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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Descente de Croix, von Pierre. -- Ach! so eine
Todtenfarbe, so eine Erschlaffung in allen Gliedern; Tod
in jedem Muskel. -- Er liegt den geschäftigen Frauen
auf dem Schoos, und die linke Hand fällt so lahm, so
erstorben, über den Arm einer andern hin, daß mans
nicht genug ansehen kan. 2) Le Sommeil de St.
Joseph,
von Jeaurat. -- Recht so, wie ein gemeiner
Mann nach der harten Arbeit in seinen Kleidern sitzend
einschläft, die ehrliche ungekünstelte Mine im Gesicht, die
Runzeln des Alters, der Engel ihm zur Seite. 3) St.
Jean dans le Desert,
von Boucher. -- Man darf
nichts weiter sagen, als von Boucher! 4) Le bon
Pasteur,
von Le Sueur -- hat auch viel liebliches.
-- Noch sind in der Sakristei 2. kostbare Stücke, nem-
lich: 5) La Chaute de St. Paul, von Deshayes.
Die Bibel sagt nicht, daß er nach Damascus geritten,
und wenn's wäre, so wär' ein Esel schicklicher gewesen als
ein Pferd. Aber als Malerei betrachtet, muß man vor
dem Stücke niederfallen. Der Hintersus des niederge-
worfenen Pferds, das feurige bestürzte Gesicht des jun-
gen Eiferers, seine sträubende Haare etc. sind unvergleich-
lich schön. 6) St. Pierre sur les Eaux, von Bou-
cher.
-- So hab' ich noch nie Wellen gemalt gesehen.
Man glaubt, man sehe das Wasser sich bewegen, in ein-
ander schlagen. -- Das Stück ist herrlich in seiner Art.
Ich besuchte nun weiter noch

Les grandes Ecuries du Roi. -- Die und die
Ecuries des Comte d'Artois sind die schönsten. Die
Königl. sind auch höher, weiter, und breiter als die an-
dern. Man athmet freie Luft, und kan bequem hin und
her gehen. Die Gebäude gehen in einem grossen halben

Zirkel

Deſcente de Croix, von Pierre. — Ach! ſo eine
Todtenfarbe, ſo eine Erſchlaffung in allen Gliedern; Tod
in jedem Muſkel. — Er liegt den geſchaͤftigen Frauen
auf dem Schoos, und die linke Hand faͤllt ſo lahm, ſo
erſtorben, uͤber den Arm einer andern hin, daß mans
nicht genug anſehen kan. 2) Le Sommeil de St.
Joſeph,
von Jeaurat. — Recht ſo, wie ein gemeiner
Mann nach der harten Arbeit in ſeinen Kleidern ſitzend
einſchlaͤft, die ehrliche ungekuͤnſtelte Mine im Geſicht, die
Runzeln des Alters, der Engel ihm zur Seite. 3) St.
Jean dans le Deſert,
von Boucher. — Man darf
nichts weiter ſagen, als von Boucher! 4) Le bon
Paſteur,
von Le Sueur — hat auch viel liebliches.
— Noch ſind in der Sakriſtei 2. koſtbare Stuͤcke, nem-
lich: 5) La Chûte de St. Paul, von Deshayes.
Die Bibel ſagt nicht, daß er nach Damaſcus geritten,
und wenn’s waͤre, ſo waͤr’ ein Eſel ſchicklicher geweſen als
ein Pferd. Aber als Malerei betrachtet, muß man vor
dem Stuͤcke niederfallen. Der Hinterſus des niederge-
worfenen Pferds, das feurige beſtuͤrzte Geſicht des jun-
gen Eiferers, ſeine ſtraͤubende Haare ꝛc. ſind unvergleich-
lich ſchoͤn. 6) St. Pierre ſur les Eaux, von Bou-
cher.
— So hab’ ich noch nie Wellen gemalt geſehen.
Man glaubt, man ſehe das Waſſer ſich bewegen, in ein-
ander ſchlagen. — Das Stuͤck iſt herrlich in ſeiner Art.
Ich beſuchte nun weiter noch

Les grandes Ecuries du Roi. — Die und die
Ecuries des Comte d’Artois ſind die ſchoͤnſten. Die
Koͤnigl. ſind auch hoͤher, weiter, und breiter als die an-
dern. Man athmet freie Luft, und kan bequem hin und
her gehen. Die Gebaͤude gehen in einem groſſen halben

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[322/0346] Deſcente de Croix, von Pierre. — Ach! ſo eine Todtenfarbe, ſo eine Erſchlaffung in allen Gliedern; Tod in jedem Muſkel. — Er liegt den geſchaͤftigen Frauen auf dem Schoos, und die linke Hand faͤllt ſo lahm, ſo erſtorben, uͤber den Arm einer andern hin, daß mans nicht genug anſehen kan. 2) Le Sommeil de St. Joſeph, von Jeaurat. — Recht ſo, wie ein gemeiner Mann nach der harten Arbeit in ſeinen Kleidern ſitzend einſchlaͤft, die ehrliche ungekuͤnſtelte Mine im Geſicht, die Runzeln des Alters, der Engel ihm zur Seite. 3) St. Jean dans le Deſert, von Boucher. — Man darf nichts weiter ſagen, als von Boucher! 4) Le bon Paſteur, von Le Sueur — hat auch viel liebliches. — Noch ſind in der Sakriſtei 2. koſtbare Stuͤcke, nem- lich: 5) La Chûte de St. Paul, von Deshayes. Die Bibel ſagt nicht, daß er nach Damaſcus geritten, und wenn’s waͤre, ſo waͤr’ ein Eſel ſchicklicher geweſen als ein Pferd. Aber als Malerei betrachtet, muß man vor dem Stuͤcke niederfallen. Der Hinterſus des niederge- worfenen Pferds, das feurige beſtuͤrzte Geſicht des jun- gen Eiferers, ſeine ſtraͤubende Haare ꝛc. ſind unvergleich- lich ſchoͤn. 6) St. Pierre ſur les Eaux, von Bou- cher. — So hab’ ich noch nie Wellen gemalt geſehen. Man glaubt, man ſehe das Waſſer ſich bewegen, in ein- ander ſchlagen. — Das Stuͤck iſt herrlich in ſeiner Art. Ich beſuchte nun weiter noch Les grandes Ecuries du Roi. — Die und die Ecuries des Comte d’Artois ſind die ſchoͤnſten. Die Koͤnigl. ſind auch hoͤher, weiter, und breiter als die an- dern. Man athmet freie Luft, und kan bequem hin und her gehen. Die Gebaͤude gehen in einem groſſen halben Zirkel

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/346>, abgerufen am 22.11.2024.