durch eine andere bereitgehaltene Kugel ersetzt werden. Der Cylinder mit den Grundproben ließ sich leicht und ohne Mühe heraufholen.
Da der Druck der auf einem bestimmten Querschnitt ruhenden Wassersäule mit größerer Tiefe schnell zunimmt, so hat man mit Er- folg diese Druckzunahme bei der Konstruktion neuer Tiefsee-Lote zu Grunde gelegt. Dieselben bieten gleichzeitig den Vorteil, daß sie ein Beidrehen des Schiffes entbehrlich machen, da ihre Angaben von der senkrechten Stellung der Leine unabhängig sind. Am gebräuch- lichsten waren bisher die Apparate von William Thomson und diejenigen von Bamberg, bei denen mit Luft gefüllte Glasröhren ver- senkt wurden, welche an einem Ende eine enge Öffnung hatten oder mit einem Ventil versehen waren. Indem sie dem Wasser den Eintritt gestatteten, wurde mit zunehmender Tiefe die Luftsäule immer kleiner; besondere Vorrichtungen, bei denen teilweise chemische Eigenschaften des Seewassers eine Rolle spielen, erlauben, die Tiefe an den Röhren ab- zulesen oder aus den erhaltenen Angaben abzuleiten. -- Die Ergeb- nisse der Lotung gewähren dem Schiffsführer die Möglichkeit, die Tiefe und Beschaffenheit des Meeresgrundes mit den Angaben der Seekarten zu vergleichen, gegebenenfalls die Resultate der Bestecks-Rechnung da- nach zu verbessern.
3. Die Ortsbestimmung zur See.
Die Aufmachung eines Schiffsbestecks, d. h. die Ermittelung des momentanen Schiffsortes, ist in Sicht des Landes eine einfache Auf- gabe, die mittels Konstruktion oder durch einfache Rechnung gelöst werden kann und auch hinreichende Genauigkeit gewährt. Zwei leicht erkennbare Landobjekte werden mit den Visiervorrichtungen des Kompasses gepeilt und die erhaltenen Richtungen in die Karten ein- getragen; der Schnittpunkt der beiden Linien ergiebt die Position des Schiffes. Im Notfalle genügt auch die Peilung eines einzigen Objektes, dessen Höhe dann aber mit einem Winkelinstrument zur Bestimmung des Abstandes gemessen werden muß. Mehrfache Wiederholungen dieser Bestimmung unter Berücksichtigung der in der Zwischenzeit eingetretenen Ortsveränderung des Schiffes, die für diesen Zweck mit der erforder- lichen Genauigkeit aus den Angaben von Kompaß und Log abzuleiten ist, wird die Schiffsposition innerhalb derjenigen Genauigkeit finden lassen, welche überhaupt vom Seemann erreicht werden kann. -- Auf hoher See können nur die in die Karten einzutragenden und aus den Angaben von Kompaß und Log zu entnehmenden Werte für die Kurs- richtung und den zurückgelegten Weg Verwendung finden; selbstverständ- lich muß der Ausgangspunkt des Schiffes auf das genaueste bekannt sein, wenn man auf diese Weise den Schiffsort beispielsweise für einen bestimmten Zeitpunkt ermitteln will. Bei der Berechnung hat man stets nur mit rechtwinkligen Dreiecken zu thun, deren Katheten die
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Das Log und Die Ortsbeſtimmung zur See.
durch eine andere bereitgehaltene Kugel erſetzt werden. Der Cylinder mit den Grundproben ließ ſich leicht und ohne Mühe heraufholen.
Da der Druck der auf einem beſtimmten Querſchnitt ruhenden Waſſerſäule mit größerer Tiefe ſchnell zunimmt, ſo hat man mit Er- folg dieſe Druckzunahme bei der Konſtruktion neuer Tiefſee-Lote zu Grunde gelegt. Dieſelben bieten gleichzeitig den Vorteil, daß ſie ein Beidrehen des Schiffes entbehrlich machen, da ihre Angaben von der ſenkrechten Stellung der Leine unabhängig ſind. Am gebräuch- lichſten waren bisher die Apparate von William Thomſon und diejenigen von Bamberg, bei denen mit Luft gefüllte Glasröhren ver- ſenkt wurden, welche an einem Ende eine enge Öffnung hatten oder mit einem Ventil verſehen waren. Indem ſie dem Waſſer den Eintritt geſtatteten, wurde mit zunehmender Tiefe die Luftſäule immer kleiner; beſondere Vorrichtungen, bei denen teilweiſe chemiſche Eigenſchaften des Seewaſſers eine Rolle ſpielen, erlauben, die Tiefe an den Röhren ab- zuleſen oder aus den erhaltenen Angaben abzuleiten. — Die Ergeb- niſſe der Lotung gewähren dem Schiffsführer die Möglichkeit, die Tiefe und Beſchaffenheit des Meeresgrundes mit den Angaben der Seekarten zu vergleichen, gegebenenfalls die Reſultate der Beſtecks-Rechnung da- nach zu verbeſſern.
