Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

natural. geben, und las darin, bis man um 12. Uhr
aufbrach. Ich lernte auch heute

Mr. Hisgerto kennen. Er ist zweiter Garde des
K. Span. Kabinets der Naturgeschichte, von Ge-
burt ein Spanier, ein grosser, wohlgewachsener Mann,
von starken Gliedmassen. Er thut eine Reise durch
Frankreich, Engelland, Schottland, Deutschland
etc. Ich machte seine Bekantschaft im Hause der Md.
de Bure,
wohin ihn Villoison bestellt hatte. Er sprach
das Lateinische besser als die Franzosen, das Französische
aber etwas hart aus. Er kannte die vornehmsten
Schriftsteller in der Naturgeschichte, dachte von Buf-
fon
und D'Aubenton wie ich; doch must' ich ihm eine
kurze Widerlegung der Büffonschen Hypothese von der
Zeugung aus Hallers Physiologie sagen, er konnte aber
weder deutsch lesen, noch reden. Er will mich nach einem
Jahr in Carlsruhe besuchen.

M. de Villoison machte mir heut ein Geschenk mit
seinem Epithalamium auf den Herzog von Weimar,
wieß mir auch 2. Briefe von ihm, und eine goldne Ta-
batiere, wo oben aufm Deckel des Herzogs Kopf, wie
ein Römischer Kaiser, befindlich war.

Bemerkungen.

Das Geschlecht der hiesigen Abbe'es ist bekannt.
Variat, colore, vita, lingua, vestitu, foecun-
dissimum, aliis saepe molestum.
Ihre gewöhnli-
che Kleidung ist schwarz, mit einem seidenen Mantel bis
auf die Knie, einem schwarzen Käppchen aufm Hinter-
kopf, und einer runden Frisur, die aber bis über die
Schultern herabfällt.

Die

natural. geben, und las darin, bis man um 12. Uhr
aufbrach. Ich lernte auch heute

Mr. Hisgerto kennen. Er iſt zweiter Garde des
K. Span. Kabinets der Naturgeſchichte, von Ge-
burt ein Spanier, ein groſſer, wohlgewachſener Mann,
von ſtarken Gliedmaſſen. Er thut eine Reiſe durch
Frankreich, Engelland, Schottland, Deutſchland
ꝛc. Ich machte ſeine Bekantſchaft im Hauſe der Md.
de Bure,
wohin ihn Villoiſon beſtellt hatte. Er ſprach
das Lateiniſche beſſer als die Franzoſen, das Franzoͤſiſche
aber etwas hart aus. Er kannte die vornehmſten
Schriftſteller in der Naturgeſchichte, dachte von Buf-
fon
und D’Aubenton wie ich; doch muſt’ ich ihm eine
kurze Widerlegung der Buͤffonſchen Hypotheſe von der
Zeugung aus Hallers Phyſiologie ſagen, er konnte aber
weder deutſch leſen, noch reden. Er will mich nach einem
Jahr in Carlsruhe beſuchen.

M. de Villoiſon machte mir heut ein Geſchenk mit
ſeinem Epithalamium auf den Herzog von Weimar,
wieß mir auch 2. Briefe von ihm, und eine goldne Ta-
batiere, wo oben aufm Deckel des Herzogs Kopf, wie
ein Roͤmiſcher Kaiſer, befindlich war.

Bemerkungen.

