wird. Ferner wird die richtige Höhe, Breite der Type, die richtige Stellung des Zeichens noch einmal nachgesehen. Vielfach geschehen alle diese Arbeiten auf mechanischem Wege in der Komplett-Gießmaschine, die am besten von J. M. Hepburn und P. M. Shanks aus- geführt ist. Die oben beschriebene Brucesche Gieß- maschine gießt in ihrer von Kisch in Berlin neuerdings verbesserten Gestalt etwa 12 bis 20000 Buchstaben pro Tag, während die Komplett-Gießmaschine ungefähr 40000 Typen (Fig. 509) täglich vollkommen fertig stellt.
[Abbildung]
Fig. 509.
Typen.
3. Das Setzen.
Das Zusammensetzen der Typen zu einer Druckform, von der man, nachdem sie mit Druckerschwärze eingerieben ist, mit der Drucker- presse beliebig viele Abzüge machen kann, nennt man "setzen". Außer den mannigfaltigen Sorten von Typen, die von der gewünschten Druckart abhängen, braucht der Setzer noch die sogenannten "Aus- schließungen", um die Buchstaben und die Wörter von einander zu trennen. Diese Typenkegel sind niedriger als die Buchstabenkegel, so daß nachher beim Drucken die von ihnen besetzten Stellen auf dem Papier leer bleiben, haben aber wie jene unter sich alle genau dieselbe Höhe. Sie heißen, wenn sie quadratische Oberfläche haben, Gevierte,
[Abbildung]
Fig. 510.
Tenakel mit Divisorium und Manuskript.
bei einem Seitenverhältnis von 1 : 2 Halb- gevierte, entsprechend Viertelgevierte und dann noch Sechstel- und Achtel-Spatien. Je nach der Weite des Druckes wendet der Setzer diese oder jene Sorte Aus- schließungen an.
Der Setzer hat nun vor sich den Schriftkasten (etwa 1 m lang, 65 cm breit und 5 cm hoch) zu stehen, in dem die verschiedenen Zeichen möglichst so in ein- zelnen Fächern angeordnet sind, daß die, welche er am häufigsten braucht, ihm am nächsten liegen. Etwa in der Mitte des Setzkastens wird ein mit einer Spitze ver- sehenes Holzlineal, das "Tenakel", ein- gesetzt, an dem das zu druckende Manuskript durch ein gespaltenes Querholz, das "Divisorium", festgehalten wird (Fig. 510). Der Setzer schiebt das Divisorium immer an die Stelle, die er eben gesetzt hat.
In der linken Hand hält der Setzer den "Winkelhaken" (Fig. 511), in dem die Breite des offenen Zwischenraums durch die Stellschraube s so reguliert wird, daß sie gerade der Breite einer Zeile entspricht. Mit der rechten Hand ergreift er nun die Type, setzt sie so in den
Die Schriftgießerei und das Setzen.
wird. Ferner wird die richtige Höhe, Breite der Type, die richtige Stellung des Zeichens noch einmal nachgeſehen. Vielfach geſchehen alle dieſe Arbeiten auf mechaniſchem Wege in der Komplett-Gießmaſchine, die am beſten von J. M. Hepburn und P. M. Shanks aus- geführt iſt. Die oben beſchriebene Bruceſche Gieß- maſchine gießt in ihrer von Kiſch in Berlin neuerdings verbeſſerten Geſtalt etwa 12 bis 20000 Buchſtaben pro Tag, während die Komplett-Gießmaſchine ungefähr 40000 Typen (Fig. 509) täglich vollkommen fertig ſtellt.
[Abbildung]
Fig. 509.
Typen.
3. Das Setzen.
Das Zuſammenſetzen der Typen zu einer Druckform, von der man, nachdem ſie mit Druckerſchwärze eingerieben iſt, mit der Drucker- preſſe beliebig viele Abzüge machen kann, nennt man „ſetzen“. Außer den mannigfaltigen Sorten von Typen, die von der gewünſchten Druckart abhängen, braucht der Setzer noch die ſogenannten „Aus- ſchließungen“, um die Buchſtaben und die Wörter von einander zu trennen. Dieſe Typenkegel ſind niedriger als die Buchſtabenkegel, ſo daß nachher beim Drucken die von ihnen beſetzten Stellen auf dem Papier leer bleiben, haben aber wie jene unter ſich alle genau dieſelbe Höhe. Sie heißen, wenn ſie quadratiſche Oberfläche haben, Gevierte,
[Abbildung]
Fig. 510.
