mittels einer Chromsäurelösung, ähnlich der zu gewissen galvanischen Elementen gebrauchten, als schnellste Art der Entfärbung benutzt. -- Von ähnlicher Abstammung wie das Palmöl ist das Illipeöl und die Galambutter.
Das Kokosnußöl, ein weißes Fett von blättriger Beschaffenheit wird aus den Kernen der Kokospalme, also besonders in Ostindien, gewonnen. Man preßt es entweder in der Heimat der Pflanze, oder auch aus den im Handel nach Europa gebrachten Kernen (Copperah) erst hier aus.
Die tropischen Pflanzenfette sind stets ranzig, d. h. sie bestehen nicht durchweg aus Verbindungen der drei (S. 285) erwähnten Fett- säuren mit Glycerin, sondern enthalten auch freie Fettsäure.
Die Alkalilaugen stellt sich der Seifensieder heute ausschließlich aus der im Handel befindlichen Soda und Pottasche dar, während er früher auf die eigene Darstellung aus Holzasche angewiesen war. In eisernen Gefäßen wird die auf eine bestimmte Verdünnung gebrachte Sodalösung mit Ätzkalk vermischt, tüchtig umgerührt und so lange sich selbst überlassen, bis eine Probe der überstehenden klaren Flüssigkeit mit einer Säure kein Aufbrausen, also keine Spur von Kohlensäure, mehr zeigt. Die Kohlensäure der Soda, resp. Pottasche hat sich mit dem Kalk als unlöslicher kohlensaurer Kalk niedergeschlagen, während Ätznatron, resp. Ätzkali in Lösung bleibt. Für das Gelingen der Operation ist eine bestimmte Konzentration der Flüssigkeit nötig, so daß heute schon viele Fabrikanten, um diese Schwierigkeit zu umgehen, sich ihr Ätznatron in fester Form direkt aus den Sodafabriken kommen lassen und einfach auflösen.
Ehe wir zur Beschreibung des nun beginnenden Siedens über- gehen, ist eine kurze Betrachtung des chemischen Prozesses der Seifen- bildung nötig. Die letztere beruht einfach darauf, daß sich die Glycerin- verbindungen der Fettsäuren in Berührung mit Alkali zersetzen; es entstehen die Alkaliverbindungen der Fettsäure, während Glycerin ab- geschieden wird. Die ersteren setzen die Seife zusammen und zwar sind die Kaliseifen stark hygroskopisch (weiche Seifen oder Schmierseifen), während die Natronseifen schnell fest und kernig werden (harte Seifen oder Kernseifen). Man benutzt daher heute Ätzkalilauge, resp. Pottasche nur noch zur Herstellung der in viel geringerer Menge gebrauchten Schmierseifen, so daß der Bedarf an Soda der bei weitem größere ist. Früher dagegen machte man alle Seife aus Pottasche und verwandelte die erhaltene Kaliseife erst durch Zusatz von Kochsalz (Chlornatrium) in die kernige Natronseife; es bildete sich nebenbei Chlorkalium. Nach ihrer chemischen Zusammensetzung erfordern die verschiedenen Fette sehr verschiedene Mengen Lauge; auch die Konzentration der letzteren ist von wesentlichem Einfluß. Die Verseifung erfolgt nicht sofort beim Zusammenkommen des Fettes mit der Lauge; es bilden sich zuerst Verbindungen des Alkalis mit überschüssiger Fettsäure, welche erst
Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien.
mittels einer Chromſäurelöſung, ähnlich der zu gewiſſen galvaniſchen Elementen gebrauchten, als ſchnellſte Art der Entfärbung benutzt. — Von ähnlicher Abſtammung wie das Palmöl iſt das Illipeöl und die Galambutter.
