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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Motoren.
Ägyptern zurück, welche dieselben zu ihren Schöpfanlagen, mit denen sie
die Wässer des Niles auf die Äcker schafften, benutzten. Auch bei den Römern
wurde der Bau der Wasserräder geübt. Rühlmann führt nachfolgende
poetische Äußerung eines gewissen Antipater, eines Zeitgenossen des
Cicero, an, welche des Wasserrades bereits als eines gebräuchlichen
Motors Erwähnung thut:
"Höret auf, euch zu bemühen, ihr Mädchen, die ihr in
den Mühlen arbeitet, jetzt schlaft und laßt die Vögel der
Morgenröthe entgegensingen; denn Ceres hat den Najaden
befohlen, eure Arbeit zu verrichten; diese gehorchen, werfen
sich auf die Räder, treiben mächtig die Wellen und durch
diese die schwere Mühle."

Bis in die jüngste Zeit hat sich der Bau der Wasserräder fort-
gesetzt und auf Grund der neuen Theorien von Redtenbacher und
Weisbach ist man heut zu Tage in den Stand gesetzt, Wasserräder zu
konstruieren, welche allen Anforderungen an Nutzeffekt und Leistung
zu genügen vermögen. Trotz der gewaltigen Fortschritte, welche in
den letzten Jahrhunderten auf dem Gebiete des Dampfmaschinenbaues
sich vollzogen haben, wird das Wasserrad mit seinem poetischen Nimbus
nach menschlicher Voraussicht nimmermehr aus unseren wasser- und
gefällreichen Gebirgsthälern verschwinden.

Die Wirkungsweise des Wasserrades beruht darauf, daß man das
fließende Wasser veranlaßt, das Rad um seine horizontale Drehachse
zu drehen. Der Angriff des Wassers kann hierbei entweder unten an
der tiefsten Stelle des Rades erfolgen -- unterschlägiges Wasserrad --
oder zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkte des Rades --
rückenschlägiges Wasserrad -- oder endlich an dem höchsten Punkte des
Rades -- oberschlägiges Wasserrad.

[Abbildung] Fig. 39.

Schiffmühle (Ansicht).

Fig. 39 und 40 stellen ein unterschlägiges Wasserrad dar, welches
zugleich mit der von ihm betriebenen Mühle, einer sogenannten Schiff-
mühle, auf dem Strome schwimmt und hier verankert ist. Der Erfinder

Die Motoren.
Ägyptern zurück, welche dieſelben zu ihren Schöpfanlagen, mit denen ſie
die Wäſſer des Niles auf die Äcker ſchafften, benutzten. Auch bei den Römern
wurde der Bau der Waſſerräder geübt. Rühlmann führt nachfolgende
poetiſche Äußerung eines gewiſſen Antipater, eines Zeitgenoſſen des
Cicero, an, welche des Waſſerrades bereits als eines gebräuchlichen
Motors Erwähnung thut:
„Höret auf, euch zu bemühen, ihr Mädchen, die ihr in
den Mühlen arbeitet, jetzt ſchlaft und laßt die Vögel der
Morgenröthe entgegenſingen; denn Ceres hat den Najaden
befohlen, eure Arbeit zu verrichten; dieſe gehorchen, werfen
ſich auf die Räder, treiben mächtig die Wellen und durch
dieſe die ſchwere Mühle.“

Bis in die jüngſte Zeit hat ſich der Bau der Waſſerräder fort-
geſetzt und auf Grund der neuen Theorien von Redtenbacher und
Weisbach iſt man heut zu Tage in den Stand geſetzt, Waſſerräder zu
konſtruieren, welche allen Anforderungen an Nutzeffekt und Leiſtung
zu genügen vermögen. Trotz der gewaltigen Fortſchritte, welche in
den letzten Jahrhunderten auf dem Gebiete des Dampfmaſchinenbaues
ſich vollzogen haben, wird das Waſſerrad mit ſeinem poetiſchen Nimbus
nach menſchlicher Vorausſicht nimmermehr aus unſeren waſſer- und
gefällreichen Gebirgsthälern verſchwinden.

Die Wirkungsweiſe des Waſſerrades beruht darauf, daß man das
fließende Waſſer veranlaßt, das Rad um ſeine horizontale Drehachſe
zu drehen. Der Angriff des Waſſers kann hierbei entweder unten an
der tiefſten Stelle des Rades erfolgen — unterſchlägiges Waſſerrad —
oder zwiſchen dem höchſten und dem tiefſten Punkte des Rades —
rückenſchlägiges Waſſerrad — oder endlich an dem höchſten Punkte des
Rades — oberſchlägiges Waſſerrad.

[Abbildung] Fig. 39.

Schiffmühle (Anſicht).

Fig. 39 und 40 ſtellen ein unterſchlägiges Waſſerrad dar, welches
zugleich mit der von ihm betriebenen Mühle, einer ſogenannten Schiff-
mühle, auf dem Strome ſchwimmt und hier verankert iſt. Der Erfinder

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[64/0082] Die Motoren. Ägyptern zurück, welche dieſelben zu ihren Schöpfanlagen, mit denen ſie die Wäſſer des Niles auf die Äcker ſchafften, benutzten. Auch bei den Römern wurde der Bau der Waſſerräder geübt. Rühlmann führt nachfolgende poetiſche Äußerung eines gewiſſen Antipater, eines Zeitgenoſſen des Cicero, an, welche des Waſſerrades bereits als eines gebräuchlichen Motors Erwähnung thut: „Höret auf, euch zu bemühen, ihr Mädchen, die ihr in den Mühlen arbeitet, jetzt ſchlaft und laßt die Vögel der Morgenröthe entgegenſingen; denn Ceres hat den Najaden befohlen, eure Arbeit zu verrichten; dieſe gehorchen, werfen ſich auf die Räder, treiben mächtig die Wellen und durch dieſe die ſchwere Mühle.“ Bis in die jüngſte Zeit hat ſich der Bau der Waſſerräder fort- geſetzt und auf Grund der neuen Theorien von Redtenbacher und Weisbach iſt man heut zu Tage in den Stand geſetzt, Waſſerräder zu konſtruieren, welche allen Anforderungen an Nutzeffekt und Leiſtung zu genügen vermögen. Trotz der gewaltigen Fortſchritte, welche in den letzten Jahrhunderten auf dem Gebiete des Dampfmaſchinenbaues ſich vollzogen haben, wird das Waſſerrad mit ſeinem poetiſchen Nimbus nach menſchlicher Vorausſicht nimmermehr aus unſeren waſſer- und gefällreichen Gebirgsthälern verſchwinden. Die Wirkungsweiſe des Waſſerrades beruht darauf, daß man das fließende Waſſer veranlaßt, das Rad um ſeine horizontale Drehachſe zu drehen. Der Angriff des Waſſers kann hierbei entweder unten an der tiefſten Stelle des Rades erfolgen — unterſchlägiges Waſſerrad — oder zwiſchen dem höchſten und dem tiefſten Punkte des Rades — rückenſchlägiges Waſſerrad — oder endlich an dem höchſten Punkte des Rades — oberſchlägiges Waſſerrad. [Abbildung Fig. 39. Schiffmühle (Anſicht).] Fig. 39 und 40 ſtellen ein unterſchlägiges Waſſerrad dar, welches zugleich mit der von ihm betriebenen Mühle, einer ſogenannten Schiff- mühle, auf dem Strome ſchwimmt und hier verankert iſt. Der Erfinder

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/82>, abgerufen am 21.11.2024.