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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Haufen hölzerner Kasten über einander, alles voll Pflan-
zen, aus Frankreich und Ost und Westindien.
2) Seine Sämereien und Holzarten. -- Von
Früchten kont' ich nichts von ihm bekommen, als Fruit
d'un palmier.
Die rarsten und merkwürdigsten stehen
in seinem Werk. Er hatte alle Werkzeuge der Wilden
zu ihrem Maniok, die schön gearbeitet sind. Bois de
Cayenne
hatte er sehr viel. Eine Art Cedrus aus der
Provence, die den lieblichsten Violengeruch verbreitet,
stärker als der Violenstein.
3) Seine Konchylien. Diese lagen in Schub-
laden auf dem weichen vegetabilischen Wesen, das Tour-
nefort
Saiba, Linne' aber Bombax nennt. Er hatte
fast zu allen Geschlechten eigne Schubladen, und bei je-
der Art viele Varietäten, sonderlich die kleinen Spielar-
ten, die grossen hat er meist weggegeben. Er sagte mir,
er hätte seit einem Jahr die Kasten nicht aufgemacht;
er hatte auch keine Zettel dabei. Um die systematischen
Namen bekümmert er sich auch eben nicht viel, aber mit
einem Blick konnte er gleich wissen, welche Stücke nach
Ostindien gehören, und welche aus Amerika sind. Er
kennt sie an der Bildung, die immer anders ist, und
an den Farben, die immer brennender und lebhafter sind
an den ostindianischen Stücken, als an denen aus Ame-
rika.
Es läßt sich nicht beschreiben, aber ich selber er-
rieths nach einer Viertelstunde, so wie wir von einem
Schrank zum andern kamen, fast immer. Vielleicht
sind wenig Konchyliensammlungen in Paris, wo die
Stücke alle so ganz, so wohl erhalten sind, wie hier. Er
hat sie alle meist selbst gesammelt, und in Kuffern, die
Etagen über Etagen hatten, nebst dem Pflanzen, mit
vieler
Haufen hoͤlzerner Kaſten uͤber einander, alles voll Pflan-
zen, aus Frankreich und Oſt und Weſtindien.
2) Seine Saͤmereien und Holzarten. — Von
Fruͤchten kont’ ich nichts von ihm bekommen, als Fruit
d’un palmier.
Die rarſten und merkwuͤrdigſten ſtehen
in ſeinem Werk. Er hatte alle Werkzeuge der Wilden
zu ihrem Maniok, die ſchoͤn gearbeitet ſind. Bois de
Cayenne
hatte er ſehr viel. Eine Art Cedrus aus der
Provence, die den lieblichſten Violengeruch verbreitet,
ſtaͤrker als der Violenſtein.
3) Seine Konchylien. Dieſe lagen in Schub-
laden auf dem weichen vegetabiliſchen Weſen, das Tour-
nefort
Saiba, Linne’ aber Bombax nennt. Er hatte
faſt zu allen Geſchlechten eigne Schubladen, und bei je-
der Art viele Varietaͤten, ſonderlich die kleinen Spielar-
ten, die groſſen hat er meiſt weggegeben. Er ſagte mir,
er haͤtte ſeit einem Jahr die Kaſten nicht aufgemacht;
er hatte auch keine Zettel dabei. Um die ſyſtematiſchen
Namen bekuͤmmert er ſich auch eben nicht viel, aber mit
einem Blick konnte er gleich wiſſen, welche Stuͤcke nach
Oſtindien gehoͤren, und welche aus Amerika ſind. Er
kennt ſie an der Bildung, die immer anders iſt, und
an den Farben, die immer brennender und lebhafter ſind
an den oſtindianiſchen Stuͤcken, als an denen aus Ame-
rika.
Es laͤßt ſich nicht beſchreiben, aber ich ſelber er-
rieths nach einer Viertelſtunde, ſo wie wir von einem
Schrank zum andern kamen, faſt immer. Vielleicht
ſind wenig Konchylienſammlungen in Paris, wo die
Stuͤcke alle ſo ganz, ſo wohl erhalten ſind, wie hier. Er
hat ſie alle meiſt ſelbſt geſammelt, und in Kuffern, die
Etagen uͤber Etagen hatten, nebſt dem Pflanzen, mit
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[284/0308] Haufen hoͤlzerner Kaſten uͤber einander, alles voll Pflan- zen, aus Frankreich und Oſt und Weſtindien. 2) Seine Saͤmereien und Holzarten. — Von Fruͤchten kont’ ich nichts von ihm bekommen, als Fruit d’un palmier. Die rarſten und merkwuͤrdigſten ſtehen in ſeinem Werk. Er hatte alle Werkzeuge der Wilden zu ihrem Maniok, die ſchoͤn gearbeitet ſind. Bois de Cayenne hatte er ſehr viel. Eine Art Cedrus aus der Provence, die den lieblichſten Violengeruch verbreitet, ſtaͤrker als der Violenſtein. 3) Seine Konchylien. Dieſe lagen in Schub- laden auf dem weichen vegetabiliſchen Weſen, das Tour- nefort Saiba, Linne’ aber Bombax nennt. Er hatte faſt zu allen Geſchlechten eigne Schubladen, und bei je- der Art viele Varietaͤten, ſonderlich die kleinen Spielar- ten, die groſſen hat er meiſt weggegeben. Er ſagte mir, er haͤtte ſeit einem Jahr die Kaſten nicht aufgemacht; er hatte auch keine Zettel dabei. Um die ſyſtematiſchen Namen bekuͤmmert er ſich auch eben nicht viel, aber mit einem Blick konnte er gleich wiſſen, welche Stuͤcke nach Oſtindien gehoͤren, und welche aus Amerika ſind. Er kennt ſie an der Bildung, die immer anders iſt, und an den Farben, die immer brennender und lebhafter ſind an den oſtindianiſchen Stuͤcken, als an denen aus Ame- rika. Es laͤßt ſich nicht beſchreiben, aber ich ſelber er- rieths nach einer Viertelſtunde, ſo wie wir von einem Schrank zum andern kamen, faſt immer. Vielleicht ſind wenig Konchylienſammlungen in Paris, wo die Stuͤcke alle ſo ganz, ſo wohl erhalten ſind, wie hier. Er hat ſie alle meiſt ſelbſt geſammelt, und in Kuffern, die Etagen uͤber Etagen hatten, nebſt dem Pflanzen, mit vieler

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/308>, abgerufen am 02.06.2024.