zu festen Platten, sondern die Güte der letzteren ist wesentlich bedingt durch die vorhergehende Anwendung einzelner Lettern. Die Wichtigkeit der Stereotypplatten ist aber eine ganz ungeheure. Zunächst war es früher für den Drucker sehr kostspielig, Werke, die mit geringen Änderungen oft von neuem verlegt wurden, immer wieder neu zu setzen oder aber längere Zeit den Satz ungenutzt stehen zu lassen. Auch konnte der Satz leicht im Lauf der Zeit auseinanderfallen. Andererseits mußte der Drucker oft gleich eine sehr große Auflage machen, die dann wiederum lange Zeit als totes Kapital beim Verleger ruhte. Alle diese Unannehmlichkeiten sind gehoben, seitdem die Stereotypie es ermöglicht, eine mit dem Satz genau übereinstimmende, zum Druck geeignete feste Platte herzustellen, deren Aufbewahrung den Typen- bestand der Druckerei unangegriffen läßt, vor allem aber gegen Ver- änderungen oder Zerstörungen durch Auseinanderfallen völlig sicher ist. Die größte Bedeutung hat aber die Stereotypie gewonnen, als die neuen mächtigen Rotationspressen erfunden wurden, bei denen der Schriftsatz eine Cylinderfläche bilden muß. Alle Versuche, derartigen Satz direkt mit Typen herzustellen, sind gescheitert, während hier die Papierstereotypie, wie wir sehen werden, helfend und rettend eintrat, sodaß sich gerade auch bei den flüchtigsten, vergänglichsten Leistungen der Buchdruckerkunst, den Tageszeitungen, bei denen ein Stehenbleiben des Satzes gar nicht in Frage kommt, die Stereotypplatte im Großbetriebe das Feld erobert hat.
Die erste praktisch brauchbare Methode zur Herstellung von Stereotypplatten rührt, wie oben erwähnt, von Lord Stanhope aus dem Jahre 1804 her und hat sich bis in die neuere Zeit hinein ohne wesentliche Änderungen erhalten. Man gießt über die in einen Rahmen gelegte Druckform einen dünnflüssigen Gipsbrei, der in wenigen Minuten erstarrt, worauf er abgehoben werden kann und die Typen als Ver- tiefungen genau abgedrückt enthält. Vor dem Gießen des Gipsbreies wird die Druckplatte, die, je nach der Größe der Apparate, die man benutzt, eine, zwei oder mehr Seiten enthält, ordentlich geölt, damit sich nicht der Gips fest ansetzt. Meist nimmt man übrigens auch bei Satz, der stereotypiert werden soll, höhere Ausschließungen, Spatien etc., als sonst, damit die dort hineintretenden und später hervorstehenden Gipszacken nicht zu lang werden, wodurch sie leicht abbrechen könnten. Ist nun also die Gipsmatrize so weit fertig, so läßt man sie erst an der Luft, dann sorgfältig und langsam in einem Ofen völlig aus- trocknen. Eine Spur von Feuchtigkeit würde die Herstellung der Stereotypplatte vereiteln oder mindestens sehr schädlich beeinflussen, da die Feuchtigkeit, wenn nachher heißes Metall in die Matrize gegossen wird, in Dampf aufwallt und leicht ein Springen der Matrize oder die Bildung eines hohlen Raumes im Abguß verursacht.
Die Herstellung des Abgusses kann nun in verschiedener Weise erfolgen. Man läßt die Matrize mit starkem Druck auf das dem
Das Setzen und das Stereotypieren.
zu feſten Platten, ſondern die Güte der letzteren iſt weſentlich bedingt durch die vorhergehende Anwendung einzelner Lettern. Die Wichtigkeit der Stereotypplatten iſt aber eine ganz ungeheure. Zunächſt war es früher für den Drucker ſehr koſtſpielig, Werke, die mit geringen Änderungen oft von neuem verlegt wurden, immer wieder neu zu ſetzen oder aber längere Zeit den Satz ungenutzt ſtehen zu laſſen. Auch konnte der Satz leicht im Lauf der Zeit auseinanderfallen. Andererſeits mußte der Drucker oft gleich eine ſehr große Auflage machen, die dann wiederum lange Zeit als totes Kapital beim Verleger ruhte. Alle dieſe Unannehmlichkeiten ſind gehoben, ſeitdem die Stereotypie es ermöglicht, eine mit dem Satz genau übereinſtimmende, zum Druck geeignete feſte Platte herzuſtellen, deren Aufbewahrung den Typen- beſtand der Druckerei unangegriffen läßt, vor allem aber gegen Ver- änderungen oder Zerſtörungen durch Auseinanderfallen völlig ſicher iſt. Die größte Bedeutung hat aber die Stereotypie gewonnen, als die neuen mächtigen Rotationspreſſen erfunden wurden, bei denen der Schriftſatz eine Cylinderfläche bilden muß. Alle Verſuche, derartigen Satz direkt mit Typen herzuſtellen, ſind geſcheitert, während hier die Papierſtereotypie, wie wir ſehen werden, helfend und rettend eintrat, ſodaß ſich gerade auch bei den flüchtigſten, vergänglichſten Leiſtungen der Buchdruckerkunſt, den Tageszeitungen, bei denen ein Stehenbleiben des Satzes gar nicht in Frage kommt, die Stereotypplatte im Großbetriebe das Feld erobert hat.
