Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Serviteurs angebracht; dies sind Aufsätze von Holzrah-
men oder Leisten mit 4. 5. mess ingnen Platten, die man
auf und niederschrauben, und Wein, Brod etc. darauf zu
legen, brauchen kan. Sie können ebenfalls mit geringer
Mühe hinabgewunden, und wieder mit andern Sachen
hinaufgeschickt werden. Es ist so eingerichtet, daß an
der Tafel und an jedem von diesen kleinen Tischen kleine
versteckte Dratzüge sind, an denen unten eine Glocke
hängt. Sobald man oben klingelt, wird der Serviteur
abgehaspelt, von neuen servirt, fehlt etwas, so liegt eine
Karte darauf, und so wieder hinaufgewunden. Die
grosse Tafel sah ich nicht steigen und sinken, aber die klei-
ne sah ich, wie ich wollte, steigen und verschwinden. Man
hat auch erst vor Kurzem bei der Gegenwart des Kaisers
Gebrauch von dieser Einrichtung gemacht. *)

Bemerkungen.

Der Schweizer bei diesem Schlosse machte zugleich
den Wirth. Ich muste aber am hellen Tage thun,
was ich noch nie des Nachts gethan habe, und zum Fen-
ster hineinsteigen, wenn ich was haben wollte. Bei al-
ler sorgfältigen Nachsuchung war im ganzen Hause keine
Thüre zu finden. An jedem Fenster stand eine kleine
Treppe, wie bei uns die Hünersteigen, da musten wir

hinauf-
*) Solche Tables mouvantes oder Konfidenztafeln mit
den darzu gehörigen Serviteurs oder Kammerdienern,
wie der Verfasser hier beschreibt, trift man auch auf
den Schlössern andrer grossen Fürsten in und ausser
Teutschland an. Man nennt sie auch Maschinentafeln.
Herausgeber.
R 5

Serviteurs angebracht; dies ſind Aufſaͤtze von Holzrah-
men oder Leiſten mit 4. 5. meſſ ingnen Platten, die man
auf und niederſchrauben, und Wein, Brod ꝛc. darauf zu
legen, brauchen kan. Sie koͤnnen ebenfalls mit geringer
Muͤhe hinabgewunden, und wieder mit andern Sachen
hinaufgeſchickt werden. Es iſt ſo eingerichtet, daß an
der Tafel und an jedem von dieſen kleinen Tiſchen kleine
verſteckte Dratzuͤge ſind, an denen unten eine Glocke
haͤngt. Sobald man oben klingelt, wird der Serviteur
abgehaſpelt, von neuen ſervirt, fehlt etwas, ſo liegt eine
Karte darauf, und ſo wieder hinaufgewunden. Die
groſſe Tafel ſah ich nicht ſteigen und ſinken, aber die klei-
ne ſah ich, wie ich wollte, ſteigen und verſchwinden. Man
hat auch erſt vor Kurzem bei der Gegenwart des Kaiſers
Gebrauch von dieſer Einrichtung gemacht. *)

Bemerkungen.

Der Schweizer bei dieſem Schloſſe machte zugleich
den Wirth. Ich muſte aber am hellen Tage thun,
was ich noch nie des Nachts gethan habe, und zum Fen-
ſter hineinſteigen, wenn ich was haben wollte. Bei al-
ler ſorgfaͤltigen Nachſuchung war im ganzen Hauſe keine
Thuͤre zu finden. An jedem Fenſter ſtand eine kleine
Treppe, wie bei uns die Huͤnerſteigen, da muſten wir

