mit durchscheinenden Farben ausgemalt sind, verkehrt in den Rahmen eingesetzt werden, weil auf dem Schirm ganz wie beim Sonnen- mikroskop umgekehrte Bilder erscheinen.
Im deutsch-französischen Kriege hat die Laterna magica wesentliche Dienste geleistet zur Vergrößerung und Entzifferung von Depeschen, welche, von den belagerten Parisern in mikroskopischer Feinheit her- gestellt, durch Brieftauben aus der belagerten Hauptstadt befördert wurden. Gegenwärtig baut man viel kompendiösere Apparate, die als Sciopticon oder noch allgemeiner unter der Bezeichnung "Projektions- apparate" bekannt sind. In einer besonderen Form aber findet man die Zauberlaterne auch heute noch, namentlich bei Schaustellungen für Kinder, mehrfach in Gebrauch, nämlich als Nebelbilderapparat. Die Wirkungsweise erklärt sich ganz nach Art des Phantaskops, nur daß zwei genau gleich gebaute Apparate gleichzeitig auf dieselbe Stelle der auffangenden Bildfläche gerichtet werden. Wird der eine Apparat verdeckt, so entsteht von der einen Glaszeichnung eine scharfes Bild; setzt man aber beide Apparate mit verschiedenen Objekten gleichzeitig in Thätigkeit, so wird ein ganz verwaschenes und undeutliches Bild entstehen müssen. Auf diese Weise wird es möglich, fast unmerklich durch allmähliches Verdecken der einen Lampe die Darstellungen zu wechseln und interessante Verwandlungen vorzunehmen. Andererseits kann die geschilderte Einrichtung dazu Verwendung finden, gewisse Teile des Bildes Bewegungen ausführen zu lassen oder drehbar eingesetzte, in verschiedenen Farben bemalte Scheiben mit regelmäßig gestalteten Mustern abzubilden, die infolge der ihnen erteilten entgegengesetzten Drehung eigentümlich auf- und abwogende Bewegungen auszuführen scheinen.
Wichtiger erscheint vor allem das Bestreben, ähnliche Apparate zu konstruieren, welche auch undurchsichtige und horizontale Gegenstände objektiv abzubilden gestatten. Die sehr komplizierten, vielfach von ein- ander abweichenden Konstruktionen haben im wesentlichen das gemein- sam, daß von einer künstlichen intensiven Lichtquelle Licht schräg auf das Objekt geworfen und durch Spiegel weitergeleitet wird, so daß ein reelles vergrößertes Bild, analog dem Vorgange bei der Zauber- laterne oder dem Sonnenmikroskop, umgekehrt auf dem auffangenden Schirm entstehen kann. In dieser einfachsten Form, welche von ihrem Verfertiger, dem Optiker Krüß in Hamburg, die Bezeichnung Wunder- camera erhielt, hat sich der Apparat viele Freunde erworben.
Den Gang der Strahlen in dem nunmehr zu besprechenden zusammen- gesetzten Mikroskop zu erläutern, diene Fig. 489. Die dem Gegenstand zu- gekehrte Sammellinse e von sehr kurzer Brennweite, das sog. Objektiv, erzeugt von einem nur wenig außerhalb der Brennweite befindlichen Gegenstand a b ein stark vergrößertes, aber umgekehrtes reelles Bild A B, das mit einer Lupe O, dem sog. Okular oder Augenglas, betrachtet wird und ein, zum zweitenmale vergrößertes virtuelles Bild in der
Das Mikroſkop.
mit durchſcheinenden Farben ausgemalt ſind, verkehrt in den Rahmen eingeſetzt werden, weil auf dem Schirm ganz wie beim Sonnen- mikroſkop umgekehrte Bilder erſcheinen.
Im deutſch-franzöſiſchen Kriege hat die Laterna magica weſentliche Dienſte geleiſtet zur Vergrößerung und Entzifferung von Depeſchen, welche, von den belagerten Pariſern in mikroſkopiſcher Feinheit her- geſtellt, durch Brieftauben aus der belagerten Hauptſtadt befördert wurden. Gegenwärtig baut man viel kompendiöſere Apparate, die als Sciopticon oder noch allgemeiner unter der Bezeichnung „Projektions- apparate“ bekannt ſind. In einer beſonderen Form aber findet man die Zauberlaterne auch heute noch, namentlich bei Schauſtellungen für Kinder, mehrfach in Gebrauch, nämlich als Nebelbilderapparat. Die Wirkungsweiſe erklärt ſich ganz nach Art des Phantaſkops, nur daß zwei genau gleich gebaute Apparate gleichzeitig auf dieſelbe Stelle der auffangenden Bildfläche gerichtet werden. Wird der eine Apparat verdeckt, ſo entſteht von der einen Glaszeichnung eine ſcharfes Bild; ſetzt man aber beide Apparate mit verſchiedenen Objekten gleichzeitig in Thätigkeit, ſo wird ein ganz verwaſchenes und undeutliches Bild entſtehen müſſen. Auf dieſe Weiſe wird es möglich, faſt unmerklich durch allmähliches Verdecken der einen Lampe die Darſtellungen zu wechſeln und intereſſante Verwandlungen vorzunehmen. Andererſeits kann die geſchilderte Einrichtung dazu Verwendung finden, gewiſſe Teile des Bildes Bewegungen ausführen zu laſſen oder drehbar eingeſetzte, in verſchiedenen Farben bemalte Scheiben mit regelmäßig geſtalteten Muſtern abzubilden, die infolge der ihnen erteilten entgegengeſetzten Drehung eigentümlich auf- und abwogende Bewegungen auszuführen ſcheinen.
