Skeletten nach dem Absterben für nachfolgende Generationen den Bau- grund abgegeben und so zum Aufwachsen der gewaltigen Kreidefelsen aus dem Meeresgrunde beigetragen haben, bis einst der rastlosen Thätigkeit durch das Emporheben der Riesengräber über das Meeres- niveau infolge eines gewaltigen Naturereignisses, in einer der vielen Entwicklungsperioden der Erde, ein plötzliches Ziel gesetzt wurde.
Das Mikroskop ist dem Mineralogen und Geologen zur Er- forschung der Gesteinsarten, namentlich zur Erkenntnis des krystal- linischen Gefüges der das Gesteinsgemenge bildenden Einzelbestandteile unentbehrlich geworden; aus den von ihm gesammelten Felsproben stellt er sich sog. Dünnschliffe her, Blättchen von einer Feinheit, daß sie gleich den dünn ausgewalzten Metallen durchsichtig erscheinen. Die Palaeontologie spürt den vorweltlichen Lebewesen nach, die als fossile Bildungen, als Versteinerungen uns in den Gesteinsschichtungen urwelt- licher Schöpfungs- und Entwicklungsperioden erhalten sind. So wandelbar die Formen und Arten auch sein mögen, -- in einem Punkte ist der Zusammenhang der wunderbar prächtigen Pflanzenformen früherer Epochen der Erdgeschichte mit den pflanzlichen Daseinsformen der Gegenwart unverkennbar: hier wie dort stets dasselbe Grund- und Elementargebilde, die Zelle, aus denen sich hoch und niedrig organisierte Lebewesen gleichmäßig aufbauen. Täglich und immer von neuem haben wir Gelegenheit, mit Bewunderung die rapide Entwicklungs- fähigkeit der Zellen zu verfolgen, sei es am Gärbottich, wo die Hefe- zellen durch ihre Lebensthätigkeit, ihr Wachstum, den Gährungsprozeß einleiten und bedingen, oder in der zerstörenden Wirkung, welche andere Zellengebilde auf den menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Organismus durch Erregung von Eiter- und Fäulnisbildung auszu- üben vermögen.
Welche wesentliche Förderung hat namentlich die Heilwissenschaft seit der Benutzung des Mikroskops zur grundlegenden Erforschung der Zusammensetzung und der Wirkungsweise der einzelnen Organe des menschlichen und tierischen Körpers erfahren! Man kann getrost sagen, daß erst seit Begründung der Histologie oder Gewebelehre, deren Auf- gabe in der Ermittelung des Baus vom Pflanzen- und Tierkörper besteht, eine vernünftige wissenschaftliche Behandlung der Gewebe- krankheiten datiert; aus dem eingehenden Studium der Lebens- und Daseinsbedingungen der Bakterien und Bacillen, namentlich in Bezug auf ihre zerstörende Wirkung bei geeignetem Nährboden, hat die Medizin eine tiefere Kenntnis der Infektionskrankheiten und der Mittel zu ihrer Heilung und Verhütung gewonnen. Es darf nur an die epoche- machenden Arbeiten eines Koch und seiner Schüler auf diesem Gebiete aus den letzten Jahren, an die Entdeckung der in das Leben von Mensch und Tier so verheerend eingreifenden niedrigsten Daseins- formen erinnert zu werden, welche Milzbrand, Typhus, Tuber- kulose, Cholera und die übrigen mörderischen Seuchen erzeugen, um
Die optiſchen Inſtrumente.
Skeletten nach dem Abſterben für nachfolgende Generationen den Bau- grund abgegeben und ſo zum Aufwachſen der gewaltigen Kreidefelſen aus dem Meeresgrunde beigetragen haben, bis einſt der raſtloſen Thätigkeit durch das Emporheben der Rieſengräber über das Meeres- niveau infolge eines gewaltigen Naturereigniſſes, in einer der vielen Entwicklungsperioden der Erde, ein plötzliches Ziel geſetzt wurde.
Das Mikroſkop iſt dem Mineralogen und Geologen zur Er- forſchung der Geſteinsarten, namentlich zur Erkenntnis des kryſtal- liniſchen Gefüges der das Geſteinsgemenge bildenden Einzelbeſtandteile unentbehrlich geworden; aus den von ihm geſammelten Felsproben ſtellt er ſich ſog. Dünnſchliffe her, Blättchen von einer Feinheit, daß ſie gleich den dünn ausgewalzten Metallen durchſichtig erſcheinen. Die Palaeontologie ſpürt den vorweltlichen Lebeweſen nach, die als foſſile Bildungen, als Verſteinerungen uns in den Geſteinsſchichtungen urwelt- licher Schöpfungs- und Entwicklungsperioden erhalten ſind. So wandelbar die Formen und Arten auch ſein mögen, — in einem Punkte iſt der Zuſammenhang der wunderbar prächtigen Pflanzenformen früherer Epochen der Erdgeſchichte mit den pflanzlichen Daſeinsformen der Gegenwart unverkennbar: hier wie dort ſtets dasſelbe Grund- und Elementargebilde, die Zelle, aus denen ſich hoch und niedrig organiſierte Lebeweſen gleichmäßig aufbauen. Täglich und immer von neuem haben wir Gelegenheit, mit Bewunderung die rapide Entwicklungs- fähigkeit der Zellen zu verfolgen, ſei es am Gärbottich, wo die Hefe- zellen durch ihre Lebensthätigkeit, ihr Wachstum, den Gährungsprozeß einleiten und bedingen, oder in der zerſtörenden Wirkung, welche andere Zellengebilde auf den menſchlichen, tieriſchen oder pflanzlichen Organismus durch Erregung von Eiter- und Fäulnisbildung auszu- üben vermögen.
