La Cabinet de Physique de Mr. Delor. Es war in der Rue de Seine, weil da die Vorlesungen gehal- ten werden. Mr. Delor wohnte in der Rue St. Jac- ques beim Cure'St. Benoit. Ein alter, zitternder Mann, der bei der Mechanik und Physik grau geworden ist, von Jugend auf einen grossen Hang zur Mechanik hatte, und sich seine Maschinen fast alle selber gemacht, oder durch Künstler unter seinen Augen machen lassen, zum Theil auch Noller's Maschinen verbessert hat. Al- le Mittwoch und Freitag Nachmittags liest er französisch seine Physik, weil jederman hinein kommen kan. Das Zimmer ist klein, an der Wand stehen Schränke mit Fä- chern zu den Gläsern, Flaschen, Magneten, Bussolen, in den Ecken eine Luftpumpe und elektrische Maschinen. *) Ich war begierig, den Electrophore perpetuel des Herrn Alexander Volta zu sehen, (s. Journal des Savans a Amsterd. n. XIII. T. VII.) Die Ma- schine ist klein. Auf einem hölzernen Fuß wird eine dün- ne Platte von Sturzblech gesetzt, diese war nur einen französischen Schuh im Durchmesser, und dünn. Sie wird mit einer Lage vom feinsten spanischen Wachs oder rothen Siegellack übergossen. Auf diese setzt man eine andre eben so grosse Platte von Sturzblech, die einen in
die
*)Nollet hat dieses Kabinet schon vor 12. Jahren auf 12000. Livres werth geschätzt. 1776. wolte es die Universität in Freiburg kaufen, aber der Kaiser gab seine Einwilligung nicht dazu, sondern will ihr die feh- lenden Sachen in Wien machen lassen. Im Jul. 1777. hat Herr Delor es an das College de la Fle- che, das unter der Aufsicht der Peres de la doct. chret. steht, für 10000. Livres verkauft.
La Cabinet de Phyſique de Mr. Delor. Es war in der Rue de Seine, weil da die Vorleſungen gehal- ten werden. Mr. Delor wohnte in der Rue St. Jac- ques beim Cure’St. Benoit. Ein alter, zitternder Mann, der bei der Mechanik und Phyſik grau geworden iſt, von Jugend auf einen groſſen Hang zur Mechanik hatte, und ſich ſeine Maſchinen faſt alle ſelber gemacht, oder durch Kuͤnſtler unter ſeinen Augen machen laſſen, zum Theil auch Noller’s Maſchinen verbeſſert hat. Al- le Mittwoch und Freitag Nachmittags lieſt er franzoͤſiſch ſeine Phyſik, weil jederman hinein kommen kan. Das Zimmer iſt klein, an der Wand ſtehen Schraͤnke mit Faͤ- chern zu den Glaͤſern, Flaſchen, Magneten, Buſſolen, in den Ecken eine Luftpumpe und elektriſche Maſchinen. *) Ich war begierig, den Electrophore perpetuel des Herrn Alexander Volta zu ſehen, (ſ. Journal des Savans a Amſterd. n. XIII. T. VII.) Die Ma- ſchine iſt klein. Auf einem hoͤlzernen Fuß wird eine duͤn- ne Platte von Sturzblech geſetzt, dieſe war nur einen franzoͤſiſchen Schuh im Durchmeſſer, und duͤnn. Sie wird mit einer Lage vom feinſten ſpaniſchen Wachs oder rothen Siegellack uͤbergoſſen. Auf dieſe ſetzt man eine andre eben ſo groſſe Platte von Sturzblech, die einen in
die
*)Nollet hat dieſes Kabinet ſchon vor 12. Jahren auf 12000. Livres werth geſchaͤtzt. 1776. wolte es die Univerſitaͤt in Freiburg kaufen, aber der Kaiſer gab ſeine Einwilligung nicht dazu, ſondern will ihr die feh- lenden Sachen in Wien machen laſſen. Im Jul. 1777. hat Herr Delor es an das College de la Fle- che, das unter der Aufſicht der Peres de la doct. chret. ſteht, fuͤr 10000. Livres verkauft.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0124"n="100"/><p><hirendition="#aq">La Cabinet de Phyſique de Mr. <hirendition="#i">Delor.</hi></hi> Es<lb/>
war in der <hirendition="#aq">Rue de <hirendition="#i">Seine,</hi></hi> weil da die Vorleſungen gehal-<lb/>
ten werden. <hirendition="#aq">Mr. <hirendition="#i">Delor</hi></hi> wohnte in der <hirendition="#aq">Rue St. <hirendition="#i">Jac-<lb/>