Wichtiger erſcheint vor allem das Beſtreben, ähnliche Apparate zu konſtruieren, welche auch undurchſichtige und horizontale Gegenſtände objektiv abzubilden geſtatten. Die ſehr komplizierten, vielfach von ein- ander abweichenden Konſtruktionen haben im weſentlichen das gemein- ſam, daß von einer künſtlichen intenſiven Lichtquelle Licht ſchräg auf das Objekt geworfen und durch Spiegel weitergeleitet wird, ſo daß ein reelles vergrößertes Bild, analog dem Vorgange bei der Zauber- laterne oder dem Sonnenmikroſkop, umgekehrt auf dem auffangenden Schirm entſtehen kann. In dieſer einfachſten Form, welche von ihrem Verfertiger, dem Optiker Krüß in Hamburg, die Bezeichnung Wunder- camera erhielt, hat ſich der Apparat viele Freunde erworben.
Den Gang der Strahlen in dem nunmehr zu beſprechenden zuſammen- geſetzten Mikroſkop zu erläutern, diene Fig. 489. Die dem Gegenſtand zu- gekehrte Sammellinſe e von ſehr kurzer Brennweite, das ſog. Objektiv, erzeugt von einem nur wenig außerhalb der Brennweite befindlichen Gegenſtand a b ein ſtark vergrößertes, aber umgekehrtes reelles Bild A B, das mit einer Lupe O, dem ſog. Okular oder Augenglas, betrachtet wird und ein, zum zweitenmale vergrößertes virtuelles Bild in der
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Das Mikroſkop.
mit durchſcheinenden Farben ausgemalt ſind, verkehrt in den Rahmen
eingeſetzt werden, weil auf dem Schirm ganz wie beim Sonnen-
mikroſkop umgekehrte Bilder erſcheinen.
Im deutſch-franzöſiſchen Kriege hat die Laterna magica weſentliche
Dienſte geleiſtet zur Vergrößerung und Entzifferung von Depeſchen,
welche, von den belagerten Pariſern in mikroſkopiſcher Feinheit her-
geſtellt, durch Brieftauben aus der belagerten Hauptſtadt befördert
wurden. Gegenwärtig baut man viel kompendiöſere Apparate, die als
Sciopticon oder noch allgemeiner unter der Bezeichnung „Projektions-
apparate“ bekannt ſind. In einer beſonderen Form aber findet man
die Zauberlaterne auch heute noch, namentlich bei Schauſtellungen
für Kinder, mehrfach in Gebrauch, nämlich als Nebelbilderapparat.
Die Wirkungsweiſe erklärt ſich ganz nach Art des Phantaſkops, nur
daß zwei genau gleich gebaute Apparate gleichzeitig auf dieſelbe Stelle
der auffangenden Bildfläche gerichtet werden. Wird der eine Apparat
verdeckt, ſo entſteht von der einen Glaszeichnung eine ſcharfes Bild;
ſetzt man aber beide Apparate mit verſchiedenen Objekten gleichzeitig
in Thätigkeit, ſo wird ein ganz verwaſchenes und undeutliches Bild
entſtehen müſſen. Auf dieſe Weiſe wird es möglich, faſt unmerklich
durch allmähliches Verdecken der einen Lampe die Darſtellungen zu
wechſeln und intereſſante Verwandlungen vorzunehmen. Andererſeits
kann die geſchilderte Einrichtung dazu Verwendung finden, gewiſſe Teile
des Bildes Bewegungen ausführen zu laſſen oder drehbar eingeſetzte,
in verſchiedenen Farben bemalte Scheiben mit regelmäßig geſtalteten
Muſtern abzubilden, die infolge der ihnen erteilten entgegengeſetzten
Drehung eigentümlich auf- und abwogende Bewegungen auszuführen
ſcheinen.
Wichtiger erſcheint vor allem das Beſtreben, ähnliche Apparate zu
konſtruieren, welche auch undurchſichtige und horizontale Gegenſtände
objektiv abzubilden geſtatten. Die ſehr komplizierten, vielfach von ein-
ander abweichenden Konſtruktionen haben im weſentlichen das gemein-
ſam, daß von einer künſtlichen intenſiven Lichtquelle Licht ſchräg auf
das Objekt geworfen und durch Spiegel weitergeleitet wird, ſo daß
ein reelles vergrößertes Bild, analog dem Vorgange bei der Zauber-
laterne oder dem Sonnenmikroſkop, umgekehrt auf dem auffangenden
Schirm entſtehen kann. In dieſer einfachſten Form, welche von ihrem
Verfertiger, dem Optiker Krüß in Hamburg, die Bezeichnung Wunder-
camera erhielt, hat ſich der Apparat viele Freunde erworben.
Den Gang der Strahlen in dem nunmehr zu beſprechenden zuſammen-
geſetzten Mikroſkop zu erläutern, diene Fig. 489. Die dem Gegenſtand zu-
gekehrte Sammellinſe e von ſehr kurzer Brennweite, das ſog. Objektiv,
erzeugt von einem nur wenig außerhalb der Brennweite befindlichen
Gegenſtand a b ein ſtark vergrößertes, aber umgekehrtes reelles Bild A B,
das mit einer Lupe O, dem ſog. Okular oder Augenglas, betrachtet
wird und ein, zum zweitenmale vergrößertes virtuelles Bild in der
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/919>, abgerufen am 24.11.2024.
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