3. Die Ortsbeſtimmung zur See.
Die Aufmachung eines Schiffsbeſtecks, d. h. die Ermittelung des momentanen Schiffsortes, iſt in Sicht des Landes eine einfache Auf- gabe, die mittels Konſtruktion oder durch einfache Rechnung gelöſt werden kann und auch hinreichende Genauigkeit gewährt. Zwei leicht erkennbare Landobjekte werden mit den Viſiervorrichtungen des Kompaſſes gepeilt und die erhaltenen Richtungen in die Karten ein- getragen; der Schnittpunkt der beiden Linien ergiebt die Poſition des Schiffes. Im Notfalle genügt auch die Peilung eines einzigen Objektes, deſſen Höhe dann aber mit einem Winkelinſtrument zur Beſtimmung des Abſtandes gemeſſen werden muß. Mehrfache Wiederholungen dieſer Beſtimmung unter Berückſichtigung der in der Zwiſchenzeit eingetretenen Ortsveränderung des Schiffes, die für dieſen Zweck mit der erforder- lichen Genauigkeit aus den Angaben von Kompaß und Log abzuleiten iſt, wird die Schiffspoſition innerhalb derjenigen Genauigkeit finden laſſen, welche überhaupt vom Seemann erreicht werden kann. — Auf hoher See können nur die in die Karten einzutragenden und aus den Angaben von Kompaß und Log zu entnehmenden Werte für die Kurs- richtung und den zurückgelegten Weg Verwendung finden; ſelbſtverſtänd- lich muß der Ausgangspunkt des Schiffes auf das genaueſte bekannt ſein, wenn man auf dieſe Weiſe den Schiffsort beiſpielsweiſe für einen beſtimmten Zeitpunkt ermitteln will. Bei der Berechnung hat man ſtets nur mit rechtwinkligen Dreiecken zu thun, deren Katheten die
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Das Log und Die Ortsbeſtimmung zur See.
durch eine andere bereitgehaltene Kugel erſetzt werden. Der Cylinder
mit den Grundproben ließ ſich leicht und ohne Mühe heraufholen.
Da der Druck der auf einem beſtimmten Querſchnitt ruhenden
Waſſerſäule mit größerer Tiefe ſchnell zunimmt, ſo hat man mit Er-
folg dieſe Druckzunahme bei der Konſtruktion neuer Tiefſee-Lote zu
Grunde gelegt. Dieſelben bieten gleichzeitig den Vorteil, daß ſie ein
Beidrehen des Schiffes entbehrlich machen, da ihre Angaben von
der ſenkrechten Stellung der Leine unabhängig ſind. Am gebräuch-
lichſten waren bisher die Apparate von William Thomſon und
diejenigen von Bamberg, bei denen mit Luft gefüllte Glasröhren ver-
ſenkt wurden, welche an einem Ende eine enge Öffnung hatten oder
mit einem Ventil verſehen waren. Indem ſie dem Waſſer den Eintritt
geſtatteten, wurde mit zunehmender Tiefe die Luftſäule immer kleiner;
beſondere Vorrichtungen, bei denen teilweiſe chemiſche Eigenſchaften des
Seewaſſers eine Rolle ſpielen, erlauben, die Tiefe an den Röhren ab-
zuleſen oder aus den erhaltenen Angaben abzuleiten. — Die Ergeb-
niſſe der Lotung gewähren dem Schiffsführer die Möglichkeit, die Tiefe
und Beſchaffenheit des Meeresgrundes mit den Angaben der Seekarten
zu vergleichen, gegebenenfalls die Reſultate der Beſtecks-Rechnung da-
nach zu verbeſſern.
3. Die Ortsbeſtimmung zur See.
Die Aufmachung eines Schiffsbeſtecks, d. h. die Ermittelung des
momentanen Schiffsortes, iſt in Sicht des Landes eine einfache Auf-
gabe, die mittels Konſtruktion oder durch einfache Rechnung gelöſt
werden kann und auch hinreichende Genauigkeit gewährt. Zwei
leicht erkennbare Landobjekte werden mit den Viſiervorrichtungen des
Kompaſſes gepeilt und die erhaltenen Richtungen in die Karten ein-
getragen; der Schnittpunkt der beiden Linien ergiebt die Poſition des
Schiffes. Im Notfalle genügt auch die Peilung eines einzigen Objektes,
deſſen Höhe dann aber mit einem Winkelinſtrument zur Beſtimmung
des Abſtandes gemeſſen werden muß. Mehrfache Wiederholungen dieſer
Beſtimmung unter Berückſichtigung der in der Zwiſchenzeit eingetretenen
Ortsveränderung des Schiffes, die für dieſen Zweck mit der erforder-
lichen Genauigkeit aus den Angaben von Kompaß und Log abzuleiten
iſt, wird die Schiffspoſition innerhalb derjenigen Genauigkeit finden
laſſen, welche überhaupt vom Seemann erreicht werden kann. — Auf
hoher See können nur die in die Karten einzutragenden und aus den
Angaben von Kompaß und Log zu entnehmenden Werte für die Kurs-
richtung und den zurückgelegten Weg Verwendung finden; ſelbſtverſtänd-
lich muß der Ausgangspunkt des Schiffes auf das genaueſte bekannt
ſein, wenn man auf dieſe Weiſe den Schiffsort beiſpielsweiſe für einen
beſtimmten Zeitpunkt ermitteln will. Bei der Berechnung hat man
ſtets nur mit rechtwinkligen Dreiecken zu thun, deren Katheten die
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 803. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/821>, abgerufen am 24.11.2024.
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