wonach das Papier über drei hohle Cylinder m, n und o geleitet wird, die durch Dampf erhitzt werden. Es wird dadurch das völlige Verdunsten des noch in der Papiermasse befindlichen Wassers veran- laßt. Das sich in den Cylindern niederschlagende Wasser wird durch Rohrleitungen aus ihnen fortgeschafft.
Schließlich kommt das jetzt fertige Papier auf die Walze p, den Haspel, auf dem es sich aufrollt, um für maschinelle Verwertung, als Druckpapier direkt verwendbar zu sein. Soll es aber zum Schreiben dienen, so muß es noch in der Papierschneidemaschine in das gewünschte Bogenformat zerschnitten, und dann noch eventuell, wie das Bütten- papier, satiniert werden. Statt der oben erwähnten Zinkplatten, die viel Arbeits- kräfte verlangen und sich leicht abnutzen, wendet man in neuester Zeit ein System von 8 bis 10 übereinander liegen- den Walzen, den Rollkalander (s. Fig. 501) an. Die Hälfte der Walzen besteht aus glatt- poliertem Hartguß, während die andere Hälfte durch hy- draulischen Druck festgepreßte und auf der Drehbank ab- gedrehte, elastische Papier- rollen sind. Läßt man das Papier durch diesen ab-
[Abbildung]
Fig. 501.
Rollkalander.
wechselnd aus beiden Sorten Walzen zusammengesetzten Apparat hin- durch gehen, so erhält man Papier von außerordentlicher Glätte.
Die Papierfabrikation, wie sie in China geübt wird, weicht von der in den anderen, neuen Kulturländern angewandten ziemlich erheb- lich ab. Hat das chinesische Papier auch manche Vorteile, z. B. für zeichnerische Zwecke, so ist doch der industrielle Betrieb ein bei weitem nicht so entwickelter, wie bei uns. Sind doch die Leistungen einer Papiermaschine ganz außerordentliche, da von einer solchen in einer Stunde ein anderthalb Meter breiter Streifen feinen Schreibpapiers von 2000 Meter Länge geliefert wird. Im Jahre würde das bei ununterbrochener Thätigkeit der Maschine 5475 Doppelcentner Papier in 521/2 Million Bogen ergeben.
Bezüglich der zur Papierfabrikation dienenden Rohstoffe ist in der geschichtlichen Darstellung schon genug gesagt. Nur über die Ver- wendung des Holzes als Surrogat möchten wir noch einiges nach-
59*
Die Erfindung des Papiers.
wonach das Papier über drei hohle Cylinder m, n und o geleitet wird, die durch Dampf erhitzt werden. Es wird dadurch das völlige Verdunſten des noch in der Papiermaſſe befindlichen Waſſers veran- laßt. Das ſich in den Cylindern niederſchlagende Waſſer wird durch Rohrleitungen aus ihnen fortgeſchafft.
Schließlich kommt das jetzt fertige Papier auf die Walze p, den Haſpel, auf dem es ſich aufrollt, um für maſchinelle Verwertung, als Druckpapier direkt verwendbar zu ſein. Soll es aber zum Schreiben dienen, ſo muß es noch in der Papierſchneidemaſchine in das gewünſchte Bogenformat zerſchnitten, und dann noch eventuell, wie das Bütten- papier, ſatiniert werden. Statt der oben erwähnten Zinkplatten, die viel Arbeits- kräfte verlangen und ſich leicht abnutzen, wendet man in neueſter Zeit ein Syſtem von 8 bis 10 übereinander liegen- den Walzen, den Rollkalander (ſ. Fig. 501) an. Die Hälfte der Walzen beſteht aus glatt- poliertem Hartguß, während die andere Hälfte durch hy- drauliſchen Druck feſtgepreßte und auf der Drehbank ab- gedrehte, elaſtiſche Papier- rollen ſind. Läßt man das Papier durch dieſen ab-
[Abbildung]
Fig. 501.
