Winkelhaken, daß die Schrift nach vorn, die sog. Signatur, das ist die Einkerbung, die wir in Fig. 511 mit s bezeichnet sehen, nach oben steht. Die Signatur hat erstens den Zweck, daß der Setzer,
[Abbildung]
Fig. 511.
Winkelhaken.
indem er sie beim Setzen mit dem Finger an der vorderen Seite der Reihe fühlt, dadurch die Gewißheit erhält, daß die Type richtig steht. Außerdem werden durch Breite und Form der Signaturen Verschiedenheiten zweier Schriftsorten bezeichnet, die man sonst nicht sehen könnte. Je nach der Weite des Drucks nimmt der Setzer nun eine Ausschließung von entsprechender Breite, dann wieder einen Buch- staben u. s. f., nach einem Worte eine größere Ausschließung, ein Halb- geviert gewöhnlich, bei gesperrtem Druck zwischen je zwei Buchstaben ein Spatium.
Das Ausschließen ist diejenige Arbeit des Setzers, von der die Schönheit, die Regelmäßigkeit des Druckes in erster Linie abhängt. Bleibt z. B. am Ende der Zeile noch ein kleiner Raum übrig, so muß er diesen geschickt durch Anwendung sehr dünner Ausschließungen über die ganze Zeile verteilen oder er muß die von ihm gebrauchten Ausschließungen durch kleinere ersetzen, sodaß noch eine Silbe auf die Zeile geht. Besondere Schwierigkeiten machen ihm spätere Kor- rekturen des Autors, da er schon den Raum eines von demselben zugesetzten Wortes meist auf mehrere Zeilen verteilen muß. Nach Vollendung einer Zeile, die also ein festes Gefüge von längeren Typen, den Buchstaben oder Zeichen, und kürzeren Typen, den Aus- schließungen, darbieten, wird untersucht, ob sie genügend fest zusammen- hält, dann die "Setzlinie", ein glatter Blechstreifen von der Länge der Zeile und der Breite der Typenhöhe, auf die Zeile gelegt, und auf dieser Setzlinie als Unterlage die nächste Zeile begonnen. Satz, bei dem in dieser Weise die Zeilen dicht an einander stehen, heißt kom- presser Satz. Meistenteils läßt man aber Raum zwischen den Zeilen, man "durchschießt" sie, wie man sagt, indem man mehr oder weniger dünne Durchschußstücke, "Regletten", zwischen sie legt.
Wenn der Winkelhaken gefüllt ist, wird die Klemmschraube s (Fig. 511) gelockert, eine Setzlinie auf die oberste Zeile gelegt, und dann der Satz mit beiden Händen fest gefaßt und auf das sog. "Schiff" übertragen. Dieses ist eine glatte Zinkplatte, die auf drei Seiten mit Leisten umgeben ist. Bei größerem Format ist dieselbe doppelt, die obere Platte aber mit einem Handgriff versehen, an dem sie sich
Die vervielfältigenden Künſte.
Winkelhaken, daß die Schrift nach vorn, die ſog. Signatur, das iſt die Einkerbung, die wir in Fig. 511 mit s bezeichnet ſehen, nach oben ſteht. Die Signatur hat erſtens den Zweck, daß der Setzer,
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Fig. 511.
Winkelhaken.
indem er ſie beim Setzen mit dem Finger an der vorderen Seite der Reihe fühlt, dadurch die Gewißheit erhält, daß die Type richtig ſteht. Außerdem werden durch Breite und Form der Signaturen Verſchiedenheiten zweier Schriftſorten bezeichnet, die man ſonſt nicht ſehen könnte. Je nach der Weite des Drucks nimmt der Setzer nun eine Ausſchließung von entſprechender Breite, dann wieder einen Buch- ſtaben u. ſ. f., nach einem Worte eine größere Ausſchließung, ein Halb- geviert gewöhnlich, bei geſperrtem Druck zwiſchen je zwei Buchſtaben ein Spatium.
