Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
sehen. Klopfte man mit dem Schlüssel, mit einem Mes-
ser darauf, so tönte es, wie wenn man auf Knochen
schlägt. Die obere Lippe hatte vorne auch so eine zugespitz-
te Verlängerung, so eine Art von Finger, wie der Ele-
phant hat etc.
3) Le Rat Musc, wie man sagte, hatte kleine bor-
stige Haare, schwarzbraun weis etc.
4) Ein Onocrotalus. Die Tasche war doch nicht
so gros, wie man sie oft mahlt. Die obere Mandibula
hatte sehr deutliche Lacinias und vorne einen Hacken.
Die Schwimmhaut war ein sehr grosser Lappen und doch
konnte der Vogel sehr schnell laufen.

Es war auch ein Bär da, der jetzt ganz schwarz-
braun war, der aber vor 10. Jahren, wie er ankam, ganz
weis gewesen seyn soll. Desgleichen ein Hirsch, dem
das eine Horn auf, das andere abwärts gebogen war.
Man wies mir auch ein Thier, das vom Wolf und
Hund
erzeugt seyn soll. S. Buffon's Nat. Gesch.

Heut Abend sah ich auch noch im Vogelhause eines
Privatmanns einen Kanarienvogel, der auf dem Rü-
cken braun war.

L'Orangerie. Sie ist sehr ansehnlich, zahlreich,
und besonders deswegen merkwürdig, weil so viel al-
te Bäume darin vorhandeu sind. Sie sind zum
Theil noch von Franz I. aus Italien gebracht worden.
Einer ist 362. Jahre alt, ist noch vom Vater des grossen
Konnetable von Bourbon gekauft worden, und hat gra-
de die Höhe der Thüre, wo im Winter die Kasten hinein
kommen. Deswegen heißt er auch der Konnetable
Bourbon
und trägt noch. Seine Krone hat 18.

Schuh
ſehen. Klopfte man mit dem Schluͤſſel, mit einem Meſ-
ſer darauf, ſo toͤnte es, wie wenn man auf Knochen
ſchlaͤgt. Die obere Lippe hatte vorne auch ſo eine zugeſpitz-
te Verlaͤngerung, ſo eine Art von Finger, wie der Ele-
phant hat ꝛc.
3) Le Rat Muſc, wie man ſagte, hatte kleine bor-
ſtige Haare, ſchwarzbraun weis ꝛc.
4) Ein Onocrotalus. Die Taſche war doch nicht
ſo gros, wie man ſie oft mahlt. Die obere Mandibula
hatte ſehr deutliche Lacinias und vorne einen Hacken.
Die Schwimmhaut war ein ſehr groſſer Lappen und doch
konnte der Vogel ſehr ſchnell laufen.

Es war auch ein Baͤr da, der jetzt ganz ſchwarz-
braun war, der aber vor 10. Jahren, wie er ankam, ganz
weis geweſen ſeyn ſoll. Desgleichen ein Hirſch, dem
das eine Horn auf, das andere abwaͤrts gebogen war.
Man wies mir auch ein Thier, das vom Wolf und
Hund
erzeugt ſeyn ſoll. S. Buffon’s Nat. Geſch.

Heut Abend ſah ich auch noch im Vogelhauſe eines
Privatmanns einen Kanarienvogel, der auf dem Ruͤ-
cken braun war.

L’Orangerie. Sie iſt ſehr anſehnlich, zahlreich,
und beſonders deswegen merkwuͤrdig, weil ſo viel al-
te Baͤume darin vorhandeu ſind. Sie ſind zum
Theil noch von Franz I. aus Italien gebracht worden.
Einer iſt 362. Jahre alt, iſt noch vom Vater des groſſen
Konnetable von Bourbon gekauft worden, und hat gra-
de die Hoͤhe der Thuͤre, wo im Winter die Kaſten hinein
kommen. Deswegen heißt er auch der Konnetable
Bourbon
und traͤgt noch. Seine Krone hat 18.

