davon wider den Scharbock mit. Es soll gröstentheils Weinsteinrahm seyn etc. Das Pfund kostete 3. Liver. Es ist in Bouteillen. Man kan halbe und ganze haben. Man macht aus der Verfertigung ein Geheimnis, die Anweisung es zu gebrauchen, die sehr simpel ist, ist an der Bouteille angeklebt. Es wird überall unter seinen Namen hin versandt. Ueber dem Laden steht: Poudre a la Limonade seche pour la Marine.
In der Stadt fahren beständig Karren mit schwar- zen Säcken herum. Ich wußte lange nicht, was das seyn sollte; das sind die Schornsteinfeger, die ihren vielen Ruß in Säcken auffassen, und aus der Stadt bringen müssen.
Den 5ten Jun.
Heute bekam ich noch zum Beschluß meines hiesigen Aufenthalts
Le Cabinet d'Ornithologie de Mr. le Doct. Mauduit zu sehen. Unstreitig das schönste Vögelkabi- net in Paris. Der Besitzer ist von der medicinischen Facultät, practicirt aber nicht, ist reich, und studirt für sich. Ein gar possirliches, kleines, bucklichtes Männ- chen, aber voller Geist und Leben. Das Kabinet besteht aus Kasten mit Glasfenstern, die man in die Schränke hineinschieben und heraus ziehen kan. Aus allen Ge- schlechtern waren Vögel da, alle sehr wohl erhalten, nichts als die blosse Haut mit den Federn ohne die geringste Fa- ser. Er hatte einen Menschen an der Hand, der sie aus- balgt, und dann mit Baumwolle ausstopft. Er und D'Aubenton haben alle zur Erhaltung der Vögel vor- geschlagene Mittel versucht, und sind überzeugt worden,
daß
davon wider den Scharbock mit. Es ſoll groͤſtentheils Weinſteinrahm ſeyn ꝛc. Das Pfund koſtete 3. Liver. Es iſt in Bouteillen. Man kan halbe und ganze haben. Man macht aus der Verfertigung ein Geheimnis, die Anweiſung es zu gebrauchen, die ſehr ſimpel iſt, iſt an der Bouteille angeklebt. Es wird uͤberall unter ſeinen Namen hin verſandt. Ueber dem Laden ſteht: Poudre à la Limonade ſéche pour la Marine.
In der Stadt fahren beſtaͤndig Karren mit ſchwar- zen Saͤcken herum. Ich wußte lange nicht, was das ſeyn ſollte; das ſind die Schornſteinfeger, die ihren vielen Ruß in Saͤcken auffaſſen, und aus der Stadt bringen muͤſſen.
Den 5ten Jun.
Heute bekam ich noch zum Beſchluß meines hieſigen Aufenthalts
Le Cabinet d’Ornithologie de Mr. le Doct. Mauduit zu ſehen. Unſtreitig das ſchoͤnſte Voͤgelkabi- net in Paris. Der Beſitzer iſt von der mediciniſchen Facultaͤt, practicirt aber nicht, iſt reich, und ſtudirt fuͤr ſich. Ein gar poſſirliches, kleines, bucklichtes Maͤnn- chen, aber voller Geiſt und Leben. Das Kabinet beſteht aus Kaſten mit Glasfenſtern, die man in die Schraͤnke hineinſchieben und heraus ziehen kan. Aus allen Ge- ſchlechtern waren Voͤgel da, alle ſehr wohl erhalten, nichts als die bloſſe Haut mit den Federn ohne die geringſte Fa- ſer. Er hatte einen Menſchen an der Hand, der ſie aus- balgt, und dann mit Baumwolle ausſtopft. Er und D’Aubenton haben alle zur Erhaltung der Voͤgel vor- geſchlagene Mittel verſucht, und ſind uͤberzeugt worden,
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davon wider den Scharbock mit. Es ſoll groͤſtentheils
Weinſteinrahm ſeyn ꝛc. Das Pfund koſtete 3. Liver.
Es iſt in Bouteillen. Man kan halbe und ganze haben.
Man macht aus der Verfertigung ein Geheimnis, die
Anweiſung es zu gebrauchen, die ſehr ſimpel iſt, iſt an
der Bouteille angeklebt. Es wird uͤberall unter ſeinen
Namen hin verſandt. Ueber dem Laden ſteht: Poudre
à la Limonade ſéche pour la Marine.
In der Stadt fahren beſtaͤndig Karren mit ſchwar-
zen Saͤcken herum. Ich wußte lange nicht, was das
ſeyn ſollte; das ſind die Schornſteinfeger, die ihren vielen
Ruß in Saͤcken auffaſſen, und aus der Stadt bringen
muͤſſen.
Den 5ten Jun.
Heute bekam ich noch zum Beſchluß meines hieſigen
Aufenthalts
Le Cabinet d’Ornithologie de Mr. le Doct.
Mauduit zu ſehen. Unſtreitig das ſchoͤnſte Voͤgelkabi-
net in Paris. Der Beſitzer iſt von der mediciniſchen
Facultaͤt, practicirt aber nicht, iſt reich, und ſtudirt fuͤr
ſich. Ein gar poſſirliches, kleines, bucklichtes Maͤnn-
chen, aber voller Geiſt und Leben. Das Kabinet beſteht
aus Kaſten mit Glasfenſtern, die man in die Schraͤnke
hineinſchieben und heraus ziehen kan. Aus allen Ge-
ſchlechtern waren Voͤgel da, alle ſehr wohl erhalten, nichts
als die bloſſe Haut mit den Federn ohne die geringſte Fa-
ſer. Er hatte einen Menſchen an der Hand, der ſie aus-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/360>, abgerufen am 23.11.2024.
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