Tenakel mit Diviſorium und Manuſkript.
bei einem Seitenverhältnis von 1 : 2 Halb- gevierte, entſprechend Viertelgevierte und dann noch Sechſtel- und Achtel-Spatien. Je nach der Weite des Druckes wendet der Setzer dieſe oder jene Sorte Aus- ſchließungen an.
Der Setzer hat nun vor ſich den Schriftkaſten (etwa 1 m lang, 65 cm breit und 5 cm hoch) zu ſtehen, in dem die verſchiedenen Zeichen möglichſt ſo in ein- zelnen Fächern angeordnet ſind, daß die, welche er am häufigſten braucht, ihm am nächſten liegen. Etwa in der Mitte des Setzkaſtens wird ein mit einer Spitze ver- ſehenes Holzlineal, das „Tenakel“, ein- geſetzt, an dem das zu druckende Manuſkript durch ein geſpaltenes Querholz, das „Diviſorium“, feſtgehalten wird (Fig. 510). Der Setzer ſchiebt das Diviſorium immer an die Stelle, die er eben geſetzt hat.
In der linken Hand hält der Setzer den „Winkelhaken“ (Fig. 511), in dem die Breite des offenen Zwiſchenraums durch die Stellſchraube s ſo reguliert wird, daß ſie gerade der Breite einer Zeile entſpricht. Mit der rechten Hand ergreift er nun die Type, ſetzt ſie ſo in den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0971"n="953"/><fwplace="top"type="header">Die Schriftgießerei und das Setzen.</fw><lb/>
wird. Ferner wird die richtige Höhe, Breite der<lb/>
Type, die richtige Stellung des Zeichens noch einmal<lb/>
nachgeſehen. Vielfach geſchehen alle dieſe Arbeiten auf<lb/>
mechaniſchem Wege in der Komplett-Gießmaſchine, die<lb/>
am beſten von J. M. Hepburn und P. M. Shanks aus-<lb/>
geführt iſt. Die oben beſchriebene Bruceſche Gieß-<lb/>
maſchine gießt in ihrer von Kiſch in Berlin neuerdings<lb/>
verbeſſerten Geſtalt etwa 12 bis 20000 Buchſtaben pro<lb/>
Tag, während die Komplett-Gießmaſchine ungefähr<lb/>
40000 Typen (Fig. 509) täglich vollkommen fertig ſtellt.</p><lb/><figure><head>Fig. 509. </head><p>Typen.</p></figure><lb/></div><divn="4"><head><hirendition="#b">3. Das Setzen.</hi></head><lb/><p>Das Zuſammenſetzen der Typen zu einer Druckform, von der<lb/>
man, nachdem ſie mit Druckerſchwärze eingerieben iſt, mit der Drucker-<lb/>
preſſe beliebig viele Abzüge machen kann, nennt man „ſetzen“. Außer<lb/>
den mannigfaltigen Sorten von Typen, die von der gewünſchten<lb/>
Druckart abhängen, braucht der Setzer noch die ſogenannten „Aus-<lb/>ſchließungen“, um die Buchſtaben und die Wörter von einander zu<lb/>
trennen. Dieſe Typenkegel ſind niedriger als die Buchſtabenkegel, ſo<lb/>
daß nachher beim Drucken die von ihnen beſetzten Stellen auf dem<lb/>
Papier leer bleiben, haben aber wie jene unter ſich alle genau dieſelbe<lb/>
Höhe. Sie heißen, wenn ſie quadratiſche Oberfläche haben, Gevierte,<lb/><figure><head>Fig. 510.</head><lb/><p>Tenakel mit Diviſorium und Manuſkript.</p></figure><lb/>
bei einem Seitenverhältnis von 1 : 2 Halb-<lb/>
gevierte, entſprechend Viertelgevierte und<lb/>
dann noch Sechſtel- und Achtel-Spatien.<lb/>
Je nach der Weite des Druckes wendet<lb/>
der Setzer dieſe oder jene Sorte Aus-<lb/>ſchließungen an.</p><lb/><p>Der Setzer hat nun vor ſich den<lb/>
Schriftkaſten (etwa 1 <hirendition="#aq">m</hi> lang, 65 <hirendition="#aq">cm</hi> breit<lb/>
und 5 <hirendition="#aq">cm</hi> hoch) zu ſtehen, in dem die<lb/>
verſchiedenen Zeichen möglichſt ſo in ein-<lb/>
zelnen Fächern angeordnet ſind, daß die,<lb/>
welche er am häufigſten braucht, ihm am<lb/>
nächſten liegen. Etwa in der Mitte des<lb/>
Setzkaſtens wird ein mit einer Spitze ver-<lb/>ſehenes Holzlineal, das „Tenakel“, ein-<lb/>
geſetzt, an dem das zu druckende Manuſkript durch ein geſpaltenes<lb/>
Querholz, das „Diviſorium“, feſtgehalten wird (Fig. 510). Der Setzer<lb/>ſchiebt das Diviſorium immer an die Stelle, die er eben geſetzt hat.</p><lb/><p>In der linken Hand hält der Setzer den „Winkelhaken“ (Fig. 511),<lb/>
in dem die Breite des offenen Zwiſchenraums durch die Stellſchraube <hirendition="#aq">s</hi><lb/>ſo reguliert wird, daß ſie gerade der Breite einer Zeile entſpricht.<lb/>
Mit der rechten Hand ergreift er nun die Type, ſetzt ſie ſo in den<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[953/0971]
Die Schriftgießerei und das Setzen.
