sich trug. Die Kirchen, wodurch man immer geht, sind am kühlsten.
Den 4ten Jun.
Mr. le Comte de Buffon, lernt' ich heute kennen. Mr. D'Aubenton hatte die Gütigkeit, mich ihm vorzu- stellen. Ein ansehnlicher Mann, sechshalb Schuh gros, soll aber dicker gewesen seyn, als er jetzt ist. Er mag über 70. Jahr alt seyn, hat viel freundliches, für mich aber nicht das Einnehmende D'Aubenton's. Er er- kundigte sich nach dem Zustande der Naturgeschichte, und besonders der Anatomia comparata in Teutschland, nach meinem Studiren, nach Göttingen, nach unserm Fürsten etc. machte mir einige Komplimente, und fragte besonders, ob wir auch die Alten studirten. Er war im Begrif, für diesen ganzen Monat zu verreisen, und lobte meinen Plan im Arbeiten, und im Reisen etc. Der Theil der Nation, der nur liest, um unterhalten zu wer- den, betet ihn fast an, die wahren Gelehrten aber wissen den Werth seiner Schriften richtiger zu bestimmen. Nachmittag ist er beständig von einer Menge Leute um- ringt. Man siehts ihm an, daß er ein lebhafter, gros- ser Kopf ist.
Le Cab. de l'Hist. Nat. du Roi. Ich ging von Buffon weg, um meine Arbeit im Kabinet fortzusetzen, und war beim
D.Vierten Schranke. (s. den 31. Mai.) Da fand ich
a) Das Nest eines Eydervogels.
b) Viele Spechte, varie, tachete, aus Louisia- na, Senegal, Cayenne; einigen hing die sehr
feine
ſich trug. Die Kirchen, wodurch man immer geht, ſind am kuͤhlſten.
Den 4ten Jun.
Mr. le Comte de Buffon, lernt’ ich heute kennen. Mr. D’Aubenton hatte die Guͤtigkeit, mich ihm vorzu- ſtellen. Ein anſehnlicher Mann, ſechshalb Schuh gros, ſoll aber dicker geweſen ſeyn, als er jetzt iſt. Er mag uͤber 70. Jahr alt ſeyn, hat viel freundliches, fuͤr mich aber nicht das Einnehmende D’Aubenton’s. Er er- kundigte ſich nach dem Zuſtande der Naturgeſchichte, und beſonders der Anatomia comparata in Teutſchland, nach meinem Studiren, nach Goͤttingen, nach unſerm Fuͤrſten ꝛc. machte mir einige Komplimente, und fragte beſonders, ob wir auch die Alten ſtudirten. Er war im Begrif, fuͤr dieſen ganzen Monat zu verreiſen, und lobte meinen Plan im Arbeiten, und im Reiſen ꝛc. Der Theil der Nation, der nur lieſt, um unterhalten zu wer- den, betet ihn faſt an, die wahren Gelehrten aber wiſſen den Werth ſeiner Schriften richtiger zu beſtimmen. Nachmittag iſt er beſtaͤndig von einer Menge Leute um- ringt. Man ſiehts ihm an, daß er ein lebhafter, groſ- ſer Kopf iſt.
Le Cab. de l’Hiſt. Nat. du Roi. Ich ging von Buffon weg, um meine Arbeit im Kabinet fortzuſetzen, und war beim
D.Vierten Schranke. (ſ. den 31. Mai.) Da fand ich
a) Das Neſt eines Eydervogels.
