Schuh im Durchmesser, und 54 Schuh im Umkreis. *) Im Orangeriehause, das wegen seinen majestätischen Gewölben merkwürdig ist, steht eine Egyptische Göttin, die Turenne an Louis XIV. schickte, und die, wie man versicherte, in der Donau soll gefunden worden seyn. Da wo die Gewölber von beiden Flügeln zusammenstos- sen, läßt die Königin -- denn es ist gleich unter der Terasse vor dem Schlosse, -- zuweilen Koncert machen, und die Wirkung, die's hier thut, soll ganz unvergleich- lich seyn. In der Mitte der einen Hälfte steht in einer Nische eine Bildsäule von Louis XIV. von Dujardin. Die Unterschrift: Pace beat totum belic qui ter- ruit orbem, ist im Tone der Franzosen, aber die Rö- mische Kleidung, die er dem König gegeben hat, ist ein Meisterstück.
Les Grands Escaliers. -- Auf eben dieser Sei- te sind hinter dem Schlosse, gegen den Park zu, unten an der Terrasse 2. grosse Treppen, die eben so prächtig, als wichtig sind. Sie sind ausserordentlich breit. Je- de hat in 4. Absätzen 110. Stuffen. Unten sind Gewöl- ber, und zwischen innen liegt die ganze Orangerie. Diese 2. grossen Treppen stützen den ganzen Berg, auf dem das Schlos gebaut ist. Sie sind die Bastionen, die Con- treforts von der ganzen schrecklichen Masse: denn der Berg, auf dem das alles, was Ludwig der 14. zu dem schon vorhandenen Schlos von Louis XIII. hinzubaute, aufgeführt ist, ist gröstentheils auch erst durch Menschen- hände zusammengeführt worden, und soll unten fast ganz
hohl
*) S. das erste Stück des Grossen und Schönen in der Natur.
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Schuh im Durchmeſſer, und 54 Schuh im Umkreis. *) Im Orangeriehauſe, das wegen ſeinen majeſtaͤtiſchen Gewoͤlben merkwuͤrdig iſt, ſteht eine Egyptiſche Goͤttin, die Turenne an Louis XIV. ſchickte, und die, wie man verſicherte, in der Donau ſoll gefunden worden ſeyn. Da wo die Gewoͤlber von beiden Fluͤgeln zuſammenſtoſ- ſen, laͤßt die Koͤnigin — denn es iſt gleich unter der Teraſſe vor dem Schloſſe, — zuweilen Koncert machen, und die Wirkung, die’s hier thut, ſoll ganz unvergleich- lich ſeyn. In der Mitte der einen Haͤlfte ſteht in einer Niſche eine Bildſaͤule von Louis XIV. von Dujardin. Die Unterſchrift: Pace beat totum belic qui ter- ruit orbem, iſt im Tone der Franzoſen, aber die Roͤ- miſche Kleidung, die er dem Koͤnig gegeben hat, iſt ein Meiſterſtuͤck.
Les Grands Eſcaliers. — Auf eben dieſer Sei- te ſind hinter dem Schloſſe, gegen den Park zu, unten an der Terraſſe 2. groſſe Treppen, die eben ſo praͤchtig, als wichtig ſind. Sie ſind auſſerordentlich breit. Je- de hat in 4. Abſaͤtzen 110. Stuffen. Unten ſind Gewoͤl- ber, und zwiſchen innen liegt die ganze Orangerie. Dieſe 2. groſſen Treppen ſtuͤtzen den ganzen Berg, auf dem das Schlos gebaut iſt. Sie ſind die Baſtionen, die Con- treforts von der ganzen ſchrecklichen Maſſe: denn der Berg, auf dem das alles, was Ludwig der 14. zu dem ſchon vorhandenen Schlos von Louis XIII. hinzubaute, aufgefuͤhrt iſt, iſt groͤſtentheils auch erſt durch Menſchen- haͤnde zuſammengefuͤhrt worden, und ſoll unten faſt ganz
hohl
*) S. das erſte Stuͤck des Groſſen und Schoͤnen in der Natur.
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Schuh im Durchmeſſer, und 54 Schuh im Umkreis. *)
Im Orangeriehauſe, das wegen ſeinen majeſtaͤtiſchen
Gewoͤlben merkwuͤrdig iſt, ſteht eine Egyptiſche Goͤttin,
die Turenne an Louis XIV. ſchickte, und die, wie man
verſicherte, in der Donau ſoll gefunden worden ſeyn.
Da wo die Gewoͤlber von beiden Fluͤgeln zuſammenſtoſ-
ſen, laͤßt die Koͤnigin — denn es iſt gleich unter der
Teraſſe vor dem Schloſſe, — zuweilen Koncert machen,
und die Wirkung, die’s hier thut, ſoll ganz unvergleich-
lich ſeyn. In der Mitte der einen Haͤlfte ſteht in einer
Niſche eine Bildſaͤule von Louis XIV. von Dujardin.
Die Unterſchrift: Pace beat totum belic qui ter-
ruit orbem, iſt im Tone der Franzoſen, aber die Roͤ-
miſche Kleidung, die er dem Koͤnig gegeben hat, iſt ein
Meiſterſtuͤck.
Les Grands Eſcaliers. — Auf eben dieſer Sei-
te ſind hinter dem Schloſſe, gegen den Park zu, unten
an der Terraſſe 2. groſſe Treppen, die eben ſo praͤchtig,
als wichtig ſind. Sie ſind auſſerordentlich breit. Je-
de hat in 4. Abſaͤtzen 110. Stuffen. Unten ſind Gewoͤl-
ber, und zwiſchen innen liegt die ganze Orangerie. Dieſe
2. groſſen Treppen ſtuͤtzen den ganzen Berg, auf dem das
Schlos gebaut iſt. Sie ſind die Baſtionen, die Con-
treforts von der ganzen ſchrecklichen Maſſe: denn der
Berg, auf dem das alles, was Ludwig der 14. zu dem
ſchon vorhandenen Schlos von Louis XIII. hinzubaute,
aufgefuͤhrt iſt, iſt groͤſtentheils auch erſt durch Menſchen-
haͤnde zuſammengefuͤhrt worden, und ſoll unten faſt ganz
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*) S. das erſte Stuͤck des Groſſen und Schoͤnen in
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/321>, abgerufen am 22.11.2024.
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