allmählich in die normalen fettsauren Alkalien übergehen. Eine eigen- tümliche Wirkung hat auf die erhaltene gleichartige Mischung von Seife mit überschüssiger Lauge und Glycerin, den sogenannten Seifenleim, das Kochsalz. Schon bei geringem Zusatz desselben wird die Seife als weißliche flockige Masse abgeschieden; sie wird also durch das Kochsalz unlöslich gemacht. Man kennt kein besseres Mittel, um die Kernseife aus dem Seifenleim abzuscheiden, als das "Aussalzen" derselben, welches daher als ein besonders wichtiger Akt der Seifenfabrikation betrachtet werden muß. Es ergiebt sich hieraus, daß die sogenannten Leimseifen auch nach dem Erstarren neben der Seife große Mengen von Wasser, Alkali und Glycerin enthalten, während Kernseifen, eben infolge des Aussalzens, überwiegend aus reiner Seife bestehen.
Nach diesen Erörterungen wollen wir an einem Beispiel, der Herstellung der Talgkernseife, die praktischen Handgriffe des Seifen- sieders näher betrachten.
Das Kochen der Seife, wozu Natronlauge und Talg gebraucht werden, erfolgt in einem nach unten verjüngten eingemauerten Metall- kessel (s. Fig. 453), welcher am oberen Ende einen aus hölzernen
[Abbildung]
Fig. 453.
Seifenkessel.
Dauben bestehenden Aufsatz, den "Sturz", trägt, um das Übersteigen der schäumenden Masse zu verhüten. Zur Heizung verwendet man freies Feuer oder auch hoch gespannten Dampf von 150 bis 160° C. Man kocht das Fett unter allmählichem Zusatz von starker Lauge, bis eine herausgeholte Probe des Seifenleims auf Glas klar erstarrt. Dann fügt man zum Aussalzen etwa 12 % Kochsalz hinzu und be- fördert durch das "Klarsieden" bei bedecktem Kessel die vollständige Aus- scheidung der Seife. Ist endlich der Schaum verschwunden, und steigen nur noch hin und wieder große Blasen auf (das "Aufpoltern"), so hat
Die Seifenfabrikation.
allmählich in die normalen fettſauren Alkalien übergehen. Eine eigen- tümliche Wirkung hat auf die erhaltene gleichartige Miſchung von Seife mit überſchüſſiger Lauge und Glycerin, den ſogenannten Seifenleim, das Kochſalz. Schon bei geringem Zuſatz desſelben wird die Seife als weißliche flockige Maſſe abgeſchieden; ſie wird alſo durch das Kochſalz unlöslich gemacht. Man kennt kein beſſeres Mittel, um die Kernſeife aus dem Seifenleim abzuſcheiden, als das „Ausſalzen“ derſelben, welches daher als ein beſonders wichtiger Akt der Seifenfabrikation betrachtet werden muß. Es ergiebt ſich hieraus, daß die ſogenannten Leimſeifen auch nach dem Erſtarren neben der Seife große Mengen von Waſſer, Alkali und Glycerin enthalten, während Kernſeifen, eben infolge des Ausſalzens, überwiegend aus reiner Seife beſtehen.
Nach dieſen Erörterungen wollen wir an einem Beiſpiel, der Herſtellung der Talgkernſeife, die praktiſchen Handgriffe des Seifen- ſieders näher betrachten.
Das Kochen der Seife, wozu Natronlauge und Talg gebraucht werden, erfolgt in einem nach unten verjüngten eingemauerten Metall- keſſel (ſ. Fig. 453), welcher am oberen Ende einen aus hölzernen
[Abbildung]
Fig. 453.
Seifenkeſſel.
