Runde Plättchen ſchneidet man in Münzen und Metallknopffabriken aus, man benutzt ſie ferner zur Herſtellung von Sägeblättern, Blechſieben, Scheren- klingen, Stahlfedern, Schnallenringen, Uhrzeigern, Nietlöchern in Keſſelwandungen, durchbrochenen Gold- arbeiten ꝛc. ꝛc., kurz unendlich vielſeitig ſind die Formen, die die Loch- maſchine hervorzubringen imſtande iſt. Alle dieſe Modifikationen des Durchſchlags ſind freilich faſt ohne Ausnahme Kinder des 19ten Jahr- hunderts.
Schwerere und im Querſchnitt größere Metallſtäbe, laſſen ſich mit keiner der genannten Methoden durchteilen, hier tritt die Metallſäge in Thätigkeit. Bei den Metallſägen berühren ſich die Gegenſätze. Ganz feine Laubſägen, deren Blatt aus einer Uhrfeder hergeſtellt iſt, ſchneiden aus dünnen Blechen die zierlichſten Figuren aus; geradezu großartig, ſowohl in ihren Abmeſſungen, wie in ihren Wirkungen, ſind die Säge- maſchinen, welche dazu dienen, die friſchgewalzten und noch glühenden Schienen auf die richtige Länge zu bringen. Eine gewaltige Kreisſäge von ¾ bis 1 ½ m Durchmeſſer macht, durch Elementarkraft getrieben, 800 bis 2000 Umdrehungen in einer Minute und in 10 bis 15 Sekunden ſind die ſtärkſten Schienen und Stabeiſen durchgeſchnitten; nur beſter Stahl vermag ſolche Arbeit zu verrichten.
Wie die Säge bei ſtarken Metallen die Schere erſetzt, ſo tritt in gleichem Falle der Bohrer an die Stelle des Durchſtoßes. Zum
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Die Metallverarbeitung.
vermeiden, bei denen zwei um ihren Mittelpunkt bewegliche Scheiben,
die übereinandergreifen, ſich in entgegengeſetzter Richtung drehen, ſo
daß jeder Teil des Umfangs zum Schneiden kommt. Das Werkſtück
wird den Scheren entgegengeſchoben und kann natürlich unbegrenzt
[Abbildung Fig. 385. Kreisſchere.]
lang ſein. Fig. 385 wird die Wirkungs-
weiſe noch weiter verdeutlichen.
Wenn geſchloſſene Figuren aus-
geſchnitten werden ſollen, ſo wird die
Benutzung der erwähnten Scheren be-
ſchwerlich, man wendet dann eine in
ſich ſelbſt zurückkehrende Schneide an,
den Durchſchlag oder den Schneide-
ſtempel, der mit einem Schlage die
Form aus dem Blech austrennt. Das
Metall liegt auf einer Scheibe, die
mit einem Loch verſehen iſt, das wie
der Stempel genau die Umriſſe der
gewünſchten Figur hat, der Loch-
ſcheibe. Die Verwendung der im
17ten Jahrhundert erfundenen Loch-
maſchinen iſt eine faſt unbegrenzte.
Runde Plättchen ſchneidet man in
Münzen und Metallknopffabriken aus,
man benutzt ſie ferner zur Herſtellung
von Sägeblättern, Blechſieben, Scheren-
klingen, Stahlfedern, Schnallenringen,
Uhrzeigern, Nietlöchern in Keſſelwandungen, durchbrochenen Gold-
arbeiten ꝛc. ꝛc., kurz unendlich vielſeitig ſind die Formen, die die Loch-
maſchine hervorzubringen imſtande iſt. Alle dieſe Modifikationen des
Durchſchlags ſind freilich faſt ohne Ausnahme Kinder des 19ten Jahr-
hunderts.
Schwerere und im Querſchnitt größere Metallſtäbe, laſſen ſich mit
keiner der genannten Methoden durchteilen, hier tritt die Metallſäge in
Thätigkeit. Bei den Metallſägen berühren ſich die Gegenſätze. Ganz
feine Laubſägen, deren Blatt aus einer Uhrfeder hergeſtellt iſt, ſchneiden
aus dünnen Blechen die zierlichſten Figuren aus; geradezu großartig,
ſowohl in ihren Abmeſſungen, wie in ihren Wirkungen, ſind die Säge-
maſchinen, welche dazu dienen, die friſchgewalzten und noch glühenden
Schienen auf die richtige Länge zu bringen. Eine gewaltige Kreisſäge
von ¾ bis 1 ½ m Durchmeſſer macht, durch Elementarkraft getrieben,
800 bis 2000 Umdrehungen in einer Minute und in 10 bis 15 Sekunden
ſind die ſtärkſten Schienen und Stabeiſen durchgeſchnitten; nur beſter
Stahl vermag ſolche Arbeit zu verrichten.
Wie die Säge bei ſtarken Metallen die Schere erſetzt, ſo tritt in
gleichem Falle der Bohrer an die Stelle des Durchſtoßes. Zum
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/690>, abgerufen am 22.11.2024.
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