besucht wird. Man muß 30. Sous Entre'e bezahlen. Leute von Stande versammeln sich da. Es ist ein grosser Saal, wo man plaudert, und hinten ein Hof, der oben Gallerien hat. Im Hofe sind künstliche Feuerwerke zu sehen, Tempel der Venus, des Mars, Apollo, gewölbte Häuser, Bögen, Inschriften, alles meist mit gefärbtem Feuer illuminirt. Das Ganze ist eine Nachahmung der Engelländer, und eine von den vielen Erfindungen, um den Müssiggängern die Zeit zu vertreiben. Wenigstens eine Viertelstunde weit standen haussen Chaisen an Chai- sen. Für die gemeinen Leute sind um eben die Zeit alle Koffeehäuser illuminirt, und mit Musik und Sängerin- nen besetzt. Auch spielen die Joueurs de farces bis in die späte Nacht ihre Possen, klopfen sich oben auf ih- ren Gerüsten weidlich herum, und machen abscheuliche Grimassen etc. Man kan sich das Getümmel, das Ge- wühl, das Laufen unter einander nicht vorstellen.
Bemerkungen.
In den Kaffeehäusern hat man auch Ponche au lait. Man nimmt den Punsch, schüttet warme Milch dar- an, und tunkt Biscuit hinein; es schmeckt herrlich. Ei- ne Portion für 2. Personen kostet 15. Sous. Auch ein Paar Worte über
Les Accrocheuses. Was ich oft hörte und nie glaubte, hab' ich gesehen. Schon um halb 10, und noch mehr nach 10. gegen 11. Uhr stehen fast in allen Strassen les filles de Paris, und warten auf die jun- gen Leute. Sie laufen einem nach, zupfen, reissen, pfeifen, zischeln, Ah, mon cher, veux-tu mon- ter avec moi? Ah, il fait beau chez moi. Ve-
nez
beſucht wird. Man muß 30. Sous Entre’e bezahlen. Leute von Stande verſammeln ſich da. Es iſt ein groſſer Saal, wo man plaudert, und hinten ein Hof, der oben Gallerien hat. Im Hofe ſind kuͤnſtliche Feuerwerke zu ſehen, Tempel der Venus, des Mars, Apollo, gewoͤlbte Haͤuſer, Boͤgen, Inſchriften, alles meiſt mit gefaͤrbtem Feuer illuminirt. Das Ganze iſt eine Nachahmung der Engellaͤnder, und eine von den vielen Erfindungen, um den Muͤſſiggaͤngern die Zeit zu vertreiben. Wenigſtens eine Viertelſtunde weit ſtanden hauſſen Chaiſen an Chai- ſen. Fuͤr die gemeinen Leute ſind um eben die Zeit alle Koffeehaͤuſer illuminirt, und mit Muſik und Saͤngerin- nen beſetzt. Auch ſpielen die Joueurs de farces bis in die ſpaͤte Nacht ihre Poſſen, klopfen ſich oben auf ih- ren Geruͤſten weidlich herum, und machen abſcheuliche Grimaſſen ꝛc. Man kan ſich das Getuͤmmel, das Ge- wuͤhl, das Laufen unter einander nicht vorſtellen.
Bemerkungen.
In den Kaffeehaͤuſern hat man auch Ponche au lait. Man nimmt den Punſch, ſchuͤttet warme Milch dar- an, und tunkt Biſcuit hinein; es ſchmeckt herrlich. Ei- ne Portion fuͤr 2. Perſonen koſtet 15. Sous. Auch ein Paar Worte uͤber
Les Accrocheuſes. Was ich oft hoͤrte und nie glaubte, hab’ ich geſehen. Schon um halb 10, und noch mehr nach 10. gegen 11. Uhr ſtehen faſt in allen Straſſen les filles de Paris, und warten auf die jun- gen Leute. Sie laufen einem nach, zupfen, reiſſen, pfeifen, ziſcheln, Ah, mon cher, veux-tu mon- ter avec moi? Ah, il fait beau chez moi. Ve-
nez
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beſucht wird. Man muß 30. Sous Entre’e bezahlen.
Leute von Stande verſammeln ſich da. Es iſt ein groſſer
Saal, wo man plaudert, und hinten ein Hof, der oben
Gallerien hat. Im Hofe ſind kuͤnſtliche Feuerwerke zu
ſehen, Tempel der Venus, des Mars, Apollo, gewoͤlbte
Haͤuſer, Boͤgen, Inſchriften, alles meiſt mit gefaͤrbtem
Feuer illuminirt. Das Ganze iſt eine Nachahmung der
Engellaͤnder, und eine von den vielen Erfindungen, um
den Muͤſſiggaͤngern die Zeit zu vertreiben. Wenigſtens
eine Viertelſtunde weit ſtanden hauſſen Chaiſen an Chai-
ſen. Fuͤr die gemeinen Leute ſind um eben die Zeit alle
Koffeehaͤuſer illuminirt, und mit Muſik und Saͤngerin-
nen beſetzt. Auch ſpielen die Joueurs de farces bis
in die ſpaͤte Nacht ihre Poſſen, klopfen ſich oben auf ih-
ren Geruͤſten weidlich herum, und machen abſcheuliche
Grimaſſen ꝛc. Man kan ſich das Getuͤmmel, das Ge-
wuͤhl, das Laufen unter einander nicht vorſtellen.
Bemerkungen.
In den Kaffeehaͤuſern hat man auch Ponche au lait.
Man nimmt den Punſch, ſchuͤttet warme Milch dar-
an, und tunkt Biſcuit hinein; es ſchmeckt herrlich. Ei-
ne Portion fuͤr 2. Perſonen koſtet 15. Sous. Auch ein
Paar Worte uͤber
Les Accrocheuſes. Was ich oft hoͤrte und nie
glaubte, hab’ ich geſehen. Schon um halb 10, und
noch mehr nach 10. gegen 11. Uhr ſtehen faſt in allen
Straſſen les filles de Paris, und warten auf die jun-
gen Leute. Sie laufen einem nach, zupfen, reiſſen,
pfeifen, ziſcheln, Ah, mon cher, veux-tu mon-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/181>, abgerufen am 21.11.2024.
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