gewandte Stoff- oder Büttenleimung geschieht im Ganzholländer, indem man zunächst Harzseife zu der Halbzeugmasse zusetzt und nach erfolgter Mischung noch eine Lösung von Alaun oder schwefelsaurer Thonerde. Schließlich findet im Ganzzeugholländer im allgemeinen noch das Bläuen, ein schwaches Blaufärben, statt, um dem Papier einen etwas bläulichen Stich zu geben, während ein wirkliches Färben durch Zusatz von kräftigen Farbstoffen nur dann erfolgt, wenn man buntes Papier haben will.
Wir haben jetzt einen völlig homogenen Papierbrei, der im großen und ganzen nur noch ausgebreitet, gepreßt und getrocknet zu werden braucht, um als fertiges Papier zu erscheinen. Hier müssen wir aber zwei Methoden der Fabrikation unterscheiden: die Hand- oder Bütten- Fabrikation und die Maschinenpapierfabrikation, die im Jahre 1799 von Louis Roberts erfunden wurde. Beide Verfahren haben ihre Vorteile und ihre Nachteile, das Büttenpapier ist meist feiner und fester, aber rauher als das Maschinenpapier und wird daher z. B. für Wert- papiere und besonders gut ausgestattete Werke immer noch dem letzteren vorgezogen. Dieses, das Maschinenpapier, ist zwar durchscheinender, aber zum Schreiben wegen seiner größeren Glätte weit geeigneter.
Das Büttenpapier wird in folgender Weise hergestellt. Das fertige Ganzzeug, ein wässeriger Papierbrei wird in die sogenannten "Schöpf- bütten" übergeleitet, große Behälter, in denen durch geeignete Rühr- und Drehvorrichtungen die Masse in beständiger Bewegung erhalten wird, damit sich nicht die dickeren Bestandteile unten absetzen. Aus dieser Bütte schöpft man den Brei auf eine siebartige Fläche, deren Rand der gewünschten Papierdicke entsprechend hoch gewählt wird. Ein Teil des Wassers wird also schon durch das Sieb, die "Form", abfiltrieren, sodaß eine feuchte Platte von Papierstoff zurückbleibt. Wenn man Velinpapier, d. h. möglichst glattes Papier ohne irgend welche Ein- drücke herstellen will, dann besteht die Form aus einem sehr feinen Drahtnetz, das auf dem Webstuhl gemacht wird, während die Form für Bereitung von geripptem Papier aus einer Anzahl eng aneinander liegender Messingdrähte besteht, die mit einer Reihe quer zu ihnen ge- lagerter, weiter auseinander liegender Drähte durchflochten sind. Im fertigen Papier erscheinen dann die Eindrücke dieser Drähte, besonders die der höher liegenden Querdrähte als hellere Linien. Auch die sonstigen Wasserzeichen werden oft in ähnlicher Weise hervorgebracht, indem man dieselben in Drahtform auf das Sieb legt. Häufiger allerdings geschieht dies wohl erst beim Pressen, indem man die betreffen- den Formen auf Zinkplatten legt, zwischen denen das Papier gepreßt wird, an den Stellen, wo die Form des Wasserzeichens liegt, natürlich stärker, wie auf seiner übrigen Fläche.
Von der Schöpfform gelangt nun die Papiermasse zum Pressen auf einen "Filz" aus Wollengewebe, wobei dieser über die gefüllte Form gelegt, deren Rand abgenommen und das ganze umgestülpt
Das Papier und die vervielfältigenden Künſte.
gewandte Stoff- oder Büttenleimung geſchieht im Ganzholländer, indem man zunächſt Harzſeife zu der Halbzeugmaſſe zuſetzt und nach erfolgter Miſchung noch eine Löſung von Alaun oder ſchwefelſaurer Thonerde. Schließlich findet im Ganzzeugholländer im allgemeinen noch das Bläuen, ein ſchwaches Blaufärben, ſtatt, um dem Papier einen etwas bläulichen Stich zu geben, während ein wirkliches Färben durch Zuſatz von kräftigen Farbſtoffen nur dann erfolgt, wenn man buntes Papier haben will.
Wir haben jetzt einen völlig homogenen Papierbrei, der im großen und ganzen nur noch ausgebreitet, gepreßt und getrocknet zu werden braucht, um als fertiges Papier zu erſcheinen. Hier müſſen wir aber zwei Methoden der Fabrikation unterſcheiden: die Hand- oder Bütten- Fabrikation und die Maſchinenpapierfabrikation, die im Jahre 1799 von Louis Roberts erfunden wurde. Beide Verfahren haben ihre Vorteile und ihre Nachteile, das Büttenpapier iſt meiſt feiner und feſter, aber rauher als das Maſchinenpapier und wird daher z. B. für Wert- papiere und beſonders gut ausgeſtattete Werke immer noch dem letzteren vorgezogen. Dieſes, das Maſchinenpapier, iſt zwar durchſcheinender, aber zum Schreiben wegen ſeiner größeren Glätte weit geeigneter.
