che grosse Stuben aneinander, ganz voll von den herrlich- sten Sachen. Die Malereien sind äusserst fein, und die Farben brennend, obgleich die Masse selbst doch nur eine schöne, sehr feine Fayence ist. Es wird hier eine Men- ge Gold konsumirt. Von allen möglichen Formen und Desseins werden Sachen verfertigt, aber alles ist auch höchsttheuer. Kleine Eierschälchen kosten stückweise 3. Li- ver; kleine Pomadentöpfe 6 Liver; Tassen 2, 3. Louis- d'or; Vasen 12-20. Louisd'or. Man macht blos weisse kleine Medaillons vom Könige und der Königin zu 3. Li- ver; ferner eine Menge Büsten, Statüen etc. die ganz unvergleichlich sind. Handeln kan man da nicht. Je- des Stück hat seinen Zettel mit der Zahl und so ist sie auch im Katalog eingetragen. Man zeigte mir eine Büste vom Kaiser, die alle mögliche Schönheiten hat, ihm ungemein gleicht, und 8. Louisd'or gelten sollte. Das Stück war eben fertig worden und ward der Köni- gin überreicht. Und noch vor einem halben Jahre ko- stete, was jetzt 6. Liver gilt, 12. Liver. Weil man einem das Magazin nicht zeigt, wenn man nicht etwas kauft; so nahm ich 2. recht schön gemahlte Stücke mit, ein Thee- und ein Zuckerbüchschen. An jenem ist die Malerei eine ländliche Scene, und gar niedlich. An diesem gefielen mir die Farben, besonders die herrliche Schmalte und das edle Gold. Uebrigens thut man hier sehr geheimnißvoll. So höflich ich auch nach der Erdart und nach den Kieseln fragte; so oft ich auch sagte, daß ich von beiden Materialien, wenn man sie an- ders brauchte, nichts mitnehmen wollte, daß ich sie nur zu sehen wünschte: so war der hiesige Schweizer doch der gröbste, der mir in Frankreich vorgekommen ist. In- des hab' ich die Erdart doch nachher von Hrn. Sage er-
halten
che groſſe Stuben aneinander, ganz voll von den herrlich- ſten Sachen. Die Malereien ſind aͤuſſerſt fein, und die Farben brennend, obgleich die Maſſe ſelbſt doch nur eine ſchoͤne, ſehr feine Fayence iſt. Es wird hier eine Men- ge Gold konſumirt. Von allen moͤglichen Formen und Deſſeins werden Sachen verfertigt, aber alles iſt auch hoͤchſttheuer. Kleine Eierſchaͤlchen koſten ſtuͤckweiſe 3. Li- ver; kleine Pomadentoͤpfe 6 Liver; Taſſen 2, 3. Louis- d’or; Vaſen 12-20. Louisd’or. Man macht blos weiſſe kleine Medaillons vom Koͤnige und der Koͤnigin zu 3. Li- ver; ferner eine Menge Buͤſten, Statuͤen ꝛc. die ganz unvergleichlich ſind. Handeln kan man da nicht. Je- des Stuͤck hat ſeinen Zettel mit der Zahl und ſo iſt ſie auch im Katalog eingetragen. Man zeigte mir eine Buͤſte vom Kaiſer, die alle moͤgliche Schoͤnheiten hat, ihm ungemein gleicht, und 8. Louisd’or gelten ſollte. Das Stuͤck war eben fertig worden und ward der Koͤni- gin uͤberreicht. Und noch vor einem halben Jahre ko- ſtete, was jetzt 6. Liver gilt, 12. Liver. Weil man einem das Magazin nicht zeigt, wenn man nicht etwas kauft; ſo nahm ich 2. recht ſchoͤn gemahlte Stuͤcke mit, ein Thee- und ein Zuckerbuͤchschen. An jenem iſt die Malerei eine laͤndliche Scene, und gar niedlich. An dieſem gefielen mir die Farben, beſonders die herrliche Schmalte und das edle Gold. Uebrigens thut man hier ſehr geheimnißvoll. So hoͤflich ich auch nach der Erdart und nach den Kieſeln fragte; ſo oft ich auch ſagte, daß ich von beiden Materialien, wenn man ſie an- ders brauchte, nichts mitnehmen wollte, daß ich ſie nur zu ſehen wuͤnſchte: ſo war der hieſige Schweizer doch der groͤbſte, der mir in Frankreich vorgekommen iſt. In- des hab’ ich die Erdart doch nachher von Hrn. Sage er-
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che groſſe Stuben aneinander, ganz voll von den herrlich-
ſten Sachen. Die Malereien ſind aͤuſſerſt fein, und die
Farben brennend, obgleich die Maſſe ſelbſt doch nur eine
ſchoͤne, ſehr feine Fayence iſt. Es wird hier eine Men-
ge Gold konſumirt. Von allen moͤglichen Formen und
Deſſeins werden Sachen verfertigt, aber alles iſt auch
hoͤchſttheuer. Kleine Eierſchaͤlchen koſten ſtuͤckweiſe 3. Li-
ver; kleine Pomadentoͤpfe 6 Liver; Taſſen 2, 3. Louis-
d’or; Vaſen 12-20. Louisd’or. Man macht blos weiſſe
kleine Medaillons vom Koͤnige und der Koͤnigin zu 3. Li-
ver; ferner eine Menge Buͤſten, Statuͤen ꝛc. die ganz
unvergleichlich ſind. Handeln kan man da nicht. Je-
des Stuͤck hat ſeinen Zettel mit der Zahl und ſo iſt ſie
auch im Katalog eingetragen. Man zeigte mir eine
Buͤſte vom Kaiſer, die alle moͤgliche Schoͤnheiten hat,
ihm ungemein gleicht, und 8. Louisd’or gelten ſollte.
Das Stuͤck war eben fertig worden und ward der Koͤni-
gin uͤberreicht. Und noch vor einem halben Jahre ko-
ſtete, was jetzt 6. Liver gilt, 12. Liver. Weil man
einem das Magazin nicht zeigt, wenn man nicht etwas
kauft; ſo nahm ich 2. recht ſchoͤn gemahlte Stuͤcke mit,
ein Thee- und ein Zuckerbuͤchschen. An jenem iſt die
Malerei eine laͤndliche Scene, und gar niedlich. An
dieſem gefielen mir die Farben, beſonders die herrliche
Schmalte und das edle Gold. Uebrigens thut man
hier ſehr geheimnißvoll. So hoͤflich ich auch nach der
Erdart und nach den Kieſeln fragte; ſo oft ich auch
ſagte, daß ich von beiden Materialien, wenn man ſie an-
ders brauchte, nichts mitnehmen wollte, daß ich ſie nur
zu ſehen wuͤnſchte: ſo war der hieſige Schweizer doch der
groͤbſte, der mir in Frankreich vorgekommen iſt. In-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/352>, abgerufen am 22.11.2024.
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