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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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sungen wurde, und mit einer feierlich langsamschweben-
den Kirchenmusik begleitet war, gab er den Hut weg,
und nahm ihn nachher wieder. Es kam auch mehr als
ein Aumonier, schwarz gekleidet, mit ihm. Nach der
Messe drang die Menge des Volks -- alles in den
schönsten Kleidern, (ich sah einen aus der Kirche wegfüh-
ren, der keinen Degen hatte,) -- nach der grossen Galle-
rie,
wo der König durchkommen muste, und da ging er
dann wieder von der Garde mit Gewehr umringt, sehr
gnädig und freundlich durch die Menge hindurch. Was
da für ein Gewühl in den Grands Appartemens ist,
ist unbeschreiblich. Eine Menge Gerüche aus so vielen
Flacons nehmen einem den Kopf ein. Alle Nationen
findet man da, unten in Park hört man das Getümmel
sogar, es ist wie die Messe in Strasburg, wie die
Börse in Hamburg etc.

Les Appartements des Mesdames, der Tan-
ten des Königs. Weil die Königin eine Anwandlung
vom Fieber hatte, so war's nicht möglich, ihre Zimmer
zu besehen: aber die Mesdames waren in Bellevue,
und die Schweizer verdienen gern Geld von den Frem-
den. Was man da sieht, ist Königlich, und in jedem
Zimmer sieht man viel, und vielerlei. Die Umhänge
und Betten waren überall unies, eben der geflamte
herrliche Zeug, den ich in Choisy le Roi schon bewun-
dert hatte.

Bei der Mdme. Sophie sah ich besonders 1) Por-
zellän von Seve,
das an Schönheit, Weisse und Ver-
goldungen dem Meißner wahrhaftig nicht viel nachgibt.
Nur, dünkt mir, ist es nicht so leicht wie jenes. 2) Ei-
ne Platte en Mosaique von den Gegenden um Ver-

sailles.
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ſungen wurde, und mit einer feierlich langſamſchweben-
den Kirchenmuſik begleitet war, gab er den Hut weg,
und nahm ihn nachher wieder. Es kam auch mehr als
ein Aumonier, ſchwarz gekleidet, mit ihm. Nach der
Meſſe drang die Menge des Volks — alles in den
ſchoͤnſten Kleidern, (ich ſah einen aus der Kirche wegfuͤh-
ren, der keinen Degen hatte,) — nach der groſſen Galle-
rie,
wo der Koͤnig durchkommen muſte, und da ging er
dann wieder von der Garde mit Gewehr umringt, ſehr
gnaͤdig und freundlich durch die Menge hindurch. Was
da fuͤr ein Gewuͤhl in den Grands Appartemens iſt,
iſt unbeſchreiblich. Eine Menge Geruͤche aus ſo vielen
Flacons nehmen einem den Kopf ein. Alle Nationen
findet man da, unten in Park hoͤrt man das Getuͤmmel
ſogar, es iſt wie die Meſſe in Strasburg, wie die
Boͤrſe in Hamburg ꝛc.

Les Appartements des Mesdames, der Tan-
ten des Koͤnigs. Weil die Koͤnigin eine Anwandlung
vom Fieber hatte, ſo war’s nicht moͤglich, ihre Zimmer
zu beſehen: aber die Mesdames waren in Bellevue,
und die Schweizer verdienen gern Geld von den Frem-
den. Was man da ſieht, iſt Koͤniglich, und in jedem
Zimmer ſieht man viel, und vielerlei. Die Umhaͤnge
und Betten waren uͤberall unies, eben der geflamte
herrliche Zeug, den ich in Choiſy le Roi ſchon bewun-
dert hatte.

Bei der Mdme. Sophie ſah ich beſonders 1) Por-
zellaͤn von Seve,
das an Schoͤnheit, Weiſſe und Ver-
goldungen dem Meißner wahrhaftig nicht viel nachgibt.
Nur, duͤnkt mir, iſt es nicht ſo leicht wie jenes. 2) Ei-
ne Platte en Moſaique von den Gegenden um Ver-

ſailles.
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[309/0333] ſungen wurde, und mit einer feierlich langſamſchweben- den Kirchenmuſik begleitet war, gab er den Hut weg, und nahm ihn nachher wieder. Es kam auch mehr als ein Aumonier, ſchwarz gekleidet, mit ihm. Nach der Meſſe drang die Menge des Volks — alles in den ſchoͤnſten Kleidern, (ich ſah einen aus der Kirche wegfuͤh- ren, der keinen Degen hatte,) — nach der groſſen Galle- rie, wo der Koͤnig durchkommen muſte, und da ging er dann wieder von der Garde mit Gewehr umringt, ſehr gnaͤdig und freundlich durch die Menge hindurch. Was da fuͤr ein Gewuͤhl in den Grands Appartemens iſt, iſt unbeſchreiblich. Eine Menge Geruͤche aus ſo vielen Flacons nehmen einem den Kopf ein. Alle Nationen findet man da, unten in Park hoͤrt man das Getuͤmmel ſogar, es iſt wie die Meſſe in Strasburg, wie die Boͤrſe in Hamburg ꝛc. Les Appartements des Mesdames, der Tan- ten des Koͤnigs. Weil die Koͤnigin eine Anwandlung vom Fieber hatte, ſo war’s nicht moͤglich, ihre Zimmer zu beſehen: aber die Mesdames waren in Bellevue, und die Schweizer verdienen gern Geld von den Frem- den. Was man da ſieht, iſt Koͤniglich, und in jedem Zimmer ſieht man viel, und vielerlei. Die Umhaͤnge und Betten waren uͤberall unies, eben der geflamte herrliche Zeug, den ich in Choiſy le Roi ſchon bewun- dert hatte. Bei der Mdme. Sophie ſah ich beſonders 1) Por- zellaͤn von Seve, das an Schoͤnheit, Weiſſe und Ver- goldungen dem Meißner wahrhaftig nicht viel nachgibt. Nur, duͤnkt mir, iſt es nicht ſo leicht wie jenes. 2) Ei- ne Platte en Moſaique von den Gegenden um Ver- ſailles. U 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/333>, abgerufen am 22.11.2024.