Das Büttenpapier wird in folgender Weiſe hergeſtellt. Das fertige Ganzzeug, ein wäſſeriger Papierbrei wird in die ſogenannten „Schöpf- bütten“ übergeleitet, große Behälter, in denen durch geeignete Rühr- und Drehvorrichtungen die Maſſe in beſtändiger Bewegung erhalten wird, damit ſich nicht die dickeren Beſtandteile unten abſetzen. Aus dieſer Bütte ſchöpft man den Brei auf eine ſiebartige Fläche, deren Rand der gewünſchten Papierdicke entſprechend hoch gewählt wird. Ein Teil des Waſſers wird alſo ſchon durch das Sieb, die „Form“, abfiltrieren, ſodaß eine feuchte Platte von Papierſtoff zurückbleibt. Wenn man Velinpapier, d. h. möglichſt glattes Papier ohne irgend welche Ein- drücke herſtellen will, dann beſteht die Form aus einem ſehr feinen Drahtnetz, das auf dem Webſtuhl gemacht wird, während die Form für Bereitung von geripptem Papier aus einer Anzahl eng aneinander liegender Meſſingdrähte beſteht, die mit einer Reihe quer zu ihnen ge- lagerter, weiter auseinander liegender Drähte durchflochten ſind. Im fertigen Papier erſcheinen dann die Eindrücke dieſer Drähte, beſonders die der höher liegenden Querdrähte als hellere Linien. Auch die ſonſtigen Waſſerzeichen werden oft in ähnlicher Weiſe hervorgebracht, indem man dieſelben in Drahtform auf das Sieb legt. Häufiger allerdings geſchieht dies wohl erſt beim Preſſen, indem man die betreffen- den Formen auf Zinkplatten legt, zwiſchen denen das Papier gepreßt wird, an den Stellen, wo die Form des Waſſerzeichens liegt, natürlich ſtärker, wie auf ſeiner übrigen Fläche.
Von der Schöpfform gelangt nun die Papiermaſſe zum Preſſen auf einen „Filz“ aus Wollengewebe, wobei dieſer über die gefüllte Form gelegt, deren Rand abgenommen und das ganze umgeſtülpt
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Das Papier und die vervielfältigenden Künſte.
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indem man zunächſt Harzſeife zu der Halbzeugmaſſe zuſetzt und nach
erfolgter Miſchung noch eine Löſung von Alaun oder ſchwefelſaurer
Thonerde. Schließlich findet im Ganzzeugholländer im allgemeinen noch
das Bläuen, ein ſchwaches Blaufärben, ſtatt, um dem Papier einen
etwas bläulichen Stich zu geben, während ein wirkliches Färben durch
Zuſatz von kräftigen Farbſtoffen nur dann erfolgt, wenn man buntes
Papier haben will.
Wir haben jetzt einen völlig homogenen Papierbrei, der im großen
und ganzen nur noch ausgebreitet, gepreßt und getrocknet zu werden
braucht, um als fertiges Papier zu erſcheinen. Hier müſſen wir aber
zwei Methoden der Fabrikation unterſcheiden: die Hand- oder Bütten-
Fabrikation und die Maſchinenpapierfabrikation, die im Jahre 1799
von Louis Roberts erfunden wurde. Beide Verfahren haben ihre
Vorteile und ihre Nachteile, das Büttenpapier iſt meiſt feiner und feſter,
aber rauher als das Maſchinenpapier und wird daher z. B. für Wert-
papiere und beſonders gut ausgeſtattete Werke immer noch dem letzteren
vorgezogen. Dieſes, das Maſchinenpapier, iſt zwar durchſcheinender,
aber zum Schreiben wegen ſeiner größeren Glätte weit geeigneter.
Das Büttenpapier wird in folgender Weiſe hergeſtellt. Das fertige
Ganzzeug, ein wäſſeriger Papierbrei wird in die ſogenannten „Schöpf-
bütten“ übergeleitet, große Behälter, in denen durch geeignete Rühr- und
Drehvorrichtungen die Maſſe in beſtändiger Bewegung erhalten wird,
damit ſich nicht die dickeren Beſtandteile unten abſetzen. Aus dieſer
Bütte ſchöpft man den Brei auf eine ſiebartige Fläche, deren Rand
der gewünſchten Papierdicke entſprechend hoch gewählt wird. Ein Teil
des Waſſers wird alſo ſchon durch das Sieb, die „Form“, abfiltrieren,
ſodaß eine feuchte Platte von Papierſtoff zurückbleibt. Wenn man
Velinpapier, d. h. möglichſt glattes Papier ohne irgend welche Ein-
drücke herſtellen will, dann beſteht die Form aus einem ſehr feinen
Drahtnetz, das auf dem Webſtuhl gemacht wird, während die Form
für Bereitung von geripptem Papier aus einer Anzahl eng aneinander
liegender Meſſingdrähte beſteht, die mit einer Reihe quer zu ihnen ge-
lagerter, weiter auseinander liegender Drähte durchflochten ſind. Im
fertigen Papier erſcheinen dann die Eindrücke dieſer Drähte, beſonders
die der höher liegenden Querdrähte als hellere Linien. Auch die
ſonſtigen Waſſerzeichen werden oft in ähnlicher Weiſe hervorgebracht,
indem man dieſelben in Drahtform auf das Sieb legt. Häufiger
allerdings geſchieht dies wohl erſt beim Preſſen, indem man die betreffen-
den Formen auf Zinkplatten legt, zwiſchen denen das Papier gepreßt
wird, an den Stellen, wo die Form des Waſſerzeichens liegt, natürlich
ſtärker, wie auf ſeiner übrigen Fläche.
Von der Schöpfform gelangt nun die Papiermaſſe zum Preſſen
auf einen „Filz“ aus Wollengewebe, wobei dieſer über die gefüllte
Form gelegt, deren Rand abgenommen und das ganze umgeſtülpt
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/946>, abgerufen am 23.11.2024.
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