Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Die vervielfältigenden Künste.
den Ausleger, d. i. eine um ein Scharnier bewegliche Platte oder
Reihe von Stäben, weiter geführt. Sobald der Bogen auf dem Aus-
leger liegt, klappt dieser um und legt das einseitig bedruckte Papier
in einen Behälter, um dann wieder zurückzugehen. Alle Teile der
Maschine fügen sich so organisch ineinander, daß selten eine Störung
im Betriebe eintritt. Es giebt auch solche Maschinen, bei denen das
Drucken selbst, wie bei der Handpresse, durch eine Platte, nicht durch
einen Cylinder bewirkt wird. Wir können aber hier auf die zahllosen
Verbesserungen und Neuerungen, die an den Schnellpressen gemacht
sind, nicht eingehen und müssen uns auf die Erwähnung der wichtigsten
neueren Fortschritte beschränken.

Der Amerikaner Bullock war der erste, der eine praktisch brauch-
bare Rotationspresse oder Endlose konstruierte, die von dem Verleger
der Times Walter eingeführt, den Namen Walterpresse erhielt.
Das wesentliche bei dieser Maschine ist, daß ein mächtiger Ballen
Papier ohne Ende selbstthätig sich in sie hinein abrollt und auch un-
zerschnitten bedruckt wird. Das letztere konnte Bullock nur dadurch erreichen,
daß er die Schrift auf einer cylindrischen Fläche, auf einer Walze an-
ordnete, wozu die Möglichkeit, wie wir oben sahen, erst durch die
Erfindung der Papierstereotypie gegeben war. Auch erfolgt bei diesen
neueren Maschinen der Schön- und Wiederdruck gleichzeitig in derselben
Presse. Erst nach dem Druck wird das Papier auf mechanischem Wege
zerschnitten und bei neueren Maschinen auch gleich doppelt gefalzt, d. h.
doppelt zusammengelegt, sodaß eine Zeitung dann also fix und fertig
zu ihrem halben Format zusammengelegt, aus einer solchen "Endlosen"
herauskommt. In allerneuester Zeit hat man sogar Maschinen kon-
struiert, die die Zeitungen noch einmal, also völlig so zusammenfalten,
wie sie meist in den Verkehr kommen.

Fig. 514 zeigt uns einen Längendurchschnitt der Walterpresse.
Rechts ist die endlose Papierrolle, die oft eine oder mehrere Meilen Papier

[Abbildung] Fig. 514.

Walterpresse.

enthält. Das Papier wird durch die Bewegung der Walzen, wenn
es erst einmal zwischen die beiden ersten eingelegt ist, immer weiter
fortgeführt. Von der Walze B wird es befeuchtet, da B von der in

Die vervielfältigenden Künſte.
den Ausleger, d. i. eine um ein Scharnier bewegliche Platte oder
Reihe von Stäben, weiter geführt. Sobald der Bogen auf dem Aus-
leger liegt, klappt dieſer um und legt das einſeitig bedruckte Papier
in einen Behälter, um dann wieder zurückzugehen. Alle Teile der
Maſchine fügen ſich ſo organiſch ineinander, daß ſelten eine Störung
im Betriebe eintritt. Es giebt auch ſolche Maſchinen, bei denen das
Drucken ſelbſt, wie bei der Handpreſſe, durch eine Platte, nicht durch
einen Cylinder bewirkt wird. Wir können aber hier auf die zahlloſen
Verbeſſerungen und Neuerungen, die an den Schnellpreſſen gemacht
ſind, nicht eingehen und müſſen uns auf die Erwähnung der wichtigſten
neueren Fortſchritte beſchränken.

