Zirkel herum, stehen doppelt und dreifach, haben die schön- sten Höfe, sind zweistöckig, und viel grösser als das Schlos manches teutschen Fürsten. Da fand ich die muthigsten Pferde, die in Versailles sind. Aber eine Freude wars, die schön gedrechselten Füsse, die geputzten Schen- kel, die niedlichen Köpfe, die hellen Augen, die propor- tionirten Hälse, die kleinen runden Bäuche etc. an je- dem nach einem andern Modell zu beschauen. Wie mannichfaltig ist doch die Natur! Wie spielt sie in Zeichnung, in Farbe, in Grösse, und stellt doch im- mer ein Meisterstück auf! Die Kosten sollen unglaub- lich seyn. Jedes Pferd hat eine starke zwilchene De- cke, mit rothen und blauen Zierrathen, die das ganze Pferd bis an den Hals bedeckt. Sie wird über den Kopf des Pferdes vorne am Stand angebunden. Die Raufen haben die schönsten schwarzen gedrechselten Balu- straden. An der Krippe ist durch alle die Königl. Mar- ställe vorne, wo das Pferd frißt, ein Ueberzug von Ku- pfer angebracht, damit sie nicht in die Krippe beissen sol- len. Indes, daß ich da war, kamen 3. Cochons d'Jnde, die man hier hält, und suchten Futter. Sie sind ganz grau und haben, wie die wilden Schweine, schwarze Streifen über den Rücken und Borsten.
Les Voitures du Roi. Man findet hier fast lauter Chaisen, in denen die Königl. Familie Reisen nach Compiegne, Fontainebleau etc. macht. Das Wa- genwerk ist allemahl roth, das Eisenwerk und alle Knö- pfe und Leisten aber sind vergoldet; die Kasten sind mei- stens gelb, und das Innere roth. Es sind Lilien und andre Blumen daran, die wie eingelegte Arbeit von Perl-
mutter
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Zirkel herum, ſtehen doppelt und dreifach, haben die ſchoͤn- ſten Hoͤfe, ſind zweiſtoͤckig, und viel groͤſſer als das Schlos manches teutſchen Fuͤrſten. Da fand ich die muthigſten Pferde, die in Verſailles ſind. Aber eine Freude wars, die ſchoͤn gedrechſelten Fuͤſſe, die geputzten Schen- kel, die niedlichen Koͤpfe, die hellen Augen, die propor- tionirten Haͤlſe, die kleinen runden Baͤuche ꝛc. an je- dem nach einem andern Modell zu beſchauen. Wie mannichfaltig iſt doch die Natur! Wie ſpielt ſie in Zeichnung, in Farbe, in Groͤſſe, und ſtellt doch im- mer ein Meiſterſtuͤck auf! Die Koſten ſollen unglaub- lich ſeyn. Jedes Pferd hat eine ſtarke zwilchene De- cke, mit rothen und blauen Zierrathen, die das ganze Pferd bis an den Hals bedeckt. Sie wird uͤber den Kopf des Pferdes vorne am Stand angebunden. Die Raufen haben die ſchoͤnſten ſchwarzen gedrechſelten Balu- ſtraden. An der Krippe iſt durch alle die Koͤnigl. Mar- ſtaͤlle vorne, wo das Pferd frißt, ein Ueberzug von Ku- pfer angebracht, damit ſie nicht in die Krippe beiſſen ſol- len. Indes, daß ich da war, kamen 3. Cochons d’Jnde, die man hier haͤlt, und ſuchten Futter. Sie ſind ganz grau und haben, wie die wilden Schweine, ſchwarze Streifen uͤber den Ruͤcken und Borſten.
Les Voitures du Roi. Man findet hier faſt lauter Chaiſen, in denen die Koͤnigl. Familie Reiſen nach Compiegne, Fontainebleau ꝛc. macht. Das Wa- genwerk iſt allemahl roth, das Eiſenwerk und alle Knoͤ- pfe und Leiſten aber ſind vergoldet; die Kaſten ſind mei- ſtens gelb, und das Innere roth. Es ſind Lilien und andre Blumen daran, die wie eingelegte Arbeit von Perl-
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Zirkel herum, ſtehen doppelt und dreifach, haben die ſchoͤn-
ſten Hoͤfe, ſind zweiſtoͤckig, und viel groͤſſer als das Schlos
manches teutſchen Fuͤrſten. Da fand ich die muthigſten
Pferde, die in Verſailles ſind. Aber eine Freude
wars, die ſchoͤn gedrechſelten Fuͤſſe, die geputzten Schen-
kel, die niedlichen Koͤpfe, die hellen Augen, die propor-
tionirten Haͤlſe, die kleinen runden Baͤuche ꝛc. an je-
dem nach einem andern Modell zu beſchauen. Wie
mannichfaltig iſt doch die Natur! Wie ſpielt ſie in
Zeichnung, in Farbe, in Groͤſſe, und ſtellt doch im-
mer ein Meiſterſtuͤck auf! Die Koſten ſollen unglaub-
lich ſeyn. Jedes Pferd hat eine ſtarke zwilchene De-
cke, mit rothen und blauen Zierrathen, die das ganze
Pferd bis an den Hals bedeckt. Sie wird uͤber den
Kopf des Pferdes vorne am Stand angebunden. Die
Raufen haben die ſchoͤnſten ſchwarzen gedrechſelten Balu-
ſtraden. An der Krippe iſt durch alle die Koͤnigl. Mar-
ſtaͤlle vorne, wo das Pferd frißt, ein Ueberzug von Ku-
pfer angebracht, damit ſie nicht in die Krippe beiſſen ſol-
len. Indes, daß ich da war, kamen 3. Cochons
d’Jnde, die man hier haͤlt, und ſuchten Futter. Sie
ſind ganz grau und haben, wie die wilden Schweine,
ſchwarze Streifen uͤber den Ruͤcken und Borſten.
Les Voitures du Roi. Man findet hier faſt
lauter Chaiſen, in denen die Koͤnigl. Familie Reiſen nach
Compiegne, Fontainebleau ꝛc. macht. Das Wa-
genwerk iſt allemahl roth, das Eiſenwerk und alle Knoͤ-
pfe und Leiſten aber ſind vergoldet; die Kaſten ſind mei-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/347>, abgerufen am 22.11.2024.
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