staben sich weiß auf dunklem Grunde abheben, da nur in den Zwischen- räumen das Silbersalz durch die Sonne dunkel gefärbt war. Diese ersten Lichtbilder chemischer Natur waren aber schnell vergänglich, da jede Bewegung der Flüssigkeit, sowie jede weitere Belichtung dieselben wieder zerstörten. Trotzdem muß man J. H. Schulze als ersten in der Reihe der Männer nennen, die die Photographie erfunden haben.
Es folgten dann im weiteren Verlaufe des vorigen Jahrhunderts eine ganze Reihe Entdeckungen lichtempfindlicher Substanzen, so des Chlor- silbers durch Baptist Beccarius in Turin im Jahre 1757, der ganz ähnliche Versuche wie Schulze anstellte, und anderer. Erwähnenswert ist, daß der berühmte schwedische Chemiker Scheele (1742--1786) im Jahre 1777 zuerst ein Fixiermittel erfand. Er bemerkte nämlich, daß das im Lichte geschwärzte und das unverändert gebliebene Chlorsilber sich verschiedenartig gegen Ammoniak verhalten, wodurch die Möglichkeit der dauernden Festhaltung von Bildern, die auf Chlorsilberpapier her- gestellt waren, eigentlich schon gegeben war. Leider blieb seine Ent- deckung lange Zeit unbeachtet, so daß Wedgwood, als er 25 Jahre später die Schulzesche Entdeckung in verbesserter Form zur Ausführung brachte, an der endgültigen Entdeckung der Photographie gerade darum scheiterte, weil er kein Fixiermittel finden konnte, nach dessen Anwendung er seine Bilder ohne Gefahr wieder dem Lichte hätte aussetzen dürfen.
Von größter Bedeutung für die Entwicklung der Photochemie waren die Versuche des Genfer Gelehrten Senebier, die derselbe im Jahre 1782 veröffentlichte und die zur Entdeckung einer ganzen Reihe lichtempfindlicher Substanzen geführt hatten. Besonders wichtig aber war es, daß er zuerst die verschiedene Wirksamkeit der verschiedenen Farben auf lichtempfindliche Substanzen bemerkte, und dadurch der Vorläufer des Entdeckers der Photographie in natürlichen Farben, des Physikers Dr. Seebeck wurde, der in einem Anhang zu Göthes Farben- lehre im Jahre 1810 Experimente veröffentlichte, aus denen sich ergab, daß grau angelaufenes Chlorsilber, sogenanntes Silbersubchlorid fähig sei, bei Belichtung mit verschiedenen Farben diese Farben wiederzugeben. Seebeck entdeckte auch die chemische Wirksamkeit der sogenannten infra- roten Wärmestrahlen, d. h. der Strahlen, die bei spektraler Zerlegung des Lichtes dem Auge unsichtbar bleiben, aber neben den roten Teil des Spektrums fallend, wie Wollaston im Jahre 1802 bekannt ge- macht hatte, dort Wärmewirkungen hervorbringen. Kurz zuvor, im Jahre 1801, hatte der Physiker Ritter entdeckt, daß jenseits des violetten Endes des Spektrums noch Strahlen fielen, die zwar dem Auge un- sichtbar, aber starke chemische Wirkungen hervorzurufen imstande wären. Man hat diese ultravioletten Strahlen als chemische Strahlen bezeichnet.
Inzwischen hatte, wie schon oben erwähnt, Wedgwood die Versuche von Schulze in veränderter Weise wieder aufgenommen, indem er Glas- gemälde auf Papier oder Leder, das mit einer Silbernitratlösung über- strichen war, durch den Einfluß des Lichtes kopierte. Doch gelang es
62*
Die Photographie.
ſtaben ſich weiß auf dunklem Grunde abheben, da nur in den Zwiſchen- räumen das Silberſalz durch die Sonne dunkel gefärbt war. Dieſe erſten Lichtbilder chemiſcher Natur waren aber ſchnell vergänglich, da jede Bewegung der Flüſſigkeit, ſowie jede weitere Belichtung dieſelben wieder zerſtörten. Trotzdem muß man J. H. Schulze als erſten in der Reihe der Männer nennen, die die Photographie erfunden haben.
