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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Mikroskop. -- Das Fernrohr.
auch hier die schätzbaren Dienste des Mikroskops erkennen zu lassen.
Die Diagnosen auf bestimmte Krankheitsformen haben dadurch erst
diejenige Zuverlässigkeit erlangt, welche allein eine vernunftgemäße
Behandlung möglich macht.

Technikern, Fabrikanten und Gewerbetreibenden wird das Mikroskop
je länger je mehr unentbehrlich; es setzt sie in den Stand, sich vor
Fälschungen und Betrug zu schützen, holzfreies Papier von minder-
wertigen, dem Vergilben ausgesetzten Papiersorten zu unterscheiden und
die billigsten und zweckmäßigsten Materialien für den Betrieb kennen
zu lernen und auszuwählen. Namentlich aber auf dem Gebiete der
Lebensmittelverfälschung hat das Mikroskop eine ganz eminente Be-
deutung gewonnen, nicht allein wegen der Bequemlichkeit, sondern auch
wegen der den meisten anderen Methoden weit überlegenen Sicherheit,
die Verfälschungsprodukte nachzuweisen und vom Gebrauche auszu-
schließen. Dieses sanitären Rücksichten entsprungene Bestreben macht
sich ebenfalls in der fast überall obligatorisch eingeführten Fleischschau
geltend, deren Aufgabe in der Erkennung und Vernichtung trichinen-
haltigen oder auf andere Weise infizierten und zum Genuß unbrauch-
baren Fleisches besteht.

Es würde uns zuweit führen, wenn wir hier auch nur mit wenigen
Worten der Bedeutung des Mikroskopes für den Physiker und Chemiker,
namentlich in der Hand des letzteren auch im Dienste der Rechtspflege,
Erwähnung thun wollten; die Zahl der Anwendungen ist eben enorm
und noch in beständigem Zunehmen begriffen. So greift das
Mikroskop in seiner Vielseitigkeit in fast alle Gebiete menschlichen
Wissens und menschlicher Thätigkeit als ein wichtiger Faktor von nicht
genug zu schätzender Bedeutung ein. Schon hat es das Fernrohr in
manchen Dingen weit überholt, und noch befinden wir uns eigentlich
erst in einem Anfangsstadium, -- noch ist gar nicht abzusehen, wozu
dieses unscheinbare Instrument berufen sein kann, welche gewaltigen
Aufschlüsse wir von demselben über den Entwicklungsgang aller
Organismen dereinst noch zu erwarten haben.

4. Das Fernrohr.

Die Erde mit allem, was in und auf ihr ist, hat der Mensch sich
dienstbar gemacht und die Entwicklung des Irdischen mehr beeinflußt
als irgend eine andere Kraft. Und unzufrieden mit der Herrschaft
über seinen Planeten, trug er die Grenzen derselben bis an die fernsten
Gestade des Weltalls. Seine Herrschaft? Hat er sich wirklich alle
anderen Weltkörper in derselben Weise unterthänig gemacht wie die
Erde? -- Seine Herrschaft ist eine geistige: bescheiden damit, auf die
irdischen Ereignisse zu wirken, weil er die Unmöglichkeit, von seinem
Standpunkte aus vorläufig das Weltall zu beeinflussen, einsieht, hat
er doch die Dinge um sich zu erkennen gestrebt. Und ist Erkennen

Das Mikroſkop. — Das Fernrohr.
auch hier die ſchätzbaren Dienſte des Mikroſkops erkennen zu laſſen.
Die Diagnoſen auf beſtimmte Krankheitsformen haben dadurch erſt
diejenige Zuverläſſigkeit erlangt, welche allein eine vernunftgemäße
Behandlung möglich macht.

Technikern, Fabrikanten und Gewerbetreibenden wird das Mikroſkop
je länger je mehr unentbehrlich; es ſetzt ſie in den Stand, ſich vor
Fälſchungen und Betrug zu ſchützen, holzfreies Papier von minder-
wertigen, dem Vergilben ausgeſetzten Papierſorten zu unterſcheiden und
die billigſten und zweckmäßigſten Materialien für den Betrieb kennen
zu lernen und auszuwählen. Namentlich aber auf dem Gebiete der
Lebensmittelverfälſchung hat das Mikroſkop eine ganz eminente Be-
deutung gewonnen, nicht allein wegen der Bequemlichkeit, ſondern auch
wegen der den meiſten anderen Methoden weit überlegenen Sicherheit,
die Verfälſchungsprodukte nachzuweiſen und vom Gebrauche auszu-
ſchließen. Dieſes ſanitären Rückſichten entſprungene Beſtreben macht
ſich ebenfalls in der faſt überall obligatoriſch eingeführten Fleiſchſchau
geltend, deren Aufgabe in der Erkennung und Vernichtung trichinen-
haltigen oder auf andere Weiſe infizierten und zum Genuß unbrauch-
baren Fleiſches beſteht.