Rollkalander.
wechſelnd aus beiden Sorten Walzen zuſammengeſetzten Apparat hin- durch gehen, ſo erhält man Papier von außerordentlicher Glätte.
Die Papierfabrikation, wie ſie in China geübt wird, weicht von der in den anderen, neuen Kulturländern angewandten ziemlich erheb- lich ab. Hat das chineſiſche Papier auch manche Vorteile, z. B. für zeichneriſche Zwecke, ſo iſt doch der induſtrielle Betrieb ein bei weitem nicht ſo entwickelter, wie bei uns. Sind doch die Leiſtungen einer Papiermaſchine ganz außerordentliche, da von einer ſolchen in einer Stunde ein anderthalb Meter breiter Streifen feinen Schreibpapiers von 2000 Meter Länge geliefert wird. Im Jahre würde das bei ununterbrochener Thätigkeit der Maſchine 5475 Doppelcentner Papier in 52½ Million Bogen ergeben.
Bezüglich der zur Papierfabrikation dienenden Rohſtoffe iſt in der geſchichtlichen Darſtellung ſchon genug geſagt. Nur über die Ver- wendung des Holzes als Surrogat möchten wir noch einiges nach-
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Die Erfindung des Papiers.
wonach das Papier über drei hohle Cylinder m, n und o geleitet
wird, die durch Dampf erhitzt werden. Es wird dadurch das völlige
Verdunſten des noch in der Papiermaſſe befindlichen Waſſers veran-
laßt. Das ſich in den Cylindern niederſchlagende Waſſer wird durch
Rohrleitungen aus ihnen fortgeſchafft.
Schließlich kommt das jetzt fertige Papier auf die Walze p, den
Haſpel, auf dem es ſich aufrollt, um für maſchinelle Verwertung, als
Druckpapier direkt verwendbar zu ſein. Soll es aber zum Schreiben
dienen, ſo muß es noch in
der Papierſchneidemaſchine in
das gewünſchte Bogenformat
zerſchnitten, und dann noch
eventuell, wie das Bütten-
papier, ſatiniert werden.
Statt der oben erwähnten
Zinkplatten, die viel Arbeits-
kräfte verlangen und ſich leicht
abnutzen, wendet man in
neueſter Zeit ein Syſtem von
8 bis 10 übereinander liegen-
den Walzen, den Rollkalander
(ſ. Fig. 501) an. Die Hälfte
der Walzen beſteht aus glatt-
poliertem Hartguß, während
die andere Hälfte durch hy-
drauliſchen Druck feſtgepreßte
und auf der Drehbank ab-
gedrehte, elaſtiſche Papier-
rollen ſind. Läßt man das
Papier durch dieſen ab-
[Abbildung Fig. 501. Rollkalander.]
wechſelnd aus beiden Sorten Walzen zuſammengeſetzten Apparat hin-
durch gehen, ſo erhält man Papier von außerordentlicher Glätte.
Die Papierfabrikation, wie ſie in China geübt wird, weicht von
der in den anderen, neuen Kulturländern angewandten ziemlich erheb-
lich ab. Hat das chineſiſche Papier auch manche Vorteile, z. B. für
zeichneriſche Zwecke, ſo iſt doch der induſtrielle Betrieb ein bei weitem
nicht ſo entwickelter, wie bei uns. Sind doch die Leiſtungen einer
Papiermaſchine ganz außerordentliche, da von einer ſolchen in einer
Stunde ein anderthalb Meter breiter Streifen feinen Schreibpapiers
von 2000 Meter Länge geliefert wird. Im Jahre würde das bei
ununterbrochener Thätigkeit der Maſchine 5475 Doppelcentner Papier
in 52½ Million Bogen ergeben.
Bezüglich der zur Papierfabrikation dienenden Rohſtoffe iſt in der
geſchichtlichen Darſtellung ſchon genug geſagt. Nur über die Ver-
wendung des Holzes als Surrogat möchten wir noch einiges nach-
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 931. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/949>, abgerufen am 22.11.2024.
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