Das Kokosnußöl, ein weißes Fett von blättriger Beſchaffenheit wird aus den Kernen der Kokospalme, alſo beſonders in Oſtindien, gewonnen. Man preßt es entweder in der Heimat der Pflanze, oder auch aus den im Handel nach Europa gebrachten Kernen (Copperah) erſt hier aus.
Die tropiſchen Pflanzenfette ſind ſtets ranzig, d. h. ſie beſtehen nicht durchweg aus Verbindungen der drei (S. 285) erwähnten Fett- ſäuren mit Glycerin, ſondern enthalten auch freie Fettſäure.
Die Alkalilaugen ſtellt ſich der Seifenſieder heute ausſchließlich aus der im Handel befindlichen Soda und Pottaſche dar, während er früher auf die eigene Darſtellung aus Holzaſche angewieſen war. In eiſernen Gefäßen wird die auf eine beſtimmte Verdünnung gebrachte Sodalöſung mit Ätzkalk vermiſcht, tüchtig umgerührt und ſo lange ſich ſelbſt überlaſſen, bis eine Probe der überſtehenden klaren Flüſſigkeit mit einer Säure kein Aufbrauſen, alſo keine Spur von Kohlenſäure, mehr zeigt. Die Kohlenſäure der Soda, reſp. Pottaſche hat ſich mit dem Kalk als unlöslicher kohlenſaurer Kalk niedergeſchlagen, während Ätznatron, reſp. Ätzkali in Löſung bleibt. Für das Gelingen der Operation iſt eine beſtimmte Konzentration der Flüſſigkeit nötig, ſo daß heute ſchon viele Fabrikanten, um dieſe Schwierigkeit zu umgehen, ſich ihr Ätznatron in feſter Form direkt aus den Sodafabriken kommen laſſen und einfach auflöſen.
Ehe wir zur Beſchreibung des nun beginnenden Siedens über- gehen, iſt eine kurze Betrachtung des chemiſchen Prozeſſes der Seifen- bildung nötig. Die letztere beruht einfach darauf, daß ſich die Glycerin- verbindungen der Fettſäuren in Berührung mit Alkali zerſetzen; es entſtehen die Alkaliverbindungen der Fettſäure, während Glycerin ab- geſchieden wird. Die erſteren ſetzen die Seife zuſammen und zwar ſind die Kaliſeifen ſtark hygroſkopiſch (weiche Seifen oder Schmierſeifen), während die Natronſeifen ſchnell feſt und kernig werden (harte Seifen oder Kernſeifen). Man benutzt daher heute Ätzkalilauge, reſp. Pottaſche nur noch zur Herſtellung der in viel geringerer Menge gebrauchten Schmierſeifen, ſo daß der Bedarf an Soda der bei weitem größere iſt. Früher dagegen machte man alle Seife aus Pottaſche und verwandelte die erhaltene Kaliſeife erſt durch Zuſatz von Kochſalz (Chlornatrium) in die kernige Natronſeife; es bildete ſich nebenbei Chlorkalium. Nach ihrer chemiſchen Zuſammenſetzung erfordern die verſchiedenen Fette ſehr verſchiedene Mengen Lauge; auch die Konzentration der letzteren iſt von weſentlichem Einfluß. Die Verſeifung erfolgt nicht ſofort beim Zuſammenkommen des Fettes mit der Lauge; es bilden ſich zuerſt Verbindungen des Alkalis mit überſchüſſiger Fettſäure, welche erſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0860"n="842"/><fwplace="top"type="header">Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien.</fw><lb/>
mittels einer Chromſäurelöſung, ähnlich der zu gewiſſen galvaniſchen<lb/>
Elementen gebrauchten, als ſchnellſte Art der Entfärbung benutzt. —<lb/>
Von ähnlicher Abſtammung wie das Palmöl iſt das Illipeöl und die<lb/>
Galambutter.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Kokosnußöl</hi>, ein weißes Fett von blättriger Beſchaffenheit<lb/>
