chen könnte, wurden vorher 5. 6. -- 8. eiserne Kugeln, in steinernen viereckigten Einfassungen herbeigeschaft, da- mit man sie nachher gleich darauf setzen konnte. Und nun wurde der untere Rand des Tisches mit Papier über- zogen, bis an die aufgethürmte Platte von Quecksilber hin. Die Leute holten die Tafel, fanden aber, als man sie überstossen wollte, daß sie wirklich um der Fremden willen zu viel Quecksilber darauf geschüttet hatte, das wurde also vermindert, dann die Tafel übergeschoben und gleich beschwert. Was hervorspritzte und lief, fingen die im Tisch eingeschnittenen Kanäle wieder auf. So bleibt die Tafel einige Zeit liegen, und wird dann eingemacht. Daß diese Arbeit ungesund ist, zeigt die elende Farbe die- ser Leute, ihre keichende Sprache, ihre welke Haut etc. Es sind ihrer 10. sie wechseln alle Tage ab, jeder arbeitet nur 3. Wochen im Monat etc. Ich würde von einer so präch- tigen Arbeit, um meinem Vergnügen bei Manufakturen Genüge zu thun, noch mehr Erkundigungen eingezogen haben, hätte nicht das Weib, das mich herumführte, so gar unverständlich und schlecht gesprochen. Von da be- suchte ich
L'Hotel des Enfans trouvez; nahe bei der Kir- che Notre Dame. Ein schönes wohleingerichtetes Haus mit langen Sälen, breiten Treppen, der Erziehung der armen und unehlichen Kinder gewidmet. Unten ist eine eigene Kirche, oben ein Bureau für dieses wichtige und in Paris freilich unentbehrliche Institut. Eine Menge Frauen verwenden da ihre Liebe und christliche Sorgfalt an hülflose Kinder, die sonst für den Staat verloren gingen. In einem großen Saal stehen lange Reihen von Wiegen, an und neben einander; es sind aber nur
kleine
chen koͤnnte, wurden vorher 5. 6. — 8. eiſerne Kugeln, in ſteinernen viereckigten Einfaſſungen herbeigeſchaft, da- mit man ſie nachher gleich darauf ſetzen konnte. Und nun wurde der untere Rand des Tiſches mit Papier uͤber- zogen, bis an die aufgethuͤrmte Platte von Queckſilber hin. Die Leute holten die Tafel, fanden aber, als man ſie uͤberſtoſſen wollte, daß ſie wirklich um der Fremden willen zu viel Queckſilber darauf geſchuͤttet hatte, das wurde alſo vermindert, dann die Tafel uͤbergeſchoben und gleich beſchwert. Was hervorſpritzte und lief, fingen die im Tiſch eingeſchnittenen Kanaͤle wieder auf. So bleibt die Tafel einige Zeit liegen, und wird dann eingemacht. Daß dieſe Arbeit ungeſund iſt, zeigt die elende Farbe die- ſer Leute, ihre keichende Sprache, ihre welke Haut ꝛc. Es ſind ihrer 10. ſie wechſeln alle Tage ab, jeder arbeitet nur 3. Wochen im Monat ꝛc. Ich wuͤrde von einer ſo praͤch- tigen Arbeit, um meinem Vergnuͤgen bei Manufakturen Genuͤge zu thun, noch mehr Erkundigungen eingezogen haben, haͤtte nicht das Weib, das mich herumfuͤhrte, ſo gar unverſtaͤndlich und ſchlecht geſprochen. Von da be- ſuchte ich
L’Hôtel des Enfans trouvez; nahe bei der Kir- che Notre Dame. Ein ſchoͤnes wohleingerichtetes Haus mit langen Saͤlen, breiten Treppen, der Erziehung der armen und unehlichen Kinder gewidmet. Unten iſt eine eigene Kirche, oben ein Bureau fuͤr dieſes wichtige und in Paris freilich unentbehrliche Inſtitut. Eine Menge Frauen verwenden da ihre Liebe und chriſtliche Sorgfalt an huͤlfloſe Kinder, die ſonſt fuͤr den Staat verloren gingen. In einem großen Saal ſtehen lange Reihen von Wiegen, an und neben einander; es ſind aber nur
kleine
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chen koͤnnte, wurden vorher 5. 6. — 8. eiſerne Kugeln,
in ſteinernen viereckigten Einfaſſungen herbeigeſchaft, da-
mit man ſie nachher gleich darauf ſetzen konnte. Und
nun wurde der untere Rand des Tiſches mit Papier uͤber-
zogen, bis an die aufgethuͤrmte Platte von Queckſilber
hin. Die Leute holten die Tafel, fanden aber, als man
ſie uͤberſtoſſen wollte, daß ſie wirklich um der Fremden
willen zu viel Queckſilber darauf geſchuͤttet hatte, das
wurde alſo vermindert, dann die Tafel uͤbergeſchoben und
gleich beſchwert. Was hervorſpritzte und lief, fingen die
im Tiſch eingeſchnittenen Kanaͤle wieder auf. So bleibt
die Tafel einige Zeit liegen, und wird dann eingemacht.
Daß dieſe Arbeit ungeſund iſt, zeigt die elende Farbe die-
ſer Leute, ihre keichende Sprache, ihre welke Haut ꝛc. Es
ſind ihrer 10. ſie wechſeln alle Tage ab, jeder arbeitet nur
3. Wochen im Monat ꝛc. Ich wuͤrde von einer ſo praͤch-
tigen Arbeit, um meinem Vergnuͤgen bei Manufakturen
Genuͤge zu thun, noch mehr Erkundigungen eingezogen
haben, haͤtte nicht das Weib, das mich herumfuͤhrte, ſo
gar unverſtaͤndlich und ſchlecht geſprochen. Von da be-
ſuchte ich
L’Hôtel des Enfans trouvez; nahe bei der Kir-
che Notre Dame. Ein ſchoͤnes wohleingerichtetes Haus
mit langen Saͤlen, breiten Treppen, der Erziehung der
armen und unehlichen Kinder gewidmet. Unten iſt eine
eigene Kirche, oben ein Bureau fuͤr dieſes wichtige und in
Paris freilich unentbehrliche Inſtitut. Eine Menge
Frauen verwenden da ihre Liebe und chriſtliche Sorgfalt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/263>, abgerufen am 22.11.2024.
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