werden kann. In früheren Zeiten verwandte man nun Längsschnitte des Buchsbaumes, von oben nach unten ausgeschnitten, das "Langholz", während Thomas Bewick, wie erwähnt, die Anwendung von Hirn- holz, d. h. den Querschnitt des Buchsbaumes einführte. Die Oberfläche des Hirnholzes bietet eine viel größere Widerstandskraft als die des Langholzes dar. Allerdings liefern die Buchsbäume nur solche Platten von höchstens 24 bis 30 cm Durchmesser, sodaß es bei größeren Schnitten nötig wird, mehrere Blöcke zusammenzuleimen.
Der Holzblock wird nun auf eine Unterlage gelegt, die nicht zu hart ist, vielmehr bei einer gewissen Festigkeit doch dem Hin- und Her- schieben des Holzblocks keine Schwierigkeiten entgegensetzt. Es wird dies erfüllt durch das sogenannte "Sandkissen", ein konvexes, unten etwas abgeflachtes Kissen von 15 bis 18 cm Durchmesser, das mit feinem Sand gefüllt ist (Fig. 517). Die Figur zeigt auch die Art, in
[Abbildung]
Fig. 517.
Sandkissen.
welcher die linke Hand dem Block hält, während die rechte den Stichel führt, der vor allem durch die Thätigkeit des Daumens dieser Hand seine Arbeit verrichtet. Der Grabstichel (siehe Fig. 518) besteht aus
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Fig. 518.
Grabstichel.
einem Heft oder dem Griff aus poliertem Holz und der Klinge aus hartem Stahl, deren einzelne Teile Spitze, Facette, Rücken und Bauch genannt werden. Ein Augenschirm aus Pappe oder grüner Seide von bekannter Form wird zur Schonung der Augen um den Kopf gelegt, da der Holzschneider nur bei sehr hellem Lichte arbeiten kann.
Nicht viel jüngeren Datums, wie die europäische Holzschneidekunst, ist die Kupferstecherkunst.
2. Der Kupferstich.
Wer diese Kunst erfunden hat, ist ziemlich in Dunkel gehüllt. Viel Wahrscheinlichkeit hat die Annahme, daß der Florentiner Gold- schmied Maso Finiguerra sie zuerst geübt hat. Sie entwickelte sich
Die vervielfältigenden Künſte.
werden kann. In früheren Zeiten verwandte man nun Längsſchnitte des Buchsbaumes, von oben nach unten ausgeſchnitten, das „Langholz“, während Thomas Bewick, wie erwähnt, die Anwendung von Hirn- holz, d. h. den Querſchnitt des Buchsbaumes einführte. Die Oberfläche des Hirnholzes bietet eine viel größere Widerſtandskraft als die des Langholzes dar. Allerdings liefern die Buchsbäume nur ſolche Platten von höchſtens 24 bis 30 cm Durchmeſſer, ſodaß es bei größeren Schnitten nötig wird, mehrere Blöcke zuſammenzuleimen.
Der Holzblock wird nun auf eine Unterlage gelegt, die nicht zu hart iſt, vielmehr bei einer gewiſſen Feſtigkeit doch dem Hin- und Her- ſchieben des Holzblocks keine Schwierigkeiten entgegenſetzt. Es wird dies erfüllt durch das ſogenannte „Sandkiſſen“, ein konvexes, unten etwas abgeflachtes Kiſſen von 15 bis 18 cm Durchmeſſer, das mit feinem Sand gefüllt iſt (Fig. 517). Die Figur zeigt auch die Art, in
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Fig. 517.
Sandkiſſen.
welcher die linke Hand dem Block hält, während die rechte den Stichel führt, der vor allem durch die Thätigkeit des Daumens dieſer Hand ſeine Arbeit verrichtet. Der Grabſtichel (ſiehe Fig. 518) beſteht aus
[Abbildung]
Fig. 518.
Grabſtichel.
einem Heft oder dem Griff aus poliertem Holz und der Klinge aus hartem Stahl, deren einzelne Teile Spitze, Facette, Rücken und Bauch genannt werden. Ein Augenſchirm aus Pappe oder grüner Seide von bekannter Form wird zur Schonung der Augen um den Kopf gelegt, da der Holzſchneider nur bei ſehr hellem Lichte arbeiten kann.
Nicht viel jüngeren Datums, wie die europäiſche Holzſchneidekunſt, iſt die Kupferſtecherkunſt.
2. Der Kupferſtich.
Wer dieſe Kunſt erfunden hat, iſt ziemlich in Dunkel gehüllt. Viel Wahrſcheinlichkeit hat die Annahme, daß der Florentiner Gold- ſchmied Maſo Finiguerra ſie zuerſt geübt hat. Sie entwickelte ſich
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Die vervielfältigenden Künſte.
werden kann. In früheren Zeiten verwandte man nun Längsſchnitte
des Buchsbaumes, von oben nach unten ausgeſchnitten, das „Langholz“,
während Thomas Bewick, wie erwähnt, die Anwendung von Hirn-
holz, d. h. den Querſchnitt des Buchsbaumes einführte. Die Oberfläche
des Hirnholzes bietet eine viel größere Widerſtandskraft als die des
Langholzes dar. Allerdings liefern die Buchsbäume nur ſolche Platten
von höchſtens 24 bis 30 cm Durchmeſſer, ſodaß es bei größeren
Schnitten nötig wird, mehrere Blöcke zuſammenzuleimen.
Der Holzblock wird nun auf eine Unterlage gelegt, die nicht zu
hart iſt, vielmehr bei einer gewiſſen Feſtigkeit doch dem Hin- und Her-
ſchieben des Holzblocks keine Schwierigkeiten entgegenſetzt. Es wird
dies erfüllt durch das ſogenannte „Sandkiſſen“, ein konvexes, unten
etwas abgeflachtes Kiſſen von 15 bis 18 cm Durchmeſſer, das mit
feinem Sand gefüllt iſt (Fig. 517). Die Figur zeigt auch die Art, in
[Abbildung Fig. 517. Sandkiſſen.]
welcher die linke Hand dem Block hält, während die rechte den Stichel
führt, der vor allem durch die Thätigkeit des Daumens dieſer Hand
ſeine Arbeit verrichtet. Der Grabſtichel (ſiehe Fig. 518) beſteht aus
[Abbildung Fig. 518. Grabſtichel.]
einem Heft oder dem Griff aus poliertem
Holz und der Klinge aus hartem
Stahl, deren einzelne Teile Spitze,
Facette, Rücken und Bauch genannt
werden. Ein Augenſchirm aus Pappe
oder grüner Seide von bekannter Form wird zur Schonung der
Augen um den Kopf gelegt, da der Holzſchneider nur bei ſehr hellem
Lichte arbeiten kann.
Nicht viel jüngeren Datums, wie die europäiſche Holzſchneidekunſt,
iſt die Kupferſtecherkunſt.
2. Der Kupferſtich.
Wer dieſe Kunſt erfunden hat, iſt ziemlich in Dunkel gehüllt.
Viel Wahrſcheinlichkeit hat die Annahme, daß der Florentiner Gold-
ſchmied Maſo Finiguerra ſie zuerſt geübt hat. Sie entwickelte ſich
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 968. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/986>, abgerufen am 22.11.2024.
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