Es folgten dann im weiteren Verlaufe des vorigen Jahrhunderts eine ganze Reihe Entdeckungen lichtempfindlicher Subſtanzen, ſo des Chlor- ſilbers durch Baptiſt Beccarius in Turin im Jahre 1757, der ganz ähnliche Verſuche wie Schulze anſtellte, und anderer. Erwähnenswert iſt, daß der berühmte ſchwediſche Chemiker Scheele (1742—1786) im Jahre 1777 zuerſt ein Fixiermittel erfand. Er bemerkte nämlich, daß das im Lichte geſchwärzte und das unverändert gebliebene Chlorſilber ſich verſchiedenartig gegen Ammoniak verhalten, wodurch die Möglichkeit der dauernden Feſthaltung von Bildern, die auf Chlorſilberpapier her- geſtellt waren, eigentlich ſchon gegeben war. Leider blieb ſeine Ent- deckung lange Zeit unbeachtet, ſo daß Wedgwood, als er 25 Jahre ſpäter die Schulzeſche Entdeckung in verbeſſerter Form zur Ausführung brachte, an der endgültigen Entdeckung der Photographie gerade darum ſcheiterte, weil er kein Fixiermittel finden konnte, nach deſſen Anwendung er ſeine Bilder ohne Gefahr wieder dem Lichte hätte ausſetzen dürfen.
Von größter Bedeutung für die Entwicklung der Photochemie waren die Verſuche des Genfer Gelehrten Senebier, die derſelbe im Jahre 1782 veröffentlichte und die zur Entdeckung einer ganzen Reihe lichtempfindlicher Subſtanzen geführt hatten. Beſonders wichtig aber war es, daß er zuerſt die verſchiedene Wirkſamkeit der verſchiedenen Farben auf lichtempfindliche Subſtanzen bemerkte, und dadurch der Vorläufer des Entdeckers der Photographie in natürlichen Farben, des Phyſikers Dr. Seebeck wurde, der in einem Anhang zu Göthes Farben- lehre im Jahre 1810 Experimente veröffentlichte, aus denen ſich ergab, daß grau angelaufenes Chlorſilber, ſogenanntes Silberſubchlorid fähig ſei, bei Belichtung mit verſchiedenen Farben dieſe Farben wiederzugeben. Seebeck entdeckte auch die chemiſche Wirkſamkeit der ſogenannten infra- roten Wärmeſtrahlen, d. h. der Strahlen, die bei ſpektraler Zerlegung des Lichtes dem Auge unſichtbar bleiben, aber neben den roten Teil des Spektrums fallend, wie Wollaſton im Jahre 1802 bekannt ge- macht hatte, dort Wärmewirkungen hervorbringen. Kurz zuvor, im Jahre 1801, hatte der Phyſiker Ritter entdeckt, daß jenſeits des violetten Endes des Spektrums noch Strahlen fielen, die zwar dem Auge un- ſichtbar, aber ſtarke chemiſche Wirkungen hervorzurufen imſtande wären. Man hat dieſe ultravioletten Strahlen als chemiſche Strahlen bezeichnet.
