Indes, daß ich da war, kam auch der Prinz von Monaco, ganz simpel, und lies sich durchführen. Drauf ging ich in
Les Ecuries de Mad. la Comt. d'Artois. Der Comte d'Artois hat da blos für seiner Gemalin Pferde einen erstaunlich weitläuftigen Bau angefangen, er steht aber schon über ein Jahr still. Man kan endlich auch einen Schatz erschöpfen. -- Man findet hier die schönsten Zug- und Reitpferde. Einige führen die Na- men, le Prince, le Cerf, le Chevreuil, le Non- pareil, la Truite &c. Man findet in jeder Abthei- lung Madratzen für die Stallwache, die man in den deut- schen Marställen nicht antrift. Gemeiniglich stehen 10. Pferde bei einander, 8. in den Zug an die Karosse, und 2. werden nachgeritten, damit wenn eins fehlt, gleich ein anders da ist. Sehr viele Braune mit schwarzen Mäh- nen, Schwanz und Extremitäten sah ich da. Desglei- chen kleine, die mir bis an die Mitte des Bauchs gin- gen; sie hatten aber alle einen schlechten unproportionir- ten Hals. In den Remisen darneben sah ich Karos- sen, wo eine 2, -- 300,000. Livers kostete, alles glänzte von Gold, bis oben hinauf, das Wagenwerk, alle Schnallen etc. strotzen von Gold. Auf allen Flächen des Kastens sind die Königl. Französischen und Sardi- nischen Wappen mit einer unbeschreiblichen Delikatesse gemalt, und jede Seite hat Einfassungen von Blumen, und über das alles ist der kostbarste Lack gezogen. In- wendig haben sie eine schöne Breite, die hellsten Fenster, sammtne Küssen mit Gold. etc. Besonders fand ich 2. Einrichtungen daran sehr schön: 1) damit die Portiere nicht aufspringen kan, so ist in dem Ring, wo die Falle
hinein-
Indes, daß ich da war, kam auch der Prinz von Monaco, ganz ſimpel, und lies ſich durchfuͤhren. Drauf ging ich in
Les Ecuries de Mad. la Comt. d’Artois. Der Comte d’Artois hat da blos fuͤr ſeiner Gemalin Pferde einen erſtaunlich weitlaͤuftigen Bau angefangen, er ſteht aber ſchon uͤber ein Jahr ſtill. Man kan endlich auch einen Schatz erſchoͤpfen. — Man findet hier die ſchoͤnſten Zug- und Reitpferde. Einige fuͤhren die Na- men, le Prince, le Cerf, le Chevreuil, le Non- pareil, la Truite &c. Man findet in jeder Abthei- lung Madratzen fuͤr die Stallwache, die man in den deut- ſchen Marſtaͤllen nicht antrift. Gemeiniglich ſtehen 10. Pferde bei einander, 8. in den Zug an die Karoſſe, und 2. werden nachgeritten, damit wenn eins fehlt, gleich ein anders da iſt. Sehr viele Braune mit ſchwarzen Maͤh- nen, Schwanz und Extremitaͤten ſah ich da. Desglei- chen kleine, die mir bis an die Mitte des Bauchs gin- gen; ſie hatten aber alle einen ſchlechten unproportionir- ten Hals. In den Remiſen darneben ſah ich Karoſ- ſen, wo eine 2, — 300,000. Livers koſtete, alles glaͤnzte von Gold, bis oben hinauf, das Wagenwerk, alle Schnallen ꝛc. ſtrotzen von Gold. Auf allen Flaͤchen des Kaſtens ſind die Koͤnigl. Franzoͤſiſchen und Sardi- niſchen Wappen mit einer unbeſchreiblichen Delikateſſe gemalt, und jede Seite hat Einfaſſungen von Blumen, und uͤber das alles iſt der koſtbarſte Lack gezogen. In- wendig haben ſie eine ſchoͤne Breite, die hellſten Fenſter, ſammtne Kuͤſſen mit Gold. ꝛc. Beſonders fand ich 2. Einrichtungen daran ſehr ſchoͤn: 1) damit die Portiere nicht aufſpringen kan, ſo iſt in dem Ring, wo die Falle
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Indes, daß ich da war, kam auch der Prinz von
Monaco, ganz ſimpel, und lies ſich durchfuͤhren.
Drauf ging ich in
Les Ecuries de Mad. la Comt. d’Artois.
Der Comte d’Artois hat da blos fuͤr ſeiner Gemalin
Pferde einen erſtaunlich weitlaͤuftigen Bau angefangen,
er ſteht aber ſchon uͤber ein Jahr ſtill. Man kan endlich
auch einen Schatz erſchoͤpfen. — Man findet hier die
ſchoͤnſten Zug- und Reitpferde. Einige fuͤhren die Na-
men, le Prince, le Cerf, le Chevreuil, le Non-
pareil, la Truite &c. Man findet in jeder Abthei-
lung Madratzen fuͤr die Stallwache, die man in den deut-
ſchen Marſtaͤllen nicht antrift. Gemeiniglich ſtehen 10.
Pferde bei einander, 8. in den Zug an die Karoſſe, und
2. werden nachgeritten, damit wenn eins fehlt, gleich ein
anders da iſt. Sehr viele Braune mit ſchwarzen Maͤh-
nen, Schwanz und Extremitaͤten ſah ich da. Desglei-
chen kleine, die mir bis an die Mitte des Bauchs gin-
gen; ſie hatten aber alle einen ſchlechten unproportionir-
ten Hals. In den Remiſen darneben ſah ich Karoſ-
ſen, wo eine 2, — 300,000. Livers koſtete, alles glaͤnzte
von Gold, bis oben hinauf, das Wagenwerk, alle
Schnallen ꝛc. ſtrotzen von Gold. Auf allen Flaͤchen
des Kaſtens ſind die Koͤnigl. Franzoͤſiſchen und Sardi-
niſchen Wappen mit einer unbeſchreiblichen Delikateſſe
gemalt, und jede Seite hat Einfaſſungen von Blumen,
und uͤber das alles iſt der koſtbarſte Lack gezogen. In-
wendig haben ſie eine ſchoͤne Breite, die hellſten Fenſter,
ſammtne Kuͤſſen mit Gold. ꝛc. Beſonders fand ich 2.
Einrichtungen daran ſehr ſchoͤn: 1) damit die Portiere
nicht aufſpringen kan, ſo iſt in dem Ring, wo die Falle
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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