Guß zu ermöglichen und um andererseits genügend dauerhaft zu sein, um scharfe, vollkommene Abdrücke zu liefern. Ferner muß es die Druckerschwärze leicht annehmen und abgeben und darf nicht leicht oxydieren, damit die Typen lange aufbewahrt werden können. Alle diese Eigenschaften vereinigt in mehr oder minder hohem Maße das sogenannte "Schriftgießermetall" oder "Schriftzeug", eine Legierung von Blei und Antimon. Man nimmt meist 4 bis 5 Teile Blei und 1 Teil Antimon, zuweilen auch noch, um die Oxydierbarkeit noch mehr zu vermindern, einen Zusatz von Zinn. Die Herstellung solcher Typen geschieht nun in der Weise, daß man zunächst den betreffenden Buch- staben oder das betreffende Zeichen in einem harten Metall erhaben und umgekehrt schneidet, die sogenannte Patrize anfertigt, diese in ein weicheres Metall, meist Kupfer einschlägt, sodaß in diesem die Type in richtiger Stellung, wie im Druck, aber vertieft als "Matrize" er- scheint, und schließlich mit Hilfe der Matrize im Gießinstrument die Typen vervielfältigt.
In erster Linie kommt es auf die Anfertigung guter Patrizen an, wenn man einen guten Druck erzielen will, da die Typen sich ganz nach jenen bilden. Als Material für die Patrizen wählt man den besten Gußstahl aus, den man in vierkantige Stäbchen von bestimmter Breite, Höhe und Dicke zerschneidet. Man legt diese Stäbchen in einen eisernen, mit Holzkohlenstaub gefüllten Kasten, der luftdicht ver- schlossen ist, und läßt sie bei langsamem Feuer 5 bis 6 Stunden lang glühen. Nun wird nach allmählicher Abkühlung die Füllung heraus- genommen und vom Schriftschneider in der Weise bearbeitet, daß er auf der ebenen, glatt abgeschliffenen Endfläche den Buchstaben umge- kehrt mit Feder und Tusche aufzeichnet oder, wenn er sehr klein ist, mit einer scharfen Nadel einritzt und dann mit dem Grabstichel die zu vertiefenden Stellen, z. B. beim o das innere Oval aussticht. Die größeren Zwischenräume werden meist mit einem sehr harten Stempel, der Gegenpunze eingeschlagen und dann erst nachgefeilt. Es ist sehr schwierig, den Vertiefungen die richtige Höhe und ihren Rändern die notwendige Steilheit zu geben. Nunmehr kommt die Patrize wieder
[Abbildung]
Fig. 505.
Patrize.
in einen mit Kohlenstaub gefüllten Blechkasten, wird in demselben bis zur Rotglut erhitzt, dann in nicht ganz kaltem Wasser abgekühlt, abge- trocknet und an der Bildfläche sorgfältig ge- reinigt, dann mit einem rotglühenden Eisen stark gelblich angelassen, wieder in Wasser abge- kühlt, getrocknet und schließlich noch einer ge- nauen Revision auf kleine Unregelmäßigkeiten und Unreinlichkeiten unterzogen. Fig. 505 stellt eine fertige Patrize dar.
Diese Patrize schlägt man mit dem Hammer in genau fixierter Richtung an einer bestimmten Stelle eines etwa 4 cm langen Kupfer- stückchens ein, dessen Breite und Dicke von der gewünschten Schriftart
Die vervielfältigenden Künſte.
Guß zu ermöglichen und um andererſeits genügend dauerhaft zu ſein, um ſcharfe, vollkommene Abdrücke zu liefern. Ferner muß es die Druckerſchwärze leicht annehmen und abgeben und darf nicht leicht oxydieren, damit die Typen lange aufbewahrt werden können. Alle dieſe Eigenſchaften vereinigt in mehr oder minder hohem Maße das ſogenannte „Schriftgießermetall“ oder „Schriftzeug“, eine Legierung von Blei und Antimon. Man nimmt meiſt 4 bis 5 Teile Blei und 1 Teil Antimon, zuweilen auch noch, um die Oxydierbarkeit noch mehr zu vermindern, einen Zuſatz von Zinn. Die Herſtellung ſolcher Typen geſchieht nun in der Weiſe, daß man zunächſt den betreffenden Buch- ſtaben oder das betreffende Zeichen in einem harten Metall erhaben und umgekehrt ſchneidet, die ſogenannte Patrize anfertigt, dieſe in ein weicheres Metall, meiſt Kupfer einſchlägt, ſodaß in dieſem die Type in richtiger Stellung, wie im Druck, aber vertieft als „Matrize“ er- ſcheint, und ſchließlich mit Hilfe der Matrize im Gießinſtrument die Typen vervielfältigt.
