gewonnene nitrose Säure in demselben Fabrikbetriebe vermittelst seines Denitratorturms unmittelbar ausnutzen. Durch diese Vervollkomm- nungen sind die Fabrikationsverluste minimale geworden, indem man z. B. nur gegen 5 % des verwendeten Schwefels und kaum 3 % der Salpetersäure verliert. Eine Schwefelsäureanlage von den beschriebenen Dimensionen liefert in 24 Stunden 8000 bis 10000 kg Säure.
b) Die Fabrikation der Salpetersäure.
Wie die Schwefelsäure, ist auch die Salpetersäure schon den Chemikern des Mittelalters bekannt gewesen, besonders in dem mit dem Namen "Scheidewasser" bezeichneten verdünnten Zustande, in welchem die Säure aus einer Legierung von Gold und Silber nur das letztere Metall auflöst.
Alle Salpetersäure (HNO3) wird durch Erhitzen von Schwefelsäure mit einer ihrer Alkaliverbindungen, entweder dem Kalisalpeter (KNO3) oder dem Natron- oder Chilesalpeter (NaNO3) dargestellt. (Vgl. S. 693 ff.) Das erstgenannte Salz giebt eine reinere Säure; es stellt sich aber wesentlich teurer, weil es fast durchgängig ein Fabrikationserzeugnis ist und giebt auch eine etwas geringere Ausbeute, als der Natronsalpeter. Aus diesen Gründen wendet man fast ausschließlich den letzteren, welcher in gewaltigen Massen an der Westküste des mittleren Südamerika sich mineralisch findet, zur Fabrikation an, obgleich die erhaltene Säure unreiner ist.
Der chemische Prozeß der Salpetersäurefabrikation ist sehr einfach. Man kann sich am besten vorstellen, daß das Metallatom des Salpe- ters mit einem Wasserstoffatom der Schwefelsäure (H2SO4) den Platz tauscht; es bildet sich also aus dem Salpeter Salpetersäure (HNO3), aus der Schwefelsäure doppelt schwefelsaures Natrium (NaHSO4). Wie leicht ersichtlich, könnte man, da ja das zweite Wasserstoffatom der Schwefelsäure auch durch ein Metallatom ersetzbar sein muß, die doppelte Menge Salpeter gegenüber derselben Quantität Schwefelsäure anwenden und so die doppelte Ausbeute erhalten. Beim Kalisalpeter ist dies nicht gut möglich, da die zweite Menge desselben ihre Säure erst bei einer Temperatur freigiebt, welche eine Zersetzung der Säure in braunes gasförmiges Stickstoffdioxyd (NO2), Sauerstoff und Wasser bewirkt; dann erhält man eine Lösung des erstgenannten Zersetzungsproduktes in reiner Salpetersäure, welche unter dem Namen rauchende Salpeter- säure eine rote braune Flüssigkeit bildet. Beim Chilesalpeter hingegen wird nur eine geringe Quantität Säure zersetzt, so daß man in diesem Falle auch bei Anwendung der doppelten Menge Salpeter mit nur wenig Stickstoffdioxyd verunreinigte Salpetersäure erhält. Als Rückstand bleibt dann schwefelsaures Natrium (Na2SO4).
Zum Erhitzen des Gemenges von Chilesalpeter, Schwefelsäure und wenig Wasser benutzt man jetzt meistenteils liegende gußeiserne Cylinder,
Die Fabrikation der Salpeterſäure.
gewonnene nitroſe Säure in demſelben Fabrikbetriebe vermittelſt ſeines Denitratorturms unmittelbar ausnutzen. Durch dieſe Vervollkomm- nungen ſind die Fabrikationsverluſte minimale geworden, indem man z. B. nur gegen 5 % des verwendeten Schwefels und kaum 3 % der Salpeterſäure verliert. Eine Schwefelſäureanlage von den beſchriebenen Dimenſionen liefert in 24 Stunden 8000 bis 10000 kg Säure.
b) Die Fabrikation der Salpeterſäure.
Wie die Schwefelſäure, iſt auch die Salpeterſäure ſchon den Chemikern des Mittelalters bekannt geweſen, beſonders in dem mit dem Namen „Scheidewaſſer“ bezeichneten verdünnten Zuſtande, in welchem die Säure aus einer Legierung von Gold und Silber nur das letztere Metall auflöſt.
Alle Salpeterſäure (HNO3) wird durch Erhitzen von Schwefelſäure mit einer ihrer Alkaliverbindungen, entweder dem Kaliſalpeter (KNO3) oder dem Natron- oder Chileſalpeter (NaNO3) dargeſtellt. (Vgl. S. 693 ff.) Das erſtgenannte Salz giebt eine reinere Säure; es ſtellt ſich aber weſentlich teurer, weil es faſt durchgängig ein Fabrikationserzeugnis iſt und giebt auch eine etwas geringere Ausbeute, als der Natronſalpeter. Aus dieſen Gründen wendet man faſt ausſchließlich den letzteren, welcher in gewaltigen Maſſen an der Weſtküſte des mittleren Südamerika ſich mineraliſch findet, zur Fabrikation an, obgleich die erhaltene Säure unreiner iſt.