Inzwiſchen hatte, wie ſchon oben erwähnt, Wedgwood die Verſuche von Schulze in veränderter Weiſe wieder aufgenommen, indem er Glas- gemälde auf Papier oder Leder, das mit einer Silbernitratlöſung über- ſtrichen war, durch den Einfluß des Lichtes kopierte. Doch gelang es
62*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0997"n="979"/><fwplace="top"type="header">Die Photographie.</fw><lb/>ſtaben ſich weiß auf dunklem Grunde abheben, da nur in den Zwiſchen-<lb/>
räumen das Silberſalz durch die Sonne dunkel gefärbt war. Dieſe<lb/>
erſten Lichtbilder chemiſcher Natur waren aber ſchnell vergänglich, da<lb/>
jede Bewegung der Flüſſigkeit, ſowie jede weitere Belichtung dieſelben<lb/>
wieder zerſtörten. Trotzdem muß man J. H. Schulze als erſten in der<lb/>
Reihe der Männer nennen, die die Photographie erfunden haben.</p><lb/><p>Es folgten dann im weiteren Verlaufe des vorigen Jahrhunderts eine<lb/>
ganze Reihe Entdeckungen lichtempfindlicher Subſtanzen, ſo des Chlor-<lb/>ſilbers durch Baptiſt Beccarius in Turin im Jahre 1757, der ganz ähnliche<lb/>
Verſuche wie Schulze anſtellte, und anderer. Erwähnenswert iſt, daß<lb/>
der berühmte ſchwediſche Chemiker Scheele (1742—1786) im Jahre<lb/>
1777 zuerſt ein Fixiermittel erfand. Er bemerkte nämlich, daß das<lb/>
im Lichte geſchwärzte und das unverändert gebliebene Chlorſilber ſich<lb/>
verſchiedenartig gegen Ammoniak verhalten, wodurch die Möglichkeit der<lb/>
dauernden Feſthaltung von Bildern, die auf Chlorſilberpapier her-<lb/>
geſtellt waren, eigentlich ſchon gegeben war. Leider blieb ſeine Ent-<lb/>
deckung lange Zeit unbeachtet, ſo daß Wedgwood, als er 25 Jahre<lb/>ſpäter die Schulzeſche Entdeckung in verbeſſerter Form zur Ausführung<lb/>
brachte, an der endgültigen Entdeckung der Photographie gerade darum<lb/>ſcheiterte, weil er kein Fixiermittel finden konnte, nach deſſen Anwendung<lb/>
er ſeine Bilder ohne Gefahr wieder dem Lichte hätte ausſetzen dürfen.</p><lb/><p>Von größter Bedeutung für die Entwicklung der Photochemie<lb/>
waren die Verſuche des Genfer Gelehrten Senebier, die derſelbe im<lb/>
Jahre 1782 veröffentlichte und die zur Entdeckung einer ganzen Reihe<lb/>
lichtempfindlicher Subſtanzen geführt hatten. Beſonders wichtig aber<lb/>
war es, daß er zuerſt die verſchiedene Wirkſamkeit der verſchiedenen<lb/>
Farben auf lichtempfindliche Subſtanzen bemerkte, und dadurch der<lb/>
Vorläufer des Entdeckers der Photographie in natürlichen Farben, des<lb/>
Phyſikers <hirendition="#aq">Dr.</hi> Seebeck wurde, der in einem Anhang zu Göthes Farben-<lb/>
lehre im Jahre 1810 Experimente veröffentlichte, aus denen ſich ergab,<lb/>
daß grau angelaufenes Chlorſilber, ſogenanntes Silberſubchlorid fähig<lb/>ſei, bei Belichtung mit verſchiedenen Farben dieſe Farben wiederzugeben.<lb/>
Seebeck entdeckte auch die chemiſche Wirkſamkeit der ſogenannten infra-<lb/>
roten Wärmeſtrahlen, d. h. der Strahlen, die bei ſpektraler Zerlegung<lb/>
des Lichtes dem Auge unſichtbar bleiben, aber neben den roten Teil<lb/>
des Spektrums fallend, wie Wollaſton im Jahre 1802 bekannt ge-<lb/>
macht hatte, dort Wärmewirkungen hervorbringen. Kurz zuvor, im<lb/>
Jahre 1801, hatte der Phyſiker Ritter entdeckt, daß jenſeits des violetten<lb/>
Endes des Spektrums noch Strahlen fielen, die zwar dem Auge un-<lb/>ſichtbar, aber ſtarke chemiſche Wirkungen hervorzurufen imſtande wären.<lb/>
Man hat dieſe ultravioletten Strahlen als chemiſche Strahlen bezeichnet.</p><lb/><p>Inzwiſchen hatte, wie ſchon oben erwähnt, Wedgwood die Verſuche<lb/>
von Schulze in veränderter Weiſe wieder aufgenommen, indem er Glas-<lb/>
gemälde auf Papier oder Leder, das mit einer Silbernitratlöſung über-<lb/>ſtrichen war, durch den Einfluß des Lichtes kopierte. Doch gelang es<lb/><fwplace="bottom"type="sig">62*</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[979/0997]
Die Photographie.