wird aus den Kernen der Kokospalme, alſo beſonders in Oſtindien,<lb/>
gewonnen. Man preßt es entweder in der Heimat der Pflanze, oder<lb/>
auch aus den im Handel nach Europa gebrachten Kernen (Copperah)<lb/>
erſt hier aus.</p><lb/><p>Die tropiſchen Pflanzenfette ſind ſtets ranzig, d. h. ſie beſtehen<lb/>
nicht durchweg aus Verbindungen der drei (S. 285) erwähnten Fett-<lb/>ſäuren mit Glycerin, ſondern enthalten auch freie Fettſäure.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Alkalilaugen</hi>ſtellt ſich der Seifenſieder heute ausſchließlich<lb/>
aus der im Handel befindlichen Soda und Pottaſche dar, während<lb/>
er früher auf die eigene Darſtellung aus Holzaſche angewieſen war.<lb/>
In eiſernen Gefäßen wird die auf eine beſtimmte Verdünnung gebrachte<lb/>
Sodalöſung mit Ätzkalk vermiſcht, tüchtig umgerührt und ſo lange<lb/>ſich ſelbſt überlaſſen, bis eine Probe der überſtehenden klaren Flüſſigkeit<lb/>
mit einer Säure kein Aufbrauſen, alſo keine Spur von Kohlenſäure,<lb/>
mehr zeigt. Die Kohlenſäure der Soda, reſp. Pottaſche hat ſich mit<lb/>
dem Kalk als unlöslicher kohlenſaurer Kalk niedergeſchlagen, während<lb/>
Ätznatron, reſp. Ätzkali in Löſung bleibt. Für das Gelingen der<lb/>
Operation iſt eine beſtimmte Konzentration der Flüſſigkeit nötig, ſo<lb/>
daß heute ſchon viele Fabrikanten, um dieſe Schwierigkeit zu umgehen,<lb/>ſich ihr Ätznatron in feſter Form direkt aus den Sodafabriken kommen<lb/>
laſſen und einfach auflöſen.</p><lb/><p>Ehe wir zur Beſchreibung des nun beginnenden Siedens über-<lb/>
gehen, iſt eine kurze Betrachtung des chemiſchen Prozeſſes der Seifen-<lb/>
bildung nötig. Die letztere beruht einfach darauf, daß ſich die Glycerin-<lb/>
verbindungen der Fettſäuren in Berührung mit Alkali zerſetzen; es<lb/>
entſtehen die Alkaliverbindungen der Fettſäure, während Glycerin ab-<lb/>
geſchieden wird. Die erſteren ſetzen die Seife zuſammen <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> zwar<lb/>ſind die Kaliſeifen ſtark hygroſkopiſch (weiche Seifen oder Schmierſeifen),<lb/>
während die Natronſeifen ſchnell feſt und kernig werden (harte Seifen<lb/>
oder Kernſeifen). Man benutzt daher heute Ätzkalilauge, reſp. Pottaſche<lb/>
nur noch zur Herſtellung der in viel geringerer Menge gebrauchten<lb/>
Schmierſeifen, ſo daß der Bedarf an Soda der bei weitem größere iſt.<lb/>
Früher dagegen machte man alle Seife aus Pottaſche und verwandelte<lb/>
die erhaltene Kaliſeife erſt durch Zuſatz von Kochſalz (Chlornatrium)<lb/>
in die kernige Natronſeife; es bildete ſich nebenbei Chlorkalium. Nach<lb/>
ihrer chemiſchen Zuſammenſetzung erfordern die verſchiedenen Fette ſehr<lb/>
verſchiedene Mengen Lauge; auch die Konzentration der letzteren iſt<lb/>
von weſentlichem Einfluß. Die Verſeifung erfolgt nicht ſofort beim<lb/>
Zuſammenkommen des Fettes mit der Lauge; es bilden ſich zuerſt<lb/>
Verbindungen des Alkalis mit überſchüſſiger Fettſäure, welche erſt<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[842/0860]
Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien.
mittels einer Chromſäurelöſung, ähnlich der zu gewiſſen galvaniſchen
Elementen gebrauchten, als ſchnellſte Art der Entfärbung benutzt. —
Von ähnlicher Abſtammung wie das Palmöl iſt das Illipeöl und die
Galambutter.
