Mauer von Ochsen- und Pferdeknochen etc. die auf solchen Roßplätzen gebraucht werden. Die Franzosen brauchen sie, die beinernen Knöpfe auszuschneiden; denn ich fand hernach überall im Weg die Reste, die Knochenscheiben mit den Löchern etc. die streuen sie auch in Weg hin, und lassen sie da verfaulen. Und wenn sie im Garten sitzen, so können sie die faulenden Knochen hinter und ums Bos- quet herum leiden; da brauchen sie dann ihre Flacons. Welch eine Thorheit! Sich den Gestank selber machen, damit man ihn durch künstliche, schädliche, kostbare Mit- tel vertreiben kan! ca donne de la force aux nerfs, -- sagen sie gleich, und da wird man eher einen Moh- ren weis waschen, als so einen plappernden Franzosen überzeugen, daß die stark riechenden Wasser grade das Gegentheil thun und die Nerven schwächen.
Ich sah heute eine Uhr, die einem reichen Kauf- manne gehörte, und 3000. Livers kostete. Sie war mit Diamanten besetzt, hatte hinten das Miniaturgemälde von seiner Maitresse in Emaille. Die Uhr selber war en Cylindre mit Repetition, und mit grün und rothem Laubwerk in Emaille verziert. Ich konnte sie nicht auf- machen, sie hatte eine Charniere perdue, oder en se- cret. Die Charniere war innen, sehr sein, grade gegenüber war nur ein merkbarer Punkt, wo man sie auf- machte. Also war die Uhr ganz rund, man sah aussen nichts von der Charniere. Am Ring, woran eine herrliche Kette hing, waren noch Steine.
Es ist bequem in Paris, daß man in die Maga- zins des Gazettes gehen kan, am Quai, da Thee etc. trinken, und deutsche, französische, holländische Zeitun- gen lesen, welche man will.
Den
Mauer von Ochſen- und Pferdeknochen ꝛc. die auf ſolchen Roßplaͤtzen gebraucht werden. Die Franzoſen brauchen ſie, die beinernen Knoͤpfe auszuſchneiden; denn ich fand hernach uͤberall im Weg die Reſte, die Knochenſcheiben mit den Loͤchern ꝛc. die ſtreuen ſie auch in Weg hin, und laſſen ſie da verfaulen. Und wenn ſie im Garten ſitzen, ſo koͤnnen ſie die faulenden Knochen hinter und ums Bos- quet herum leiden; da brauchen ſie dann ihre Flacons. Welch eine Thorheit! Sich den Geſtank ſelber machen, damit man ihn durch kuͤnſtliche, ſchaͤdliche, koſtbare Mit- tel vertreiben kan! ça donne de la force aux nerfs, — ſagen ſie gleich, und da wird man eher einen Moh- ren weis waſchen, als ſo einen plappernden Franzoſen uͤberzeugen, daß die ſtark riechenden Waſſer grade das Gegentheil thun und die Nerven ſchwaͤchen.
Ich ſah heute eine Uhr, die einem reichen Kauf- manne gehoͤrte, und 3000. Livers koſtete. Sie war mit Diamanten beſetzt, hatte hinten das Miniaturgemaͤlde von ſeiner Maitreſſe in Emaille. Die Uhr ſelber war en Cylindre mit Repetition, und mit gruͤn und rothem Laubwerk in Emaille verziert. Ich konnte ſie nicht auf- machen, ſie hatte eine Charniere perdue, oder en ſe- cret. Die Charniere war innen, ſehr ſein, grade gegenuͤber war nur ein merkbarer Punkt, wo man ſie auf- machte. Alſo war die Uhr ganz rund, man ſah auſſen nichts von der Charniere. Am Ring, woran eine herrliche Kette hing, waren noch Steine.
Es iſt bequem in Paris, daß man in die Maga- zins des Gazettes gehen kan, am Quai, da Thee ꝛc. trinken, und deutſche, franzoͤſiſche, hollaͤndiſche Zeitun- gen leſen, welche man will.