hinauf-
*) Solche Tables mouvantes oder Konfidenztafeln mit
den darzu gehoͤrigen Serviteurs oder Kammerdienern,
wie der Verfaſſer hier beſchreibt, trift man auch auf
den Schloͤſſern andrer groſſen Fuͤrſten in und auſſer
Teutſchland an. Man nennt ſie auch Maſchinentafeln.
Herausgeber.
R 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0289" n="265"/>
Serviteurs angebracht; dies &#x017F;ind Auf&#x017F;a&#x0364;tze von Holzrah-<lb/>
men oder Lei&#x017F;ten mit 4. 5. me&#x017F;&#x017F; ingnen Platten, die man<lb/>
auf und nieder&#x017F;chrauben, und Wein, Brod &#xA75B;c. darauf zu<lb/>
legen, brauchen kan. Sie ko&#x0364;nnen ebenfalls mit geringer<lb/>
Mu&#x0364;he hinabgewunden, und wieder mit andern Sachen<lb/>
hinaufge&#x017F;chickt werden. Es i&#x017F;t &#x017F;o eingerichtet, daß an<lb/>
der Tafel und an jedem von die&#x017F;en kleinen Ti&#x017F;chen kleine<lb/>
ver&#x017F;teckte Dratzu&#x0364;ge &#x017F;ind, an denen unten eine Glocke<lb/>
ha&#x0364;ngt. Sobald man oben klingelt, wird der Serviteur<lb/>
abgeha&#x017F;pelt, von neuen &#x017F;ervirt, fehlt etwas, &#x017F;o liegt eine<lb/>
Karte darauf, und &#x017F;o wieder hinaufgewunden. Die<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Tafel &#x017F;ah ich nicht &#x017F;teigen und &#x017F;inken, aber die klei-<lb/>
ne &#x017F;ah ich, wie ich wollte, &#x017F;teigen und ver&#x017F;chwinden. Man<lb/>
hat auch er&#x017F;t vor Kurzem bei der Gegenwart des Kai&#x017F;ers<lb/>
Gebrauch von die&#x017F;er Einrichtung gemacht. <note place="foot" n="*)">Solche <hi rendition="#aq">Tables mouvantes</hi> oder <hi rendition="#fr">Konfidenztafeln</hi> mit<lb/>
den darzu geho&#x0364;rigen <hi rendition="#aq">Serviteurs</hi> oder <hi rendition="#fr">Kammerdienern,</hi><lb/>
wie der Verfa&#x017F;&#x017F;er hier be&#x017F;chreibt, trift man auch auf<lb/>
den Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern andrer gro&#x017F;&#x017F;en Fu&#x0364;r&#x017F;ten in und au&#x017F;&#x017F;er<lb/><hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland</hi> an. Man nennt &#x017F;ie auch <hi rendition="#fr">Ma&#x017F;chinentafeln.<lb/><hi rendition="#et">Herausgeber.</hi></hi></note></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Bemerkungen.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Schweizer bei die&#x017F;em Schlo&#x017F;&#x017F;e machte zugleich<lb/>
den <hi rendition="#fr">Wirth.</hi> Ich mu&#x017F;te aber am hellen Tage thun,<lb/>
was ich noch nie des Nachts gethan habe, und zum Fen-<lb/>
&#x017F;ter hinein&#x017F;teigen, wenn ich was haben wollte. Bei al-<lb/>
ler &#x017F;orgfa&#x0364;ltigen Nach&#x017F;uchung war im ganzen Hau&#x017F;e keine<lb/>
Thu&#x0364;re zu finden. An jedem Fen&#x017F;ter &#x017F;tand eine kleine<lb/>
Treppe, wie bei uns die Hu&#x0364;ner&#x017F;teigen, da mu&#x017F;ten wir<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 5</fw><fw place="bottom" type="catch">hinauf-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0289] Serviteurs angebracht; dies ſind Aufſaͤtze von Holzrah- men oder Leiſten mit 4. 5. meſſ ingnen Platten, die man auf und niederſchrauben, und Wein, Brod ꝛc. darauf zu legen, brauchen kan. Sie koͤnnen ebenfalls mit geringer Muͤhe hinabgewunden, und wieder mit andern Sachen hinaufgeſchickt werden. Es iſt ſo eingerichtet, daß an der Tafel und an jedem von dieſen kleinen Tiſchen kleine verſteckte Dratzuͤge ſind, an denen unten eine Glocke haͤngt. Sobald man oben klingelt, wird der Serviteur abgehaſpelt, von neuen ſervirt, fehlt etwas, ſo liegt eine Karte darauf, und ſo wieder hinaufgewunden. Die groſſe Tafel ſah ich nicht ſteigen und ſinken, aber die klei- ne ſah ich, wie ich wollte, ſteigen und verſchwinden. Man hat auch erſt vor Kurzem bei der Gegenwart des Kaiſers Gebrauch von dieſer Einrichtung gemacht. *) Bemerkungen. Der Schweizer bei dieſem Schloſſe machte zugleich den Wirth. Ich muſte aber am hellen Tage thun, was ich noch nie des Nachts gethan habe, und zum Fen- ſter hineinſteigen, wenn ich was haben wollte. Bei al- ler ſorgfaͤltigen Nachſuchung war im ganzen Hauſe keine Thuͤre zu finden. An jedem Fenſter ſtand eine kleine Treppe, wie bei uns die Huͤnerſteigen, da muſten wir hinauf- *) Solche Tables mouvantes oder Konfidenztafeln mit den darzu gehoͤrigen Serviteurs oder Kammerdienern, wie der Verfaſſer hier beſchreibt, trift man auch auf den Schloͤſſern andrer groſſen Fuͤrſten in und auſſer Teutſchland an. Man nennt ſie auch Maſchinentafeln. Herausgeber. R 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/289
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/289>, abgerufen am 22.11.2024.