Das Kokosnußöl, ein weißes Fett von blättriger Beſchaffenheit
wird aus den Kernen der Kokospalme, alſo beſonders in Oſtindien,
gewonnen. Man preßt es entweder in der Heimat der Pflanze, oder
auch aus den im Handel nach Europa gebrachten Kernen (Copperah)
erſt hier aus.
Die tropiſchen Pflanzenfette ſind ſtets ranzig, d. h. ſie beſtehen
nicht durchweg aus Verbindungen der drei (S. 285) erwähnten Fett-
ſäuren mit Glycerin, ſondern enthalten auch freie Fettſäure.
Die Alkalilaugen ſtellt ſich der Seifenſieder heute ausſchließlich
aus der im Handel befindlichen Soda und Pottaſche dar, während
er früher auf die eigene Darſtellung aus Holzaſche angewieſen war.
In eiſernen Gefäßen wird die auf eine beſtimmte Verdünnung gebrachte
Sodalöſung mit Ätzkalk vermiſcht, tüchtig umgerührt und ſo lange
ſich ſelbſt überlaſſen, bis eine Probe der überſtehenden klaren Flüſſigkeit
mit einer Säure kein Aufbrauſen, alſo keine Spur von Kohlenſäure,
mehr zeigt. Die Kohlenſäure der Soda, reſp. Pottaſche hat ſich mit
dem Kalk als unlöslicher kohlenſaurer Kalk niedergeſchlagen, während
Ätznatron, reſp. Ätzkali in Löſung bleibt. Für das Gelingen der
Operation iſt eine beſtimmte Konzentration der Flüſſigkeit nötig, ſo
daß heute ſchon viele Fabrikanten, um dieſe Schwierigkeit zu umgehen,
ſich ihr Ätznatron in feſter Form direkt aus den Sodafabriken kommen
laſſen und einfach auflöſen.
Ehe wir zur Beſchreibung des nun beginnenden Siedens über-
gehen, iſt eine kurze Betrachtung des chemiſchen Prozeſſes der Seifen-
bildung nötig. Die letztere beruht einfach darauf, daß ſich die Glycerin-
verbindungen der Fettſäuren in Berührung mit Alkali zerſetzen; es
entſtehen die Alkaliverbindungen der Fettſäure, während Glycerin ab-
geſchieden wird. Die erſteren ſetzen die Seife zuſammen und zwar
ſind die Kaliſeifen ſtark hygroſkopiſch (weiche Seifen oder Schmierſeifen),
während die Natronſeifen ſchnell feſt und kernig werden (harte Seifen
oder Kernſeifen). Man benutzt daher heute Ätzkalilauge, reſp. Pottaſche
nur noch zur Herſtellung der in viel geringerer Menge gebrauchten
Schmierſeifen, ſo daß der Bedarf an Soda der bei weitem größere iſt.
Früher dagegen machte man alle Seife aus Pottaſche und verwandelte
die erhaltene Kaliſeife erſt durch Zuſatz von Kochſalz (Chlornatrium)
in die kernige Natronſeife; es bildete ſich nebenbei Chlorkalium. Nach
ihrer chemiſchen Zuſammenſetzung erfordern die verſchiedenen Fette ſehr
verſchiedene Mengen Lauge; auch die Konzentration der letzteren iſt
von weſentlichem Einfluß. Die Verſeifung erfolgt nicht ſofort beim
Zuſammenkommen des Fettes mit der Lauge; es bilden ſich zuerſt
Verbindungen des Alkalis mit überſchüſſiger Fettſäure, welche erſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/860>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.