die, ähnlich wie die Gasretorten, verschließbar sind und ebenso zu mehreren in einem Ofen liegen (s. Fig. 450). Der vordere Deckel des Cylinders ist mit einem gläsernen eingekitteten Abzugsrohr versehen, durch welches die Dämpfe der freiwerdenden Salpetersäure in soge- nannte Wulfsche Flaschen geleitet werden. Dies sind große dreihalsige
[Abbildung]
Fig. 450.
Apparat zur Darstellung der Salpetersäure.
Gefäße von Steingut; der erste Hals nimmt das Zuleitungsrohr, der mittelste häufig noch ein gerades, das Zurücksteigen der kondensierten Säure verhinderndes Sicherheitsrohr, der dritte das die erste Flasche mit der nächstfolgenden verbindende Ableitungsrohr auf. Diese Kon- densationsgefäße werden mit Wasser gut gekühlt.
Die Leitung der möglichst gleichmäßig zu haltenden Feuerung er- folgt unter steter Beobachtung des gläsernen Ausströmungsrohres; treten sehr dunkle Dämpfe auf, so ist die Hitze zu stark geworden. Zuerst entweichen, infolge der Reduktion der Salpetersäure durch Staub und andere organische Verunreinigungen, rote Dämpfe, die man in besonderen Vorlagen auffängt; erst wenn die Farbe der Dämpfe bräun- lich geworden ist, legt man die eigentlichen Vorlagen, meist mit ein wenig Wasser beschickt, an die Retorten. Stockt endlich die Entwicklung und erscheinen beim stärkeren Erhitzen wieder rote Dämpfe, so unter- bricht man die Operation.
Die gewonnene Salpetersäure ist verunreinigt. Die schon erwähnte Braunfärbung durch Stickstoffdioxyd beseitigt man durch starkes Ein- blasen von Luft. Das Chlor, welches sich infolge des steten geringen
Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien.
die, ähnlich wie die Gasretorten, verſchließbar ſind und ebenſo zu mehreren in einem Ofen liegen (ſ. Fig. 450). Der vordere Deckel des Cylinders iſt mit einem gläſernen eingekitteten Abzugsrohr verſehen, durch welches die Dämpfe der freiwerdenden Salpeterſäure in ſoge- nannte Wulfſche Flaſchen geleitet werden. Dies ſind große dreihalſige
[Abbildung]
Fig. 450.
Apparat zur Darſtellung der Salpeterſäure.
Gefäße von Steingut; der erſte Hals nimmt das Zuleitungsrohr, der mittelſte häufig noch ein gerades, das Zurückſteigen der kondenſierten Säure verhinderndes Sicherheitsrohr, der dritte das die erſte Flaſche mit der nächſtfolgenden verbindende Ableitungsrohr auf. Dieſe Kon- denſationsgefäße werden mit Waſſer gut gekühlt.
Die Leitung der möglichſt gleichmäßig zu haltenden Feuerung er- folgt unter ſteter Beobachtung des gläſernen Ausſtrömungsrohres; treten ſehr dunkle Dämpfe auf, ſo iſt die Hitze zu ſtark geworden. Zuerſt entweichen, infolge der Reduktion der Salpeterſäure durch Staub und andere organiſche Verunreinigungen, rote Dämpfe, die man in beſonderen Vorlagen auffängt; erſt wenn die Farbe der Dämpfe bräun- lich geworden iſt, legt man die eigentlichen Vorlagen, meiſt mit ein wenig Waſſer beſchickt, an die Retorten. Stockt endlich die Entwicklung und erſcheinen beim ſtärkeren Erhitzen wieder rote Dämpfe, ſo unter- bricht man die Operation.
Die gewonnene Salpeterſäure iſt verunreinigt. Die ſchon erwähnte Braunfärbung durch Stickſtoffdioxyd beſeitigt man durch ſtarkes Ein- blaſen von Luft. Das Chlor, welches ſich infolge des ſteten geringen
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Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien.
die, ähnlich wie die Gasretorten, verſchließbar ſind und ebenſo zu
mehreren in einem Ofen liegen (ſ. Fig. 450). Der vordere Deckel des
Cylinders iſt mit einem gläſernen eingekitteten Abzugsrohr verſehen,
durch welches die Dämpfe der freiwerdenden Salpeterſäure in ſoge-
nannte Wulfſche Flaſchen geleitet werden. Dies ſind große dreihalſige
[Abbildung Fig. 450. Apparat zur Darſtellung der Salpeterſäure.]
Gefäße von Steingut; der erſte Hals nimmt das Zuleitungsrohr, der
mittelſte häufig noch ein gerades, das Zurückſteigen der kondenſierten
Säure verhinderndes Sicherheitsrohr, der dritte das die erſte Flaſche
mit der nächſtfolgenden verbindende Ableitungsrohr auf. Dieſe Kon-
denſationsgefäße werden mit Waſſer gut gekühlt.
Die Leitung der möglichſt gleichmäßig zu haltenden Feuerung er-
folgt unter ſteter Beobachtung des gläſernen Ausſtrömungsrohres;
treten ſehr dunkle Dämpfe auf, ſo iſt die Hitze zu ſtark geworden.
Zuerſt entweichen, infolge der Reduktion der Salpeterſäure durch Staub
und andere organiſche Verunreinigungen, rote Dämpfe, die man in
beſonderen Vorlagen auffängt; erſt wenn die Farbe der Dämpfe bräun-
lich geworden iſt, legt man die eigentlichen Vorlagen, meiſt mit ein
wenig Waſſer beſchickt, an die Retorten. Stockt endlich die Entwicklung
und erſcheinen beim ſtärkeren Erhitzen wieder rote Dämpfe, ſo unter-
bricht man die Operation.
Die gewonnene Salpeterſäure iſt verunreinigt. Die ſchon erwähnte
Braunfärbung durch Stickſtoffdioxyd beſeitigt man durch ſtarkes Ein-
blaſen von Luft. Das Chlor, welches ſich infolge des ſteten geringen
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 832. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/850>, abgerufen am 24.11.2024.
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