Die erſte praktiſch brauchbare Methode zur Herſtellung von Stereotypplatten rührt, wie oben erwähnt, von Lord Stanhope aus dem Jahre 1804 her und hat ſich bis in die neuere Zeit hinein ohne weſentliche Änderungen erhalten. Man gießt über die in einen Rahmen gelegte Druckform einen dünnflüſſigen Gipsbrei, der in wenigen Minuten erſtarrt, worauf er abgehoben werden kann und die Typen als Ver- tiefungen genau abgedrückt enthält. Vor dem Gießen des Gipsbreies wird die Druckplatte, die, je nach der Größe der Apparate, die man benutzt, eine, zwei oder mehr Seiten enthält, ordentlich geölt, damit ſich nicht der Gips feſt anſetzt. Meiſt nimmt man übrigens auch bei Satz, der ſtereotypiert werden ſoll, höhere Ausſchließungen, Spatien ꝛc., als ſonſt, damit die dort hineintretenden und ſpäter hervorſtehenden Gipszacken nicht zu lang werden, wodurch ſie leicht abbrechen könnten. Iſt nun alſo die Gipsmatrize ſo weit fertig, ſo läßt man ſie erſt an der Luft, dann ſorgfältig und langſam in einem Ofen völlig aus- trocknen. Eine Spur von Feuchtigkeit würde die Herſtellung der Stereotypplatte vereiteln oder mindeſtens ſehr ſchädlich beeinfluſſen, da die Feuchtigkeit, wenn nachher heißes Metall in die Matrize gegoſſen wird, in Dampf aufwallt und leicht ein Springen der Matrize oder die Bildung eines hohlen Raumes im Abguß verurſacht.
Die Herſtellung des Abguſſes kann nun in verſchiedener Weiſe erfolgen. Man läßt die Matrize mit ſtarkem Druck auf das dem
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[957/0975]
Das Setzen und das Stereotypieren.
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durch die vorhergehende Anwendung einzelner Lettern. Die Wichtigkeit
der Stereotypplatten iſt aber eine ganz ungeheure. Zunächſt war es
früher für den Drucker ſehr koſtſpielig, Werke, die mit geringen
Änderungen oft von neuem verlegt wurden, immer wieder neu zu ſetzen
oder aber längere Zeit den Satz ungenutzt ſtehen zu laſſen. Auch
konnte der Satz leicht im Lauf der Zeit auseinanderfallen. Andererſeits
mußte der Drucker oft gleich eine ſehr große Auflage machen, die dann
wiederum lange Zeit als totes Kapital beim Verleger ruhte. Alle
dieſe Unannehmlichkeiten ſind gehoben, ſeitdem die Stereotypie es
ermöglicht, eine mit dem Satz genau übereinſtimmende, zum Druck
geeignete feſte Platte herzuſtellen, deren Aufbewahrung den Typen-
beſtand der Druckerei unangegriffen läßt, vor allem aber gegen Ver-
änderungen oder Zerſtörungen durch Auseinanderfallen völlig ſicher iſt.
Die größte Bedeutung hat aber die Stereotypie gewonnen, als die
neuen mächtigen Rotationspreſſen erfunden wurden, bei denen der
Schriftſatz eine Cylinderfläche bilden muß. Alle Verſuche, derartigen
Satz direkt mit Typen herzuſtellen, ſind geſcheitert, während hier die
Papierſtereotypie, wie wir ſehen werden, helfend und rettend eintrat,
ſodaß ſich gerade auch bei den flüchtigſten, vergänglichſten Leiſtungen der
Buchdruckerkunſt, den Tageszeitungen, bei denen ein Stehenbleiben des
Satzes gar nicht in Frage kommt, die Stereotypplatte im Großbetriebe
das Feld erobert hat.
Die erſte praktiſch brauchbare Methode zur Herſtellung von
Stereotypplatten rührt, wie oben erwähnt, von Lord Stanhope aus
dem Jahre 1804 her und hat ſich bis in die neuere Zeit hinein ohne
weſentliche Änderungen erhalten. Man gießt über die in einen Rahmen
gelegte Druckform einen dünnflüſſigen Gipsbrei, der in wenigen Minuten
erſtarrt, worauf er abgehoben werden kann und die Typen als Ver-
tiefungen genau abgedrückt enthält. Vor dem Gießen des Gipsbreies
wird die Druckplatte, die, je nach der Größe der Apparate, die man
benutzt, eine, zwei oder mehr Seiten enthält, ordentlich geölt, damit
ſich nicht der Gips feſt anſetzt. Meiſt nimmt man übrigens auch bei
Satz, der ſtereotypiert werden ſoll, höhere Ausſchließungen, Spatien ꝛc.,
als ſonſt, damit die dort hineintretenden und ſpäter hervorſtehenden
Gipszacken nicht zu lang werden, wodurch ſie leicht abbrechen könnten.
Iſt nun alſo die Gipsmatrize ſo weit fertig, ſo läßt man ſie erſt an
der Luft, dann ſorgfältig und langſam in einem Ofen völlig aus-
trocknen. Eine Spur von Feuchtigkeit würde die Herſtellung der
Stereotypplatte vereiteln oder mindeſtens ſehr ſchädlich beeinfluſſen, da
die Feuchtigkeit, wenn nachher heißes Metall in die Matrize gegoſſen
wird, in Dampf aufwallt und leicht ein Springen der Matrize oder
die Bildung eines hohlen Raumes im Abguß verurſacht.
Die Herſtellung des Abguſſes kann nun in verſchiedener Weiſe
erfolgen. Man läßt die Matrize mit ſtarkem Druck auf das dem
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 957. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/975>, abgerufen am 22.11.2024.
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