Zum Glück ist am Rande alle Fingers lang der Inhalt angegeben. Das Buch ist alt, und unbekannt. Hier- auf machte ich einen Besuch bei
Mr. Felix Vicq. d'Azyr, Doct. Reg. de la Fac. de Med. etc. O! ein allerliebster Mann, voll Freundschaft und Gefälligkeit für mich. In seinem Zimmer war eine kleine Bibliothek, mit einigen Kupfer- stichen, und die jetzt sehr gewöhnlichen Schränke von Ro- senholz, darneben ein Saal, wo sich die medicinische Fa- cultät Dienstags und Freitags Nachmittags versammelt. Wir sprachen über Buffon, D'Aubenton und Reau- mur, dessen Mem. des Insectes, wie er meint, zu weitläuftig sind, und in 2. Bände zusammengedrängt werden sollten; über seine Feuille pour servir a l'hist. anatom. et natur. des corps vivants, die er zu sei- nen Vorlesungen im Winter bestimmt hat, über D'Au- benton's Verdienste ums Cab. du Roi, das vor 25. Jahren eine kleine unbeträchtliche Sammlung von Höl- zern, Madreporen und Versteinerungen war, und jetzt so wichtig ist. Nach Reaumur's Tode, sagte er mir, hätte man das Unnütze oder Ueberflüssige aus seiner Sammlung verkauft, und das Meiste davon ins königliche Kabinet gesteckt, das übrige stünde noch in eignen Zim- mern ungeordnet darneben. Er sprach von der letzten Sitzung der Akademie, und sagte mir, der Abbe' Ro- chon hätte Verdienste um die Marine, hätte Reisen mit einem Schifskapitain nach Amerika gethan, hätte aller- dings die Ehre der Erfindung, hätte es dem Minister übergeben, und sein Etablissement, sein Gehalt hinge da- von ab; Boscowich wäre ein Italiäner, ein Exprofes- for von den Exjesuiten, hätte nur eine Verbesserung daran
gemacht,
Zum Gluͤck iſt am Rande alle Fingers lang der Inhalt angegeben. Das Buch iſt alt, und unbekannt. Hier- auf machte ich einen Beſuch bei
Mr. Felix Vicq. d’Azyr, Doct. Reg. de la Fac. de Med. etc. O! ein allerliebſter Mann, voll Freundſchaft und Gefaͤlligkeit fuͤr mich. In ſeinem Zimmer war eine kleine Bibliothek, mit einigen Kupfer- ſtichen, und die jetzt ſehr gewoͤhnlichen Schraͤnke von Ro- ſenholz, darneben ein Saal, wo ſich die mediciniſche Fa- cultaͤt Dienſtags und Freitags Nachmittags verſammelt. Wir ſprachen uͤber Buffon, D’Aubenton und Reau- mur, deſſen Mem. des Inſectes, wie er meint, zu weitlaͤuftig ſind, und in 2. Baͤnde zuſammengedraͤngt werden ſollten; uͤber ſeine Feuille pour ſervir à l’hiſt. anatom. et natur. des corps vivants, die er zu ſei- nen Vorleſungen im Winter beſtimmt hat, uͤber D’Au- benton’s Verdienſte ums Cab. du Roi, das vor 25. Jahren eine kleine unbetraͤchtliche Sammlung von Hoͤl- zern, Madreporen und Verſteinerungen war, und jetzt ſo wichtig iſt. Nach Reaumur’s Tode, ſagte er mir, haͤtte man das Unnuͤtze oder Ueberfluͤſſige aus ſeiner Sammlung verkauft, und das Meiſte davon ins koͤnigliche Kabinet geſteckt, das uͤbrige ſtuͤnde noch in eignen Zim- mern ungeordnet darneben. Er ſprach von der letzten Sitzung der Akademie, und ſagte mir, der Abbe’ Ro- chon haͤtte Verdienſte um die Marine, haͤtte Reiſen mit einem Schifskapitain nach Amerika gethan, haͤtte aller- dings die Ehre der Erfindung, haͤtte es dem Miniſter uͤbergeben, und ſein Etabliſſement, ſein Gehalt hinge da- von ab; Boscowich waͤre ein Italiaͤner, ein Exprofeſ- for von den Exjeſuiten, haͤtte nur eine Verbeſſerung daran
gemacht,
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Zum Gluͤck iſt am Rande alle Fingers lang der Inhalt
angegeben. Das Buch iſt alt, und unbekannt. Hier-
auf machte ich einen Beſuch bei
Mr. Felix Vicq. d’Azyr, Doct. Reg. de la
Fac. de Med. etc. O! ein allerliebſter Mann, voll
Freundſchaft und Gefaͤlligkeit fuͤr mich. In ſeinem
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ſtichen, und die jetzt ſehr gewoͤhnlichen Schraͤnke von Ro-
ſenholz, darneben ein Saal, wo ſich die mediciniſche Fa-
cultaͤt Dienſtags und Freitags Nachmittags verſammelt.
Wir ſprachen uͤber Buffon, D’Aubenton und Reau-
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weitlaͤuftig ſind, und in 2. Baͤnde zuſammengedraͤngt
werden ſollten; uͤber ſeine Feuille pour ſervir à l’hiſt.
anatom. et natur. des corps vivants, die er zu ſei-
nen Vorleſungen im Winter beſtimmt hat, uͤber D’Au-
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Jahren eine kleine unbetraͤchtliche Sammlung von Hoͤl-
zern, Madreporen und Verſteinerungen war, und jetzt
ſo wichtig iſt. Nach Reaumur’s Tode, ſagte er mir,
haͤtte man das Unnuͤtze oder Ueberfluͤſſige aus ſeiner
Sammlung verkauft, und das Meiſte davon ins koͤnigliche
Kabinet geſteckt, das uͤbrige ſtuͤnde noch in eignen Zim-
mern ungeordnet darneben. Er ſprach von der letzten
Sitzung der Akademie, und ſagte mir, der Abbe’ Ro-
chon haͤtte Verdienſte um die Marine, haͤtte Reiſen mit
einem Schifskapitain nach Amerika gethan, haͤtte aller-
dings die Ehre der Erfindung, haͤtte es dem Miniſter
uͤbergeben, und ſein Etabliſſement, ſein Gehalt hinge da-
von ab; Boscowich waͤre ein Italiaͤner, ein Exprofeſ-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/130>, abgerufen am 21.11.2024.
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