Das Geſchlecht der hieſigen Abbe’es iſt bekannt.
Variat, colore, vita, lingua, veſtitu, foecun-
diſſimum, aliis ſaepe moleſtum.
Ihre gewoͤhnli-
che Kleidung iſt ſchwarz, mit einem ſeidenen Mantel bis
auf die Knie, einem ſchwarzen Kaͤppchen aufm Hinter-
kopf, und einer runden Friſur, die aber bis uͤber die
Schultern herabfaͤllt.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0100" n="76"/><hi rendition="#aq">natural.</hi> geben, und las darin, bis man um 12. Uhr<lb/>
aufbrach. Ich lernte auch heute</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Mr. <hi rendition="#i">Hisgerto</hi></hi> kennen. Er i&#x017F;t zweiter Garde des<lb/>
K. Span. Kabinets der Naturge&#x017F;chichte, von Ge-<lb/>
burt ein Spanier, ein gro&#x017F;&#x017F;er, wohlgewach&#x017F;ener Mann,<lb/>
von &#x017F;tarken Gliedma&#x017F;&#x017F;en. Er thut eine Rei&#x017F;e durch<lb/><hi rendition="#fr">Frankreich, Engelland, Schottland, Deut&#x017F;chland</hi><lb/>
&#xA75B;c. Ich machte &#x017F;eine Bekant&#x017F;chaft im Hau&#x017F;e der <hi rendition="#aq">Md.<lb/>
de <hi rendition="#i">Bure</hi>,</hi> wohin ihn <hi rendition="#fr">Villoi&#x017F;on</hi> be&#x017F;tellt hatte. Er &#x017F;prach<lb/>
das Lateini&#x017F;che be&#x017F;&#x017F;er als die Franzo&#x017F;en, das Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
aber etwas hart aus. Er kannte die vornehm&#x017F;ten<lb/>
Schrift&#x017F;teller in der Naturge&#x017F;chichte, dachte von <hi rendition="#fr">Buf-<lb/>
fon</hi> und <hi rendition="#fr">D&#x2019;Aubenton</hi> wie ich; doch mu&#x017F;t&#x2019; ich ihm eine<lb/>
kurze Widerlegung der <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;ffon</hi>&#x017F;chen Hypothe&#x017F;e von der<lb/>
Zeugung aus <hi rendition="#fr">Hallers</hi> Phy&#x017F;iologie &#x017F;agen, er konnte aber<lb/>
weder deut&#x017F;ch le&#x017F;en, noch reden. Er will mich nach einem<lb/>
Jahr in <hi rendition="#fr">Carlsruhe</hi> be&#x017F;uchen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">M. <hi rendition="#i">de Villoi&#x017F;on</hi></hi> machte mir heut ein Ge&#x017F;chenk mit<lb/>
&#x017F;einem Epithalamium auf den Herzog von <hi rendition="#fr">Weimar,</hi><lb/>
wieß mir auch 2. Briefe von ihm, und eine goldne Ta-<lb/>
batiere, wo oben aufm Deckel des Herzogs Kopf, wie<lb/>
ein Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Kai&#x017F;er, befindlich war.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Bemerkungen.</hi> </head><lb/>
            <p>Das Ge&#x017F;chlecht der hie&#x017F;igen <hi rendition="#fr">Abbe&#x2019;es</hi> i&#x017F;t bekannt.<lb/><hi rendition="#aq">Variat, colore, vita, lingua, ve&#x017F;titu, foecun-<lb/>
di&#x017F;&#x017F;imum, aliis &#x017F;aepe mole&#x017F;tum.</hi> Ihre gewo&#x0364;hnli-<lb/>
che Kleidung i&#x017F;t &#x017F;chwarz, mit einem &#x017F;eidenen Mantel bis<lb/>
auf die Knie, einem &#x017F;chwarzen Ka&#x0364;ppchen aufm Hinter-<lb/>
kopf, und einer runden Fri&#x017F;ur, die aber bis u&#x0364;ber die<lb/>
Schultern herabfa&#x0364;llt.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0100] natural. geben, und las darin, bis man um 12. Uhr aufbrach. Ich lernte auch heute Mr. Hisgerto kennen. Er iſt zweiter Garde des K. Span. Kabinets der Naturgeſchichte, von Ge- burt ein Spanier, ein groſſer, wohlgewachſener Mann, von ſtarken Gliedmaſſen. Er thut eine Reiſe durch Frankreich, Engelland, Schottland, Deutſchland ꝛc. Ich machte ſeine Bekantſchaft im Hauſe der Md. de Bure, wohin ihn Villoiſon beſtellt hatte. Er ſprach das Lateiniſche beſſer als die Franzoſen, das Franzoͤſiſche aber etwas hart aus. Er kannte die vornehmſten Schriftſteller in der Naturgeſchichte, dachte von Buf- fon und D’Aubenton wie ich; doch muſt’ ich ihm eine kurze Widerlegung der Buͤffonſchen Hypotheſe von der Zeugung aus Hallers Phyſiologie ſagen, er konnte aber weder deutſch leſen, noch reden. Er will mich nach einem Jahr in Carlsruhe beſuchen. M. de Villoiſon machte mir heut ein Geſchenk mit ſeinem Epithalamium auf den Herzog von Weimar, wieß mir auch 2. Briefe von ihm, und eine goldne Ta- batiere, wo oben aufm Deckel des Herzogs Kopf, wie ein Roͤmiſcher Kaiſer, befindlich war. Bemerkungen. Das Geſchlecht der hieſigen Abbe’es iſt bekannt. Variat, colore, vita, lingua, veſtitu, foecun- diſſimum, aliis ſaepe moleſtum. Ihre gewoͤhnli- che Kleidung iſt ſchwarz, mit einem ſeidenen Mantel bis auf die Knie, einem ſchwarzen Kaͤppchen aufm Hinter- kopf, und einer runden Friſur, die aber bis uͤber die Schultern herabfaͤllt. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/100
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/100>, abgerufen am 21.11.2024.