Dauben beſtehenden Aufſatz, den „Sturz“, trägt, um das Überſteigen der ſchäumenden Maſſe zu verhüten. Zur Heizung verwendet man freies Feuer oder auch hoch geſpannten Dampf von 150 bis 160° C. Man kocht das Fett unter allmählichem Zuſatz von ſtarker Lauge, bis eine herausgeholte Probe des Seifenleims auf Glas klar erſtarrt. Dann fügt man zum Ausſalzen etwa 12 % Kochſalz hinzu und be- fördert durch das „Klarſieden“ bei bedecktem Keſſel die vollſtändige Aus- ſcheidung der Seife. Iſt endlich der Schaum verſchwunden, und ſteigen nur noch hin und wieder große Blaſen auf (das „Aufpoltern“), ſo hat
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0861"n="843"/><fwplace="top"type="header">Die Seifenfabrikation.</fw><lb/>
allmählich in die normalen fettſauren Alkalien übergehen. Eine eigen-<lb/>
tümliche Wirkung hat auf die erhaltene gleichartige Miſchung von Seife<lb/>
mit überſchüſſiger Lauge und Glycerin, den ſogenannten Seifenleim,<lb/>
das Kochſalz. Schon bei geringem Zuſatz desſelben wird die Seife<lb/>
als weißliche flockige Maſſe abgeſchieden; ſie wird alſo durch das<lb/>
Kochſalz unlöslich gemacht. Man kennt kein beſſeres Mittel, um die<lb/>
Kernſeife aus dem Seifenleim abzuſcheiden, als das „Ausſalzen“ derſelben,<lb/>
welches daher als ein beſonders wichtiger Akt der Seifenfabrikation<lb/>
betrachtet werden muß. Es ergiebt ſich hieraus, daß die ſogenannten<lb/>
Leimſeifen auch nach dem Erſtarren neben der Seife große Mengen<lb/>
von Waſſer, Alkali und Glycerin enthalten, während Kernſeifen, eben<lb/>
infolge des Ausſalzens, überwiegend aus reiner Seife beſtehen.</p><lb/><p>Nach dieſen Erörterungen wollen wir an einem Beiſpiel, der<lb/>
Herſtellung der Talgkernſeife, die praktiſchen Handgriffe des Seifen-<lb/>ſieders näher betrachten.</p><lb/><p>Das Kochen der Seife, wozu Natronlauge und Talg gebraucht<lb/>
werden, erfolgt in einem nach unten verjüngten eingemauerten Metall-<lb/>
keſſel (ſ. Fig. 453), welcher am oberen Ende einen aus hölzernen<lb/><figure><head>Fig. 453. </head><p>Seifenkeſſel.</p></figure><lb/>
Dauben beſtehenden Aufſatz, den „Sturz“, trägt, um das Überſteigen<lb/>
der ſchäumenden Maſſe zu verhüten. Zur Heizung verwendet man<lb/>
freies Feuer oder auch hoch geſpannten Dampf von 150 bis 160° <hirendition="#aq">C.</hi><lb/>
Man kocht das Fett unter allmählichem Zuſatz von ſtarker Lauge, bis<lb/>
eine herausgeholte Probe des Seifenleims auf Glas klar erſtarrt.<lb/>
Dann fügt man zum Ausſalzen etwa 12 % Kochſalz hinzu und be-<lb/>
fördert durch das „Klarſieden“ bei bedecktem Keſſel die vollſtändige Aus-<lb/>ſcheidung der Seife. Iſt endlich der Schaum verſchwunden, und ſteigen<lb/>
nur noch hin und wieder große Blaſen auf (das „Aufpoltern“), ſo hat<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[843/0861]
Die Seifenfabrikation.
allmählich in die normalen fettſauren Alkalien übergehen. Eine eigen-
tümliche Wirkung hat auf die erhaltene gleichartige Miſchung von Seife
mit überſchüſſiger Lauge und Glycerin, den ſogenannten Seifenleim,
das Kochſalz. Schon bei geringem Zuſatz desſelben wird die Seife
als weißliche flockige Maſſe abgeſchieden; ſie wird alſo durch das
Kochſalz unlöslich gemacht. Man kennt kein beſſeres Mittel, um die
Kernſeife aus dem Seifenleim abzuſcheiden, als das „Ausſalzen“ derſelben,
welches daher als ein beſonders wichtiger Akt der Seifenfabrikation
betrachtet werden muß. Es ergiebt ſich hieraus, daß die ſogenannten
Leimſeifen auch nach dem Erſtarren neben der Seife große Mengen
von Waſſer, Alkali und Glycerin enthalten, während Kernſeifen, eben
infolge des Ausſalzens, überwiegend aus reiner Seife beſtehen.
Nach dieſen Erörterungen wollen wir an einem Beiſpiel, der
Herſtellung der Talgkernſeife, die praktiſchen Handgriffe des Seifen-
ſieders näher betrachten.
Das Kochen der Seife, wozu Natronlauge und Talg gebraucht
werden, erfolgt in einem nach unten verjüngten eingemauerten Metall-
keſſel (ſ. Fig. 453), welcher am oberen Ende einen aus hölzernen
[Abbildung Fig. 453. Seifenkeſſel.]
Dauben beſtehenden Aufſatz, den „Sturz“, trägt, um das Überſteigen
der ſchäumenden Maſſe zu verhüten. Zur Heizung verwendet man
freies Feuer oder auch hoch geſpannten Dampf von 150 bis 160° C.
Man kocht das Fett unter allmählichem Zuſatz von ſtarker Lauge, bis
eine herausgeholte Probe des Seifenleims auf Glas klar erſtarrt.
Dann fügt man zum Ausſalzen etwa 12 % Kochſalz hinzu und be-
fördert durch das „Klarſieden“ bei bedecktem Keſſel die vollſtändige Aus-
ſcheidung der Seife. Iſt endlich der Schaum verſchwunden, und ſteigen
nur noch hin und wieder große Blaſen auf (das „Aufpoltern“), ſo hat
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/861>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.