ques</hi></hi> beim <hirendition="#fr">Cure’</hi><hirendition="#aq">St. <hirendition="#i">Benoit.</hi></hi> Ein alter, zitternder<lb/>
Mann, der bei der Mechanik und Phyſik grau geworden<lb/>
iſt, von Jugend auf einen groſſen Hang zur Mechanik<lb/>
hatte, und ſich ſeine Maſchinen faſt alle ſelber gemacht,<lb/>
oder durch Kuͤnſtler unter ſeinen Augen machen laſſen,<lb/>
zum Theil auch Noller’s Maſchinen verbeſſert hat. Al-<lb/>
le Mittwoch und Freitag Nachmittags lieſt er franzoͤſiſch<lb/>ſeine Phyſik, weil jederman hinein kommen kan. Das<lb/>
Zimmer iſt klein, an der Wand ſtehen Schraͤnke mit Faͤ-<lb/>
chern zu den Glaͤſern, Flaſchen, Magneten, Buſſolen,<lb/>
in den Ecken eine Luftpumpe und elektriſche Maſchinen. <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#fr">Nollet</hi> hat dieſes Kabinet ſchon vor 12. Jahren auf<lb/>
12000. Livres werth geſchaͤtzt. 1776. wolte es die<lb/>
Univerſitaͤt in <hirendition="#fr">Freiburg</hi> kaufen, aber der Kaiſer gab<lb/>ſeine Einwilligung nicht dazu, ſondern will ihr die feh-<lb/>
lenden Sachen in <hirendition="#fr">Wien</hi> machen laſſen. Im Jul.<lb/>
1777. hat Herr <hirendition="#fr">Delor</hi> es an das <hirendition="#aq">College de la Fle-<lb/>
che,</hi> das unter der Aufſicht der <hirendition="#aq">Peres de la doct.<lb/>
chret.</hi>ſteht, fuͤr 10000. Livres verkauft.</note><lb/>
Ich war begierig, den <hirendition="#aq">Electrophore perpetuel</hi> des<lb/>
Herrn <hirendition="#fr">Alexander Volta</hi> zu ſehen, (ſ. <hirendition="#aq">Journal des<lb/>
Savans a Amſterd. n. XIII. T. VII.</hi>) Die Ma-<lb/>ſchine iſt klein. Auf einem hoͤlzernen Fuß wird eine duͤn-<lb/>
ne Platte von Sturzblech geſetzt, dieſe war nur einen<lb/>
franzoͤſiſchen Schuh im Durchmeſſer, und duͤnn. Sie<lb/>
wird mit einer Lage vom feinſten ſpaniſchen Wachs oder<lb/>
rothen Siegellack uͤbergoſſen. Auf dieſe ſetzt man eine<lb/>
andre eben ſo groſſe Platte von Sturzblech, die einen in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[100/0124]
La Cabinet de Phyſique de Mr. Delor. Es
war in der Rue de Seine, weil da die Vorleſungen gehal-
ten werden. Mr. Delor wohnte in der Rue St. Jac-
ques beim Cure’ St. Benoit. Ein alter, zitternder
Mann, der bei der Mechanik und Phyſik grau geworden
iſt, von Jugend auf einen groſſen Hang zur Mechanik
hatte, und ſich ſeine Maſchinen faſt alle ſelber gemacht,
oder durch Kuͤnſtler unter ſeinen Augen machen laſſen,
zum Theil auch Noller’s Maſchinen verbeſſert hat. Al-
le Mittwoch und Freitag Nachmittags lieſt er franzoͤſiſch
ſeine Phyſik, weil jederman hinein kommen kan. Das
Zimmer iſt klein, an der Wand ſtehen Schraͤnke mit Faͤ-
chern zu den Glaͤſern, Flaſchen, Magneten, Buſſolen,
in den Ecken eine Luftpumpe und elektriſche Maſchinen. *)
Ich war begierig, den Electrophore perpetuel des
Herrn Alexander Volta zu ſehen, (ſ. Journal des
Savans a Amſterd. n. XIII. T. VII.) Die Ma-
ſchine iſt klein. Auf einem hoͤlzernen Fuß wird eine duͤn-
ne Platte von Sturzblech geſetzt, dieſe war nur einen
franzoͤſiſchen Schuh im Durchmeſſer, und duͤnn. Sie
wird mit einer Lage vom feinſten ſpaniſchen Wachs oder
rothen Siegellack uͤbergoſſen. Auf dieſe ſetzt man eine
andre eben ſo groſſe Platte von Sturzblech, die einen in
die
*) Nollet hat dieſes Kabinet ſchon vor 12. Jahren auf
12000. Livres werth geſchaͤtzt. 1776. wolte es die
Univerſitaͤt in Freiburg kaufen, aber der Kaiſer gab
ſeine Einwilligung nicht dazu, ſondern will ihr die feh-
lenden Sachen in Wien machen laſſen. Im Jul.
1777. hat Herr Delor es an das College de la Fle-
che, das unter der Aufſicht der Peres de la doct.
chret. ſteht, fuͤr 10000. Livres verkauft.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/124>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.