Das Ausſchließen iſt diejenige Arbeit des Setzers, von der die Schönheit, die Regelmäßigkeit des Druckes in erſter Linie abhängt. Bleibt z. B. am Ende der Zeile noch ein kleiner Raum übrig, ſo muß er dieſen geſchickt durch Anwendung ſehr dünner Ausſchließungen über die ganze Zeile verteilen oder er muß die von ihm gebrauchten Ausſchließungen durch kleinere erſetzen, ſodaß noch eine Silbe auf die Zeile geht. Beſondere Schwierigkeiten machen ihm ſpätere Kor- rekturen des Autors, da er ſchon den Raum eines von demſelben zugeſetzten Wortes meiſt auf mehrere Zeilen verteilen muß. Nach Vollendung einer Zeile, die alſo ein feſtes Gefüge von längeren Typen, den Buchſtaben oder Zeichen, und kürzeren Typen, den Aus- ſchließungen, darbieten, wird unterſucht, ob ſie genügend feſt zuſammen- hält, dann die „Setzlinie“, ein glatter Blechſtreifen von der Länge der Zeile und der Breite der Typenhöhe, auf die Zeile gelegt, und auf dieſer Setzlinie als Unterlage die nächſte Zeile begonnen. Satz, bei dem in dieſer Weiſe die Zeilen dicht an einander ſtehen, heißt kom- preſſer Satz. Meiſtenteils läßt man aber Raum zwiſchen den Zeilen, man „durchſchießt“ ſie, wie man ſagt, indem man mehr oder weniger dünne Durchſchußſtücke, „Regletten“, zwiſchen ſie legt.
Wenn der Winkelhaken gefüllt iſt, wird die Klemmſchraube s (Fig. 511) gelockert, eine Setzlinie auf die oberſte Zeile gelegt, und dann der Satz mit beiden Händen feſt gefaßt und auf das ſog. „Schiff“ übertragen. Dieſes iſt eine glatte Zinkplatte, die auf drei Seiten mit Leiſten umgeben iſt. Bei größerem Format iſt dieſelbe doppelt, die obere Platte aber mit einem Handgriff verſehen, an dem ſie ſich
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Die vervielfältigenden Künſte.
Winkelhaken, daß die Schrift nach vorn, die ſog. Signatur, das
iſt die Einkerbung, die wir in Fig. 511 mit s bezeichnet ſehen, nach
oben ſteht. Die Signatur hat erſtens den Zweck, daß der Setzer,
[Abbildung Fig. 511. Winkelhaken.]
indem er ſie beim Setzen mit dem Finger an der vorderen Seite
der Reihe fühlt, dadurch die Gewißheit erhält, daß die Type richtig
ſteht. Außerdem werden durch Breite und Form der Signaturen
Verſchiedenheiten zweier Schriftſorten bezeichnet, die man ſonſt nicht
ſehen könnte. Je nach der Weite des Drucks nimmt der Setzer nun
eine Ausſchließung von entſprechender Breite, dann wieder einen Buch-
ſtaben u. ſ. f., nach einem Worte eine größere Ausſchließung, ein Halb-
geviert gewöhnlich, bei geſperrtem Druck zwiſchen je zwei Buchſtaben
ein Spatium.
Das Ausſchließen iſt diejenige Arbeit des Setzers, von der die
Schönheit, die Regelmäßigkeit des Druckes in erſter Linie abhängt.
Bleibt z. B. am Ende der Zeile noch ein kleiner Raum übrig, ſo
muß er dieſen geſchickt durch Anwendung ſehr dünner Ausſchließungen
über die ganze Zeile verteilen oder er muß die von ihm gebrauchten
Ausſchließungen durch kleinere erſetzen, ſodaß noch eine Silbe auf
die Zeile geht. Beſondere Schwierigkeiten machen ihm ſpätere Kor-
rekturen des Autors, da er ſchon den Raum eines von demſelben
zugeſetzten Wortes meiſt auf mehrere Zeilen verteilen muß. Nach
Vollendung einer Zeile, die alſo ein feſtes Gefüge von längeren
Typen, den Buchſtaben oder Zeichen, und kürzeren Typen, den Aus-
ſchließungen, darbieten, wird unterſucht, ob ſie genügend feſt zuſammen-
hält, dann die „Setzlinie“, ein glatter Blechſtreifen von der Länge der
Zeile und der Breite der Typenhöhe, auf die Zeile gelegt, und auf
dieſer Setzlinie als Unterlage die nächſte Zeile begonnen. Satz, bei
dem in dieſer Weiſe die Zeilen dicht an einander ſtehen, heißt kom-
preſſer Satz. Meiſtenteils läßt man aber Raum zwiſchen den Zeilen,
man „durchſchießt“ ſie, wie man ſagt, indem man mehr oder weniger
dünne Durchſchußſtücke, „Regletten“, zwiſchen ſie legt.
Wenn der Winkelhaken gefüllt iſt, wird die Klemmſchraube s
(Fig. 511) gelockert, eine Setzlinie auf die oberſte Zeile gelegt, und dann
der Satz mit beiden Händen feſt gefaßt und auf das ſog. „Schiff“
übertragen. Dieſes iſt eine glatte Zinkplatte, die auf drei Seiten mit
Leiſten umgeben iſt. Bei größerem Format iſt dieſelbe doppelt, die
obere Platte aber mit einem Handgriff verſehen, an dem ſie ſich
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 954. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/972>, abgerufen am 22.11.2024.
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