ſtaben ſich weiß auf dunklem Grunde abheben, da nur in den Zwiſchen-
räumen das Silberſalz durch die Sonne dunkel gefärbt war. Dieſe
erſten Lichtbilder chemiſcher Natur waren aber ſchnell vergänglich, da
jede Bewegung der Flüſſigkeit, ſowie jede weitere Belichtung dieſelben
wieder zerſtörten. Trotzdem muß man J. H. Schulze als erſten in der
Reihe der Männer nennen, die die Photographie erfunden haben.
Es folgten dann im weiteren Verlaufe des vorigen Jahrhunderts eine
ganze Reihe Entdeckungen lichtempfindlicher Subſtanzen, ſo des Chlor-
ſilbers durch Baptiſt Beccarius in Turin im Jahre 1757, der ganz ähnliche
Verſuche wie Schulze anſtellte, und anderer. Erwähnenswert iſt, daß
der berühmte ſchwediſche Chemiker Scheele (1742—1786) im Jahre
1777 zuerſt ein Fixiermittel erfand. Er bemerkte nämlich, daß das
im Lichte geſchwärzte und das unverändert gebliebene Chlorſilber ſich
verſchiedenartig gegen Ammoniak verhalten, wodurch die Möglichkeit der
dauernden Feſthaltung von Bildern, die auf Chlorſilberpapier her-
geſtellt waren, eigentlich ſchon gegeben war. Leider blieb ſeine Ent-
deckung lange Zeit unbeachtet, ſo daß Wedgwood, als er 25 Jahre
ſpäter die Schulzeſche Entdeckung in verbeſſerter Form zur Ausführung
brachte, an der endgültigen Entdeckung der Photographie gerade darum
ſcheiterte, weil er kein Fixiermittel finden konnte, nach deſſen Anwendung
er ſeine Bilder ohne Gefahr wieder dem Lichte hätte ausſetzen dürfen.
Von größter Bedeutung für die Entwicklung der Photochemie
waren die Verſuche des Genfer Gelehrten Senebier, die derſelbe im
Jahre 1782 veröffentlichte und die zur Entdeckung einer ganzen Reihe
lichtempfindlicher Subſtanzen geführt hatten. Beſonders wichtig aber
war es, daß er zuerſt die verſchiedene Wirkſamkeit der verſchiedenen
Farben auf lichtempfindliche Subſtanzen bemerkte, und dadurch der
Vorläufer des Entdeckers der Photographie in natürlichen Farben, des
Phyſikers Dr. Seebeck wurde, der in einem Anhang zu Göthes Farben-
lehre im Jahre 1810 Experimente veröffentlichte, aus denen ſich ergab,
daß grau angelaufenes Chlorſilber, ſogenanntes Silberſubchlorid fähig
ſei, bei Belichtung mit verſchiedenen Farben dieſe Farben wiederzugeben.
Seebeck entdeckte auch die chemiſche Wirkſamkeit der ſogenannten infra-
roten Wärmeſtrahlen, d. h. der Strahlen, die bei ſpektraler Zerlegung
des Lichtes dem Auge unſichtbar bleiben, aber neben den roten Teil
des Spektrums fallend, wie Wollaſton im Jahre 1802 bekannt ge-
macht hatte, dort Wärmewirkungen hervorbringen. Kurz zuvor, im
Jahre 1801, hatte der Phyſiker Ritter entdeckt, daß jenſeits des violetten
Endes des Spektrums noch Strahlen fielen, die zwar dem Auge un-
ſichtbar, aber ſtarke chemiſche Wirkungen hervorzurufen imſtande wären.
Man hat dieſe ultravioletten Strahlen als chemiſche Strahlen bezeichnet.
Inzwiſchen hatte, wie ſchon oben erwähnt, Wedgwood die Verſuche
von Schulze in veränderter Weiſe wieder aufgenommen, indem er Glas-
gemälde auf Papier oder Leder, das mit einer Silbernitratlöſung über-
ſtrichen war, durch den Einfluß des Lichtes kopierte. Doch gelang es
62*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 979. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/997>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.