Den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0376"n="352"/>
Mauer von Ochſen- und Pferdeknochen ꝛc. die auf ſolchen<lb/>
Roßplaͤtzen gebraucht werden. Die Franzoſen brauchen<lb/>ſie, die beinernen Knoͤpfe auszuſchneiden; denn ich fand<lb/>
hernach uͤberall im Weg die Reſte, die Knochenſcheiben<lb/>
mit den Loͤchern ꝛc. die ſtreuen ſie auch in Weg hin, und<lb/>
laſſen ſie da verfaulen. Und wenn ſie im Garten ſitzen,<lb/>ſo koͤnnen ſie die faulenden Knochen hinter und ums Bos-<lb/>
quet herum leiden; da brauchen ſie dann ihre Flacons.<lb/>
Welch eine Thorheit! Sich den Geſtank ſelber machen,<lb/>
damit man ihn durch kuͤnſtliche, ſchaͤdliche, koſtbare Mit-<lb/>
tel vertreiben kan! <hirendition="#aq">ça donne de la force aux nerfs,</hi><lb/>—ſagen ſie gleich, und da wird man eher einen Moh-<lb/>
ren weis waſchen, als ſo einen plappernden Franzoſen<lb/>
uͤberzeugen, daß die ſtark riechenden Waſſer grade das<lb/>
Gegentheil thun und die Nerven ſchwaͤchen.</p><lb/><p>Ich ſah heute <hirendition="#fr">eine Uhr,</hi> die einem reichen Kauf-<lb/>
manne gehoͤrte, und 3000. Livers koſtete. Sie war mit<lb/>
Diamanten beſetzt, hatte hinten das Miniaturgemaͤlde<lb/>
von ſeiner Maitreſſe in Emaille. Die Uhr ſelber war<lb/><hirendition="#aq">en Cylindre</hi> mit Repetition, und mit gruͤn und rothem<lb/>
Laubwerk in Emaille verziert. Ich konnte ſie nicht auf-<lb/>
machen, ſie hatte eine <hirendition="#aq">Charniere perdue,</hi> oder <hirendition="#aq">en ſe-<lb/>
cret.</hi> Die <hirendition="#aq">Charniere</hi> war innen, ſehr ſein, grade<lb/>
gegenuͤber war nur ein merkbarer Punkt, wo man ſie auf-<lb/>
machte. Alſo war die Uhr ganz rund, man ſah auſſen<lb/>
nichts von der <hirendition="#aq">Charniere.</hi> Am Ring, woran eine<lb/>
herrliche Kette hing, waren noch Steine.</p><lb/><p>Es iſt bequem in <hirendition="#fr">Paris,</hi> daß man in die <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Maga-<lb/>
zins des Gazettes</hi></hi> gehen kan, am <hirendition="#aq">Quai,</hi> da Thee ꝛc.<lb/>
trinken, und deutſche, franzoͤſiſche, hollaͤndiſche Zeitun-<lb/>
gen leſen, welche man will.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Den</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[352/0376]
Mauer von Ochſen- und Pferdeknochen ꝛc. die auf ſolchen
Roßplaͤtzen gebraucht werden. Die Franzoſen brauchen
ſie, die beinernen Knoͤpfe auszuſchneiden; denn ich fand
hernach uͤberall im Weg die Reſte, die Knochenſcheiben
mit den Loͤchern ꝛc. die ſtreuen ſie auch in Weg hin, und
laſſen ſie da verfaulen. Und wenn ſie im Garten ſitzen,
ſo koͤnnen ſie die faulenden Knochen hinter und ums Bos-
quet herum leiden; da brauchen ſie dann ihre Flacons.
Welch eine Thorheit! Sich den Geſtank ſelber machen,
damit man ihn durch kuͤnſtliche, ſchaͤdliche, koſtbare Mit-
tel vertreiben kan! ça donne de la force aux nerfs,
— ſagen ſie gleich, und da wird man eher einen Moh-
ren weis waſchen, als ſo einen plappernden Franzoſen
uͤberzeugen, daß die ſtark riechenden Waſſer grade das
Gegentheil thun und die Nerven ſchwaͤchen.
Ich ſah heute eine Uhr, die einem reichen Kauf-
manne gehoͤrte, und 3000. Livers koſtete. Sie war mit
Diamanten beſetzt, hatte hinten das Miniaturgemaͤlde
von ſeiner Maitreſſe in Emaille. Die Uhr ſelber war
en Cylindre mit Repetition, und mit gruͤn und rothem
Laubwerk in Emaille verziert. Ich konnte ſie nicht auf-
machen, ſie hatte eine Charniere perdue, oder en ſe-
cret. Die Charniere war innen, ſehr ſein, grade
gegenuͤber war nur ein merkbarer Punkt, wo man ſie auf-
machte. Alſo war die Uhr ganz rund, man ſah auſſen
nichts von der Charniere. Am Ring, woran eine
herrliche Kette hing, waren noch Steine.
Es iſt bequem in Paris, daß man in die Maga-
zins des Gazettes gehen kan, am Quai, da Thee ꝛc.
trinken, und deutſche, franzoͤſiſche, hollaͤndiſche Zeitun-
gen leſen, welche man will.
Den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/376>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.