Der chemiſche Prozeß der Salpeterſäurefabrikation iſt ſehr einfach. Man kann ſich am beſten vorſtellen, daß das Metallatom des Salpe- ters mit einem Waſſerſtoffatom der Schwefelſäure (H2SO4) den Platz tauſcht; es bildet ſich alſo aus dem Salpeter Salpeterſäure (HNO3), aus der Schwefelſäure doppelt ſchwefelſaures Natrium (NaHSO4). Wie leicht erſichtlich, könnte man, da ja das zweite Waſſerſtoffatom der Schwefelſäure auch durch ein Metallatom erſetzbar ſein muß, die doppelte Menge Salpeter gegenüber derſelben Quantität Schwefelſäure anwenden und ſo die doppelte Ausbeute erhalten. Beim Kaliſalpeter iſt dies nicht gut möglich, da die zweite Menge desſelben ihre Säure erſt bei einer Temperatur freigiebt, welche eine Zerſetzung der Säure in braunes gasförmiges Stickſtoffdioxyd (NO2), Sauerſtoff und Waſſer bewirkt; dann erhält man eine Löſung des erſtgenannten Zerſetzungsproduktes in reiner Salpeterſäure, welche unter dem Namen rauchende Salpeter- ſäure eine rote braune Flüſſigkeit bildet. Beim Chileſalpeter hingegen wird nur eine geringe Quantität Säure zerſetzt, ſo daß man in dieſem Falle auch bei Anwendung der doppelten Menge Salpeter mit nur wenig Stickſtoffdioxyd verunreinigte Salpeterſäure erhält. Als Rückſtand bleibt dann ſchwefelſaures Natrium (Na2SO4).
Zum Erhitzen des Gemenges von Chileſalpeter, Schwefelſäure und wenig Waſſer benutzt man jetzt meiſtenteils liegende gußeiſerne Cylinder,
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Die Fabrikation der Salpeterſäure.
gewonnene nitroſe Säure in demſelben Fabrikbetriebe vermittelſt ſeines
Denitratorturms unmittelbar ausnutzen. Durch dieſe Vervollkomm-
nungen ſind die Fabrikationsverluſte minimale geworden, indem man
z. B. nur gegen 5 % des verwendeten Schwefels und kaum 3 % der
Salpeterſäure verliert. Eine Schwefelſäureanlage von den beſchriebenen
Dimenſionen liefert in 24 Stunden 8000 bis 10000 kg Säure.
b) Die Fabrikation der Salpeterſäure.
Wie die Schwefelſäure, iſt auch die Salpeterſäure ſchon den
Chemikern des Mittelalters bekannt geweſen, beſonders in dem mit
dem Namen „Scheidewaſſer“ bezeichneten verdünnten Zuſtande, in
welchem die Säure aus einer Legierung von Gold und Silber nur
das letztere Metall auflöſt.
Alle Salpeterſäure (HNO3) wird durch Erhitzen von Schwefelſäure
mit einer ihrer Alkaliverbindungen, entweder dem Kaliſalpeter (KNO3)
oder dem Natron- oder Chileſalpeter (NaNO3) dargeſtellt. (Vgl. S. 693 ff.)
Das erſtgenannte Salz giebt eine reinere Säure; es ſtellt ſich aber weſentlich
teurer, weil es faſt durchgängig ein Fabrikationserzeugnis iſt und giebt
auch eine etwas geringere Ausbeute, als der Natronſalpeter. Aus
dieſen Gründen wendet man faſt ausſchließlich den letzteren, welcher in
gewaltigen Maſſen an der Weſtküſte des mittleren Südamerika ſich
mineraliſch findet, zur Fabrikation an, obgleich die erhaltene Säure
unreiner iſt.
Der chemiſche Prozeß der Salpeterſäurefabrikation iſt ſehr einfach.
Man kann ſich am beſten vorſtellen, daß das Metallatom des Salpe-
ters mit einem Waſſerſtoffatom der Schwefelſäure (H2SO4) den Platz
tauſcht; es bildet ſich alſo aus dem Salpeter Salpeterſäure (HNO3),
aus der Schwefelſäure doppelt ſchwefelſaures Natrium (NaHSO4). Wie
leicht erſichtlich, könnte man, da ja das zweite Waſſerſtoffatom der
Schwefelſäure auch durch ein Metallatom erſetzbar ſein muß, die doppelte
Menge Salpeter gegenüber derſelben Quantität Schwefelſäure anwenden
und ſo die doppelte Ausbeute erhalten. Beim Kaliſalpeter iſt dies
nicht gut möglich, da die zweite Menge desſelben ihre Säure erſt bei
einer Temperatur freigiebt, welche eine Zerſetzung der Säure in braunes
gasförmiges Stickſtoffdioxyd (NO2), Sauerſtoff und Waſſer bewirkt;
dann erhält man eine Löſung des erſtgenannten Zerſetzungsproduktes
in reiner Salpeterſäure, welche unter dem Namen rauchende Salpeter-
ſäure eine rote braune Flüſſigkeit bildet. Beim Chileſalpeter hingegen
wird nur eine geringe Quantität Säure zerſetzt, ſo daß man in dieſem
Falle auch bei Anwendung der doppelten Menge Salpeter mit nur
wenig Stickſtoffdioxyd verunreinigte Salpeterſäure erhält. Als Rückſtand
bleibt dann ſchwefelſaures Natrium (Na2SO4).
Zum Erhitzen des Gemenges von Chileſalpeter, Schwefelſäure und
wenig Waſſer benutzt man jetzt meiſtenteils liegende gußeiſerne Cylinder,
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/849>, abgerufen am 24.11.2024.
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