Schuh
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0320" n="296"/>
&#x017F;ehen. Klopfte man mit dem Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el, mit einem Me&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er darauf, &#x017F;o to&#x0364;nte es, wie wenn man auf Knochen<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt. Die obere Lippe hatte vorne auch &#x017F;o eine zuge&#x017F;pitz-<lb/>
te Verla&#x0364;ngerung, &#x017F;o eine Art von Finger, wie der Ele-<lb/>
phant hat &#xA75B;c.</item><lb/>
              <item>3) <hi rendition="#aq">Le <hi rendition="#i">Rat Mu&#x017F;c</hi>,</hi> wie man &#x017F;agte, hatte kleine bor-<lb/>
&#x017F;tige Haare, &#x017F;chwarzbraun weis &#xA75B;c.</item><lb/>
              <item>4) Ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Onocrotalus.</hi></hi> Die Ta&#x017F;che war doch nicht<lb/>
&#x017F;o gros, wie man &#x017F;ie oft mahlt. Die obere <hi rendition="#aq">Mandibula</hi><lb/>
hatte &#x017F;ehr deutliche <hi rendition="#aq">Lacinias</hi> und vorne einen Hacken.<lb/>
Die Schwimmhaut war ein &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;er Lappen und doch<lb/>
konnte der Vogel &#x017F;ehr &#x017F;chnell laufen.</item>
            </list><lb/>
            <p>Es war auch ein <hi rendition="#fr">Ba&#x0364;r</hi> da, der jetzt ganz &#x017F;chwarz-<lb/>
braun war, der aber vor 10. Jahren, wie er ankam, ganz<lb/>
weis gewe&#x017F;en &#x017F;eyn &#x017F;oll. Desgleichen ein <hi rendition="#fr">Hir&#x017F;ch,</hi> dem<lb/>
das eine Horn auf, das andere abwa&#x0364;rts gebogen war.<lb/>
Man wies mir auch ein Thier, das vom <hi rendition="#fr">Wolf und<lb/>
Hund</hi> erzeugt &#x017F;eyn &#x017F;oll. S. <hi rendition="#fr">Buffon</hi>&#x2019;s Nat. Ge&#x017F;ch.</p><lb/>
            <p>Heut Abend &#x017F;ah ich auch noch im Vogelhau&#x017F;e eines<lb/>
Privatmanns einen <hi rendition="#fr">Kanarienvogel,</hi> der auf dem Ru&#x0364;-<lb/>
cken braun war.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">L&#x2019;Orangerie.</hi> Sie i&#x017F;t &#x017F;ehr an&#x017F;ehnlich, zahlreich,<lb/>
und be&#x017F;onders deswegen merkwu&#x0364;rdig, weil &#x017F;o viel al-<lb/>
te Ba&#x0364;ume darin vorhandeu &#x017F;ind. Sie &#x017F;ind zum<lb/>
Theil noch von <hi rendition="#fr">Franz</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> aus <hi rendition="#fr">Italien</hi> gebracht worden.<lb/>
Einer i&#x017F;t 362. Jahre alt, i&#x017F;t noch vom Vater des gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Konnetable <hi rendition="#fr">von Bourbon</hi> gekauft worden, und hat gra-<lb/>
de die Ho&#x0364;he der Thu&#x0364;re, wo im Winter die Ka&#x017F;ten hinein<lb/>
kommen. Deswegen heißt er auch der <hi rendition="#fr">Konnetable<lb/>
Bourbon</hi> und tra&#x0364;gt noch. Seine Krone hat 18.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schuh</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0320] ſehen. Klopfte man mit dem Schluͤſſel, mit einem Meſ- ſer darauf, ſo toͤnte es, wie wenn man auf Knochen ſchlaͤgt. Die obere Lippe hatte vorne auch ſo eine zugeſpitz- te Verlaͤngerung, ſo eine Art von Finger, wie der Ele- phant hat ꝛc. 3) Le Rat Muſc, wie man ſagte, hatte kleine bor- ſtige Haare, ſchwarzbraun weis ꝛc. 4) Ein Onocrotalus. Die Taſche war doch nicht ſo gros, wie man ſie oft mahlt. Die obere Mandibula hatte ſehr deutliche Lacinias und vorne einen Hacken. Die Schwimmhaut war ein ſehr groſſer Lappen und doch konnte der Vogel ſehr ſchnell laufen. Es war auch ein Baͤr da, der jetzt ganz ſchwarz- braun war, der aber vor 10. Jahren, wie er ankam, ganz weis geweſen ſeyn ſoll. Desgleichen ein Hirſch, dem das eine Horn auf, das andere abwaͤrts gebogen war. Man wies mir auch ein Thier, das vom Wolf und Hund erzeugt ſeyn ſoll. S. Buffon’s Nat. Geſch. Heut Abend ſah ich auch noch im Vogelhauſe eines Privatmanns einen Kanarienvogel, der auf dem Ruͤ- cken braun war. L’Orangerie. Sie iſt ſehr anſehnlich, zahlreich, und beſonders deswegen merkwuͤrdig, weil ſo viel al- te Baͤume darin vorhandeu ſind. Sie ſind zum Theil noch von Franz I. aus Italien gebracht worden. Einer iſt 362. Jahre alt, iſt noch vom Vater des groſſen Konnetable von Bourbon gekauft worden, und hat gra- de die Hoͤhe der Thuͤre, wo im Winter die Kaſten hinein kommen. Deswegen heißt er auch der Konnetable Bourbon und traͤgt noch. Seine Krone hat 18. Schuh

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/320
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/320>, abgerufen am 22.11.2024.