Der Amerikaner Bullock war der erſte, der eine praktiſch brauch-
bare Rotationspreſſe oder Endloſe konſtruierte, die von dem Verleger
der Times Walter eingeführt, den Namen Walterpreſſe erhielt.
Das weſentliche bei dieſer Maſchine iſt, daß ein mächtiger Ballen
Papier ohne Ende ſelbſtthätig ſich in ſie hinein abrollt und auch un-
zerſchnitten bedruckt wird. Das letztere konnte Bullock nur dadurch erreichen,
daß er die Schrift auf einer cylindriſchen Fläche, auf einer Walze an-
ordnete, wozu die Möglichkeit, wie wir oben ſahen, erſt durch die
Erfindung der Papierſtereotypie gegeben war. Auch erfolgt bei dieſen
neueren Maſchinen der Schön- und Wiederdruck gleichzeitig in derſelben
Preſſe. Erſt nach dem Druck wird das Papier auf mechaniſchem Wege
zerſchnitten und bei neueren Maſchinen auch gleich doppelt gefalzt, d. h.
doppelt zuſammengelegt, ſodaß eine Zeitung dann alſo fix und fertig
zu ihrem halben Format zuſammengelegt, aus einer ſolchen „Endloſen“
herauskommt. In allerneueſter Zeit hat man ſogar Maſchinen kon-
ſtruiert, die die Zeitungen noch einmal, alſo völlig ſo zuſammenfalten,
wie ſie meiſt in den Verkehr kommen.

Fig. 514 zeigt uns einen Längendurchſchnitt der Walterpreſſe.
Rechts iſt die endloſe Papierrolle, die oft eine oder mehrere Meilen Papier

[Abbildung] Fig. 514.

Walterpreſſe.

