nen Stollen der Tafel, wohl mit Oel eingeschmiert, her- um. Doch das ist das Wenigste. Steigt man eine Treppe hinunter in einen Keller, wo viele Lichter angezün- det werden müssen, so sieht man, daß der ganze Tisch auf einem eisernen Rost steht, an dem die Stangen pa- rallel und ins Kreuz laufen. Und diese ganze Vorrich- tung kan durch Hebel und mechanische Werkzeuge ganz stäte herabgelassen werden, so daß er, wenn oben die Kö- nigl. Familie daran speißt, mit allem Service, und mit allem, was darauf steht, vor ihren Füssen in die Tiefe hinabsinkt, und verschwindet. Sieht man unten dem kommenden Tische zu, so entdeckt man, daß er mit seinem Rost, mit allen seinen Stangen, in Einschnitte im Bo- den, die völlig passend sind, hinabsinkt, und einem an- dern Tische von der nemlichen Grösse und Rundung, der an der Seite steht, und jetzt in die Mitte gezogen wird, Platz macht. Dieser Tisch ist indessen, daß der König mit seiner Gesellschaft vom ersten Service speist, mit dem andern bedeckt worden, und wird nun durch eben diese Kräfte, mit leichter Mühe, und in wenig Minuten, ins Zimmer hinauf vor die Füsse des Königs gewunden, so daß die ganze Gesellschaft sitzen bleibt, und keine Bedie- nung sich sehen läßt, und doch das ganze Essen und alles Geräthe verändert wird. Ich stieg, weil ich hier unten die eigentlichen Triebwerke noch nicht sehen konnte, noch eine Treppe tiefer in das Gewölbe hinab, und fand an der Wand ein oder zwei Kurbeln, die ein Lakai treiben kan, wodurch das ganze herrliche Werk, das, ohne viel Platz einzunehmen, nur an den Wänden herum vertheilt, und doch so schön eingerichtet ist, daß eins immer ins an- dre greift, ohne Lärmen und Geräusch zu machen, in Be- wegung gesetzt wird. Ueber dieser Tafel sind noch 4.
Servi-
nen Stollen der Tafel, wohl mit Oel eingeſchmiert, her- um. Doch das iſt das Wenigſte. Steigt man eine Treppe hinunter in einen Keller, wo viele Lichter angezuͤn- det werden muͤſſen, ſo ſieht man, daß der ganze Tiſch auf einem eiſernen Roſt ſteht, an dem die Stangen pa- rallel und ins Kreuz laufen. Und dieſe ganze Vorrich- tung kan durch Hebel und mechaniſche Werkzeuge ganz ſtaͤte herabgelaſſen werden, ſo daß er, wenn oben die Koͤ- nigl. Familie daran ſpeißt, mit allem Service, und mit allem, was darauf ſteht, vor ihren Fuͤſſen in die Tiefe hinabſinkt, und verſchwindet. Sieht man unten dem kommenden Tiſche zu, ſo entdeckt man, daß er mit ſeinem Roſt, mit allen ſeinen Stangen, in Einſchnitte im Bo- den, die voͤllig paſſend ſind, hinabſinkt, und einem an- dern Tiſche von der nemlichen Groͤſſe und Rundung, der an der Seite ſteht, und jetzt in die Mitte gezogen wird, Platz macht. Dieſer Tiſch iſt indeſſen, daß der Koͤnig mit ſeiner Geſellſchaft vom erſten Service ſpeiſt, mit dem andern bedeckt worden, und wird nun durch eben dieſe Kraͤfte, mit leichter Muͤhe, und in wenig Minuten, ins Zimmer hinauf vor die Fuͤſſe des Koͤnigs gewunden, ſo daß die ganze Geſellſchaft ſitzen bleibt, und keine Bedie- nung ſich ſehen laͤßt, und doch das ganze Eſſen und alles Geraͤthe veraͤndert wird. Ich ſtieg, weil ich hier unten die eigentlichen Triebwerke noch nicht ſehen konnte, noch eine Treppe tiefer in das Gewoͤlbe hinab, und fand an der Wand ein oder zwei Kurbeln, die ein Lakai treiben kan, wodurch das ganze herrliche Werk, das, ohne viel Platz einzunehmen, nur an den Waͤnden herum vertheilt, und doch ſo ſchoͤn eingerichtet iſt, daß eins immer ins an- dre greift, ohne Laͤrmen und Geraͤuſch zu machen, in Be- wegung geſetzt wird. Ueber dieſer Tafel ſind noch 4.
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nen Stollen der Tafel, wohl mit Oel eingeſchmiert, her-
um. Doch das iſt das Wenigſte. Steigt man eine
Treppe hinunter in einen Keller, wo viele Lichter angezuͤn-
det werden muͤſſen, ſo ſieht man, daß der ganze Tiſch
auf einem eiſernen Roſt ſteht, an dem die Stangen pa-
rallel und ins Kreuz laufen. Und dieſe ganze Vorrich-
tung kan durch Hebel und mechaniſche Werkzeuge ganz
ſtaͤte herabgelaſſen werden, ſo daß er, wenn oben die Koͤ-
nigl. Familie daran ſpeißt, mit allem Service, und mit
allem, was darauf ſteht, vor ihren Fuͤſſen in die Tiefe
hinabſinkt, und verſchwindet. Sieht man unten dem
kommenden Tiſche zu, ſo entdeckt man, daß er mit ſeinem
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den, die voͤllig paſſend ſind, hinabſinkt, und einem an-
dern Tiſche von der nemlichen Groͤſſe und Rundung, der
an der Seite ſteht, und jetzt in die Mitte gezogen wird,
Platz macht. Dieſer Tiſch iſt indeſſen, daß der Koͤnig
mit ſeiner Geſellſchaft vom erſten Service ſpeiſt, mit dem
andern bedeckt worden, und wird nun durch eben dieſe
Kraͤfte, mit leichter Muͤhe, und in wenig Minuten, ins
Zimmer hinauf vor die Fuͤſſe des Koͤnigs gewunden, ſo
daß die ganze Geſellſchaft ſitzen bleibt, und keine Bedie-
nung ſich ſehen laͤßt, und doch das ganze Eſſen und alles
Geraͤthe veraͤndert wird. Ich ſtieg, weil ich hier unten
die eigentlichen Triebwerke noch nicht ſehen konnte, noch
eine Treppe tiefer in das Gewoͤlbe hinab, und fand an
der Wand ein oder zwei Kurbeln, die ein Lakai treiben
kan, wodurch das ganze herrliche Werk, das, ohne viel
Platz einzunehmen, nur an den Waͤnden herum vertheilt,
und doch ſo ſchoͤn eingerichtet iſt, daß eins immer ins an-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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