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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die vervielfältigenden Künste.
Erstarren nahe Gußmetall, das über eine ebene Platte ausgegossen ist,
fallen, sodaß sie sich in diesem dem Schriftmetall ähnlichen, aber etwas
weicheren Material (etwa 6 Teile Blei und 1 Teil Antimon) abdrückt.
Dieses alte Didotsche Verfahren hat viele Nachteile, vor allem den,
daß die Luft zwischen Matrize und Gußmetall nicht entweichen kann,
infolge dessen die Abdrücke nicht scharf werden. Besser ist das Stan-
hopesche Verfahren, bei dem die Matrize mit ihrer Schriftseite nach
oben in flüssiges Metall eingetaucht wird, das dann die Öffnungen
ausfüllt. Die Matrize wird in eine starke Form gelegt, über die ein
mit vier Ausschnitten an den Ecken versehener Deckel geschraubt wird,
der nahe an die Matrize heranreicht. Das ganze wird nun mit einem
starken Druckapparat in einen Behälter, der das flüssige Metall enthält,
hineingetrieben, sodaß diese Masse durch die Öffnungen einfließen kann
und durch den starken Druck, den die flüssige Masse dem Hinabtreiben
der Form entgegensetzt, fest an die Gipsmater herangedrückt wird.
Die Luft kann bequem durch die Öffnungen entweichen. Nun hebt
man die Form heraus, läßt das Metall völlig erkalten und nimmt
oder schlägt die Gipsmatrize ab. Hobelt man jetzt die Gußplatte auf
der unteren Seite glatt ab, so ist die Stereotypplatte als solche fertig.
Sie muß nur noch sorgfältig gelesen werden, damit eventuelle Unregel-
mäßigkeiten in ihr ausgeputzt werden können. Falsche oder schlechte
Buchstaben werden herausgefeilt oder herausgebohrt und durch die
richtigen ersetzt, die man einlötet. Größere Korrekturen in den Stereotyp-
platten anzubringen, hat aber große Schwierigkeiten, während sich ja
auf der anderen Seite bei ihrer Anwendung z. B. für den Druck von
Rechentafeln oder Tabellen der große Vorteil darbietet, daß bei späteren
Auflagen nicht wieder neue Druckfehler in das Werk hineinkommen
können. Die Höhe der Stereotypplatten ist gewöhnlich nur 5 mm,
also bedeutend geringer als die der sonstigen etwa 25 mm hohen Druck-
platten, sodaß in vielen Fällen beim Drucken unter die Stereotypplatten
Metallunterlagen kommen müssen.

Ein etwas einfacheres Verfahren als das Stanhopesche ist das
von Daule erfundene, bei welchem die Matrize in eine eiserne Form
mit hohem Rand gelegt wird, an der ein eiserner Deckel mit einem
Scharnier befestigt ist. Der Deckel ist an einer Ecke ausgeschnitten
und liegt, wenn er heruntergeklappt wird, nicht viel über der Matrize.
Man gießt nun das Metall mit einem Löffel durch die Öffnung,
indem man das ganze Instrument schräg hält. Läßt man etwas mehr
als nötig einfließen, so bewirkt der Druck einen guten Einfluß des
Metalls in alle Vertiefungen. Das überschüssige Metall bildet einen
Angußzapfen, der abgesägt werden muß.

Fast ganz verdrängt sind aber in neuerer Zeit die Gipsmatrizen
durch die Papiermatrizen, die Genoux in Paris im Jahre 1829 erfand,
die sich aber zuerst nur sehr langsam Eingang verschafften. Sein Ver-
fahren besteht in folgendem. Man klebt eine Anzahl Seidenpapier-

Die vervielfältigenden Künſte.
Erſtarren nahe Gußmetall, das über eine ebene Platte ausgegoſſen iſt,
fallen, ſodaß ſie ſich in dieſem dem Schriftmetall ähnlichen, aber etwas
weicheren Material (etwa 6 Teile Blei und 1 Teil Antimon) abdrückt.
Dieſes alte Didotſche Verfahren hat viele Nachteile, vor allem den,
daß die Luft zwiſchen Matrize und Gußmetall nicht entweichen kann,
infolge deſſen die Abdrücke nicht ſcharf werden. Beſſer iſt das Stan-
hopeſche Verfahren, bei dem die Matrize mit ihrer Schriftſeite nach
oben in flüſſiges Metall eingetaucht wird, das dann die Öffnungen
ausfüllt. Die Matrize wird in eine ſtarke Form gelegt, über die ein
mit vier Ausſchnitten an den Ecken verſehener Deckel geſchraubt wird,
der nahe an die Matrize heranreicht. Das ganze wird nun mit einem
ſtarken Druckapparat in einen Behälter, der das flüſſige Metall enthält,
hineingetrieben, ſodaß dieſe Maſſe durch die Öffnungen einfließen kann
und durch den ſtarken Druck, den die flüſſige Maſſe dem Hinabtreiben
der Form entgegenſetzt, feſt an die Gipsmater herangedrückt wird.
Die Luft kann bequem durch die Öffnungen entweichen. Nun hebt
man die Form heraus, läßt das Metall völlig erkalten und nimmt
oder ſchlägt die Gipsmatrize ab. Hobelt man jetzt die Gußplatte auf
der unteren Seite glatt ab, ſo iſt die Stereotypplatte als ſolche fertig.
Sie muß nur noch ſorgfältig geleſen werden, damit eventuelle Unregel-
mäßigkeiten in ihr ausgeputzt werden können. Falſche oder ſchlechte
Buchſtaben werden herausgefeilt oder herausgebohrt und durch die
richtigen erſetzt, die man einlötet. Größere Korrekturen in den Stereotyp-
platten anzubringen, hat aber große Schwierigkeiten, während ſich ja
auf der anderen Seite bei ihrer Anwendung z. B. für den Druck von
Rechentafeln oder Tabellen der große Vorteil darbietet, daß bei ſpäteren
Auflagen nicht wieder neue Druckfehler in das Werk hineinkommen
können. Die Höhe der Stereotypplatten iſt gewöhnlich nur 5 mm,
alſo bedeutend geringer als die der ſonſtigen etwa 25 mm hohen Druck-
platten, ſodaß in vielen Fällen beim Drucken unter die Stereotypplatten
Metallunterlagen kommen müſſen.