b) Viele Spechte, varié, tacheté, aus Louiſia- na, Senegal, Cayenne; einigen hing die ſehr
feine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0164"n="140"/>ſich trug. Die Kirchen, wodurch man immer geht, ſind<lb/>
am kuͤhlſten.</p></div><lb/><divn="3"><head>Den 4ten Jun.</head><lb/><p><hirendition="#aq">Mr. le Comte de <hirendition="#i">Buffon,</hi></hi> lernt’ ich heute kennen.<lb/><hirendition="#aq">Mr. <hirendition="#i">D’Aubenton</hi></hi> hatte die Guͤtigkeit, mich ihm vorzu-<lb/>ſtellen. Ein anſehnlicher Mann, ſechshalb Schuh gros,<lb/>ſoll aber dicker geweſen ſeyn, als er jetzt iſt. Er mag<lb/>
uͤber 70. Jahr alt ſeyn, hat viel freundliches, fuͤr mich<lb/>
aber nicht das Einnehmende <hirendition="#fr">D’Aubenton</hi>’s. Er er-<lb/>
kundigte ſich nach dem Zuſtande der Naturgeſchichte, und<lb/>
beſonders der <hirendition="#aq">Anatomia comparata</hi> in <hirendition="#fr">Teutſchland,</hi><lb/>
nach meinem Studiren, nach <hirendition="#fr">Goͤttingen,</hi> nach unſerm<lb/>
Fuͤrſten ꝛc. machte mir einige Komplimente, und fragte<lb/>
beſonders, ob wir auch die Alten ſtudirten. Er war im<lb/>
Begrif, fuͤr dieſen ganzen Monat zu verreiſen, und lobte<lb/>
meinen Plan im Arbeiten, und im Reiſen ꝛc. Der<lb/>
Theil der Nation, der nur lieſt, um unterhalten zu wer-<lb/>
den, betet ihn faſt an, die wahren Gelehrten aber wiſſen<lb/>
den Werth ſeiner Schriften richtiger zu beſtimmen.<lb/>
Nachmittag iſt er beſtaͤndig von einer Menge Leute um-<lb/>
ringt. Man ſiehts ihm an, daß er ein lebhafter, groſ-<lb/>ſer Kopf iſt.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Le Cab. de l’Hiſt. Nat. du Roi.</hi> Ich ging von<lb/><hirendition="#fr">Buffon</hi> weg, um meine Arbeit im Kabinet fortzuſetzen,<lb/>
und war beim</p><lb/><list><item><hirendition="#aq">D.</hi><hirendition="#fr">Vierten Schranke.</hi> (ſ. den 31. Mai.) Da fand<lb/>
ich<lb/><list><item><hirendition="#aq">a)</hi> Das Neſt eines <hirendition="#fr">Eydervogels.</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">b)</hi> Viele Spechte, <hirendition="#aq">varié, tacheté,</hi> aus <hirendition="#fr">Louiſia-<lb/>
na, Senegal, Cayenne;</hi> einigen hing die ſehr<lb/><fwplace="bottom"type="catch">feine</fw><lb/></item></list></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[140/0164]
ſich trug. Die Kirchen, wodurch man immer geht, ſind
am kuͤhlſten.
Den 4ten Jun.
Mr. le Comte de Buffon, lernt’ ich heute kennen.
Mr. D’Aubenton hatte die Guͤtigkeit, mich ihm vorzu-
ſtellen. Ein anſehnlicher Mann, ſechshalb Schuh gros,
ſoll aber dicker geweſen ſeyn, als er jetzt iſt. Er mag
uͤber 70. Jahr alt ſeyn, hat viel freundliches, fuͤr mich
aber nicht das Einnehmende D’Aubenton’s. Er er-
kundigte ſich nach dem Zuſtande der Naturgeſchichte, und
beſonders der Anatomia comparata in Teutſchland,
nach meinem Studiren, nach Goͤttingen, nach unſerm
Fuͤrſten ꝛc. machte mir einige Komplimente, und fragte
beſonders, ob wir auch die Alten ſtudirten. Er war im
Begrif, fuͤr dieſen ganzen Monat zu verreiſen, und lobte
meinen Plan im Arbeiten, und im Reiſen ꝛc. Der
Theil der Nation, der nur lieſt, um unterhalten zu wer-
den, betet ihn faſt an, die wahren Gelehrten aber wiſſen
den Werth ſeiner Schriften richtiger zu beſtimmen.
Nachmittag iſt er beſtaͤndig von einer Menge Leute um-
ringt. Man ſiehts ihm an, daß er ein lebhafter, groſ-
ſer Kopf iſt.
Le Cab. de l’Hiſt. Nat. du Roi. Ich ging von
Buffon weg, um meine Arbeit im Kabinet fortzuſetzen,
und war beim
D. Vierten Schranke. (ſ. den 31. Mai.) Da fand
ich
a) Das Neſt eines Eydervogels.
b) Viele Spechte, varié, tacheté, aus Louiſia-
na, Senegal, Cayenne; einigen hing die ſehr
feine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/164>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.