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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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in der Kirche neben der Kanzel hängt. *) Wenn ich
nur unter so vielen Gemälden in Paris auch eins von
der Bluthochzeit, von Coligny's Tode etc. zu sehen be-
kommen könnte! Aber die Nation leidet nicht, daß ein
Fremder darnach fragt. Sie decken die Schande zu, so
viel sie können, und kein Mensch redet davon.

Le Cenotaphe du Comte de Caylus, der
1747. starb. Man findet es in der Kirche St. Germain
de l'Auxerrois
in der Rue de l'Arbre sec. In einer
Seitenkapelle dieser Kirche steht dies sehenswürdige Mo-
nument. Der verdiente Mann hat es zum Theil selber
vor seinem Tode angegeben. Man sieht seinen Medail-
lon in Bronze, wie's scheint, alt, mit Runzeln, aber
ehrwürdig. Ueber dem Medaillon hängt zu beiden Sei-
ten ein Laubzweig herab. Unter diesem steht ein Sarco-
phag von altem rothen Porphyr, der prächtig und fein,
und vortreflich polirt ist. Unter diesem ist ein Untersatz
von schwarzem Marmor. Die Inschrift ist kurz. Der
Graf war Mitglied verschiedener hiesiger Akademien.

Ein Gemälde auf schwarzem Marmor, von le
Brün,
in eben dieser Kirche, hängt nur einen Schritt
davon an einer Säule. Ein besondres Stück, oval.
Es stellt den Kopf einer sterbenden Frau, deren Name
unten steht, vor, ist vortreflich gemacht und hat eine weis-
se Einfassung, die es ungemein hebt. Es sieht nicht
anders aus, als wie die zärteste subtilste Tuschirung.
Das Auge bricht schon, die Muskeln erschlappen, alles
ist matt etc.

Le
*) Den Maler hat der Verfasser nicht angezeigt.
Herausgeber.

in der Kirche neben der Kanzel haͤngt. *) Wenn ich
nur unter ſo vielen Gemaͤlden in Paris auch eins von
der Bluthochzeit, von Coligny’s Tode ꝛc. zu ſehen be-
kommen koͤnnte! Aber die Nation leidet nicht, daß ein
Fremder darnach fragt. Sie decken die Schande zu, ſo
viel ſie koͤnnen, und kein Menſch redet davon.

Le Cenotaphe du Comte de Caylus, der
1747. ſtarb. Man findet es in der Kirche St. Germain
de l’Auxerrois
in der Rue de l’Arbre ſec. In einer
Seitenkapelle dieſer Kirche ſteht dies ſehenswuͤrdige Mo-
nument. Der verdiente Mann hat es zum Theil ſelber
vor ſeinem Tode angegeben. Man ſieht ſeinen Medail-
lon in Bronze, wie’s ſcheint, alt, mit Runzeln, aber
ehrwuͤrdig. Ueber dem Medaillon haͤngt zu beiden Sei-
ten ein Laubzweig herab. Unter dieſem ſteht ein Sarco-
phag von altem rothen Porphyr, der praͤchtig und fein,
und vortreflich polirt iſt. Unter dieſem iſt ein Unterſatz
von ſchwarzem Marmor. Die Inſchrift iſt kurz. Der
Graf war Mitglied verſchiedener hieſiger Akademien.

Ein Gemaͤlde auf ſchwarzem Marmor, von le
Bruͤn,
in eben dieſer Kirche, haͤngt nur einen Schritt
davon an einer Saͤule. Ein beſondres Stuͤck, oval.
Es ſtellt den Kopf einer ſterbenden Frau, deren Name
unten ſteht, vor, iſt vortreflich gemacht und hat eine weiſ-
ſe Einfaſſung, die es ungemein hebt. Es ſieht nicht
anders aus, als wie die zaͤrteſte ſubtilſte Tuſchirung.
Das Auge bricht ſchon, die Muſkeln erſchlappen, alles
iſt matt ꝛc.

Le
*) Den Maler hat der Verfaſſer nicht angezeigt.
Herausgeber.
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[210/0234] in der Kirche neben der Kanzel haͤngt. *) Wenn ich nur unter ſo vielen Gemaͤlden in Paris auch eins von der Bluthochzeit, von Coligny’s Tode ꝛc. zu ſehen be- kommen koͤnnte! Aber die Nation leidet nicht, daß ein Fremder darnach fragt. Sie decken die Schande zu, ſo viel ſie koͤnnen, und kein Menſch redet davon. Le Cenotaphe du Comte de Caylus, der 1747. ſtarb. Man findet es in der Kirche St. Germain de l’Auxerrois in der Rue de l’Arbre ſec. In einer Seitenkapelle dieſer Kirche ſteht dies ſehenswuͤrdige Mo- nument. Der verdiente Mann hat es zum Theil ſelber vor ſeinem Tode angegeben. Man ſieht ſeinen Medail- lon in Bronze, wie’s ſcheint, alt, mit Runzeln, aber ehrwuͤrdig. Ueber dem Medaillon haͤngt zu beiden Sei- ten ein Laubzweig herab. Unter dieſem ſteht ein Sarco- phag von altem rothen Porphyr, der praͤchtig und fein, und vortreflich polirt iſt. Unter dieſem iſt ein Unterſatz von ſchwarzem Marmor. Die Inſchrift iſt kurz. Der Graf war Mitglied verſchiedener hieſiger Akademien. Ein Gemaͤlde auf ſchwarzem Marmor, von le Bruͤn, in eben dieſer Kirche, haͤngt nur einen Schritt davon an einer Saͤule. Ein beſondres Stuͤck, oval. Es ſtellt den Kopf einer ſterbenden Frau, deren Name unten ſteht, vor, iſt vortreflich gemacht und hat eine weiſ- ſe Einfaſſung, die es ungemein hebt. Es ſieht nicht anders aus, als wie die zaͤrteſte ſubtilſte Tuſchirung. Das Auge bricht ſchon, die Muſkeln erſchlappen, alles iſt matt ꝛc. Le *) Den Maler hat der Verfaſſer nicht angezeigt. Herausgeber.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/234>, abgerufen am 24.11.2024.