failles. Der Kerl machte mir eine drollige Beschreibung von der Arbeit, weil er sie nicht zu nennen wuste; sie war aber in der That schön. In Frankreich gibts noch we- nig Leute, die das können. 3) Ihre Toilette; alles war mit einem kostbaren Umhang verdeckt. Wir hoben ihn auf, und sahen die schönsten Dosen, Büchsen, Fla- cons etc. 4) Gemälde von der Königl. Familie. Mme. Clotilde als Piemont mit der Guitarre in der Hand, war, nach meiner Empfindung, die schönste.
Bei der Mad. Victoire auf der andern Seite fand ich noch die Wintermeublen, viele Sachen von grünem Sammt. Man verändert im Schlosse nur zweimahl, Sommermeublen und Wintermeublen. Die grünen Betten waren reich und schwer mit Gold gestickt. Sie hatte a) Ein Gemälde vom verstorbenen Dauphin und seiner Gemalin.b) Die jetzige Königin in Mi- gniatur in einer Rose, gar fein. c) Clavier und eine Orgel in einem Kasten von Rosenholz. d) Einen Al- manac astrologique, eine kleine Bibliothek, La Ste. Bible etlichemahl etc. etc.
La Salle de l'Opera. Eins der grösten Meister- stücke in Versailles, das einen Theil des Schlosses aus- macht. Es sind 5. Reihen Logen über einander. Die oberste hat Ochsenaugen statt der Fenster. Die Königl. Loge hat nicht viel prächtiges. Die Gallerien sind nach dem Rang der Personen vertheilt. Das Theater hat ei- nen erstaunlichen Umfang, ist sehr hoch und eben so tief. Man macht kleine Löcher auf, und läßt hinabsehen, wie tief alles ausgegraben ist, um die mechanischen Werkzeu- ge zur Veränderung der Dekorationen anzubringen, und man sieht auch wirklich ein ausserordentlich zusammenge-
setztes,
failles. Der Kerl machte mir eine drollige Beſchreibung von der Arbeit, weil er ſie nicht zu nennen wuſte; ſie war aber in der That ſchoͤn. In Frankreich gibts noch we- nig Leute, die das koͤnnen. 3) Ihre Toilette; alles war mit einem koſtbaren Umhang verdeckt. Wir hoben ihn auf, und ſahen die ſchoͤnſten Doſen, Buͤchſen, Fla- cons ꝛc. 4) Gemaͤlde von der Koͤnigl. Familie. Mme. Clotilde als Piemont mit der Guitarre in der Hand, war, nach meiner Empfindung, die ſchoͤnſte.
Bei der Mad. Victoire auf der andern Seite fand ich noch die Wintermeublen, viele Sachen von gruͤnem Sammt. Man veraͤndert im Schloſſe nur zweimahl, Sommermeublen und Wintermeublen. Die gruͤnen Betten waren reich und ſchwer mit Gold geſtickt. Sie hatte a) Ein Gemaͤlde vom verſtorbenen Dauphin und ſeiner Gemalin.b) Die jetzige Koͤnigin in Mi- gniatur in einer Roſe, gar fein. c) Clavier und eine Orgel in einem Kaſten von Roſenholz. d) Einen Al- manac aſtrologique, eine kleine Bibliothek, La Ste. Bible etlichemahl ꝛc. ꝛc.
La Salle de l’Opera. Eins der groͤſten Meiſter- ſtuͤcke in Verſailles, das einen Theil des Schloſſes aus- macht. Es ſind 5. Reihen Logen uͤber einander. Die oberſte hat Ochſenaugen ſtatt der Fenſter. Die Koͤnigl. Loge hat nicht viel praͤchtiges. Die Gallerien ſind nach dem Rang der Perſonen vertheilt. Das Theater hat ei- nen erſtaunlichen Umfang, iſt ſehr hoch und eben ſo tief. Man macht kleine Loͤcher auf, und laͤßt hinabſehen, wie tief alles ausgegraben iſt, um die mechaniſchen Werkzeu- ge zur Veraͤnderung der Dekorationen anzubringen, und man ſieht auch wirklich ein auſſerordentlich zuſammenge-
ſetztes,
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failles. Der Kerl machte mir eine drollige Beſchreibung
von der Arbeit, weil er ſie nicht zu nennen wuſte; ſie war
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nig Leute, die das koͤnnen. 3) Ihre Toilette; alles
war mit einem koſtbaren Umhang verdeckt. Wir hoben
ihn auf, und ſahen die ſchoͤnſten Doſen, Buͤchſen, Fla-
cons ꝛc. 4) Gemaͤlde von der Koͤnigl. Familie.
Mme. Clotilde als Piemont mit der Guitarre in der
Hand, war, nach meiner Empfindung, die ſchoͤnſte.
Bei der Mad. Victoire auf der andern Seite fand
ich noch die Wintermeublen, viele Sachen von gruͤnem
Sammt. Man veraͤndert im Schloſſe nur zweimahl,
Sommermeublen und Wintermeublen. Die gruͤnen
Betten waren reich und ſchwer mit Gold geſtickt. Sie
hatte a) Ein Gemaͤlde vom verſtorbenen Dauphin
und ſeiner Gemalin. b) Die jetzige Koͤnigin in Mi-
gniatur in einer Roſe, gar fein. c) Clavier und eine
Orgel in einem Kaſten von Roſenholz. d) Einen Al-
manac aſtrologique, eine kleine Bibliothek, La Ste.
Bible etlichemahl ꝛc. ꝛc.
La Salle de l’Opera. Eins der groͤſten Meiſter-
ſtuͤcke in Verſailles, das einen Theil des Schloſſes aus-
macht. Es ſind 5. Reihen Logen uͤber einander. Die
oberſte hat Ochſenaugen ſtatt der Fenſter. Die Koͤnigl.
Loge hat nicht viel praͤchtiges. Die Gallerien ſind nach
dem Rang der Perſonen vertheilt. Das Theater hat ei-
nen erſtaunlichen Umfang, iſt ſehr hoch und eben ſo tief.
Man macht kleine Loͤcher auf, und laͤßt hinabſehen, wie
tief alles ausgegraben iſt, um die mechaniſchen Werkzeu-
ge zur Veraͤnderung der Dekorationen anzubringen, und
man ſieht auch wirklich ein auſſerordentlich zuſammenge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/334>, abgerufen am 22.11.2024.
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