In erſter Linie kommt es auf die Anfertigung guter Patrizen an, wenn man einen guten Druck erzielen will, da die Typen ſich ganz nach jenen bilden. Als Material für die Patrizen wählt man den beſten Gußſtahl aus, den man in vierkantige Stäbchen von beſtimmter Breite, Höhe und Dicke zerſchneidet. Man legt dieſe Stäbchen in einen eiſernen, mit Holzkohlenſtaub gefüllten Kaſten, der luftdicht ver- ſchloſſen iſt, und läßt ſie bei langſamem Feuer 5 bis 6 Stunden lang glühen. Nun wird nach allmählicher Abkühlung die Füllung heraus- genommen und vom Schriftſchneider in der Weiſe bearbeitet, daß er auf der ebenen, glatt abgeſchliffenen Endfläche den Buchſtaben umge- kehrt mit Feder und Tuſche aufzeichnet oder, wenn er ſehr klein iſt, mit einer ſcharfen Nadel einritzt und dann mit dem Grabſtichel die zu vertiefenden Stellen, z. B. beim o das innere Oval ausſticht. Die größeren Zwiſchenräume werden meiſt mit einem ſehr harten Stempel, der Gegenpunze eingeſchlagen und dann erſt nachgefeilt. Es iſt ſehr ſchwierig, den Vertiefungen die richtige Höhe und ihren Rändern die notwendige Steilheit zu geben. Nunmehr kommt die Patrize wieder
[Abbildung]
Fig. 505.
Patrize.
in einen mit Kohlenſtaub gefüllten Blechkaſten, wird in demſelben bis zur Rotglut erhitzt, dann in nicht ganz kaltem Waſſer abgekühlt, abge- trocknet und an der Bildfläche ſorgfältig ge- reinigt, dann mit einem rotglühenden Eiſen ſtark gelblich angelaſſen, wieder in Waſſer abge- kühlt, getrocknet und ſchließlich noch einer ge- nauen Reviſion auf kleine Unregelmäßigkeiten und Unreinlichkeiten unterzogen. Fig. 505 ſtellt eine fertige Patrize dar.
Dieſe Patrize ſchlägt man mit dem Hammer in genau fixierter Richtung an einer beſtimmten Stelle eines etwa 4 cm langen Kupfer- ſtückchens ein, deſſen Breite und Dicke von der gewünſchten Schriftart
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Guß zu ermöglichen und um andererſeits genügend dauerhaft zu ſein,
um ſcharfe, vollkommene Abdrücke zu liefern. Ferner muß es die
Druckerſchwärze leicht annehmen und abgeben und darf nicht leicht
oxydieren, damit die Typen lange aufbewahrt werden können. Alle
dieſe Eigenſchaften vereinigt in mehr oder minder hohem Maße das
ſogenannte „Schriftgießermetall“ oder „Schriftzeug“, eine Legierung
von Blei und Antimon. Man nimmt meiſt 4 bis 5 Teile Blei und
1 Teil Antimon, zuweilen auch noch, um die Oxydierbarkeit noch mehr
zu vermindern, einen Zuſatz von Zinn. Die Herſtellung ſolcher Typen
geſchieht nun in der Weiſe, daß man zunächſt den betreffenden Buch-
ſtaben oder das betreffende Zeichen in einem harten Metall erhaben
und umgekehrt ſchneidet, die ſogenannte Patrize anfertigt, dieſe in ein
weicheres Metall, meiſt Kupfer einſchlägt, ſodaß in dieſem die Type
in richtiger Stellung, wie im Druck, aber vertieft als „Matrize“ er-
ſcheint, und ſchließlich mit Hilfe der Matrize im Gießinſtrument die
Typen vervielfältigt.
In erſter Linie kommt es auf die Anfertigung guter Patrizen an,
wenn man einen guten Druck erzielen will, da die Typen ſich ganz
nach jenen bilden. Als Material für die Patrizen wählt man den
beſten Gußſtahl aus, den man in vierkantige Stäbchen von beſtimmter
Breite, Höhe und Dicke zerſchneidet. Man legt dieſe Stäbchen in
einen eiſernen, mit Holzkohlenſtaub gefüllten Kaſten, der luftdicht ver-
ſchloſſen iſt, und läßt ſie bei langſamem Feuer 5 bis 6 Stunden lang
glühen. Nun wird nach allmählicher Abkühlung die Füllung heraus-
genommen und vom Schriftſchneider in der Weiſe bearbeitet, daß er
auf der ebenen, glatt abgeſchliffenen Endfläche den Buchſtaben umge-
kehrt mit Feder und Tuſche aufzeichnet oder, wenn er ſehr klein iſt,
mit einer ſcharfen Nadel einritzt und dann mit dem Grabſtichel die zu
vertiefenden Stellen, z. B. beim o das innere Oval ausſticht. Die
größeren Zwiſchenräume werden meiſt mit einem ſehr harten Stempel,
der Gegenpunze eingeſchlagen und dann erſt nachgefeilt. Es iſt ſehr
ſchwierig, den Vertiefungen die richtige Höhe und ihren Rändern die
notwendige Steilheit zu geben. Nunmehr kommt die Patrize wieder
[Abbildung Fig. 505. Patrize.]
in einen mit Kohlenſtaub gefüllten Blechkaſten,
wird in demſelben bis zur Rotglut erhitzt, dann
in nicht ganz kaltem Waſſer abgekühlt, abge-
trocknet und an der Bildfläche ſorgfältig ge-
reinigt, dann mit einem rotglühenden Eiſen
ſtark gelblich angelaſſen, wieder in Waſſer abge-
kühlt, getrocknet und ſchließlich noch einer ge-
nauen Reviſion auf kleine Unregelmäßigkeiten und Unreinlichkeiten
unterzogen. Fig. 505 ſtellt eine fertige Patrize dar.
Dieſe Patrize ſchlägt man mit dem Hammer in genau fixierter
Richtung an einer beſtimmten Stelle eines etwa 4 cm langen Kupfer-
ſtückchens ein, deſſen Breite und Dicke von der gewünſchten Schriftart
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/968>, abgerufen am 22.11.2024.
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