Es würde uns zuweit führen, wenn wir hier auch nur mit wenigen
Worten der Bedeutung des Mikroſkopes für den Phyſiker und Chemiker,
namentlich in der Hand des letzteren auch im Dienſte der Rechtspflege,
Erwähnung thun wollten; die Zahl der Anwendungen iſt eben enorm
und noch in beſtändigem Zunehmen begriffen. So greift das
Mikroſkop in ſeiner Vielſeitigkeit in faſt alle Gebiete menſchlichen
Wiſſens und menſchlicher Thätigkeit als ein wichtiger Faktor von nicht
genug zu ſchätzender Bedeutung ein. Schon hat es das Fernrohr in
manchen Dingen weit überholt, und noch befinden wir uns eigentlich
erſt in einem Anfangsſtadium, — noch iſt gar nicht abzuſehen, wozu
dieſes unſcheinbare Inſtrument berufen ſein kann, welche gewaltigen
Aufſchlüſſe wir von demſelben über den Entwicklungsgang aller
Organismen dereinſt noch zu erwarten haben.

4. Das Fernrohr.

Die Erde mit allem, was in und auf ihr iſt, hat der Menſch ſich
dienſtbar gemacht und die Entwicklung des Irdiſchen mehr beeinflußt
als irgend eine andere Kraft. Und unzufrieden mit der Herrſchaft
über ſeinen Planeten, trug er die Grenzen derſelben bis an die fernſten
Geſtade des Weltalls. Seine Herrſchaft? Hat er ſich wirklich alle
anderen Weltkörper in derſelben Weiſe unterthänig gemacht wie die
Erde? — Seine Herrſchaft iſt eine geiſtige: beſcheiden damit, auf die
irdiſchen Ereigniſſe zu wirken, weil er die Unmöglichkeit, von ſeinem
Standpunkte aus vorläufig das Weltall zu beeinfluſſen, einſieht, hat
er doch die Dinge um ſich zu erkennen geſtrebt. Und iſt Erkennen

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[907/0925] Das Mikroſkop. — Das Fernrohr. auch hier die ſchätzbaren Dienſte des Mikroſkops erkennen zu laſſen. Die Diagnoſen auf beſtimmte Krankheitsformen haben dadurch erſt diejenige Zuverläſſigkeit erlangt, welche allein eine vernunftgemäße Behandlung möglich macht. Technikern, Fabrikanten und Gewerbetreibenden wird das Mikroſkop je länger je mehr unentbehrlich; es ſetzt ſie in den Stand, ſich vor Fälſchungen und Betrug zu ſchützen, holzfreies Papier von minder- wertigen, dem Vergilben ausgeſetzten Papierſorten zu unterſcheiden und die billigſten und zweckmäßigſten Materialien für den Betrieb kennen zu lernen und auszuwählen. Namentlich aber auf dem Gebiete der Lebensmittelverfälſchung hat das Mikroſkop eine ganz eminente Be- deutung gewonnen, nicht allein wegen der Bequemlichkeit, ſondern auch wegen der den meiſten anderen Methoden weit überlegenen Sicherheit, die Verfälſchungsprodukte nachzuweiſen und vom Gebrauche auszu- ſchließen. Dieſes ſanitären Rückſichten entſprungene Beſtreben macht ſich ebenfalls in der faſt überall obligatoriſch eingeführten Fleiſchſchau geltend, deren Aufgabe in der Erkennung und Vernichtung trichinen- haltigen oder auf andere Weiſe infizierten und zum Genuß unbrauch- baren Fleiſches beſteht. Es würde uns zuweit führen, wenn wir hier auch nur mit wenigen Worten der Bedeutung des Mikroſkopes für den Phyſiker und Chemiker, namentlich in der Hand des letzteren auch im Dienſte der Rechtspflege, Erwähnung thun wollten; die Zahl der Anwendungen iſt eben enorm und noch in beſtändigem Zunehmen begriffen. So greift das Mikroſkop in ſeiner Vielſeitigkeit in faſt alle Gebiete menſchlichen Wiſſens und menſchlicher Thätigkeit als ein wichtiger Faktor von nicht genug zu ſchätzender Bedeutung ein. Schon hat es das Fernrohr in manchen Dingen weit überholt, und noch befinden wir uns eigentlich erſt in einem Anfangsſtadium, — noch iſt gar nicht abzuſehen, wozu dieſes unſcheinbare Inſtrument berufen ſein kann, welche gewaltigen Aufſchlüſſe wir von demſelben über den Entwicklungsgang aller Organismen dereinſt noch zu erwarten haben. 4. Das Fernrohr. Die Erde mit allem, was in und auf ihr iſt, hat der Menſch ſich dienſtbar gemacht und die Entwicklung des Irdiſchen mehr beeinflußt als irgend eine andere Kraft. Und unzufrieden mit der Herrſchaft über ſeinen Planeten, trug er die Grenzen derſelben bis an die fernſten Geſtade des Weltalls. Seine Herrſchaft? Hat er ſich wirklich alle anderen Weltkörper in derſelben Weiſe unterthänig gemacht wie die Erde? — Seine Herrſchaft iſt eine geiſtige: beſcheiden damit, auf die irdiſchen Ereigniſſe zu wirken, weil er die Unmöglichkeit, von ſeinem Standpunkte aus vorläufig das Weltall zu beeinfluſſen, einſieht, hat er doch die Dinge um ſich zu erkennen geſtrebt. Und iſt Erkennen

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 907. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/925>, abgerufen am 24.11.2024.