Welche weſentliche Förderung hat namentlich die Heilwiſſenſchaft ſeit der Benutzung des Mikroſkops zur grundlegenden Erforſchung der Zuſammenſetzung und der Wirkungsweiſe der einzelnen Organe des menſchlichen und tieriſchen Körpers erfahren! Man kann getroſt ſagen, daß erſt ſeit Begründung der Hiſtologie oder Gewebelehre, deren Auf- gabe in der Ermittelung des Baus vom Pflanzen- und Tierkörper beſteht, eine vernünftige wiſſenſchaftliche Behandlung der Gewebe- krankheiten datiert; aus dem eingehenden Studium der Lebens- und Daſeinsbedingungen der Bakterien und Bacillen, namentlich in Bezug auf ihre zerſtörende Wirkung bei geeignetem Nährboden, hat die Medizin eine tiefere Kenntnis der Infektionskrankheiten und der Mittel zu ihrer Heilung und Verhütung gewonnen. Es darf nur an die epoche- machenden Arbeiten eines Koch und ſeiner Schüler auf dieſem Gebiete aus den letzten Jahren, an die Entdeckung der in das Leben von Menſch und Tier ſo verheerend eingreifenden niedrigſten Daſeins- formen erinnert zu werden, welche Milzbrand, Typhus, Tuber- kuloſe, Cholera und die übrigen mörderiſchen Seuchen erzeugen, um
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Die optiſchen Inſtrumente.
Skeletten nach dem Abſterben für nachfolgende Generationen den Bau-
grund abgegeben und ſo zum Aufwachſen der gewaltigen Kreidefelſen
aus dem Meeresgrunde beigetragen haben, bis einſt der raſtloſen
Thätigkeit durch das Emporheben der Rieſengräber über das Meeres-
niveau infolge eines gewaltigen Naturereigniſſes, in einer der vielen
Entwicklungsperioden der Erde, ein plötzliches Ziel geſetzt wurde.
Das Mikroſkop iſt dem Mineralogen und Geologen zur Er-
forſchung der Geſteinsarten, namentlich zur Erkenntnis des kryſtal-
liniſchen Gefüges der das Geſteinsgemenge bildenden Einzelbeſtandteile
unentbehrlich geworden; aus den von ihm geſammelten Felsproben
ſtellt er ſich ſog. Dünnſchliffe her, Blättchen von einer Feinheit, daß
ſie gleich den dünn ausgewalzten Metallen durchſichtig erſcheinen. Die
Palaeontologie ſpürt den vorweltlichen Lebeweſen nach, die als foſſile
Bildungen, als Verſteinerungen uns in den Geſteinsſchichtungen urwelt-
licher Schöpfungs- und Entwicklungsperioden erhalten ſind. So
wandelbar die Formen und Arten auch ſein mögen, — in einem
Punkte iſt der Zuſammenhang der wunderbar prächtigen Pflanzenformen
früherer Epochen der Erdgeſchichte mit den pflanzlichen Daſeinsformen
der Gegenwart unverkennbar: hier wie dort ſtets dasſelbe Grund- und
Elementargebilde, die Zelle, aus denen ſich hoch und niedrig organiſierte
Lebeweſen gleichmäßig aufbauen. Täglich und immer von neuem
haben wir Gelegenheit, mit Bewunderung die rapide Entwicklungs-
fähigkeit der Zellen zu verfolgen, ſei es am Gärbottich, wo die Hefe-
zellen durch ihre Lebensthätigkeit, ihr Wachstum, den Gährungsprozeß
einleiten und bedingen, oder in der zerſtörenden Wirkung, welche
andere Zellengebilde auf den menſchlichen, tieriſchen oder pflanzlichen
Organismus durch Erregung von Eiter- und Fäulnisbildung auszu-
üben vermögen.
Welche weſentliche Förderung hat namentlich die Heilwiſſenſchaft ſeit
der Benutzung des Mikroſkops zur grundlegenden Erforſchung der
Zuſammenſetzung und der Wirkungsweiſe der einzelnen Organe des
menſchlichen und tieriſchen Körpers erfahren! Man kann getroſt ſagen,
daß erſt ſeit Begründung der Hiſtologie oder Gewebelehre, deren Auf-
gabe in der Ermittelung des Baus vom Pflanzen- und Tierkörper
beſteht, eine vernünftige wiſſenſchaftliche Behandlung der Gewebe-
krankheiten datiert; aus dem eingehenden Studium der Lebens- und
Daſeinsbedingungen der Bakterien und Bacillen, namentlich in Bezug
auf ihre zerſtörende Wirkung bei geeignetem Nährboden, hat die Medizin
eine tiefere Kenntnis der Infektionskrankheiten und der Mittel zu ihrer
Heilung und Verhütung gewonnen. Es darf nur an die epoche-
machenden Arbeiten eines Koch und ſeiner Schüler auf dieſem Gebiete
aus den letzten Jahren, an die Entdeckung der in das Leben von
Menſch und Tier ſo verheerend eingreifenden niedrigſten Daſeins-
formen erinnert zu werden, welche Milzbrand, Typhus, Tuber-
kuloſe, Cholera und die übrigen mörderiſchen Seuchen erzeugen, um
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 906. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/924>, abgerufen am 24.11.2024.
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