Ein etwas einfacheres Verfahren als das Stanhopeſche iſt das
von Daulé erfundene, bei welchem die Matrize in eine eiſerne Form
mit hohem Rand gelegt wird, an der ein eiſerner Deckel mit einem
Scharnier befeſtigt iſt. Der Deckel iſt an einer Ecke ausgeſchnitten
und liegt, wenn er heruntergeklappt wird, nicht viel über der Matrize.
Man gießt nun das Metall mit einem Löffel durch die Öffnung,
indem man das ganze Inſtrument ſchräg hält. Läßt man etwas mehr
als nötig einfließen, ſo bewirkt der Druck einen guten Einfluß des
Metalls in alle Vertiefungen. Das überſchüſſige Metall bildet einen
Angußzapfen, der abgeſägt werden muß.

Faſt ganz verdrängt ſind aber in neuerer Zeit die Gipsmatrizen
durch die Papiermatrizen, die Genoux in Paris im Jahre 1829 erfand,
die ſich aber zuerſt nur ſehr langſam Eingang verſchafften. Sein Ver-
fahren beſteht in folgendem. Man klebt eine Anzahl Seidenpapier-

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[958/0976] Die vervielfältigenden Künſte. Erſtarren nahe Gußmetall, das über eine ebene Platte ausgegoſſen iſt, fallen, ſodaß ſie ſich in dieſem dem Schriftmetall ähnlichen, aber etwas weicheren Material (etwa 6 Teile Blei und 1 Teil Antimon) abdrückt. Dieſes alte Didotſche Verfahren hat viele Nachteile, vor allem den, daß die Luft zwiſchen Matrize und Gußmetall nicht entweichen kann, infolge deſſen die Abdrücke nicht ſcharf werden. Beſſer iſt das Stan- hopeſche Verfahren, bei dem die Matrize mit ihrer Schriftſeite nach oben in flüſſiges Metall eingetaucht wird, das dann die Öffnungen ausfüllt. Die Matrize wird in eine ſtarke Form gelegt, über die ein mit vier Ausſchnitten an den Ecken verſehener Deckel geſchraubt wird, der nahe an die Matrize heranreicht. Das ganze wird nun mit einem ſtarken Druckapparat in einen Behälter, der das flüſſige Metall enthält, hineingetrieben, ſodaß dieſe Maſſe durch die Öffnungen einfließen kann und durch den ſtarken Druck, den die flüſſige Maſſe dem Hinabtreiben der Form entgegenſetzt, feſt an die Gipsmater herangedrückt wird. Die Luft kann bequem durch die Öffnungen entweichen. Nun hebt man die Form heraus, läßt das Metall völlig erkalten und nimmt oder ſchlägt die Gipsmatrize ab. Hobelt man jetzt die Gußplatte auf der unteren Seite glatt ab, ſo iſt die Stereotypplatte als ſolche fertig. Sie muß nur noch ſorgfältig geleſen werden, damit eventuelle Unregel- mäßigkeiten in ihr ausgeputzt werden können. Falſche oder ſchlechte Buchſtaben werden herausgefeilt oder herausgebohrt und durch die richtigen erſetzt, die man einlötet. Größere Korrekturen in den Stereotyp- platten anzubringen, hat aber große Schwierigkeiten, während ſich ja auf der anderen Seite bei ihrer Anwendung z. B. für den Druck von Rechentafeln oder Tabellen der große Vorteil darbietet, daß bei ſpäteren Auflagen nicht wieder neue Druckfehler in das Werk hineinkommen können. Die Höhe der Stereotypplatten iſt gewöhnlich nur 5 mm, alſo bedeutend geringer als die der ſonſtigen etwa 25 mm hohen Druck- platten, ſodaß in vielen Fällen beim Drucken unter die Stereotypplatten Metallunterlagen kommen müſſen. Ein etwas einfacheres Verfahren als das Stanhopeſche iſt das von Daulé erfundene, bei welchem die Matrize in eine eiſerne Form mit hohem Rand gelegt wird, an der ein eiſerner Deckel mit einem Scharnier befeſtigt iſt. Der Deckel iſt an einer Ecke ausgeſchnitten und liegt, wenn er heruntergeklappt wird, nicht viel über der Matrize. Man gießt nun das Metall mit einem Löffel durch die Öffnung, indem man das ganze Inſtrument ſchräg hält. Läßt man etwas mehr als nötig einfließen, ſo bewirkt der Druck einen guten Einfluß des Metalls in alle Vertiefungen. Das überſchüſſige Metall bildet einen Angußzapfen, der abgeſägt werden muß. Faſt ganz verdrängt ſind aber in neuerer Zeit die Gipsmatrizen durch die Papiermatrizen, die Genoux in Paris im Jahre 1829 erfand, die ſich aber zuerſt nur ſehr langſam Eingang verſchafften. Sein Ver- fahren beſteht in folgendem. Man klebt eine Anzahl Seidenpapier-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 958. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/976>, abgerufen am 22.11.2024.