wird. Ferner wird die richtige Höhe, Breite der
Type, die richtige Stellung des Zeichens noch einmal
nachgeſehen. Vielfach geſchehen alle dieſe Arbeiten auf
mechaniſchem Wege in der Komplett-Gießmaſchine, die
am beſten von J. M. Hepburn und P. M. Shanks aus-
geführt iſt. Die oben beſchriebene Bruceſche Gieß-
maſchine gießt in ihrer von Kiſch in Berlin neuerdings
verbeſſerten Geſtalt etwa 12 bis 20000 Buchſtaben pro
Tag, während die Komplett-Gießmaſchine ungefähr
40000 Typen (Fig. 509) täglich vollkommen fertig ſtellt.
[Abbildung Fig. 509. Typen.]
3. Das Setzen.
Das Zuſammenſetzen der Typen zu einer Druckform, von der
man, nachdem ſie mit Druckerſchwärze eingerieben iſt, mit der Drucker-
preſſe beliebig viele Abzüge machen kann, nennt man „ſetzen“. Außer
den mannigfaltigen Sorten von Typen, die von der gewünſchten
Druckart abhängen, braucht der Setzer noch die ſogenannten „Aus-
ſchließungen“, um die Buchſtaben und die Wörter von einander zu
trennen. Dieſe Typenkegel ſind niedriger als die Buchſtabenkegel, ſo
daß nachher beim Drucken die von ihnen beſetzten Stellen auf dem
Papier leer bleiben, haben aber wie jene unter ſich alle genau dieſelbe
Höhe. Sie heißen, wenn ſie quadratiſche Oberfläche haben, Gevierte,
[Abbildung Fig. 510.
Tenakel mit Diviſorium und Manuſkript.]
bei einem Seitenverhältnis von 1 : 2 Halb-
gevierte, entſprechend Viertelgevierte und
dann noch Sechſtel- und Achtel-Spatien.
Je nach der Weite des Druckes wendet
der Setzer dieſe oder jene Sorte Aus-
ſchließungen an.
Der Setzer hat nun vor ſich den
Schriftkaſten (etwa 1 m lang, 65 cm breit
und 5 cm hoch) zu ſtehen, in dem die
verſchiedenen Zeichen möglichſt ſo in ein-
zelnen Fächern angeordnet ſind, daß die,
welche er am häufigſten braucht, ihm am
nächſten liegen. Etwa in der Mitte des
Setzkaſtens wird ein mit einer Spitze ver-
ſehenes Holzlineal, das „Tenakel“, ein-
geſetzt, an dem das zu druckende Manuſkript durch ein geſpaltenes
Querholz, das „Diviſorium“, feſtgehalten wird (Fig. 510). Der Setzer
ſchiebt das Diviſorium immer an die Stelle, die er eben geſetzt hat.
In der linken Hand hält der Setzer den „Winkelhaken“ (Fig. 511),
in dem die Breite des offenen Zwiſchenraums durch die Stellſchraube s
ſo reguliert wird, daß ſie gerade der Breite einer Zeile entſpricht.
Mit der rechten Hand ergreift er nun die Type, ſetzt ſie ſo in den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 953. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/971>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.