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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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hineinkommt, ein Reiberle, das über die Falle im Ringe
hinläuft, und den übrigen Raum im Ring genau ver-
schliest. Nun kan kein Stos, und keine Erschütterung
die Portiere nach und nach herausstossen, sie kan gar nicht
weichen, bis man das Reiberle znrückzieht, und das ist
doch commoder, als das Schlos, das einige daran ma-
chen. 2) Die Kutschen hängen in Sousbändern,
aber der Theil der Unterlage, auf dem der Kasten der
Kutsche ruht, ist aus 8 -- 10. dünnen eisernen Schienen,
die über einander liegen, und in einander gefügt sind, zu-
sammengesetzt. Das Uebrige hinten und vorn ist aus
Leder. Nun ging ich nach

Le Chateau de Trianon. Ohnstreitig eins der
angenehmsten Lustschlösser des Königs, nur eine halbe
Stunde vom Schlosberg, rechter Hand im Park, unten
an der Seite des grossen Kanals gelegen. Man unter-
scheidet 1) Le grand Trianon, ein Korps de Logis
mit 2. Flügelgebäudenn, die viel Umfang haben und weil
sie nur ein Stockwerk hoch sind, desto angenehmer sind.
Das Korps de Logis ist eine Kolonnade von etliche 20.
prächtigen rothen Marmorsäulen. Das Dach ist auf
orientalische Art, platt, zu beiden Seiten mit Ballustra-
den, auf denen die schönsten weisgelben Statüen und
Vasen zu beiden Seiten ums ganze Schlos herumstehen.
Innerhalb des Gebäudes hingen jetzt kaum noch einige
Gemälde, es war ganz mit Arbeitern besetzt, und ward
reparirt. Der Hof hat nur eine Grille. Die Ave-
nuen dazu sind die schönsten Alleen, in denen man Ver-
sailles
und das Königl. Schlos sehen kan. Hinten und
neben dem Schlos sind Gärten, ohne viele Pracht, aber
mit einer Menge schöner Blumen besetzt. Gefällt mir

irgend

hineinkommt, ein Reiberle, das uͤber die Falle im Ringe
hinlaͤuft, und den uͤbrigen Raum im Ring genau ver-
ſchlieſt. Nun kan kein Stos, und keine Erſchuͤtterung
die Portiere nach und nach herausſtoſſen, ſie kan gar nicht
weichen, bis man das Reiberle znruͤckzieht, und das iſt
doch commoder, als das Schlos, das einige daran ma-
chen. 2) Die Kutſchen haͤngen in Sousbaͤndern,
aber der Theil der Unterlage, auf dem der Kaſten der
Kutſche ruht, iſt aus 8 — 10. duͤnnen eiſernen Schienen,
die uͤber einander liegen, und in einander gefuͤgt ſind, zu-
ſammengeſetzt. Das Uebrige hinten und vorn iſt aus
Leder. Nun ging ich nach

Le Chateau de Trianon. Ohnſtreitig eins der
angenehmſten Luſtſchloͤſſer des Koͤnigs, nur eine halbe
Stunde vom Schlosberg, rechter Hand im Park, unten
an der Seite des groſſen Kanals gelegen. Man unter-
ſcheidet 1) Le grand Trianon, ein Korps de Logis
mit 2. Fluͤgelgebaͤudēn, die viel Umfang haben und weil
ſie nur ein Stockwerk hoch ſind, deſto angenehmer ſind.
Das Korps de Logis iſt eine Kolonnade von etliche 20.
praͤchtigen rothen Marmorſaͤulen. Das Dach iſt auf
orientaliſche Art, platt, zu beiden Seiten mit Balluſtra-
den, auf denen die ſchoͤnſten weisgelben Statuͤen und
Vaſen zu beiden Seiten ums ganze Schlos herumſtehen.
Innerhalb des Gebaͤudes hingen jetzt kaum noch einige
Gemaͤlde, es war ganz mit Arbeitern beſetzt, und ward
reparirt. Der Hof hat nur eine Grille. Die Ave-
nuen dazu ſind die ſchoͤnſten Alleen, in denen man Ver-
ſailles
und das Koͤnigl. Schlos ſehen kan. Hinten und
neben dem Schlos ſind Gaͤrten, ohne viele Pracht, aber
mit einer Menge ſchoͤner Blumen beſetzt. Gefaͤllt mir

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[316/0340] hineinkommt, ein Reiberle, das uͤber die Falle im Ringe hinlaͤuft, und den uͤbrigen Raum im Ring genau ver- ſchlieſt. Nun kan kein Stos, und keine Erſchuͤtterung die Portiere nach und nach herausſtoſſen, ſie kan gar nicht weichen, bis man das Reiberle znruͤckzieht, und das iſt doch commoder, als das Schlos, das einige daran ma- chen. 2) Die Kutſchen haͤngen in Sousbaͤndern, aber der Theil der Unterlage, auf dem der Kaſten der Kutſche ruht, iſt aus 8 — 10. duͤnnen eiſernen Schienen, die uͤber einander liegen, und in einander gefuͤgt ſind, zu- ſammengeſetzt. Das Uebrige hinten und vorn iſt aus Leder. Nun ging ich nach Le Chateau de Trianon. Ohnſtreitig eins der angenehmſten Luſtſchloͤſſer des Koͤnigs, nur eine halbe Stunde vom Schlosberg, rechter Hand im Park, unten an der Seite des groſſen Kanals gelegen. Man unter- ſcheidet 1) Le grand Trianon, ein Korps de Logis mit 2. Fluͤgelgebaͤudēn, die viel Umfang haben und weil ſie nur ein Stockwerk hoch ſind, deſto angenehmer ſind. Das Korps de Logis iſt eine Kolonnade von etliche 20. praͤchtigen rothen Marmorſaͤulen. Das Dach iſt auf orientaliſche Art, platt, zu beiden Seiten mit Balluſtra- den, auf denen die ſchoͤnſten weisgelben Statuͤen und Vaſen zu beiden Seiten ums ganze Schlos herumſtehen. Innerhalb des Gebaͤudes hingen jetzt kaum noch einige Gemaͤlde, es war ganz mit Arbeitern beſetzt, und ward reparirt. Der Hof hat nur eine Grille. Die Ave- nuen dazu ſind die ſchoͤnſten Alleen, in denen man Ver- ſailles und das Koͤnigl. Schlos ſehen kan. Hinten und neben dem Schlos ſind Gaͤrten, ohne viele Pracht, aber mit einer Menge ſchoͤner Blumen beſetzt. Gefaͤllt mir irgend

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/340>, abgerufen am 22.11.2024.