und wir machten, theils im Lesen, theils im Uebersetzen die Probe, nur akarbe sprach sie Acarvi aus, sonst aber las sie, wie ich. Sie zeigte mir Huber's franz. Uebersetzung von Gesner's Idyllen, bat mich, ihr zu sagen, ob die Uebersetzung treu und gut wäre. Ich las das Gemälde aus der Sündfluth durch, und fand sie meist treu, fliessend, gut, nur war oft eine Paraphrase, wo der Teutsche ein einziges Wort hat. Sie war mit mir einig, daß es eins der schönsten Stücke wäre. Bei Abels Tod, sagte sie, hätte sie oft geweint, sie wünschte sehr, daß sie das Teutsche vollkommen verstünde, und sie würde mich ohne Zweifel zu ihren Sprachmeister ange- nommen haben, hätte mich nicht, -- ich weiß nicht -- ein böser oder guter Genius von Paris weggeführt. Sie sagte, in Corfu, in Cephal. in allen venetianischen In- seln spräche man sehr gut Griechisch. Sie wies mir alle Trachten der Griechen von den verschiedenen Inseln, auf Gemälden; Gemälde vom Grosherrn zu Pferde, in der Audienz, den Anzug der Sultaninnen zum Kaffee bei ihm; Audienz des Kaisers von Marocco, im Felde alle- zeit zu Pferde unterm Regenschirm, und der Dolmetscher erst in der Prosternation, ehe er sprechen darf; ihre Fa- milie, von ihrer eignen Hand; eine Hochzeit in Tunis, der Bräutigam verhüllt zu Pferde, und seine Freunde mit Flinten bei ihm etc. Sie tanzte auch aus Gefällig- keit für mich mit ihrer Tochter einen griechischen Tanz, der sehr schön, aber ermüdend war, in der langen, na- türlichhängenden Kleidung aber gar wohl aussah. Sie hatte auch Büsten der alten und neuern Gelehrten etc. Heute Abend ging ich auch ins
Vauxhall. Ein grosses Haus auf dem Boule- vard, das nur Donnerstag Abends von 8. -- 10. Uhr
besucht
und wir machten, theils im Leſen, theils im Ueberſetzen die Probe, nur ακαρβη ſprach ſie Acarvi aus, ſonſt aber las ſie, wie ich. Sie zeigte mir Huber’s franz. Ueberſetzung von Gesner’s Idyllen, bat mich, ihr zu ſagen, ob die Ueberſetzung treu und gut waͤre. Ich las das Gemaͤlde aus der Suͤndfluth durch, und fand ſie meiſt treu, flieſſend, gut, nur war oft eine Paraphraſe, wo der Teutſche ein einziges Wort hat. Sie war mit mir einig, daß es eins der ſchoͤnſten Stuͤcke waͤre. Bei Abels Tod, ſagte ſie, haͤtte ſie oft geweint, ſie wuͤnſchte ſehr, daß ſie das Teutſche vollkommen verſtuͤnde, und ſie wuͤrde mich ohne Zweifel zu ihren Sprachmeiſter ange- nommen haben, haͤtte mich nicht, — ich weiß nicht — ein boͤſer oder guter Genius von Paris weggefuͤhrt. Sie ſagte, in Corfu, in Cephal. in allen venetianiſchen In- ſeln ſpraͤche man ſehr gut Griechiſch. Sie wies mir alle Trachten der Griechen von den verſchiedenen Inſeln, auf Gemaͤlden; Gemaͤlde vom Grosherrn zu Pferde, in der Audienz, den Anzug der Sultaninnen zum Kaffee bei ihm; Audienz des Kaiſers von Marocco, im Felde alle- zeit zu Pferde unterm Regenſchirm, und der Dolmetſcher erſt in der Proſternation, ehe er ſprechen darf; ihre Fa- milie, von ihrer eignen Hand; eine Hochzeit in Tunis, der Braͤutigam verhuͤllt zu Pferde, und ſeine Freunde mit Flinten bei ihm ꝛc. Sie tanzte auch aus Gefaͤllig- keit fuͤr mich mit ihrer Tochter einen griechiſchen Tanz, der ſehr ſchoͤn, aber ermuͤdend war, in der langen, na- tuͤrlichhaͤngenden Kleidung aber gar wohl ausſah. Sie hatte auch Buͤſten der alten und neuern Gelehrten ꝛc. Heute Abend ging ich auch ins
Vauxhall. Ein groſſes Haus auf dem Boule- vard, das nur Donnerſtag Abends von 8. — 10. Uhr
beſucht
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und wir machten, theils im Leſen, theils im Ueberſetzen
die Probe, nur ακαρβη ſprach ſie Acarvi aus, ſonſt
aber las ſie, wie ich. Sie zeigte mir Huber’s franz.
Ueberſetzung von Gesner’s Idyllen, bat mich, ihr zu
ſagen, ob die Ueberſetzung treu und gut waͤre. Ich las
das Gemaͤlde aus der Suͤndfluth durch, und fand ſie
meiſt treu, flieſſend, gut, nur war oft eine Paraphraſe,
wo der Teutſche ein einziges Wort hat. Sie war mit
mir einig, daß es eins der ſchoͤnſten Stuͤcke waͤre. Bei
Abels Tod, ſagte ſie, haͤtte ſie oft geweint, ſie wuͤnſchte
ſehr, daß ſie das Teutſche vollkommen verſtuͤnde, und ſie
wuͤrde mich ohne Zweifel zu ihren Sprachmeiſter ange-
nommen haben, haͤtte mich nicht, — ich weiß nicht — ein
boͤſer oder guter Genius von Paris weggefuͤhrt. Sie
ſagte, in Corfu, in Cephal. in allen venetianiſchen In-
ſeln ſpraͤche man ſehr gut Griechiſch. Sie wies mir alle
Trachten der Griechen von den verſchiedenen Inſeln, auf
Gemaͤlden; Gemaͤlde vom Grosherrn zu Pferde, in der
Audienz, den Anzug der Sultaninnen zum Kaffee bei
ihm; Audienz des Kaiſers von Marocco, im Felde alle-
zeit zu Pferde unterm Regenſchirm, und der Dolmetſcher
erſt in der Proſternation, ehe er ſprechen darf; ihre Fa-
milie, von ihrer eignen Hand; eine Hochzeit in Tunis,
der Braͤutigam verhuͤllt zu Pferde, und ſeine Freunde
mit Flinten bei ihm ꝛc. Sie tanzte auch aus Gefaͤllig-
keit fuͤr mich mit ihrer Tochter einen griechiſchen Tanz,
der ſehr ſchoͤn, aber ermuͤdend war, in der langen, na-
tuͤrlichhaͤngenden Kleidung aber gar wohl ausſah. Sie
hatte auch Buͤſten der alten und neuern Gelehrten ꝛc.
Heute Abend ging ich auch ins
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/180>, abgerufen am 21.11.2024.
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