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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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setztes, verwickeltes Werk. Oben hängen eine Menge
dünner gemahlter Breter, man sieht Säulen, Stangen,
so viele Stricke, wie an grossen Schiffen. Zu beiden
Seiten sind hohe Treppen, kleine Leitern mit Lichtern,
Haspeln, Räderwerk, Rollen, Züge etc. kurz, wenn
man das sieht, kan man den Zauber der Oper bald be-
greifen. Dieser Platz ist nie herrlicher gewesen, als vor
6. oder 8. Wochen, da man dem Kaiser zu Ehren die
Oper Castor et Pollux spielte. Jeder, ders gesehen
hat, war davon bezaubert. Ich sah noch Reste von den
dazu ganz neu verfertigten Dekorationen. Man findet
weitläuftige Beschreibungen dieses Opernsaals in dem Al-
manac de Versailles.

Les Appartemens du Roi. Um 5. Uhr ging
der König mit dem Comte und der Comt. d'Artois
wieder in die Kapelle aux Vepres. Ich sah ihn wie-
der in der großen Gallerie, und konnte das blaue Band
und den heil. Geistorden nun noch besser beschauen. Kaum
war er weg, so drang die ganze Menge in seine Zimmer,
und besah seine Meublen. Die Schweizer zeigten alles,
nur das nicht, was ich am liebsten gesehen hätte, -- die
Bibliothek. -- Ich sah sein Schlafgemach, Audienz-
zimmer, das Kabinet, wo er eben Briefe geschrieben
hatte, seine prächtige Pendulen, die besonders für ihn ge-
machten wahrhaftig Königl. Vasen aus Porzellan von
Seve, die Bronzen, die Spiegel etc. Man kann die
Delikatesse, die Majestät, den Geschmack, den Aufwand,
womit alles eingerichtet ist, nicht genug beschreiben. Es
sind simple Betten von grüner Seide da mit einem Him-
mel, ganz französisch, dünn, leicht, ohne Küssen mit
Wülsten, und wieder andre, so reich, so schwer mit Gold

besetzt
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ſetztes, verwickeltes Werk. Oben haͤngen eine Menge
duͤnner gemahlter Breter, man ſieht Saͤulen, Stangen,
ſo viele Stricke, wie an groſſen Schiffen. Zu beiden
Seiten ſind hohe Treppen, kleine Leitern mit Lichtern,
Haſpeln, Raͤderwerk, Rollen, Zuͤge ꝛc. kurz, wenn
man das ſieht, kan man den Zauber der Oper bald be-
greifen. Dieſer Platz iſt nie herrlicher geweſen, als vor
6. oder 8. Wochen, da man dem Kaiſer zu Ehren die
Oper Caſtor et Pollux ſpielte. Jeder, ders geſehen
hat, war davon bezaubert. Ich ſah noch Reſte von den
dazu ganz neu verfertigten Dekorationen. Man findet
weitlaͤuftige Beſchreibungen dieſes Opernſaals in dem Al-
manac de Verſailles.

Les Appartemens du Roi. Um 5. Uhr ging
der Koͤnig mit dem Comte und der Comt. d’Artois
wieder in die Kapelle aux Vêpres. Ich ſah ihn wie-
der in der großen Gallerie, und konnte das blaue Band
und den heil. Geiſtorden nun noch beſſer beſchauen. Kaum
war er weg, ſo drang die ganze Menge in ſeine Zimmer,
und beſah ſeine Meublen. Die Schweizer zeigten alles,
nur das nicht, was ich am liebſten geſehen haͤtte, — die
Bibliothek. — Ich ſah ſein Schlafgemach, Audienz-
zimmer, das Kabinet, wo er eben Briefe geſchrieben
hatte, ſeine praͤchtige Pendulen, die beſonders fuͤr ihn ge-
machten wahrhaftig Koͤnigl. Vaſen aus Porzellan von
Seve, die Bronzen, die Spiegel ꝛc. Man kann die
Delikateſſe, die Majeſtaͤt, den Geſchmack, den Aufwand,
womit alles eingerichtet iſt, nicht genug beſchreiben. Es
ſind ſimple Betten von gruͤner Seide da mit einem Him-
mel, ganz franzoͤſiſch, duͤnn, leicht, ohne Kuͤſſen mit
Wuͤlſten, und wieder andre, ſo reich, ſo ſchwer mit Gold

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[311/0335] ſetztes, verwickeltes Werk. Oben haͤngen eine Menge duͤnner gemahlter Breter, man ſieht Saͤulen, Stangen, ſo viele Stricke, wie an groſſen Schiffen. Zu beiden Seiten ſind hohe Treppen, kleine Leitern mit Lichtern, Haſpeln, Raͤderwerk, Rollen, Zuͤge ꝛc. kurz, wenn man das ſieht, kan man den Zauber der Oper bald be- greifen. Dieſer Platz iſt nie herrlicher geweſen, als vor 6. oder 8. Wochen, da man dem Kaiſer zu Ehren die Oper Caſtor et Pollux ſpielte. Jeder, ders geſehen hat, war davon bezaubert. Ich ſah noch Reſte von den dazu ganz neu verfertigten Dekorationen. Man findet weitlaͤuftige Beſchreibungen dieſes Opernſaals in dem Al- manac de Verſailles. Les Appartemens du Roi. Um 5. Uhr ging der Koͤnig mit dem Comte und der Comt. d’Artois wieder in die Kapelle aux Vêpres. Ich ſah ihn wie- der in der großen Gallerie, und konnte das blaue Band und den heil. Geiſtorden nun noch beſſer beſchauen. Kaum war er weg, ſo drang die ganze Menge in ſeine Zimmer, und beſah ſeine Meublen. Die Schweizer zeigten alles, nur das nicht, was ich am liebſten geſehen haͤtte, — die Bibliothek. — Ich ſah ſein Schlafgemach, Audienz- zimmer, das Kabinet, wo er eben Briefe geſchrieben hatte, ſeine praͤchtige Pendulen, die beſonders fuͤr ihn ge- machten wahrhaftig Koͤnigl. Vaſen aus Porzellan von Seve, die Bronzen, die Spiegel ꝛc. Man kann die Delikateſſe, die Majeſtaͤt, den Geſchmack, den Aufwand, womit alles eingerichtet iſt, nicht genug beſchreiben. Es ſind ſimple Betten von gruͤner Seide da mit einem Him- mel, ganz franzoͤſiſch, duͤnn, leicht, ohne Kuͤſſen mit Wuͤlſten, und wieder andre, ſo reich, ſo ſchwer mit Gold beſetzt U 4

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/335>, abgerufen am 22.11.2024.