enthält. Das Papier wird durch die Bewegung der Walzen, wenn
es erſt einmal zwiſchen die beiden erſten eingelegt iſt, immer weiter
fortgeführt. Von der Walze B wird es befeuchtet, da B von der in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0980" n="962"/><fw place="top" type="header">Die vervielfältigenden Kün&#x017F;te.</fw><lb/>
den Ausleger, d. i. eine um ein Scharnier bewegliche Platte oder<lb/>
Reihe von Stäben, weiter geführt. Sobald der Bogen auf dem Aus-<lb/>
leger liegt, klappt die&#x017F;er um und legt das ein&#x017F;eitig bedruckte Papier<lb/>
in einen Behälter, um dann wieder zurückzugehen. Alle Teile der<lb/>
Ma&#x017F;chine fügen &#x017F;ich &#x017F;o organi&#x017F;ch ineinander, daß &#x017F;elten eine Störung<lb/>
im Betriebe eintritt. Es giebt auch &#x017F;olche Ma&#x017F;chinen, bei denen das<lb/>
Drucken &#x017F;elb&#x017F;t, wie bei der Handpre&#x017F;&#x017F;e, durch eine Platte, nicht durch<lb/>
einen Cylinder bewirkt wird. Wir können aber hier auf die zahllo&#x017F;en<lb/>
Verbe&#x017F;&#x017F;erungen und Neuerungen, die an den Schnellpre&#x017F;&#x017F;en gemacht<lb/>
&#x017F;ind, nicht eingehen und mü&#x017F;&#x017F;en uns auf die Erwähnung der wichtig&#x017F;ten<lb/>
neueren Fort&#x017F;chritte be&#x017F;chränken.</p><lb/>
              <p>Der Amerikaner Bullock war der er&#x017F;te, der eine prakti&#x017F;ch brauch-<lb/>
bare Rotationspre&#x017F;&#x017F;e oder Endlo&#x017F;e kon&#x017F;truierte, die von dem Verleger<lb/>
der Times Walter eingeführt, den Namen Walterpre&#x017F;&#x017F;e erhielt.<lb/>
Das we&#x017F;entliche bei die&#x017F;er Ma&#x017F;chine i&#x017F;t, daß ein mächtiger Ballen<lb/>
Papier ohne Ende &#x017F;elb&#x017F;tthätig &#x017F;ich in &#x017F;ie hinein abrollt und auch un-<lb/>
zer&#x017F;chnitten bedruckt wird. Das letztere konnte Bullock nur dadurch erreichen,<lb/>
daß er die Schrift auf einer cylindri&#x017F;chen Fläche, auf einer Walze an-<lb/>
ordnete, wozu die Möglichkeit, wie wir oben &#x017F;ahen, er&#x017F;t durch die<lb/>
Erfindung der Papier&#x017F;tereotypie gegeben war. Auch erfolgt bei die&#x017F;en<lb/>
neueren Ma&#x017F;chinen der Schön- und Wiederdruck gleichzeitig in der&#x017F;elben<lb/>
Pre&#x017F;&#x017F;e. Er&#x017F;t nach dem Druck wird das Papier auf mechani&#x017F;chem Wege<lb/>
zer&#x017F;chnitten und bei neueren Ma&#x017F;chinen auch gleich doppelt gefalzt, d. h.<lb/>
doppelt zu&#x017F;ammengelegt, &#x017F;odaß eine Zeitung dann al&#x017F;o fix und fertig<lb/>
zu ihrem halben Format zu&#x017F;ammengelegt, aus einer &#x017F;olchen &#x201E;Endlo&#x017F;en&#x201C;<lb/>
herauskommt. In allerneue&#x017F;ter Zeit hat man &#x017F;ogar Ma&#x017F;chinen kon-<lb/>
&#x017F;truiert, die die Zeitungen noch einmal, al&#x017F;o völlig &#x017F;o zu&#x017F;ammenfalten,<lb/>
wie &#x017F;ie mei&#x017F;t in den Verkehr kommen.</p><lb/>
              <p>Fig. 514 zeigt uns einen Längendurch&#x017F;chnitt der Walterpre&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Rechts i&#x017F;t die endlo&#x017F;e Papierrolle, die oft eine oder mehrere Meilen Papier<lb/><figure><head>Fig. 514. </head><p>Walterpre&#x017F;&#x017F;e.</p></figure><lb/>
enthält. Das Papier wird durch die Bewegung der Walzen, wenn<lb/>
es er&#x017F;t einmal zwi&#x017F;chen die beiden er&#x017F;ten eingelegt i&#x017F;t, immer weiter<lb/>
fortgeführt. Von der Walze <hi rendition="#aq">B</hi> wird es befeuchtet, da <hi rendition="#aq">B</hi> von der in<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[962/0980] Die vervielfältigenden Künſte. den Ausleger, d. i. eine um ein Scharnier bewegliche Platte oder Reihe von Stäben, weiter geführt. Sobald der Bogen auf dem Aus- leger liegt, klappt dieſer um und legt das einſeitig bedruckte Papier in einen Behälter, um dann wieder zurückzugehen. Alle Teile der Maſchine fügen ſich ſo organiſch ineinander, daß ſelten eine Störung im Betriebe eintritt. Es giebt auch ſolche Maſchinen, bei denen das Drucken ſelbſt, wie bei der Handpreſſe, durch eine Platte, nicht durch einen Cylinder bewirkt wird. Wir können aber hier auf die zahlloſen Verbeſſerungen und Neuerungen, die an den Schnellpreſſen gemacht ſind, nicht eingehen und müſſen uns auf die Erwähnung der wichtigſten neueren Fortſchritte beſchränken. Der Amerikaner Bullock war der erſte, der eine praktiſch brauch- bare Rotationspreſſe oder Endloſe konſtruierte, die von dem Verleger der Times Walter eingeführt, den Namen Walterpreſſe erhielt. Das weſentliche bei dieſer Maſchine iſt, daß ein mächtiger Ballen Papier ohne Ende ſelbſtthätig ſich in ſie hinein abrollt und auch un- zerſchnitten bedruckt wird. Das letztere konnte Bullock nur dadurch erreichen, daß er die Schrift auf einer cylindriſchen Fläche, auf einer Walze an- ordnete, wozu die Möglichkeit, wie wir oben ſahen, erſt durch die Erfindung der Papierſtereotypie gegeben war. Auch erfolgt bei dieſen neueren Maſchinen der Schön- und Wiederdruck gleichzeitig in derſelben Preſſe. Erſt nach dem Druck wird das Papier auf mechaniſchem Wege zerſchnitten und bei neueren Maſchinen auch gleich doppelt gefalzt, d. h. doppelt zuſammengelegt, ſodaß eine Zeitung dann alſo fix und fertig zu ihrem halben Format zuſammengelegt, aus einer ſolchen „Endloſen“ herauskommt. In allerneueſter Zeit hat man ſogar Maſchinen kon- ſtruiert, die die Zeitungen noch einmal, alſo völlig ſo zuſammenfalten, wie ſie meiſt in den Verkehr kommen. Fig. 514 zeigt uns einen Längendurchſchnitt der Walterpreſſe. Rechts iſt die endloſe Papierrolle, die oft eine oder mehrere Meilen Papier [Abbildung Fig. 514. Walterpreſſe.] enthält. Das Papier wird durch die Bewegung der Walzen, wenn es erſt einmal zwiſchen die beiden erſten eingelegt iſt, immer weiter fortgeführt. Von der Walze B wird es befeuchtet, da B von der in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/980
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 962. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/980>, abgerufen am 22.11.2024.